Lebensdaten
1868 – 1945
Geburtsort
Tamins (Kanton Graubünden)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
religiöser Sozialist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118597825 | OGND | VIAF: 25395059
Namensvarianten
  • Ragaz, Leonhard
  • Ragatz, Leonard
  • Ragaz, L.
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Zitierweise

Ragaz, Leonhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597825.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartolome (1827–91), Bergbauer, (Gde.-)Präs. v. T., S d. Jakob (1788–1845), Amman (Gde.präs.) in T., u. d. Emeritha Lendi (1795–1855);
    M Luzia (1837–96), T d. Anton Färber (1805–71), Geschworener (Mitgl. d. Gde.vorstands) in T., u. d. Katharina Rongger (1807–72);
    Chur 1901 Clara (1874–1957), Pazifistin, rel. Sozialistin (s. Bündner Jb. 1959; Schweizer Lex.), T d. Johann Josua Nadig (1841–98), Dr. iur., Advokat (s. Der freie Rätier v. 10.8.1898), u. d. Christina Plattner (1847–1932);
    1 S Jakob (1903–85), Dr. oec. publ., Redaktor d. Zs. „Der Aufbau, Schweizer. Zs. f. Recht, Freiheit u. Frieden“, seit 1942 am Schweizer. Soz.archiv (s. Der Aufbau v. 16.11.1985; W), 1 T Christina (1905–83), Dr. oec. publ., Päd., Sekr. d. Rel.-soz. Vereinigung (s. Der Aufbau v. 2.8.1983; W).

  • Biographie

    R. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Chur 1886-89 in Basel, Jena und Berlin Theologie, beeinflußt von Richard A. Lipsius, Alois E. Biedermann und der Schule Albrecht Ritschls. Seit 1890 war er Pfarrer am Heinzenberg (Graubünden), seit 1895 Stadtpfarrer in Chur, wo er eine Behinderten- und eine Volkshochschule initiierte. 1902 wurde er ans Basler Münster berufen. Hier erreichte er 1903 mit seiner solidarischen Predigt zum Basler Maurerstreik eine breite Öffentlichkeit. R. wurde zum Mitbegründer und bekanntesten Vertreter der religiös-sozialen Bewegung in der Schweiz: 1906 erschien seine programmatische Schrift „Das Evangelium und der soziale Kampf der Gegenwart“, im selben Jahr gründete R. mit der Zeitschrift „Neue Wege“ das Organ der Bewegung. Seinem sozialen Engagement gab er durch den Eintritt in die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS) und Sympathiebekundungen mit streikenden Arbeitern 1913 weiteren Ausdruck. R.s Sozialismusbekenntnis gründete auf dem „Tun des lebendigen Gottes und dem Glauben an sein Reich“.

    Während und nach dem 1. Weltkrieg wirkte das Ehepaar Ragaz-Nadig in der internat. Friedensbewegung. 1917 veröffentlichte R. mit „Die neue Schweiz“ ein sozialistisches Programm, worin der Föderalismus und das Genossenschaftswesen als Grundlagen einer sozialen Schweiz beschworen wurden. Der Generalstreik 1918 sah R. auf seiten der Pazifisten und Kritiker des gewaltbereiten Sozialismus und Bolschewismus. Mit dem Entschluß, „Gott in freier Natur dienen zu wollen“, gab R. 1921 seine 1908 angetretene Professur für systematische und praktische Theologie an der Univ. Zürich auf und widmete sich fortan mit seiner Frau der Arbeiterbildung: 1924 gründete er das Bildungszentrum „Gartenhof in Zürich. Nachdem er 1935 die SPS aus pazifistischen Gründen verlassen hatte, arbeitete er bis zum Tod an seinem theol. Hauptwerk „Die Bibel, Eine Deutung“ (7 Bde., 1947–50) sowie an seiner Autobiographie „Mein Weg“ (1951 f.). Religiöser|Sozialismus bedeutete bei R. „Verständnis des ganzen Christentums als dessen sozialer Sinn“. Bereits 1933 warnte er eindringlich vor Hitler und dem Nationalsozialismus. 1938 beteiligte er sich bei der Organisation der Flüchtlingshilfe, bei Kriegsausbruch verweigerte er die Verdunklung.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Genf 1920);
    Leonhard Ragaz Inst., Darmstadt.

  • Werke

    Weitere W Die päd. Rev., 1920;
    Die Botschaft v. Reich Gottes, Ein rel.-soz. Bekenntnis, 1933 (mit R. Lejeune);
    L. R. in seinen Briefen, 3 Bde., hg. v. Christine Ragaz, 1966-92;
    Eingriffe ins Zeitgeschehen, Reich Gottes u. Pol., Texte v. 1900-1945, 1995;
    Pol. Schrr., 1995;
    W-Verz.:
    R. Lejeune (Hg.), L. R., Bibliogr. seiner Werke u. Schrr., 1951;
    zu Jakob:
    Die Arbeiterbewegung in d. Westschweiz, 1938;
    zu Christine:
    Die Frau in d. schweizer. Gewerkschaftsbewegung, 1933.

  • Literatur

    E. Fuchs, L. R., Prophet unserer Zeit, 1947;
    A. Lindt, L. R., Eine Stud. zu Gesch. u. Theol. d. rel. Sozialismus, 1957;
    M. Mattmüller, L. R. u. d. rel. Sozialismus, Eine Biogr., 2 Bde., 1957/68 (P);
    R. Lejeune, in: Bedeutende Bündner aus 5 Jhh., II, 1970, S. 430-48;
    H. U. Jäger, Ethik u. Eschatol. bei L. R., 1971;
    K.-O. Benn u. a. (Hg.), L. R., Rel. Sozialist, Pazifist, Theol. u. Päd., 1986 (Bibliogr.);
    D. Rostig, L. R., 1986;
    E. Buess u. M. Mattmüller, Prophet. Sozialismus, Blumhardt – R. – Barth, 1986;
    F. Hofer u. S. Hägeli, Züricher Personenlex., 1986;
    Gr. Schweizer u. Schweizerinnen, hg. v. E. Jaeckle u. E. Stäuble, 1990;
    L. R. im Profil, Gedanken, Biographisches, Lebenszeugnisse, hg. v. W. Lietha, 1995;
    RGG³;
    BBKL;
    Schweizer Lex. (P);
    Kosch, Lit.-Lex³;
    Killy.

  • Autor/in

    Walter Lietha
  • Zitierweise

    Lietha, Walter, "Ragaz, Leonhard" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 110-111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597825.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA