Lebensdaten
1894 – 1924
Geburtsort
Schloß Berg (Luxemburg)
Sterbeort
Schloß Hohenburg bei Lenggries (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Großherzogin von Luxemburg ; Herzogin von Nassau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137352298 | OGND | VIAF: 81554869
Namensvarianten
  • Marie Adelheid
  • Maria-Adelheid, von Luxemburg
  • Marie Adelheid, Nassau, Herzogin
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Marie Adelheid, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137352298.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ghzg. Wilhelm v. L. (1852–1912, ev.), S d. Ghzg. Adolph v. L. (seit 1890), Hzg. v. N. (bis 1866) ( 1905, s. NDB I), u. d. Adelheid Marie Prn. v. Anhalt-Dessau;
    M Maria Anna (1861–1942, kath.), T d. Kg. Miguel I. v. Portugal ( 1866) u. d. Adelheid Prn. v. Löwenstein-Wertheim-Rosenberg;
    Schw Charlotte (1896–1985, Ghzgn. v. L. 1919–64, Felix Prinz v. Bourbon-Parma, 1970), Hilda (1897–1979, Adolf Fürst v. Schwarzenberg, 1950), Antonia (1899–1954, Kronprinz Rupprecht v. Bayern, 1955; die Verlobung 1918 wurde infolge der heftigen Kritik aufgelöst und erst nach einigen Jahren erneuert). Elisabeth (1901–50, Ludwig Philipp Prinz v. Thurn u. Taxis, 1933), Sofie (1902–41, Ernst Heinrich Prinz v. Sachsen, 1971); Verwandter Georg Gf. v. Merenberg (1871–1948, aus morganat. Ehe d. Prinzen Nikolaus v. Nassau, 1832–1905); – ledig;
    N Jean (* 1921), seit 1964 Ghzg. v. L.

  • Biographie

    M.s Kindheit und Jugend wurden durch zwei Ereignisse geprägt und belastet: einmal durch die schwere Erkrankung und den Tod des Vaters, zum anderen durch einen von Gf. Georg v. Merenberg entfachten und mit viel Aufwand betriebenen Kampf um die Thronfolge in Luxemburg. Wenn auch dieser Streit 1907 durch ein neues Erbfolgegesetz zugunsten M.s und ihrer Schwestern sowie deren zukünftigen ebenbürtigen Nachkommen entschieden wurde, so hatte er doch die ersten anti-monarchischen Angriffe der sozialistischen Fraktion im Parlament ausgelöst. – Am 25.2.1912 folgte M. ihrem Vater auf dem Thron, für kurze Zeit (bis zu ihrem 18. Geburtstag) noch unter der Regentschaft ihrer Mutter, die dieses Amt bereits vorher für den nicht mehr regierungsfähigen Fürsten innegehabt hatte. Die anfängliche Begeisterung wich bei den Politikern rasch einer Ernüchterung, als sie erkannten, daß die neue Herrscherin ihre Regierungsgewalt nicht als rein repräsentative Würde auffaßte, sondern als aktives Amt, wobei jeder Regierungsakt für sie eine ernste Gewissensentscheidung darstellte. Aus Erziehung und Überzeugung tief religiös und eng der kath. Kirche verbunden, empfand sie ihr Amt als göttlichen Auftrag und fühlte sich Gott gegenüber verantwortlich für das Wohlergehen der ihrer Krone anvertrauten Menschen.

    Erste Konflikte entstanden bei der Verabschiedung eines von der Kirche abgelehnten neuen Schulgesetzes, dem die Fürstin erst nach längerer Überlegung ihre Zustimmung erteilte. Als Persönlichkeiten, die als Freidenker galten, in Staatsämter berufen werden sollten, widersetzte sie sich in ähnlicher Weise. Eine dieser Ernennungen löste 1915 eine Regierungskrise aus. Neuwahlen brachten einen knappen Sieg der Opposition und damit indirekt eine Niederlage der Großherzogin, die nunmehr den Versuch aufgab, die ihr zustehenden Prärogativen wahrzunehmen. Politische Verleumdungskampagnen und Anfeindungen waren jedoch nicht mehr aufzuhalten und wurden von der neuen Linksmajorität, dem sozialistisch-liberalen Block, weidlich ausgenutzt und über die Grenzen des Landes hinausgetragen. Obwohl die Fürstin nie den Boden des geltenden Rechts verlassen hatte, sprach man von versuchtem Staatsstreich und von absolutistischen Herrschermethoden.

    Zu den innenpolitischen Problemen kamen nicht minder schwierige außenpolitische Fragen. Seit dem 2.8.1914 war Luxemburg von deutschen Truppen besetzt. M. hatte sofort offiziell gegen den Bruch der luxemburg. Neutralität protestiert. Daß sie dennoch kurz darauf ins politische Zwielicht geriet, verdankte sie nicht zuletzt der Taktlosigkeit Kaiser Wilhelms II., der, als er sein Hauptquartier nach Luxemburg verlegte, darauf bestand, der Fürstin des von ihm besetzten Landes einen offiziellen Besuch abzustatten, ein Ansinnen, das weder M. noch die Regierung zurückweisen konnten. Hinzu kam die Tatsache, daß die meisten Hofchargen in Luxemburg mit Deutschen besetzt waren, von denen sich einige unrühmlich hervortaten. Zweifelsohne war das Haus Nassau seit 1866 anti-preußisch gesinnt, aber nicht unbedingt anti-deutsch, zumal zahlreiche Verwandtschaftsbeziehungen zu deutschen Fürstenhäusern bestanden. Die Gegner der Krone bezichtigten nun – mit Unterstützung aus Frankreich und Belgien – M. der Deutschfreundlichkeit und Vaterlandslosigkeit. Die seit langem schwelende innenpolitische Krise und der wachsende außenpolitische Druck (vor allem seitens Frankreichs und Belgiens, das Annexionspläne hegte) führten zu den revolutionären Unruhen von November 1918 bis Januar 1919 mit einem mißglückten Putsch und einem Versuch, die Republik auszurufen. Die verantwortlichen Politiker kapitulierten und lasteten der jungen Fürstin die alleinige Verantwortung für die ausweglos erscheinende Lage an. Um Land und Dynastie zu retten, blieb M. nur der Weg der Abdankung (9.1.1919). Ihre Schwester Charlotte folgte ihr auf dem Thron.

    Am 24.1.1919 verließ M. ihre Heimat und wurde im Herbst 1920 in Modena Karmeliterin. Aus gesundheitlichen Gründen wechselte sie zu einem karitativen Orden über und ging nach Rom, um Alte und Kranke zu pflegen. Selbst schwer erkrankt, mußte sie schließlich das Ordensleben aufgeben. Noch nicht 30 Jahre alt, starb sie auf Schloß Hohenburg b. Lenggries. 1947 wurden ihre sterblichen Überreste nach Luxemburg überführt. Ihren hohen Idealen vom Herrscheramt bis zur letzten Konsequenz treu geblieben, trug M. trotz des Scheiterns ihrer Politik wesentlich dazu bei, der monarchischen Idee in Luxemburg einen neuen hohen Stellenwert zu sichern, ein Ansehen, das ihre Nachfolgerin, Großherzogin Charlotte, auf andere Art und Weise mit Erfolg mehren sollte.

  • Literatur

    M. Welter, in: Escher Tagebl.v. 31.1., 1.2. u. 9.2.1924;
    N. Welter, Im Dienste, 1926;
    A. Jacquinot, Souvenirs d'un monde disparu, 1950;
    J. Meyers, Deux Maisons Souveraines, 1955;
    A. Collart, Sturm um Luxemburgs Thron, 1959;
    J. Schoos, Genealog. Unterss. z. Ahnentafel S. K. H. d. Ghzgn. v. Luxemburg, Ahnentafel zu 1024 Ahnen, in: Festschr. Mathias Zender, 1972;
    ders., Thron u. Dynastie, 1978 (P);
    G. Trausch, L'accession au thrône de la Grande-Duchesse Charlotte, in: Hémecht 31, H. 2, 1979.

  • Porträts

    Zahlr Gem. u. Phot. im Bes. d. Ghzg. v. Luxemburg.

  • Autor/in

    Jean Schoos
  • Zitierweise

    Schoos, Jean, "Marie Adelheid" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 187-188 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137352298.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA