Lebensdaten
um 1580 – 1628 oder 1629
Geburtsort
Steinle-Hof am Kirnberg bei Böbing (Schongau)
Sterbeort
Weilheim (Schongau)
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119154684 | OGND | VIAF: 59759402
Namensvarianten
  • Stainle, Bartholomäus
  • Stainl, Bartholomäus
  • Steindl, Bartholomäus
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Steinle, Bartholomäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119154684.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V wohl Georg d. J., 1565 Nachfolger v. Georg d. Ä. auf d. Steinle-Hof b. Böbing, damals Hofmark d. Klosters Rottenbuch;
    M N. N.;
    1605/09 Maria N. N. ( 1] N. N.), 1624 mit S. in e. Kaufbrief erw.

  • Biographie

    S. ging wahrscheinlich sechs Jahre bei Hans Degler (1564–1634/35) in die Lehre und wanderte danach als Geselle um 1596 vermutlich nach Oberschwaben, an den Bodensee und in die Schweiz. 1605 erwarb er in Weilheim das Bürgerrecht. Die kleine Stadt, im frühen 17. Jh. ein überaus bedeutendes Zentrum frühbarocker Bildhauerkunst, war umgeben von angesehenen Klöstern, die an S. ihre Aufträge vergaben. Hauptaufgaben waren die Errichtung von Altären und Altarausstattungen sowie Entwürfe und Model für Stuckdekorationen für die Stifte und Klöster des Pfaffenwinkels: die Augustiner-Chorherren von Rottenbuch, Polling und Beuerberg, die Benediktiner von Wessobrunn, Benediktbeuern, Füssen und Tegernsee, sowie die Zisterzienser in Stams.

    1603 arbeitete S. im Auftrag Hzg. Maximilians mit Degler an der plastischen Ausgestaltung des Bennobogens der Münchner Frauenkirche. 1604–07 ist seine Mitarbeit an Deglers Altarwerken für die Benediktiner-Abteikirche St. Ulrich und Afra in Augsburg als sicher anzunehmen. 1609–11 schuf S. für das Zisterzienser-Stift Stams eine neue Altarausstattung und den Hochaltar mit über 80 Schnitzfiguren in filigranem Rankenwerk. Der monstranzartige Lebensbaum-Altar ist das größte erhaltene Werk S.s und einer der eigenwilligsten Altäre seiner Zeit. S. war auch für den Münchner Hof tätig. 1617–21 entstand die von Hzg. Maximilian I. und seiner Familie gestiftete Altarausstattung auf dem Hohenpeißenberg, 1620 und 1626 arbeitete er für Hzg. Albrecht VI. Aufträge vergaben ferner die Stadtpfarreien von Tölz, Schongau und Weilheim. 1624–28 ist S. als „Director über den Kirchenbau zu Weilheim“ bezeugt, der Bau entstand unter S.s Leitung und wohl auch nach seinem Plan. Der durch die Münchner Michaelskirche angeregten frühen Kuppel kommt in der süddt. Sakralarchitektur eine besondere Stellung zu.

    Das bildhauerische Werk und die Altarbaukunst S.s stehen im Spannungsfeld zweier künstlerischer Strömungen, dem Weiterwirken gotischer Formvorstellungen und dem Einfluß von Renaissance und Manierismus. Sie verschmelzen in seinem Werk und sind Grundlage seines frühbarocken Stils. Gotische Traditionen zeigen sich in der Höhentendenz und Transparenz der Altäre, wie u. a. bei dem auf Durchsicht angelegten, später von einem Barockvorhang hinterfangenen 12 Meter hohen Hochaltar in Stams. Die Einflüsse der ital. Hochrenaissance und des Manierismus vermittelten die Niederländer Hubert Gerhard (um 1550 bis 1620 oder 1623), Friedrich Sustris (um 1540–99) und deren Kreis am Münchner Hof. Eine wichtige Rolle spielte, neben Degler, der aus Weilheim stammende Hans Krump(p)er (um 1570–1634), ein Schwiegersohn Sustris’ und dessen Nachfolger als Hofintendant Hzg. Maximilians I.

    S. verbindet in seinem Werk „malerische“ Einflüsse Tizians und Tintorettos mit Traditionen gotischer Schnitzkunst. Im Spätwerk zeigt er – in Auseinandersetzung mit Werken Hans Leinbergers – einen von Volumen und runden Falten dynamisch bewegten Gewandstil (Hll. Augustinus u. Ulrich im Hochaltar d. ehem. Augustiner-Chorherren-Stiftskirche Polling, 1623–27).

    S., eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit, konnte seine großen Aufträge nur mit Hilfe tüchtiger Mitarbeiter bewältigen. Die Quellen nennen die Bildhauer Stephan Zwink, Hans Schütz, Georg Pölsterle, Hans Stelzer, den Kistler Wolfgang Kirchmayr, ferner Hans Gerbl und Leonhard Willmann. S. gelangte zu Wohlstand und Ansehen, amtierte als Kirchenpfleger und war 1623–28 Mitglied des Weilheimer Stadtrats. Er war Vormund und wohl Lehrmeister des später als Bildhauer, Elfenbeinschnitzer und Bronzeplastiker berühmten und mit Rubens befreundeten Georg Petel (1601/02–34).

  • Werke

    Weitere gesicherte W St. Rochus, Märtyrerbrüder Johannes u. Paulus, Altarfiguren aus d. Pestkirche, 1603, Maria u. Johannes e. Kreuzigungsgruppe, 1608 (alle Rottenbuch, ehem. Stiftskirche d. Augustiner-Chorherren); Kruzifixus v. Benno-Bogen d. Münchner Frauenkirche, sign. u. dat. 1604 (Zangberg b. Mühldorf, Klosterkirche d. Salesianerinnen); St. Martin, St. Brictius, St. Magnus, Altarfiguren, sign. u. dat. „P. S. PH. 1606“ (Partholom. Steinle Pildhauer) (Oderding b. Weilheim, St.-Martins-Kirche); Thronende Muttergottes auf d. Mondsichel, dat. 1608 (Privatbes., seit 2002 Leihgabe in d. Pfarrkirche Rottenbuch); Zwei sitzende Engel u. Gottvater aus Stams, 1609 (München, Bayer. Nat.mus., Leihgabe im Stadtmus. Weilheim); Zum Himmel schwebende Maria, dat. 1611 (Bad Tölz, Stadtpfarrkirche); Gnadenstuhl aus Heilig-Geist-Altar, 1615 (Wessobrunn, ehem. Benediktiner-Abtei, Tassilosaal); Hl. Papst Petrus u. Hl. Bf. Paulus, um 1618 (Tutzing, Pfarrkirche St. Josef, aus d. ehem. Filialkirche d. Klosters Tegernsee in Großhartpenning); St. Magnus, St. Benedikt u. St. Scholastika, 1619 (Gagers b. Lana in Tirol, St.-Magnus-Kirchlein, aus d. Hochaltar d. Benediktiner-Abtei-Kirche St. Mang in Füssen); Maria, dat. 1621 (München, Bayer. Nat.mus., aus e. Himmelfahrt od. Marienkrönung aus Schwabniederhofen b. Schongau); Kanzelengel, um 1619–22 (Maria Rain b. Nesselwang im Allgäu, Wallfahrtskirche); Relieftafeln mit Moses u. David in Rankenwerk, 1617–21 (Hohenpeißenberg, Pfarr- u. Wallfahrtskirche, Teile d. v. Hzg. Maximilian I. u. seiner Fam. gestifteten Kirchenausstattung).

  • Literatur

    K. Atz, Kunstgesch. v. Tirol u. Vorarlberg, 1885 u. 1909;
    G. Hager, Aus d. Kunstgesch. d. Klosters Stams, in: Mittheilungen d. K. K. Central-Commission z. Erforsch. u. Erhaltung d. Kunst- u. hist. Denkmale, NF 25, 1899;
    K. Feuchtmayr, Schwäb. u. bayer. Bildhauer d. Spätrenaissance u. d. Frühbarock, Diss. masch. München 1922;
    Albrecht Miller, Btrr. z. Werk d. B. S., in: Das Münster 23. H. 1, 1970, S. 41–50;
    W. Zohner, Hans Degler (1564–1634 /35), Die gesicherten Arbb. d. Weilheimer Bildhauers, in: Lech-Isar-Land 1977, S. 76–89 u. 13 Abb.;
    ders., Jesu Wandel, Die Hl. Fam. d. Benediktinerinnen-Abtei Frauenchiemsee e. Werk Georg Petels?, in: Jb. d. Ver. f. christl. Kunst, 16, 1987, S. 87–96 u. 369–72, Abb. 83–86;
    ders., B. S., Um 1580–1628/29, Bildhauer u. „Director über d. Kirchenbau z. Weilheim“, 1993 (Werkkat., Qu., Abb.);
    H.-J. Sauermost, Die Weilheimer, 1988, S. 93–103;
    A. Heisig, Rottenbuch, Pfarr- u. ehem. Klosterkirche Mariä Geburt, 2002;
    ders., in: Madonna, Das Bild d. Muttergottes, Ausst.kat. Diözesanmus. Freising 2003, S. 172 f., Abb. S. 79;
    H. Rueff, Kat. 499, Kunstauktion, München, Dez. 2003, S. 140, Nr. 2768, Abb. S. 138 u. Titel (Erzengel Michael, Zuschreibung an S. durch W. Zohner);
    L. Krempel, G. Petel, 1601/02–1634, Bildhauer im Dreißigj. Krieg, Ausst.kat. Haus d. Kunst München 2007, S. 12 ff.;
    ThB.

  • Autor/in

    Wilhelm Zohner
  • Zitierweise

    Zohner, Wilhelm, "Steinle, Bartholomäus" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 212-213 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119154684.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA