Kaletsch, Konrad
Kaletsch, Konrad (Conrad)
1898 – 1978
Manager
- Lebensdaten
- 1898 – 1978
- Geburtsort
- Kassel
- Sterbeort
- Düsseldorf
- Beruf/Funktion
- Manager ; Jurist
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 118864300 | OGND | VIAF: 37713952
- Namensvarianten
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- Kaletsch, Conrad
- Kaletsch, Konrad
- Kaletsch, Conrad
- Caletsch, Conrad
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Konrad Kaletsch war über ein halbes Jahrhundert hinweg einer der führenden Manager des Flick-Konzerns. Als Cousin des Konzerngründers Friedrich Flick (1883–1972) zählte er zu dessen frühesten und loyalsten Mitarbeitern und blieb bis zu seinem Tod aktiv in der Konzernführung, wo er v. a. finanzielle Fragen bearbeitete. Kaletsch, der an allen zentralen Entscheidungen der Konzernspitze beteiligt war, wurde im 5. Nürnberger „Nachfolgeprozess“ 1947 angeklagt, jedoch freigesprochen.
Lebensdaten
Geboren am 18. Dezember 1898 in Kassel Gestorben am 18. September 1979 in Düsseldorf Grabstätte Friedhof in Kreuztal Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
18. Dezember 1898 - Kassel -
Genealogie
Vater Albert Kaletsch 14.10.1867–20.4.1927 aus böhmischer Familie, die sich im 17. Jahrhundert bei Marburg an der Lahn niederließ; aus Kreuztal (Siegerland); Gastwirt und Kaufmann ebenda und in Kassel Großvater väterlicherseits Conrad Kaletsch 28.11.1840–31.3.1907 Gastwirt in Kreuztal Großmutter väterlicherseits Maria Elisabeth Henriette Kaletsch, geb. Münker 26.6.1836–29.12.1925 aus Krombach (Siegerland) Mutter Wilhelmine Kaletsch, geb. Flick geb. 13.11.1867 Großvater mütterlicherseits Johann Wilhelm Flick 10.7.1825–8.2.1896 aus Ernsdorf (Siegerland); Wagner ebenda Großmutter mütterlicherseits Juliana Justine Flick, geb. Würth (Wirth) 30.7.1826–16.1.1881 aus Hilchenbach bei Siegen Urgroßvater mütterlicherseits Wilhelm Flick 11.11.1800–11.3.1865 aus Dreisbach (Siegerland) Schwester Berta Schöneborn, geb. Kaletsch 16.11.1894–24.4.1946 aus Kreuztal Schwager Hermann Schöneborn geb. 28.3.1892 aus Iserlohn (Westfalen); Dr. med. 1. Heirat 1927 in Berlin-Spandau Ehefrau Auguste Ottilie Prager geb. 19.1.1896 aus Spandau bei Berlin Schwiegervater Wilhelm Otto Emil Prager Kaufmann in Spandau Schwiegermutter Agnes Clara Prager, geb. Becker Sohn Otto A. (Albert) Kaletsch 1927–2015 Patensohn von Friedrich Flick; Unternehmensberater; Ehrenvorsitzender des Vorstandes der Konrad-Kaletsch-Stiftung; 2002 Ehrenring der Stadt Kreuztal Scheidung 27.8.1932 Berlin 2. Heirat 29.5.1935 in Berlin-Schmargendorf 2. Ehefrau Maria Gertrud (Gerta) Kaletsch, geb. 2.2.1892 aus Krefeld Cousin mütterlicherseits Friedrich Flick 1883–1972 Unternehmer Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Kaletsch, Konrad (1898 – 1978)
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Vater
Albert Kaletsch
14.10.1867–20.4.1927
aus böhmischer Familie, die sich im 17.·Jahrhundert bei Marburg an der Lahn niederließ; aus Kreuztal (Siegerland); Gastwirt und Kaufmann ebenda und in Kassel
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Großvater väterlicherseits
Conrad Kaletsch
28.11.1840–31.3.1907
Gastwirt in Kreuztal
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Großmutter väterlicherseits
Henriette Kaletsch
26.6.1836–29.12.1925
aus Krombach (Siegerland)
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Mutter
Wilhelmine Kaletsch
geb. 13.11.1867
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Großvater mütterlicherseits
Johann Wilhelm Flick
10.7.1825–8.2.1896
aus Ernsdorf (Siegerland); Wagner ebenda
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Großmutter mütterlicherseits
Juliana Flick
30.7.1826–16.1.1881
aus Hilchenbach bei Siegen
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Schwester
Berta Schöneborn
16.11.1894–24.4.1946
aus Kreuztal
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1.·Heirat
in
Berlin-Spandau
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Ehefrau
Auguste Ottilie Prager
geb. 19.1.1896
aus Spandau bei Berlin
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2.·Heirat
in
Berlin-Schmargendorf
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Ehefrau
Auguste Ottilie Prager
geb. 19.1.1896
aus Spandau bei Berlin
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Biografie
Kaletsch absolvierte 1915 in Kassel die Realschule mit der Mittleren Reife und begann anschließend eine kaufmännische Lehre bei der Buderus’schen Handelsgesellschaft in Hamburg, wo er nach dem Kriegsdienst 1917/18 angestellt wurde. Mit Unterstützung seines Cousins Friedrich Flick (1883–1972) nahm Kaletsch 1919 ein Studium an der Handelshochschule/Universität Köln auf und besuchte wirtschaftswissenschaftliche, juristische und technische Kurse, schloss das Studium jedoch nicht ab.
1922 trat Kaletsch in die Dienste Flicks und war bei verschiedenen Konzerngesellschaften als kaufmännischer Angestellter tätig. 1925 erhielt er Prokura und wechselte zur AG Charlottenhütte. Zeitlebens blieb er in der Konzernzentrale und wurde zum engsten Mitarbeiter seines Cousins, was sich in der großen Zahl von Vorstands-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsratsmandaten ausdrückte, die er bis 1945 u. a. bei der Charlottenhütte, der Mitteldeutschen Stahlwerke AG, der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte, der Essener Steinkohlenbergwerke AG, der Harpener Bergbau AG, der Hochofenwerk Lübeck AG und der Mercur Gesellschaft für Industrieunternehmungen mbH übernahm. 1927 berief Flick ihn zu einem von zwei (ab 1940 drei) Generalbevollmächtigten der Konzernholding Friedrich Flick KG.
In Flicks Spitzenmanagement war Kaletsch fünf Jahrzehnte lang zuständig für die Finanzangelegenheiten, v. a. für das Bilanzwesen der diversen Holdinggesellschaften, die Koordinierung der Bilanzarbeiten der Tochtergesellschaften, die Kreditbeschaffung und -verwaltung sowie devisenpolitische Fragen. Er war in alle strategischen Planungen Flicks eingebunden und an sämtlichen Entscheidungen beteiligt. Dies schloss den Ausbau der Rüstungsproduktion ebenso ein wie die „Arisierung“ erheblicher Werte aus dem Besitz jüdischer Unternehmer in den 1930er Jahren. Die enge Verquickung mit der nationalsozialistischen Politik charakterisierte auch Kaletschs Rolle bei der Abwicklung von Devisenkrediten zu Lasten ausländischer Schuldner sowie die Verdrängung von Minderheitsaktionären in dieser Zeit. Darin drückte sich nicht nur opportunistische Anpassung an veränderte politische wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen seit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aus, sondern auch die ideologische Nähe Kaletschs (NSDAP-Mitglied 1937) zum NS-Regime.
Mit dem Ausscheiden der Generalbevollmächtigten Otto Steinbrinck (1888–1949) 1930 und Bernhard Weiss (1904–1973) 1945 sowie dem Wechsel von Odilo Burkart (1889–1979) zur Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte 1950 wurde Kaletsch zum primus inter pares im Flick-Management und vertrat den Konzern zunehmend nach außen. 1945 inhaftiert, wurde er 1947 mit Burkart, Flick, Steinbrinck, Weiss und Hermann Terberger (1892–1975) in Nürnberg vor ein US-amerikanisches Militärtribunal (5. Nürnberger „Nachfolgeprozess“, „Flick-Prozess“) gestellt, dort aber freigesprochen, weil das Gericht sich für den Anklagepunkt „Arisierung“ als nicht zuständig erklärte. Da Flick verurteilt wurde, übernahm Kaletsch in Abstimmung mit dem bis 1950 inhaftierten Eigentümer die Konzernleitung und führte die Entflechtungsverhandlungen mit den Alliierten. Kaletsch hatte erheblichen Anteil daran, den beschlagnahmten westdeutschen Besitz wieder unter Flicks Kontrolle zu bringen, sodass Teile in eigener Verantwortung verkauft und hohe Einnahmen erlöst werden konnten. Mit diesen Mitteln finanzierte der Konzern in den 1950er Jahren die strategische Neuausrichtung in die Fahrzeug- und Chemiebranchen. Kaletsch übernahm Aufsichtsratsmandate u. a. bei Daimler-Benz und Dynamit-Nobel und betreute weiter die Finanzseite des Konzerns. Wiederholte Versuche jüdischer Opferorganisationen, den Flick-Konzern zu Entschädigungsleistungen zu bewegen, stießen bei Flick und Kaletsch auf Ablehnung.
1963 wurde Kaletsch zum Persönlich Haftenden Gesellschafter der Spitzenholding berufen. Nach dem Tod Flicks 1972 kam ihm die Rolle eines Seniorchefs an der Seite des Erben Friedrich Karl Flick (1927–2006) zu. In dieser Phase sicherte Kaletsch Kontinuität in der Unternehmensführung, war jedoch nicht in der Lage, die strategische Stagnation der Beteiligungspolitik des Konzerns zu wenden, da er unter Friedrich Flicks Führung nie ein eigenes unternehmerisches Profil entwickelt hatte. In die langjährige Bestechungspraxis der Flick-Konzernführung, die in die Parteispendenaffäre der 1980er Jahre mündete, war er als Finanzchef seit den 1930er Jahren eingebunden und über die Zahlungen informiert. Da dies jedoch erst nach seinem Tod publik wurde, blieb Kaletsch Zeit seines Lebens einer breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Im Siegerland gründete er 1976 eine nach ihm benannte, eng mit der kommunalen Politik vernetzte Stiftung in Kreuztal.
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Auszeichnungen
1935 Ehrenkreuz des Weltkrieges (Ehrenkreuz für Frontkämpfer) 1941 Wehrwirtschaftsführer 1941 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse 1944 Kriegsverdienstkreuz I. Klasse 1965 Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1969 Bayerischer Verdienstorden 1975 Ehrenring und Ehrenbürgerschaft der Stadt Kreuztal (Siegerland) -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Berlin. (U 2/1 Forschungsarchiv Flick)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 8 122. (Flick-Konzern) (weiterführende Informationen)
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Literatur
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, Arbeitsgruppe Konrad Kaletsch (Hg.), Konrad Kaletsch, der Flick-Konzern und das Siegerland. Versuch einer notwendigen Aufarbeitung, 1987.
Kim Christian Priemel, Flick. Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, 2007. (P)
Johannes Bähr/Axel Drecoll/Bernhard Gotto/Kim Christian Priemel/Harald Wixforth, Der Flick-Konzern im Dritten Reich, 2008. (P)
Norbert Frei/Ralf Ahrens/Jörg Osterloh/Tim Schanetzky, Flick. Der Konzern, die Familie, die Macht, 2009. (P)
Tim Schanetzky, Regierungsunternehmer. Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland, 2015.
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Porträts
Fotografie d. Porträt-Ateliers am Hofgarten, Düsseldorf, ca. 1970, Stadtarchiv Kreuztal.
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Autor/in
→Kim Christian Priemel (Oslo)
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Zitierweise
Priemel, Kim Christian, „Kaletsch, Konrad“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.03.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118864300.html#dbocontent