Lebensdaten
1888 – 1974
Geburtsort
Walenstadt (Kanton Sankt Gallen)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118622439 | OGND | VIAF: 9974169
Namensvarianten
  • Thurneysen, Ernst Eduard
  • Thurneysen, Eduard
  • Thurneysen, Ernst Eduard
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Zitierweise

Thurneysen, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622439.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Eduard (1856–1931, 2] Emilie Hindermann, 1860–1934), Pfarrer in B., S d. Johann Peter (1825–80), Drechslermeister, u. d. Elisabeth Iffenthaler (1835–1909);
    M Elise Plüss (Blüss) (1865–91); Verwandter Leonhard Thurneisser (s. 1);
    2 B (1 früh †) Peter Wilhelm (1891–1964), Pfarrer in Walzenhausen, 1 Schw Elisabeth Wyder-T. (1887–1975), Missionarin in China;
    Basel 1916 Marguerite (1893–1995), T d. Paul Meyer u. d. Sophie Lieb;
    1 S Matthias (1919–2010), Pfarrer in St. Louis (Elsaß), Genf, Zürich-Schwamendingen u. Fribourg, 4 T Dorothée Casalis-T. (1917–2011, Georges Casalis, 1917–87, ref. Theol., Prof. f. Prakt. Theol. in Paris), Soz.arb., Verw. d. Calvinmus. in Noyon, Katharina Elisabeth Eggimann-T. (* 1921), Krankenschwester, Monica Casalis-T. (* 1925), Prof. f. Germanistik in Paris u. Reims, Christine Peter-T. (* 1931), Krankenschwester, Körpertherapeutin.

  • Biographie

    T. wuchs in einem Basler Pfarrhaus auf. Seine Stiefmutter vermittelte ihm 1904 eine prägende Begegnung in Bad Boll mit dem religiösen Sozialisten Christoph Blumhardt d. J. (1842–1919). T. studierte 1907–11 in Basel und Marburg ev. Theologie, u. a. bei Bernhard Duhm, Paul Wernle, Ernst Troeltsch und Wilhelm Herrmann. 1911–13 begegnete er als CVJM-Sekretär in Zürich den Religiös-Sozialen Herrmann Kutter (1863–1931) und Leonhard Ragaz (1868–1945). Im Pfarramt Leutwil (Kt. Aargau) 1913–20 begann die lebenslange Freundschaft mit Karl Barth (1886–1968), den er stark beeinflußte. 1920–27 war T. Pfarrer in Bruggen-Winkeln (Kt. St. Gallen), danach bis 1959 Münsterpfarrer in Basel, wo seine Predigten und seine Seelsorge von der Stadtgemeinde sehr geschätzt wurden. Seit 1930 war T. zudem Lehrbeauftragter, seit 1941 nebenamtlicher, ao. Professor für Praktische Theologie an der Univ. Basel. 1923 gründete er mit Barth, Georg Merz und Friedrich Gogarten die Programmzeitschrift der frühen Dialektischen Theologie „Zwischen den Zeiten“. Seit 1933 gab er mit Barth die Reihe „Theologische Existenz heute“ heraus.

    Geprägt durch die Erfahrungen des Pfarramtes und aufgrund der frühen Dialektischen Theologie, entwickelte T. eine eigenständige Praktische Theologie im engen Kontakt zur existentialistischen Philosophie (v. a. Sören Kierkegaard) und zur Literatur (Dostojewski, 1921). T.s „Die Lehre von der Seelsorge“|(1948, ⁶1988, franz. 1958, ungar. 1950, japan. 1960, engl. 1962) inspiriert das genaue Sehen auf Glauben und Leben. Der Seelsorger solle und könne nur wie ein Prophet auf Gott hinweisen, weil eine höhere Macht für alle indisponibel bleibt. Seelsorge partizipiert somit an allen Möglichkeiten und menschlichen Grenzen der Verkündigung des Wortes Gottes. Psychologie und Seelsorge werden – wie es die Anthropologie Barths vorsieht – so scharf voneinander unterschieden, daß ihre Komplementarität offenbar wird. Sie können sich ergänzen und helfen, aber nie einander ersetzen. T. kritisierte Oskar Pfister (1873–1956) scharf wegen seines Bemühens, Theologen die Erkenntnisse Sigmund Freuds zu vermitteln. Er konzentrierte sich stattdessen auf das Wort Gottes, das in seiner Fremdheit Distanz schaffe zu seelischen Krisen und Fehlentwicklungen. T. erhoffte sich einen „Bruch“ im seelsorglichen Gespräch, d. h. einen Ausbruch aus psychologischen Erklärungs- und Behandlungsmustern sowie einen Durchbruch in die Dimension des Glaubens. Diese Gedanken wurden in der Folge mißverstanden und methodisiert, während T. selbst die Unverfügbarkeit der Gottesrelation betonte. Helmut Tacke (1928–88) und Rudolf Bohren (1920–2010) wurden bei der Entwicklung ihrer Seelsorgeansätze stark von T. beeinflußt.

  • Auszeichnungen

    A Dr. h. c. (Gießen 1927;
    Aberdeen 1934).

  • Werke

    W Christoph Blumhardt, 1926, Neuausg. 1962, japan. 1965;
    Das Wort Gottes u. d. Kirche, Gesammelte Vortrr., 1927;
    Lebendige Gde. u. Bekenntnis, 1935;
    Die Bergpredigt, 1936;
    Christ u. Welt, Fragen u. Antworten, [1950];
    Seelsorge im Vollzug, 1968;
    Die neue Zeit, Predigten 1913–1930, hg. v. W. Gern, 1982;
    Briefe: Karl Barth, E. T., Briefwechsel, in: Karl Barth Gesamtausg., V. Briefe, Bd. 1: 1913–1921, hg. v. E. T., 1973, Bd. 2: 1921–1930, hg. v. E. T., 1974 u. Bd. 3: 1930–1935 (einschließl. d. Briefwechsels zw. Charlotte v. Kirschbaum u. E. T.), hg. v. C. Algner, 2000;
    Friedrich Gogartens Briefwechsel mit Karl Barth, E. T. u. Emil Brunner, hg. v. H. G. Göckeritz, 2009;
    Bibliogr.: Marguerite Thurneysen, in: Gottesdienst u. Menschendienst, E. T. z. 70. Geb.tag, hg. v. K. Barth, 1958, S. 333–50 (P);
    Wort u. Gde., Probleme u. Aufgaben d. Prakt. Theol., E. T. z. 80. Geb.tag, hg. v. R. Bohren u. M. Geiger, 1968, S. 521–26 (P);
    Nachlaß: Öff. Bibl. d. Univ. Basel.

  • Literatur

    L D. Hoch, in: Der Ref. verpflichtet, Gestalten u. Gestalter in Stadt u. Landschaft Basel aus fünf Jhh., hg. v. Kirchenrat d. Ev.-ref. Kirche Basel-Stadt, 1979, S. 199–203 (P);
    R. Bohren, Prophetie u. Seelsorge, E. T., 1982 (W-Verz. S. 263–68, P);
    A. Grözinger, in: Ch. Möller (Hg.), Gesch. d. Seelsorge in Einzelportraits, III, 1996, S. 277–94 (P);
    M. Jochheim, Seelsorge u. Psychotherapie, Hist.-systemat. Stud. z. Lehre v. d. Seelsorge b. Oskar Pfister, E. T. u. Walter Uhsadel, 1998;
    S. Lorberg-Fehring, T., neu gesehen, Biogr. u. Theol. d. gr. Seelsorgers bis 1927, Mit e. Vorwort v. R. Bohren, 2007 (P);
    BBKL XI;
    (W, L);
    Personenlex. Protestantismus;
    TRE; RGG⁴.

  • Autor/in

    Dörte Gebhard
  • Zitierweise

    Gebhard, Dörte, "Thurneysen, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 234-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622439.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA