Lebensdaten
1904 – 1983
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Regisseur ; Theaterintendant
Konfession
-
Normdaten
GND: 118753983 | OGND | VIAF: 50020918
Namensvarianten
  • Schalla, Hans

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Zitierweise

Schalla, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753983.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Kaufm.;
    M N. N.;
    1) N. N., 2) Helga Siemers, Schausp. (s. Kürschner, Biogr. Theater-Hdb., 1956).

  • Biographie

    S. absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, bevor er sich dem Schauspielerberuf zuwandte und 1922 am Dt. Schauspielhaus in Hamburg debütierte. In den 20er Jahren führten ihn Engagements nach Berlin, Breslau, Darmstadt, Bremen, Altona und an die Hamburger Kammerspiele. Seit 1930, als er hier erstmals inszenierte, arbeitete S. als Regisseur auch in Kassel, Essen, Erfurt sowie in der Funktion eines Oberspielleiters in Stettin, Gera und Aachen. 1940 holte ihn Gustaf Gründgens (1899–1963) als Gastregisseur an das Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, wo er mit der Inszenierung des Grillparzerstücks „König Ottokars Glück und Ende“ Aufsehen erregte.

    Nach kurzer Tätigkeit in Weimar 1945 gründete S. 1946 in Köln ein für die Nachkriegszeit charakteristisches Zimmertheater. 1947 wechselte er als Oberspielleiter erneut zu Gründgens, damals Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses. 1949 wurde S. schließlich zum Generalintendanten des Schauspielhauses in Bochum bestellt. Hier begründete er seinen Ruf als moderner Shakespeareregisseur und machte sich als Übersetzer und Bearbeiter Shakespearescher Dramen einen Namen. Seine Inszenierungen zeitgenössischer Autoren wurden wegweisend. 1962 übernahm er zudem die künstlerische Leitung der Westfäl. Schauspielschule. 1972 übergab er die Generalintendanz an Peter Zadek (* 1926) und zog sich in seine Heimatstadt Hamburg zurück.

    S.s Bühnenkarriere als Schauspieler fiel in die Zeit des expressionistischen Theaters. Diese Epoche prägte auch seinen Inszenierungsstil, zumal sein großes Regievorbild Leopold Jeßner (1878–1945) ein Hauptvertreter dieser Richtung war. Jeßners Prinzipien einer symbolischen, antinaturalistischen, szenischen Vereinfachung, einer ideellen Konzentrierung und dynamischen Straffung kennzeichneten v. a. S.s Klassikeraufführungen. Die Notsituation der Theater nach dem 2. Weltkrieg, die Zerstörung der Spielstätten und des Fundus inspirierten S. wie andere Regisseure seiner Generation zu einer puritanischen und direkten, auf das dichterische Wort bezogenen Aufführungspraxis. In dem von ihm geleiteten Zimmertheater in Köln ließ er die Schauspieler in Straßenkleidung auf einem leeren Podium ohne Szenerie auftreten. Wie der Regisseur Jürgen Fehling (1885–1968), S.s Vorbild dieser Jahre, entwickelte er im Gegensatz zum Illusionstheater des 3. Reiches ein antiillusionistisches Schauspielertheater ohne dekorativen Ballast. In Bochum knüpfte S. an die Klassikertradition seines Vorgängers Saladin Schmitt (1883–1951) an, begann jedoch im Gegensatz zu diesem die Klassiker zu entmythologisieren und ihre moderne und zeitlose Substanz freizulegen. Mit seinen vielbeachteten Aktualisierungen etwa von Büchners „Woyzek“ (1949), Shakespeares „Hamlet“ (1951/52), Goethes „Faust I“ (1956) und Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1960), die er in den kahlen, weiten Räumen und vereinfachten, grellfarbigen Kostümen seines kongenialen Ausstattungschefs Max Fritzsche (1906–99) inszenierte, prägte er einen neuen „Bochumer Stil“. Zudem brachte er von den Nationalsozialisten verbotene Autoren und zeitgenössische Dramatiker wie B. Brecht, R. Hochhuth, J. P. Sartre, J. Anouilh, A. Miller und T. Wilder zur Aufführung. Durch Gastspiele in anderen Ländern (u. a. „Der Teufel u. d. liebe Gott“, J. P. Sartre, Internat. Theaterfestspiele, Paris 1956) errang das Bochumer Schauspielhaus unter seiner Ägide den Ruf einer international bedeutenden Bühne.|

  • Auszeichnungen

    Prof. (1967).

  • Werke

    Schauspielrollen u. a. Japhet in: Die Sündflut, v. E. Barlach, Breslau 1924;
    Camille in: Dantons Tod, v. G. Büchner, Darmstadt 1925;
    Fritz in: Revolte im Erziehungshaus, v. P. M. Lampel, Kammerspiele Hamburg, 1929/30;
    Musikus Miller in: Kabale u. Liebe, v. F. Schiller, Bochum 1951/52;
    Pastor Moser in: Die Räuber, v. F. Schiller, Düsseldorf 1951/52;
    Regie
    u. a. in Düsseldorf: Scherz, Satire, Ironie…, v. Ch. D. Grabbe, 1947;
    Die Weber, v. G. Hauptmann;
    Der Sohn, v. W. Hasenclever;
    Draußen vor der Tür, v. W. Borchert, alle 1948;
    in Bochum: Maß f. Maß, v. W. Shakespeare, 1949;
    Wallenstein, v. F. Schiller, 1949;
    Romeo u. Jeanette, v. J. Anouilh, 1949/50;
    Der Tod des Handlungsreisenden, v. A. Miller, 1950/51;
    Intermezzo, v. J. Giraudoux, 1953/54;
    Der Teufel u. d. liebe Gott, v. J. P. Sartre, 1955/56;
    Die Glasmenagerie, v. T. Williams, 1956/57;
    König Lear, v. W. Shakespeare, 1963;
    Troilus u. Cressida, v. dems., 1964;
    Der Stellvertreter, v. R. Hochhuth, 1964;
    Ein Duft v. Blumen, v. J. Saunders, 1965;
    Rosenkranz u. Güldenstern, v. T. Stoppard, 1966;
    Erschwerte Möglichkeit d. Konzentration, v. V. Havel, 1970;
    Kg. Heinrich V., v. W. Shakespeare, 1972;
    Schr.:
    Wider die Illusion u. d. Vorhang, in: Der Mittag v. 30.11.1949.

  • Literatur

    A. Schulze Vellinghausen, Theaterkritik, 1952–60, 1961;
    K. Dörnemann, Schauspiel in Bochum, 1963;
    Bochumer Aspekte 69, 1969;
    H.-P. Doll, H. S., 1983;
    C. B. Sucher, in: SZ v. 23.8.1983;
    J. S., in: FAZ v. 25.8.1983;
    U.-K. Ketelsen, Ein Theater u. seine Stadt, 1999;
    K. Dörnemann, Was für e. Theater, 2003;
    Kosch, Theater-Lex.

  • Autor/in

    Ulrike Krone-Balcke
  • Zitierweise

    Krone-Balcke, Ulrike, "Schalla, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 552-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753983.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA