Lebensdaten
1492 – 1548
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Sankt Gallen
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118678396 | OGND | VIAF: 32261395
Namensvarianten
  • Theodoricus, Sixtus
  • Sixtus Theodoricus
  • Xistus Theodoricus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel
Personen in der ADB

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Dietrich, Sixtus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678396.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    D., über dessen Herkunft Quellen und Nachrichten fehlen, ist wahrscheinlich als Sängerknabe der Konstanzer Münsterkantorei aufgewachsen und so schon früh mit der Musik praktisch und theoretisch vertraut geworden. Seit 1509 studierte er in Freiburg und legte hier den Grund zu einer charakteristisch spätmittelalterlichen Bildung über die Grenzen der Musik hinaus. So verband ihn eine lebenslange Freundschaft mit dem Humanisten Bonifacius Amerbach. Über Straßburg kehrte D. noch im gleichen Jahre (1517) nach Konstanz zurück und trat erneut in den Dienst des Domkapitels, und zwar als Informator choralium. D., dem 1522 die Heiligkreuz-Kaplanei als Pfründe verliehen wurde, geriet|infolge der inneren Spannungen und Erschütterungen der Reformation, an der er unmittelbar und lebhaft Anteil nahm, sowie der damit in Zusammenhang stehenden allgemeinen Veränderung der kirchlichen Verhältnisse in schwierige Lebensumstände, da die nach Konstanz vordringenden kunstarmen Gottesdienstformen Zwinglis der Kirchenmusik den Boden entzogen. So wandte er sich 1540/41 und wiederum 1544 vorübergehend nach Wittenberg, wo er ganz humaniter von Luther und den Seinen aufgenommen wurde. Der Wittenberger Musikverleger G. Rhau hat 1541-45 große Teile von D.s gottesdienstlichen Kompositionen im Druck veröffentlicht. Auf D.s Lebensende warfen die schweren Ereignisse der Konstanzer Stadtgeschichte ihre Schatten: der Protestant D. verließ 1548 mit vielen ihrer Einwohner die Stadt, nachdem sie von den spanischen Truppen Karls V. erobert worden war.

    D. gehört zur Gruppe jener frühprotestantischen sekundären Meister, die der polyphonen deutschen Musik trotz starker Bindung an die überragende niederländische Kunst ein eigenes Gesicht gegeben haben. Umfangreiche zyklische Kompositionen (insbesondere Magnificats, Antiphonen, Hymnen) und zahlreiche Einzelwerke liturgisch-geistlicher Musik, hinter der die weltlichen Lieder zurücktreten, weisen eindringlich auf die von den Reformatoren vertieft verstandene göttliche Bestimmung der Musik und ihren Bekenntnischarakter hin. So bildet die künstlerische Darstellung des altkirchlichen wie des reformatorischen Chorais im ausgearbeiteten polyphonen Satz die innere Mitte von D.s Musik und Musikertum.

  • Werke

    u. a. Magnificat-Bearbeitungen. Straßburg 1535-37;
    Antiphonen, Wittenberg 1541;
    Hymnen, ebd. 1545.

  • Literatur

    ADB V;
    H. Zenck, S. D., 1928;
    ders., Vorwort z. Reichsdenkmale d. Erbes dt. Musik XXIII, 1942;
    H. Albrecht, in: MGG (W).

  • Autor/in

    Walter Gerstenberg
  • Zitierweise

    Gerstenberg, Walter, "Dietrich, Sixtus" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 698-699 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678396.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dietrich: Sixt D. (Sixtus [Xistus] Theodoricus), einer der hervorragendsten Tonsetzer aus der Reformationszeit, von dessen Lebensverhältnissen jedoch nichts weiter verlautet, als daß er zu Augsburg geboren sei und nachher zu Constanz sich aufgehalten habe, von wo aus er an Glarean Tonstücke als Beispiele für das Dodekachordon sandte. Glarean nennt ihn seinen Freund und einen ausgezeichneten Tonsetzer seines Zeitalters, und auch zu Georg Rhaw in Wittenberg wird er in näheren Beziehungen gestanden haben; wenigstens hat dieser verhältnißmäßig viel von Dietrich's Arbeiten gedruckt. Letztere sind größerentheils Kirchenstücke einschließlich von Tonsätzen über Melodien des protestantischen Gemeindegesanges; außerdem mehrstimmige Bearbeitungen weltlicher Lieder. Nämlich: „Epicedion Th. Sporeri Musicae principis etc.“, Straßb. 1534 (Gerber AL.); „Magnificat octo tonorum Lib. I.“, ebd. Peter Schöffer, 1535; „Novum ac insigne opus mus. 36 Antiphonarum 4 voc.“, Wittenb., G. Rhaw, 1541; „Novum op. music. tres tonos sacror. hymnor. continens“, ebd., G. Rhaw, 1545 (Gerber NL.). Einzelne Stücke von seiner Arbeit finden sich außerdem, neben Tonsätzen von Josquin, Brumel, Willaert, Walter, Senfl, Isaac, St. Mahu, Ducis und Anderen, in den nachfolgenden gleichzeitigen Sammelwerken: „Psalmorum select. Tom. I“, Nürnberg, bei Petreius, 1538; „Concentus 4—8 voc.“, Augsburg bei Uhlhard 1545; „Cantiones 5—7 voc.“, Augsburg bei Kriesstein 1545; „Selectissimae nec non Familiarissimae Cantiones ultra centum 2—8 voc.“, Augsburg bei Kriesstein 1540; „Bicinia gallica, lat. et germ.“, Wittenb. bei G. Rhaw 1545; in den Liedersammlungen von G. Forster, Nürnb. 1539 ff. und Johann Ott, ebd. 1544; die 123 neuen geistl. Gesänge 4—5 voc. für die gemeinen Schulen, Wittenb. bei G. Rhau 1544, enthalten sieben Tonsätze von D. Endlich hat Glarean in sein Dodekachordon|aufgenommen: „Domine Jesu Christe 3 voc.“, S. 276; „Servus tuus sum“ und „Erue Domine 2 voc“, S. 328 f.; „Domine fac me 4 voc.“, S. 342; „Ab occultis meis 4 voc.“, S. 344.

    • Korrektur

      Korrektur: Aus der Beschreibung der Constanzer Belagerung des Jahres 1548 vom Stadtschreiber (und Augenzeugen) Jörg Vögeli (abgedruckt in: Der Constanzer Sturm im J. 1548. Belle-Vue bei Constanz 1846) erfährt man, daß Sixt Dietrich, den der Verfasser „Musicus vnd Chronista“ nennt, angesichts der drohenden Belagerung krank aus Constanz fortgebracht ward und am 21. October zu St. Gallen starb. (Frölich in den Monatsheften f. Musikgesch. 1879 Nr. 4.)

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Dietrich, Sixtus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 195-196 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678396.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA