Lebensdaten
1890 – 1953
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
Kabarettist, Lyriker ; Übersetzer
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118630245 | OGND | VIAF: 49314
Namensvarianten
  • Weinert, Erich Bernhard Gustav
  • Erwin (Pseudonym)
  • Weinert, Erich
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Zitierweise

Weinert, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630245.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1854–1931), Ing. in M.;
    M Johanna Winterstein;
    1) Irma König (1898–1925), 2) 1926 Elisabeth (Li) Pitschmann (1899–1983, 1] N. N. Holms), Rezitatorin, Kabarettistin, Funktionärin aus B. (s. BHdE I; Biogr. Hdb. SBZ/ DDR);
    1 T aus 1) Marianne Lange-W. (1921–2005), Schriftst. (s. L).

  • Biographie

    Aus einer freireligiös und sozialdemokratisch gesinnten Familie stammend, besuchte W. 1896–1904 die Knabenbürgerschule in Magdeburg und absolvierte anschließend eine Lehre als Maschinenschlosser. 1908 begann er ein Studium an der Magdeburger Kunstgewerbeschule, das er 1910 an der Kgl. Kunstschule in Berlin fortsetzte und 1912 mit dem Zeichenlehrerexamen abschloß. Nach kurzer Tätigkeit als freier Graphiker sowie Militärund Kriegsdienst als Infanterieoffizier 1913–19 war er bis 1921 Kunstgewerbelehrer in Magdeburg, danach freier Schriftsteller und Kabarettist, seit 1923 in Berlin. Seit 1924 sympathisierte W. mit der KPD, der er 1929 beitrat und deren Kandidat er bei den Reichstagswahlen im Nov. 1932 und März 1933 war. 1928 zählte er zu den Mitbegründern und Vorstandsmitgliedern des der KPD nahestehenden „Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ und war 1929–32 Mitherausgeber der KPD-Zeitschrift „Die Linkskurve“. Zur Zeit der NS-Machtübernahme befand sich W. in der Schweiz, 1934 ging er ins Saargebiet und nach Frankreich, ein Jahr später auf Einladung des sowjet. Schriftstellerverbands nach Moskau. Von 1937 an nahm er u. a. als Frontberichterstatter am Span. Bürgerkrieg teil und war 1939 einige Monate im franz. Konzentrationslager Saint-Cyprien interniert, bevor er in die UdSSR zurückging, deren Staatsbürger er 1940 wurde. Seit 1941 am Dt. Volkssender in Moskau tätig, gehörte W. 1943 mit Walter Ulbricht (1893–1973) und Wilhelm Pieck (1876–1960) zu den Gründern des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD), einer Organisation von kriegsgefangenen dt. Soldaten und kommunistischen Emigranten. Bis zur Auflösung des NKFD 1945 war W. dessen Präsident. Nach Berlin zurückgekehrt, war er 1946–48 in der SBZ Vizepräsident der Dt. Zentralverwaltung für Volksbildung und 1948 / 49 Leiter der für Kunst und Literatur zuständigen Abteilung.

    W. war 1919–21 Mitglied der Magdeburger Künstlergruppe „Die Kugel“, in deren Zeitschrift seine Gedichte zunächst erschienen, später schrieb er u. a. für „Simplicissimus“, „Eulenspiegel“, „Die Weltbühne“ und „Die Rote Fahne“. Während seine politisch-satirischen Verse, die er seit 1921 auch im Leipziger Kabarett „Die Retorte“ und seit 1923 im Berliner Künstlercafé „Kü-Ka“ darbot, noch an die Lyrik Christian Morgensterns erinnern, tragen seine seit Mitte der 1920er Jahre entstandenen und von ihm meist im Soloprogramm (W.-Abende) und bei KPD-Kundgebungen vorgetragenen Gedichte zunehmend appellhaften Charakter. W. war 1924 an der von Erwin Piscator (1893–1966) inszenierten „Revue Roter Rummel“ beteiligt, gründete 1926 mit Leon Hirsch (1886–1954) und Karl Schnog (1897–1964) das Berliner Kabarett „Die Wespen“ und wurde als politischer Dichter populär („Roter Wedding“, 1929, vertont v. H. Eisler); 1931 erhielt er siebenmonatiges Redeverbot in Preußen (Lex W.). Von W. stammt auch der Text des Lieds der Internationalen Brigaden im Span. Bürgerkrieg. Im sowjet. Exil übersetzte W. literarische Werke aus dem Französischen, Russischen und Ukrainischen und verfaßte nach dem dt. Überfall auf die UdSSR an Wehrmachtssoldaten gerichtete Aufrufe und Gedichte, die auf Flugblättern verbreitet wurden, die er 1942 an der Stalingrader Front aber auch selbst vortrug. Seine Erlebnisse verarbeitete er in dem tagebuchartigen „Memento Stalingrad“ (1951, ³1953, tschech., slowak., ungar. 1953, chines. 1956), erste Notizen erschienen u. d. T. „Erziehung vor Stalingrad“ (1943, engl. 1944).

    W. gab die „Erinnerungen“ (1952, ²1962) des Künstlers und Schriftstellers Heinrich Vogeler (1872–1942) heraus, mit dem ihn im sowjet. Exil eine Freundschaft verband. In der DDR galt W. als Prototyp des Arbeiterdichters, zahlreiche Kunstpreise sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen wurden nach ihm benannt. W. war Vorbild des westdt. Kabarettisten Dietrich Kittner (1935–2013, s. W).

  • Auszeichnungen

    |Nat.preis d. DDR f. Kunst u. Lit. (III. Kl. 1949;
    I. Kl. 1952);
    Gründungsmitgl. d. Ak. d. Künste, Berlin (Ost), Sektion Lit. u. Sprachpflege (1950);
    Ehrenbürger d. Stadt Magdeburg (1950);
    Mitgl. d. PEN-Zentrums Dtld. (1951);
    E.-W.-Medaille, Kunstpreis d. FDJ (1957–89);
    E.-W.-Preis d. Stadt Magdeburg (seit 1957);
    Geb.haus, Magdeburg: Lit.haus Magdeburg (1993, 1961 als Gedenkstätte „E. W.“ eröffnet;
    Gedenktafel, vor 1990;
    E.-W.-Dauerausst. 1990);
    E.-W.-Ensemble (Künstlerensemble d. NVA, 1956–90);
    VEB Schwerarmaturenwerk, später Meßgerätewerk „E. W.“, Magdeburg (1952–60, 1965–90);
    VEB Braunkohlenwerk „E. W.“, Deuben (um 1953–90);
    Fachschule f. Bibliothekare „E. W.“, Leipzig (1954–90);
    43. Flugabwehr (Fla)-Raketenbrigade „E. W.“ d. NVA (1971–90);
    Päd. Hochschule „E. W.“, Magdeburg (1972–90);
    E.-W.-Bibl., Berlin-Marzahn (1982);
    zahlr. Schulen „E. W.“, E.-W.-Straßen u. -Siedlungen, u. a. Berlin-Niederschönhausen (mit Gedenkwand, 1953);
    E.-W.-Park, Berlin-Prenzlauer|Berg;
    Briefmarken d. Dt. Post, 1965, 1990;
    Gedenktafel Ehem. Kunstgewerbeschule, Magdeburg (1990);
    Künstlerkolonie Berlin, Kreuznacher Str. 34, B.-Wilmersdorf (2003).

  • Werke

    Weitere W Der verbogene Zeitspiegel, 1923;
    Der Gottesgnadenhecht, 1923 (Buchumschlagzeichnung v. W.);
    Affentheater, 1925;
    1928, 1928 (Ill. v. W.);
    Pol. Gedichte, 1928;
    E. W. spricht Gedichte, 1930;
    Ausgew. Gedichte, 1932;
    Es kommt d. Tag, 1934, 1944;
    Pflastersteine, 1934;
    Rot Front, 1936;
    Gedichte, 1936;
    An d. dt. Soldaten, 1942 / 43;
    Der Tod fürs Vaterland, 1942;
    Gegen d. wahren Feind, 1944;
    Rufe in d. Nacht, 1947;
    Kap. II d. Weltgesch., 1947, ³1954;
    Gedichte, 1949;
    Das Zwischenspiel, 1950, ³1953;
    Gedichte, 1950;
    Camaradas, 1951, ²1956, Neuausg. 1974;
    Gedichte, hg. v. H. Marquardt, 1954, ¹³1970;
    E. W. erzählt, hg. v. R. Engel, 1955;
    Ges. Werke, hg. v. L. Weinert, 10 Bde., 1955–60;
    Das Nat.komitee „Freies Dtld.“ 1943–45, 1957;
    Ges. Gedichte, 7 Bde., 1970–87;
    Ein Lesebuch, hg. v. F. Leschnitzer, 1961, ⁹1983;
    Kinder, schaut mal wie wir fliegen, 1959, ⁵1976;
    Genauso hat es damals angefangen, Ein E.-W.-Lesebuch, hg. v. R. Arnswald, 2004;
    Hg.: Trotz alledem!, 1938;
    Dem Genius der Freiheit, Dichtungen um Stalin, 1939;
    Überss.: Stalin im Herzen d. Völker, Nachdichtungen, 1939;
    Lieder um Stalin, 1949, 1951, ²1952;
    E. Pottier, Gedichte, 1939;
    M. Lermontow, Der Dämon, 1940;
    T. Schewtschenko, Die Haidamaken u. andere Dichtungen, 1951;
    Ölgem., Zeichnungen u. a. s. D. Fechner, Künstler. Bildnisse (s. L), S. 7 f.;
    Vertonungen: P. Arma;
    H. Eisler, 1928–57;
    H. L. Kormann;
    H. Münzer, Chanson-Zyklus n. Texten v. E. W., UA Berlin 2003;
    Tonträger: Die Herrenpartie, 1959;
    Der rote Feuerwehrmann, 1962 (gesprochen u. a. v. E. W.);
    Den Gedanken Licht […], 1965;
    Rote Lieder […], 2 Schallplatten, 1967, ²1978;
    D. Kittner, Der rote Feuerwehrmann, e. E.-W.-Revue, 1978, ²1999;
    E. W. spricht, 1989 (gesprochen u. a. v. E. W.);
    Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin(lit. T.);
    Lit.haus Magdeburg (künstler. T.);
    Stiftung Archiv d. Parteien u. Massenorganisationen d. DDR im BA Berlin(pol. T.).

  • Literatur

    |Marianne Lange-Weinert, Mädchenjahre, 1958;
    I. Emmrich, Die ges. Problematik u. d. künstler. Bed. d. agitator.-polem. Lyrik seit 1920 unter bes. Berücksichtigung d. Lebenswerkes v. E. W., 1954;
    E. W., Dichter u. Tribun, hg. v. d. Dt. Ak. d. Künste zu Berlin, 1965;
    D. Posdzech, Das lyr. Werk E. W.s, Zum Verhältnis v. operativer Funktion u. poet. Gestalt in d. pol. Lyrik, 1973;
    W. Preuß, E. W., Sein Leben u. Werk, 1970, ⁹1987;
    ders., E. W., Bildbiogr., 1970, ²1976 (P);
    F. Hippmann, E. W., Weg u. Wirken, 1983;
    F. Beyer, Zur kulturpol. Mitarb. d. Schriftst. E. W., Th. Plivier, J. R. Becher u. W. Bredel beim Aufbau d. Grundlagen e. sozialist. Verlagswesens […], 1985;
    J. Schebera, Spurensuche, E. W., P. Arma, antifaschist. Massenlieder 1934 / 35, in: Weimarer Btrr. 31, 1985, S. 1010–15;
    D. Fechner, Künstler. Bildnisse v. E. W., in: Marginalien 100, 1986, S. 6–15;
    Bleibendes u. Zeitgebundenes in d. Dichtung E. W.s, hg. v. d. Bez.komm. d. Künste […], 1988 (Symposion);
    G. Miketta, Die Pflege d. lit. Erbes E. W.s in d. DDR […], 1989;
    S. P. Scheichl, Gilm-Palimpseste, H. Pataki, E. W., G. Trakl, Formen d. Intertextualität, in: Mitt. aus d. Brenner-Archiv 10, 1991, S. 24–38;
    W. Beck, Jura Soyfer u. d. dt. Satiriker Tucholsky, Mehring u. W., in: Die Welt d. Jura Soyfer, hg. v. H. Arlt, 1991, S. 177–203;
    W. Schütte, E. W. u. H. Reimann, Zwei ungleiche Freunde, in: „Halb erot., halb pol.“, Kabarett u. Freundschaft b. K. Tucholsky, hg. v. S. Oswalt u. R. Links, 2000, S. 117–32;
    BHdE I;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    Magdeburger Biogr. Lex.;
    Berliner Biogr. Lex.;
    Wer war wer in d. DDR?;
    Killy;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Selbstbildnis, Ölgem., 1911, u. dass., Holzschnitt, 1913, Abb. in: W. Preuß, E. W., Bildbiogr. (s. L), S. 15;
    Zeichnung, v. H. Vogeler, 1940, Gipsbüste v. S. Baldamus, 1951, Totenmaske u. Hände, Gips, v. W. Lammert, 1953, u. Bleistiftzeichnung v. W. Höpfner, 1958 (alle Lit.haus Magdeburg);
    Ölgem. v. W. Hippel (Ak. d. Künste, Berlin);
    Bronzebüste v. I. Hunzinger, 1953 (ehem. Kabelwerk Oberspree, Berlin, Verbleib unbek.);
    vergoldetes Relief (E.-W.-Medaille), Künstler unbek., 1957 (Stadtgeschichtl. Mus. Leipzig);
    Bronzebüste v. J. Sendler, 1965 (ehem. Gedenkstätte „E. W.“, Magdeburg, seit 1983 E. W.-Schule, Gorki, UdSSR);
    Bronzestatue v. dems., 1966 / 67 (Lit.haus Magdeburg);
    Nat.komitee Freies Dtld. (Gruppenbildnis), Öl/ Tempera, v. W. Tübke, 1969 / 70 (mehrere Fassungen: Staatl. Museen zu Berlin Preuß. Kulturbes., Nat.gal.;
    Mus. d. bildenden Künste, Leipzig;
    Mil.hist. Mus. Dresden;
    mehrere Skizzen u. Stud. dazu, Privatbes.);
    Bronzebüste v. H. Eickworth, 1970, mehrere Abgüsse;
    Bronzerelief v. H. Apel, 1971 (Rathaustür, Magdeburg);
    Bronzemedaille v. G. Lichtenfeld, 1980;
    Schulterskulptur u. Bronzereliefs v. A. F. Schwarzbach geb. Lobeck, 1980 (E.-W.-Park, Berlin-Prenzlauer Berg);
    Sandsteinstatue v. H. Burschik, 1983 / 84 (Freilichtbühne „E. W.“, Frankfurt/ O.);
    Steinbüste, anon. (Seelow).

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Weinert, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 635-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630245.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA