Lebensdaten
1863 – 1937
Geburtsort
Rotterdam
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspielerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118605429 | OGND | VIAF: 27193875
Namensvarianten
  • Sandrock, Adele
  • Feldern-Förster, Adele
  • Sandrock, Adèle Caroline
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sandrock, Adele, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605429.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard Othello (1834–97), dt. Offz., später Comptoir in e. Schiffsreederei in R.;
    M Johanna Simonetta (Nans, Nancy) ten Hagen (1833–1917), holl. Schausp.;
    Schw Wilhelmine (1861–1948), Schausp. (s. Kosch, Theaterlex.³; W), B Christoph (1862–1924), Maler, Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³); evtl. 1 unehel. S, offiziell N Edgar (* 1890er J., 1927), Schausp., verschollen in Südamerika.

  • Biographie

    S. wuchs in Rotterdam und Berlin auf. Hier besuchte sie 1875-77 die Höhere Töchterschule und erhielt erstmals dt.sprachigen Unterricht. Unter dem dominanten Einfluß ihrer Mutter kamen sie und ihre Schwester Wilhelmine früh zum Theater. Erste Engagements erhielt S. seit 1877 in Meiningen, Berlin, Moskau und Wien. Während Wilhelmine 1884 am Wiener Burgtheater engagiert wurde, durchlief S. weitere Stationen, wobei sie 1887-89 am Dt. Theater in Budapest erstmals größere Rollen spielte. Nachdem diese Verpflichtung durch den Brand des Theaters beendet worden war, bekam S. am Theater an der Wien eine Hauptrolle: Als „Iza“ in der Premiere von Alexandre Dumas' „Der Fall Clemenceau“ gelang 1889 der Durchbruch. Daraufhin erhielt sie ein mehrjähriges Engagement am Dt. Volkstheater in Wien und stieg als Verkörperung einer Femme fatale zum Schauspielstar der „Wiener Moderne“ auf. Der Wortführer dieser Bewegung, Hermann Bahr (1863–1934), attributierte ihrer Schauspielkunst das Modewort dieser Zeit, das „Nervöse“, und bezeichnete sie als „größte dt. Schauspielerin“.

    1893 begegnete sie Arthur Schnitzler (1862–1931), in dessen im selben Jahr uraufgefürten „Märchen“ sie die Hauptrolle spielte. Die turbulente Liaison endete fast zeitgleich mit S.s Debut am Burgtheater, wo sie 1895 die „Maria Stuart“ gestaltete und schon durch ihr vom Modeschöpfer Christoph Drecoll (1851–1940) kreiertes Kostüm zum Gespräch ganz Wiens wurde. Sarah Bernhardt und Eleonore Düse nacheifernd, gab S. 1898 ihr Engagement am Burgtheater auf und ging 1899 auf internationale Tournee. Ein Grund für den Eklat, den S.s Kündigung ihrer lebenszeitlichen Berufung an das Burgtheater auslöste, lag in der unerwünschten Konkurrenz, die S. in der letzten Phase ihres Engagements durch die 19jährige Kollegin Lotte Medelsky (1879–1960) erhalten hatte. S.s Tourneetätigkeit scheiterte letztlich, das fortschreitende Alter führte zunehmend zu Problemen. 1902 kehrte sie notgedrungen an das Dt. Volkstheater nach Wien zurück, um auch Mutter und Schwester zu ernähren, die ihren Beruf aufgegeben hatten.

    Neue künstlerische Hoffnung erhielt S. 1905 durch das Engagement an Max Reinhardts Dt. Theater in Berlin. Aber dem Schauspielstar alter Prägung fiel die Integration in das gewollt homogene Ensemble des ersten großen Vertreters des Regietheaters schwer. Kaum beschäftigt und gedemütigt durch den Vertragspassus, auch „ältere“ Frauenrollen spielen zu müssen, wurde S. 1910 damit konfrontiert, daß ihr Vertrag nicht verlängert wurde. Hungerjahre an Provinzbühnen folgten; eine Heirat mit dem geliebten Schriftsteller Alexander Roda Roda (1872–1945) war um die Jahrhundertwende durch ihre Mutter vereitelt worden.

    Mit der Übernahme zahlreicher Filmangebote bereits in den 10er und 20er Jahren legte S. die Basis für eine 2. Karriere: Sie wurde zum Alt-Star des dt. Stumm- und Tonfilms der 20er und 30er Jahre (Der Kongreß tanzt, 1931; Morgenrot, 1933; Die engl. Heirat, 1934; Amphitryon, 1935; Der Favorit d. Kaiserin, 1936) und spielte mit berühmten Partnern wie Willy Fritsch, Marianne Hoppe, Lilian Harvey, Harald Paulsen und Heinrich George. Letztlich unfreiwillig wechselte sie ihr Rollenfach, indem sie ihren mittlerweile antiquierten Schauspielstil nicht veränderte und so zu einer Parodie ihrer selbst wurde. In den Rollenkostümen ihrer vergangenen Wiener Glanzzeit, die sie umgeschneidert noch in Filmen der 30er Jahre trug, wurde sie so jedoch zur Identifikationsfigur einer durch die gesellschaftlichen Umbrüche irritierten älteren Generation.|

  • Auszeichnungen

    Grabdenkmal v. K. Zinsler, 1938.

  • Werke

    Mein Leben, hg. u. erg. v. Wilhelmine Sandrock, 1940 (Autobiogr.); – Briefe: O. Pausch, Rebellakatzenthier u. Artilleriehund, Die Affäre A. S.s mit Alexander Roda 1900/1901, Mit e. Ed. sämtl. Korr. (P);.|

  • Nachlass

    Nachlaß: Dt. Theatermus., München (P).

  • Literatur

    H. Bahr, Wiener Theater (1892–1898), 1907;
    M. Zellinger, A. S. in Wien, Diss. Wien 1947;
    W. Renger, A. S., Diss. München 1950;
    R. Wagner, A. S. u. Arthur Schnitzler, Gesch. e. Liebe in Briefen, Bildern u. Dok., 1975 (P);
    G. Buxbaum, Mode aus Wien 1815-1938, 1986, bes. S. 297 ff. (P);
    J. Ahlemann, A. S., Geschichten e. Lebens, 1987;
    dies., „Ich bleibe d. gr. Adele“, Die S., 1988;
    F. Rothe, Arthur Schnitzler u. A. S., 1997;
    C. Balk, Pathos u. Komik, Von „Der S.z. Adele, Ausst.kat. Dt. Theatermus. in München, 1997 (Filmogr., Rollenverz., P);
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1987, S. 158-60;
    Lex. Filmschauspieler Internat., 1995 (Filmogr.);
    C. B. Sucher, Theaterlex., ²1999;
    Lex. d. dt. Film- u. TV-Stars, 2000 (P);
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    CineGraph (Filmogr.);
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien (P); Lit. Biogrr.:
    A. Schnitzler, Das Haus Delorme (UA 1900;
    erstmals gedr. in: Ver Sacrum, 1970, S. 46-55, wieder in R. Wagner [s. o.], S. 345-64);
    A. Roda Roda, Roda Rodas Roman, 1925.

  • Porträts

    Zeichnung v. B. F. Dolbin, in: ders., Zeitgenossen, 1981, S. 145.

  • Autor/in

    Claudia Balk
  • Zitierweise

    Balk, Claudia, "Sandrock, Adele" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605429.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA