Lebensdaten
1841 – 1907
Geburtsort
Dlaschkowitz (Dlažkovice, Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
österreichischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116863854 | OGND | VIAF: 20442765
Namensvarianten
  • Schönborn, Friedrich Erwein Maria Carl Franz Graf von
  • Schönborn, Friedrich Graf von
  • Schönborn, Friedrich Erwein Maria Carl Franz Graf von
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Schönborn, Friedrich Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116863854.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Erwein (1812–81), Fideikommißherr auf Lukawitz usw., k. u. k. Kämmerer, seit 1861 erbl. Mitgl. d. Herrenhauses d. österr. RR, S d. Friedrich Karl (1781–1849) u. d. Maria Anna Freiin v. Kerpen (1784–1862);
    M Christine (1817–1902), T d. Friedrich August Gf. v. Brühl (1791–1856), auf Forst u. Pförten, u. d. Auguste Gfn. v. Sternberg-Manderscheid (1793–1820);
    4 B u. a. Karl (1840–1908, 1] Johanna Prn. v. Lobkowitz, 1840–72), 2] Zdenka Gfn. v. Sternberg, 1846–1915), Fideikommißherr auf Lukawitz, k. u. k. Kämmerer u. GR, erbl. Mitgl. d. Herrenhauses d. österr. RR, Franz (s. 3), Adalbert Joseph (1854–1924, Adelheid Prn. zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, 1865–1941), Jurist, Pol., Senatspräs., k. u. k. Kämmerer u. GR, 1885-1913 Abg. im böhm LT (s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen);
    5 Schw Anna Maria Auguste (1845–1909, Ernst Frhr. v. Gudenus, 1833–1914), Maria Elisabeth Augusta (1848–1905, Egon v. Schönberg-Roth-Schönberg, 1845–1908), Maria Wilhelmine Elisabeth (1851–1911), Maria Pauline Zoë (1861–1922, Zdenko Prinz v. Lobkowitz, 1858–1933);
    1869 Theresia (1843–1910), T d. Jaromir Gf. Czernin v. u. zu Chudenitz (1818–1908) u. d. Karoline Gfn. v. Schaffgotsch (1820–70); kinderlos; Schwägerinnen Marie Rudolfine Gfn. Czemin v. u. zu Chudenitz (1845–1922, Siegfried Altgraf zu Salm-Reifferscheid-Krautheim, 1835–98, Pol., s. NDB 22 Fam.art.), Karoline Gfn. Czernin v. u. zu Chudenitz (1847–1907, Johann Gf. v. Ledebur-Wicheln, 1842–1903, österr. Ackerbaumin., s. NDB VIII* ÖBL), Ernestine Gfn. Czernin v. u. zu Chudenitz (1848–1908, Karl Friedrich Fürst zu Oettingen-Oettingen u. Oettingen-Wallerstein, 1840–1905), Schwager Eugen Jaromir Franz Gf. Czernin v. u. zu Chudenitz (1851–1925, Franziska Gfn. v. Schönhurg-Hartenstein, 1857–1926), Franz Jaromir Eugen Gf. Czernin v. u. zu Chudenitz (1857–1932).

  • Biographie

    Nach einem Rechtsstudium an der Univ. Prag (Dr. iur. 1872) unternahm S. längere Auslandsreisen. Politisch engagiert (Mitgl. d. kath.-pol. Casinos in Prag u. d. Kath.-pol. Ver. f. d. Kgr. Böhmen), kandidierte er 1880 erfolglos für das Abgeordnetenhaus des Reichsrats. 1881 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses berufen, an dessen Tätigkeit er bis zuletzt aktiv teilnahm, wurde er im selben Jahr Statthalter für Mähren (bis 1888). Seine Amtszeit war vom Bemühen gekennzeichnet, die nationalen Spannungen auszugleichen; dt. Politiker warfen ihm einseitige Begünstigung der Tschechen vor. Als amtierender Statthalter bei den Landtagswahlen 1884 als Kandidat der Mittelpartei gewählt, nahm S. das Mandat wegen Widerstands seitens der Deutschen nicht an.

    1888 wurde S. zum Justizminister in der Regierung Taaffe berufen. Er übte dieses Amt bis zur Gesamtdemission der Regierung Windischgrätz 1895 aus. Unter Heranziehung fähiger Mitarbeiter (Emil Steinbach [1846–1907], Franz Klein [1854–1926]) wurde 1889 ein Strafgesetzentwurf eingebracht, der aus|politischen Gründen im Parlament nicht verabschiedet wurde; die von Klein erarbeitete Reform der Zivilprozeßordnung, der Jurisdiktionsnorm und der Exekutionsordnung wurde dagegen von S. geschickt durch die parlamentarischen Behandlungen gebracht und zu einem erfolgreichen Abschluß geführt. S. übte das Ministeramt in betont ausgleichendem und objektivem Sinn aus (Stellungnahmen gegen Antisemitismus, gelokkerte Handhabung d. Pressegesetze). Ergebnis seiner Teilnahme an den dt.-tschech. Ausgleichskonferenzen von 1890 waren u. a. die „Schönbornschen Sprachenverordnungen“.

    Ende 1895 zum Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofes bestellt, wußte S. die richterliche Unabhängigkeit gegen alle Beeinflussungsversuche, auch höchster Stellen, zu wahren. Der Steigerung des Ansehens und der Effizienz des Gerichts dienten auch interne Reformen (Geschäftsordnung), die er knapp vor seinem Tod durchführte.

    S. war auch publizistisch tätig. Seine kulturellen Interessen fanden in einer Reihe von Vereinsmitgliedschaften Ausdruck (Vorstand d. Ges. patriot. Kunstfreunde u. d. Kunstver. f. Böhmen, seit 1871 Präses d. Prager Dombauver. u. d. Matice Moravská in Brünn, 1901-07 Mitgl. d. Direktion d. Ges. d. Wiener Musikfreunde, 1905 Präs. d. Kuratoriums d. k. k. Üsterr. Mus. f. Ind. u. Kunst). Außerdem gehörte er der Anti-Duell-Liga und dem Kath. Schulverein für Österreich an.

  • Auszeichnungen

    k. k. Kämmerer (1881);
    GR (1883);
    Großkreuz d. Franz-Joseph-Ordens (1886);
    Orden d. Eisernen Krone I. Kl. (1889);
    Großkreuz d. Leopoldordens (1895);
    Jub. Erinnerungs-Medaille f. Zivil-Staatsbeamte (1898);
    Ehren-Rr. d. Malteser Ordens;
    Großoffz. d. franz. Ehrenlegion;
    Rr. I. Klasse d. ksl.-russ. St. Annen-Ordens

  • Werke

    Böhmen u. Oesterr., 1870;
    Randglossen z. Entwürfe e. neuen Strafgesetzes, 1878;
    Wirkungen d. Neuschule, 1881;
    Le Tribunal de la Haye, in: Revue bleu 38, 1901, Nr. 23;
    Begegnungen, in: Dt. Revue 27, 1902, Nr. 1;
    Richard Gf. Belcredi (Nekr.), in: BJ 7, 1905;
    zahlr. Art. in Ztgg. u. Zss. (u. a. Neue Freie Presse, Vaterland, Le Figaro [Paris])

  • Literatur

    H. Heller, Mährens Männer d. Gegenwart 1, 1885;
    G. Kolmer, Das Herrenhaus d. österr. RR, 1907, S. 113 ff.;
    Jur. Bll. 36, 1907, S. 618;
    E. Mayer, ebd. 37, 1908, S. 302;
    Právnik 46, 1907, S. 880;
    Allg. österr. Ger.-Ztg. 59, 1908, S. 4 ff.;
    Kunst u. Kunsthandwerk 11, 1908, S. 56;
    J. Schenk, in: BJ XII, S. 36-43 u. Tl.;
    ders., in: 60 J. Verw.ger.barkeit in Österr., 1936, S. 6 f.;
    M. Navrátil, Alm. československých právníku, 1930;
    A. Langer, Männer um d. österr. Zivilprozeßordnung 1895, 1990, S. 87-92;
    W. D. Godsey, Hofges. u. zweite Ges., in: Adler 19, 1997, S. 33-42;
    Ottův slovník naučný nové doby V/2;
    ÖBL;
    Biogr. Lex Böhmen.

  • Porträts

    Leipziger Ill. Ztg. Nr. 130, S. 13.

  • Autor/in

    Peter Urbanitsch
  • Zitierweise

    Urbanitsch, Peter, "Schönborn, Friedrich Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 397-398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116863854.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA