Schnütgen, Alexander
- Lebensdaten
- 1843 – 1918
- Geburtsort
- Steele/Ruhr bei Essen
- Sterbeort
- Weuste bei Listernohl
- Beruf/Funktion
- Domkapitular ; Sammler ; Kunsthistoriker ; Theologe ; Katholischer Theologe ; Priester ; Kunstsammler
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119138484 | OGND | VIAF: 71637497
- Namensvarianten
-
- Schnütgen, Joseph Wilhelm Alexander
- Schnütgen, Alexander
- Schnütgen, Joseph Wilhelm Alexander
- Schnütgen, Alexander
- Schnuetgen, Alexander
- Schnütgen, Johann W.
- Schnütgen, Johann Wilhelm Alexander
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Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * Regesta Imperii
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
V →Napoleon (1813–83), Kaufm. in St., S d. →Johann Wilhelm (1775–1840), aus W., Gutsbes. u. Reidemeister in W., u. d. Wilhelmine Heuel gen. Schnellen (1771–1863), aus Eichhagen b. Olpe;
M Josephine Vonessen (1817–95);
Ur-Gvv →Kaspar (1746–1823), Gutspächter, dann Gutsbes. in W., Schultheiß: 5 jüngere B u. a. Viktor, Dr. med., Geh. Sanitätsrat in St., →Emil (1844–1922), →Max (1851–1919), beide Priester;
N Therese Sawatzki, S.s Universalerbin, →Alexander (1883–1955), Dr. phil., Bibl. in Berlin, 1921-27 in Bonn, zuletzt Dir. an d. preuß. Staatsbibl., 1926 Vors., dann Ehrenvors. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein (s. L). -
Biographie
Nach dem Abitur in Essen 1860 studierte S. Theologie in Münster, Tübingen, Löwen und Mainz, wo er u. a. Vorlesungen bei →Friedrich Schneider (1836–1907) zur Kunstgeschichte und Liturgik besuchte. 1865 trat er in das Kölner Priesterseminar ein (Priesterweihe 1866). Angeregt durch den Kölner Weihbf. →Johannes Baudri (1804–93), Gründer des „Vereins für christl. Kunst“, entdeckte S. sein Interesse für unbeachtete Kunstschätze in Kirchenbesitz. 1867 erwarb er erste Gemälde (Nachlaß →Johann Anton Ramboux) und knüpfte während verschiedener Studienreisen Kontakte zu Händlern und Sammlern (u. a. Franz Bock, Aachen, Fritz Mayer van den Bergh, Antwerpen, →Franz Münzenberger, Frankfurt); zudem trat er in Verbindung sowohl zum politisch aktiven rhein. Katholizismus (Friedrich Baudri, →August Reichensperger) als auch zum preuß. Offizierskorps im Rheinland und zum Kölner Großbürgertum, was ihm kirchlicherseits auch Kritik eintrug. Als Mitglied in zahlreichen Kommissionen wurde S. bei der Restaurierung oder historistischen Neuausstattung ganzer Kirchenschätze (Fritzlar, Siegburg) und bedeutender Kirchenbauten (Aachener Münster, Bonner Münster, Braunschweiger Dom, Kathedrale v. Loreto, Ausstattung d. 1882 vollendeten Kölner Domes) zu einer gefragten Instanz. 1887 gründete er die „Zeitschrift für christliche Kunst“, als deren Herausgeber er mit kurzer Unterbrechung 1913/14 bis zu seinem Tod wirkte, und gewann dafür einen einflußreichen Autorenstamm (z. B. →Franz Xaver Kraus, Egid Beitz). Er selbst publizierte in der Zeitschrift zahlreiche fundierte Beiträge über von ihm gemachte Funde mittelalterlicher Kunstwerke und versuchte damit zugleich, Anregungen für das Kunstschaffen seiner Zeit zu liefern. Dadurch und mit der souveränen Organisation bedeutender Ausstellungen trug S. wesentlich zur Erforschung und Wahrnehmung der christl. Kunst des Mittelalters auf breiter Basis bei. Herausragend war die weitgehend seiner Initiative verdankte „Kunsthistorische Ausstellung zu Düsseldorf 1902“, zusammen mit →Paul Clemen und Albert Ludorff, mit weit über 1000 z. T. erstmals öffentlich gezeigten Exponaten mittelalterlicher Kunst. S. leistete damit, auch im Rahmen des blühenden kath. Vereinswesens, einen spezifischen Beitrag zur|national geprägten, konfessionellen Identitätsbildung in Deutschland und zum gründerzeitlichen Kulturbetrieb, obwohl er im Kulturkampf selbst nie politisch Position bezog. Bis zuletzt verteidigte er die Kunst des Mittelalters als einziges verbindliches Vorbild für das christl. Kunstschaffen seiner Zeit und kritisierte damit gleichzeitig neue Kunstrichtungen (Impressionismus, Jugendstil), auch innerhalb der kath. Kirche (Beuroner Reformbewegung). 1891-96 und 1900-06 amtierte er als Leiter des Diözesanmuseums in Köln, dessen Gründung er mit betrieben hatte. Zwischen 1903 und seinem Tod ließ S., wiederum in pädagogischer und pastoraler Absicht, aus eigenen Mitteln fünf kleinere Dorfkirchen und ein Schwesternhaus zur Erziehung der weiblichen Landjugend in seiner sauerländ. Heimat (u. a. in seinem Begräbnisort Listernohl) in historistischem Stil erbauen. Zum 40jährigen Priesterjubiläum schenkte er 1906 seine inzwischen rund 13 000 Objekte umfassende Sammlung der Stadt Köln, die dafür 1910 einen Anbau an dem von S. 1882 mitbegründeten Kunstgewerbemuseum errichtete und ihn zum Ehrenbürger ernannte. Seine postum erschienenen „Kölner Erinnerungen“ (1919) weisen S. als lebensklugen, zutiefst religiösen, gesellschaftlich gewandten und zielbewußten „Kulturmanager“ aus; Anekdoten über den groß gewachsenen, volkstümlichen Prälaten und seine verschmitzten Erwerbungstaktiken sind im Rheinland bis heute lebendig.
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Auszeichnungen
Vorstandsmitgl. in Kunstvereinen u. hist. Vereinen, zunächst im Rheinland, seit 1874 auch überregional;
Domherr (1887);
zahlr. in- u. ausländ. Orden;
Dr. theol. h. c. (Münster 1902);
Hon.prof. (Bonn 1903);
Dr. phil. h. c. (Löwen 1909);
Geistl. Rat (1913);
Ehrenbürger d. Amtes Attendorn (1916);
päpstl. Hausprälat. -
Werke
Weitere W Catalog e. Slg. v. Geweben u. Stickereien d. MA u. d. Renaissance, 1876;
Das Elsass u. d. Erneuerung d. kath. Lebens in Dtld. v. 1814 bis 1848, 1913 (Mikrofiche 1992);
– Verz. d. Schrr.
in: H. Westermann-Angerhausen (Hg.), 1993 (s. L);
– Autobiogr.: Kölner Erinnerungen, 1919 (P). -
Literatur
F. Witte (Hg.), in: Zs. f. Christl. Kunst 31, 1918, Nr. 11/12, S. 105-49;
A. Spiller, A. S. 1843-1918, in: Rhein. Lb. V, 1973, S. 191-211 (Qu, L, P);
ders., A. S. u. d. kunsthist. Ausst. in Düsseldorf 1902, in: Düsseldorfer Jb. 56, 1978, S. 70-97;
H. Westermann-Angerhausen (Hg.), A. S., Colligite fragmenta ne pereant, Gedenkschr. d. Kölner Schnütgen-Mus. z. 150. Geb.tag seines Gründers, 1993 (P);
DBJ I, Tl. 1914 (falsches Sterbedatum);
DBJ II, S. 319-22 u. Tl.;
BBKL 15;
LThK;
LThK²;
– zur Sammeltätigkeit:
G. Sporbeck, Mus. Schnütgen, Die liturg. Gewänder, Bestandskat., 2001;
– zu Alexander
(† 1955): M. Braubach, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 157, 1955, S. 1-5;
E. Hegel, ebd. 182, 1979;
L. Just, in: HJb. 76, 1957, S. 633-35;
Rhdb.;
Kürschner, Gel.-Kal. 1950;
– zur Fam.:
Alexander Schnütgen, in: Heimatstimmen aus d. Kreis Olpe 6, 1950, S. 327-30 (P);
N. Scheele, Ahnenliste väterlicherseits v. Domkapitular Prof. Dr. A. S., ebd., S. 330-32. -
Porträts
A. S. mit zwei Damen am Kaffeetisch, Bleistiftskizze v. A. Neven DuMont, 1892;
A. S. im Gespräch, Bleistiftskizze v. Ch. W. Ahlers, 1896;
Marmorbüste v. F. Seeböck, 1910;
A. S. in Chorkleidung, Öl/Lwd. v. L. Gf. v. Kalckreuth, 1910;
A. S. im Lehnstuhl, Öl/Lwd. v. C. Faust, 1918 (alle Köln, Mus. Schnütgen);
zahlr. Photogrr. (Köln. Rhein. Bildarchiv). -
Autor/in
Hiltrud Westermann-Angerhausen -
Zitierweise
Westermann-Angerhausen, Hiltrud, "Schnütgen, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 343-344 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119138484.html#ndbcontent