Lebensdaten
1908 – 1985
Geburtsort
Blankenburg (Harz)
Sterbeort
Stadensen bei Uelzen
Beruf/Funktion
Volkskundler
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118749099 | OGND | VIAF: 102321161
Namensvarianten
  • Ranke, Kurt
  • Ranke, Curt

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Zitierweise

Ranke, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749099.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1879–1963), aus Leimbach, Postoberinsp.;
    M Ida Ahrens (1887–1966), aus Cattenstedt b. B.;
    Kiel 1934 Lucie Scheunemann (1908–96), aus Posen;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    R. wuchs seit 1913 in Essen-Rüttenscheid auf. Nach dem Abitur studierte er 1927-31 Germanistik, Volkskunde, Geschichte, Kirchengeschichte und Philosophie in Bonn, München und Kiel. Dort wurde er 1933 bei dem Germanisten Carl Wesle (1890–1950) mit einer auf rund 1150 Fassungen beruhenden Studie über den Komplex der Brüdermärchen (Die zwei Brüder) promoviert. Nach einer einjährigen Mitarbeit am „Dt. Wörterbuch“ in Berlin wurde R. Assistent Wesles in Kiel (1934–40). 1938 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Indogermanische Totenverehrung“ (ersch. 1951). 1940 zum Privatdozenten für Volks- und Altertumswissenschaft ernannt, konnte er die wissenschaftliche Laufbahn wegen seiner Einberufung zum Wehrdienst erst nach dem Abschluß des Entnazifizierungsverfahrens 1948 in Kiel fortsetzen (apl. Prof. 1951, wiss. Rat 1956, ao. Prof. 1958); seit 1932 zwar Mitglied der NSDAP, hatte R. jedoch „sein wissenschaftliches Ethos … nicht dem politischen Kalkül“ geopfert (Zimmermann). 1960 erhielt er den|Ruf nach Göttingen als Nachfolger Will-Erich Peuckerts.

    Als eine Neuauflage und Fortsetzung des von Lutz Mackensen (1901–92) herausgegebenen „Handwörterbuchs des dt. Märchens“ (2 Bde., 1930–40) geplant wurde, gründete R. 1957 in Kiel die Arbeitsstelle „Enzyklopädie des Märchens“ (seit 1961 in Göttingen, seit 1980 e. Untern, d. Ak. d. Wiss. zu Göttingen) und erweiterte sie zu einem Dokumentationszentrum mit Katalogsystemen zur Erschließung der internat. verbreiteten Erzählstoffe und -motive sowie der einschlägigen Sekundärliteratur und zu einem umfassenden internat. Erzählarchiv. Für die ersten drei Bände der seit 1975 erscheinenden „Enzyklopädie des Märchens“ verfaßte er mehr als 80 Artikel. R. begründete außerdem die „Fabula, Zeitschrift für Erzählforschung“, die er 1958-82 herausgab. Weitere editorische Tätigkeiten waren die Mitwirkung bei den „Folklore Fellows Communications“ (Bde. 187-239, 1963-87) und bei der Neuauflage des „Reallexikons der germanischen Altertumskunde (1968–85). Er zählte zu den Mitbegründern der „Internat. Society for Folk Narrative Research“, der er 1959-74 als Präsident vorstand (danach Ehrenpräs.).

    Während R. anfangs v. a. sprach- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen zu Brauchtum und Volksglauben betrieb, konzentrierte er sich später auf die Erzählforschung unter komparatistischen Aspekten und in Anlehnung an die geographisch-historische Methode. So legte er eine ausführlich kommentierte dreibändige Ausgabe der „Schleswig-Holsteinischen Volksmärchen“ vor (1955-62). Ein repräsentativer Querschnitt dt.sprachiger Texte erschien in der von R. M. Dorson edierten Reihe „Folktales of the World“ (Folktales of Germany, übers. v. L. Baumann, 1966), eine wichtige kommentierte Sammlung europ. Schwänke und witziger Erzählungen folgte 1972 (European Anecdotes and Jests, übers. v. T. Buck). In zahlreichen Studien beschäftigte sich R. mit Fragen nach dem Alter, der Vermittlung und der Verbreitung von Erzähltypen und -motiven, mit dem Problem der Kontinuität und der Abhängigkeit mündlich und schriftlich überlieferter Erzählungen sowie der Funktion von Märchen und anderen Erzählformen und damit zusammenhängenden Gattungsproblemen. Eine Auswahl seiner wichtigsten Aufsätze erschien 1978 unter dem programmatischen Titel „Die Welt der Einfachen Formen“. Da R. den „homo narrans“ als ein ubiquitäres, alle Zeiten übergreifendes Phänomen begriff, engagierte er sich für eine über sprachliche und politische Grenzen hinweg betriebene Zusammenarbeit der Erzählforscher.

  • Werke

    Weiteres W Rosengarten, Recht u. Totenkult, 1951. – Hg.: Internat. Kongreß d. Volkserzählungsforscher in Kiel u. Kopenhagen (19.8.-29.8.1959), Vorträge u. Referate, 1961. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Kiel, Archiv d. Landesbibl.(rd. 375 Abschrr. v. Aufzeichnungen 1934-36 zu Äußerungen d. Volksglaubens, Brauchtums u. Volksmed. sowie v. Rätseln u. Kinderreimen).

  • Literatur

    Volksüberlieferung, FS K. R., 1968 (P, kommentierte Bibliogr. v. F. Harkort, S. 543-607);
    R. W. Brednich, in: Fabula 24, 1983, S. 1-7 (S. 4-7 W-Verz.);
    E. Moser-Rath, K. R. u. sein Göttinger Team, ebd., S. 8-10;
    ders., in: Volkskunde in Niedersachsen 2/1, 1985, S. 3 f.;
    M. Zender, in: Rhein.-westfäl. Zs. f. Volkskunde 29, 1984, S. 5 f.;
    S. Top, in: Volkskunde 86, 1985, S. 254 f.;
    L. Honko, in: NIF (Nordic Inst. of Folklore) Newsletter 13/4, 1985, S. 15 f.;
    I. Köhler-Zülch, in: Zs. f. Volkskunde 82, 1986, S. 105-07;
    H.-J. Uther, in: Lares 52, 1986, S. 471-73;
    ders., in: Enz. d. Märchens 11/1, 2003 (W, L; im Druck);
    W. F. H. Nicolaisen, in: Folklore 97, 1986, S. 110 f.;
    ders., in: Enc. of Folklore and Lit., 1998, S. 538 f.;
    H.-P. Zimmermann, Vom Schlaf d. Vernunft, Dt. Volkskunde an d. Kieler Univ. 1933 bis 1945, in: Uni-Formierung d. Geistes, Univ. Kiel im NS, hg. v. H.-W. Prahl, 1995, S. 171-274, hier 224-31;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Hans-Jörg Uther
  • Zitierweise

    Uther, Hans-Jörg, "Ranke, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 145-146 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749099.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA