Lebensdaten
1915 – 2005
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Hausham (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118841130 | OGND | VIAF: 188829797
Namensvarianten
  • Schneider, Paul Maximilian Heinrich
  • Schneider von Esleben, Paul
  • Schneider-Esleben, Paul
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Zitierweise

Schneider-Esleben, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118841130.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz S. (1877–1948), studierte Bildhauerei in D. u. Architektur in Karlsruhe, Architekt in D., S d. Peter (1848–1922), Bildhauer, Heiligenschnitzer in Eslohe (Sauerland), u. d. Maria Anna Amalia Weber (1848–1907);
    M Elisabeth (1881–1950), T d. Heinrich Ludwig Leonhard Hubertus Esleben (1834–1909), Apotheker in Olpe, u. d. Adelheide Maria Gertrud Harnischmacher (1844–1905);
    3 B Karl (1918–75), Architekt in D., Franz (1921–86), Kaufm. in Stuttgart, Egon (1924–80), Architekt in D.;
    3 Schw u. a. Maria Anna (1919–45), Graphikerin in D., Adelheid (* 1916, Karl Wimmenauer, 1914–97, Dipl.-Ing., Architekt in Wiesbaden, studierte zus. mit S., ebenfalls Mitarb. im Architekturbüro v. Rudolf Schwarz, 1962-79 Prof. f. Baugesch. an d. Kunstak. D.), Dolmetscherin in Wiesbaden;
    1) Stuttgart 1946 1995 Evamaria van Diemen-Meyerhof (* 1922), Schriftst., T d. Justus Meyerhof (1885–1943, jüd.), Textilfabr. in Berlin, u. d. Ursula van Diemen (1897–1988), Konzertsängerin in Berlin (s. Kutsch-Riemens, Gr. Sängerlex., ³1997), 2) Fischbachau 1996 Anne Margarete Müller (* 1942, 1] Wolfgang Grün), Einrichtungsberaterin;
    1 S aus 1) Florian (* 1947), Musiker, Mitbegr. d. Gruppe „Kraftwerk“, Komp. in D., 2 T aus 1) Claudia (* 1949), Architektin, Designerin in Hamburg, Maria Katharina (1955–2002), Graphikerin in D.; Verwandter d. 1. Ehefrau Otto Meyerhof (1884–1951), Prof. f. Biochemie u. Physiol. (s. NDB 17).

  • Biographie

    S. arbeitete schon vor dem Abitur bei den Handwerkern im Architekturbüro seines Vaters mit und beschäftigte sich mit Goldschmiedearbeiten. 1937 nahm er das Studium der Architektur an der TH Darmstadt auf und setzte es 1946 – nach Kriegsteilnahme 1939-45 – an der TH Stuttgart fort. Nebenher noch als Karikaturist tätig, schloß er 1947 mit dem Diplom ab. Anschließend wirkte er als freier Mitarbeiter im Büro des Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz (1897–1961) an verschiedenen Projekten mit, 1949 eröffnete er in Düsseldorf ein eigenes Büro. Seine ersten selbständigen Arbeiten zeigen ein Anknüpfen an Gestaltungsprinzipien des „Neuen Bauens“ der 20er Jahre sowie an die in den 30er/40er Jahren außerhalb Deutschlands weiterentwickelte Moderne. In anderen frühen Arbeiten griff er lokale Bautraditionen auf.

    Die 1950-51 erbaute Haniel-Hochgarage in Düsseldorf weist S. als konsequenten „Modernen“ aus, dessen Funktionalismus an die Lehren des „Neuen Bauens“ anknüpft und sie zugleich im Verzicht auf die Betonung des Flächigen ästhetisch neu gestaltet. Diese erste dt. Hochgarage nach dem Krieg ist durch ihre vollkommene Transparenz von einer Leichtigkeit und Eleganz, die erst Jahre später, z. B. mit dem von Egon Eiermann (1904–70) und Sep Ruf (1908–82) erbauten Dt. Pavillon der Weltausstellung Brüssel 1958, wieder erreicht wurde. 1955 gewann S. den Wettbewerb für die Erweiterung des Mannesmann-AG-Hauptsitzes in Düsseldorf und reiste auf Einladung des Unternehmens zusammen mit Eiermann zu Studien von Hochhäusern in die USA. Bis 1958 entstand als schlanker hoher Quader mit Vorhangfassaden das erste Hochhaus nach den amerik. Vorbildern Ludwig Mies van der Rohes in Deutschland. Auch die Schule an der Rolandstraße in Düsseldorf (1957–61) ist mit ihrer technoiden Eleganz und dem Wechsel von kubischer Körperlichkeit und gläserner Transparenz ganz dem Mies’schen Vorbild verpflichtet. S., dessen Arbeiten in den 50er Jahren von geradezu karger Einfachheit geprägt sind, hatte maßgeblichen Anteil an der Vermittlung der amerik. modernen Architektur in Deutschland.

    Ende der 50er Jahre wandelten sich die Behandlung des baulichen Volumens und der architektonischen Ausdrucksmittel. Die Bauten der 60er Jahre gehören der brutalistischen Architekturströmung an, insbesondere in Verwendung der plastischen Möglichkeiten des rohen Betons als Baustoff. Seine reinste Umsetzung fand dieser Ansatz in dem jesuitischen Ordenshaus und Verlagsgebäude „Stimmen der Zeit“ in München (1964–66). Den Grundriß bildet ein Wabensystem in Form von Sechsecken, die Fassaden sind durch den Wechsel von Glasflächen und Betonteilen verschiedener Breite und waagerechten Betonbalken bestimmt. Die Betonbauten blieben stets einer strengen Ordnung verpflichtet, aber die Baukörper wurden kleinteiliger und zu den rechteckigen Formen traten drei-, sechs- oder achteckige Grundrisse. Der bedeutendste Auftrag der 60er Jahre war der Flughafen Köln-Bonn (1962–70). Mit der Grundrißanlage eines fünfeckigen Zufahrtshofs und zwei angehängten sechseckigen Satelliten für die Flugzeugankopplung gelang eine enge Verschränkung der verschiedenen Funktionen. Dieses Erschließungssystem wurde nicht nur in Deutschland, sondern weltweit für Flughäfen typenbildend.

    Die Zahl der Aufträge nahm in den 70er Jahren deutlich ab; S. baute für sich selbst in Südfrankreich und Bayern. Die wenigen Arbeiten dieser Zeit zeigen eine Hinwendung zur dynamischen Form, in den Bauten der 80er Jahre lassen sich Einflüsse der High-|Tech-Architektur erkennen. 1961-72 hatte S. eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg inne, 1965 eine Gastprofessur an der TU Wien. Zudem schuf er zahlreiche Entwürfe für Möbel und Schmuck sowie Zeichnungen und Aquarelle.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Bundes Dt. Architekten;
    Gr. Staatspreis f. Baukunst d. Landes NRW (1956);
    BVK (1968);
    Gr. BVK (1987);
    Dr.-Ing. E. h. (RWTH Aachen 1993);
    Ehrenbürger d. Gde. Eslohe (1995).

  • Werke

    Weitere W Wohnhaus Bonzel b. Gummersbach, 1948/49;
    Ausst.pavillon d. Fa. Lehmann & Co. auf d. Hannover-Messe, 1949;
    Wohnhaus Riedel, Gruiten b. Düsseldorf, 1951-53;
    Kath. Pfarrkirche St. Rochus, Düsseldorf, 1953-55;
    Wohnzeilenbau auf d. Internat. Bauausst. in Berlin, 1957/58;
    Wettbewerbsentwurf f. ein Rathaus am Düsseldorfer Rheinufer, 1961;
    Appartmenthaus, Düsseldorf-Golzheim, 1961-63;
    Commerzbank-Hochhaus, Düsseldorf, 1961-65;
    Zapp-Philipps-Haus, Düsseldorf, 1962-65;
    Verw.hochhaus d. Stadtsparkasse Wuppertal, 1963-70;
    ARAG-Verw.gebäude, Düsseldorf, 1963-67 (1991/92 abgerissen);
    Wohnhaus Eichhorn in Düsseldorf-Stockum, 1964/65;
    Wohnhaus Zindler, Düsseldorf-Himmelgeist, 1966/67;
    Hochdahlhaus, Hochdahl b. Düsseldorf, 1971-72;
    ATO-Haus, Düsseldorf, 1979-80;
    Arbeitsamt in Krefeld, 1988-92;
    Verz. d. Bauten
    in: R. Beckers, Der Architekt P. S. E., 1995, S. 217-314;
    Bildbde.:
    Reiseskizzen, 1989;
    Reiseskizzen – Burma, Thailand, Bali, 1989;
    Reiseskizzen – Jemen, 1994;
    Skizzen, 1995 (mit e. Einl. v. M. Sack);
    Entwürfe u. Bauten, 1996;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Architekturmus. d. TU München (seit 2005).

  • Literatur

    F. Wiesenberger, Der entscheidende Mann am Zeichentisch ist stets er selbst, in: Düsseldorfer Hh. 29, 1984, H. 3, S. 13-15;
    D. Brandenburger, in: Der Architekt 35, 1986, H. 5, S. 239-42;
    H. Klotz (Hg.), P. S. E., Entwürfe u. Bauten 1949-1987, 1987;
    M. Kieser, Die Haniel-Hochgarage, Frühes Bsp. e. Hauaufgabe d. Nachkriegszeit, in: Denkmalpflege im Rheinland 5, 1988, H. 3, S. 36-38;
    W. Limbart, Düsseldorf, Die St.-Rochus-Kirche, ebd., S. 32-35;
    F. Wurm, in: Bauwelt 86, 1995, H. 31, S. 1673;
    W. Döring, ebd. 91, 2000, H. 32, S. 5;
    R. Beckers, Der Architekt P. S.-E., 1995 (W-Verz., Bibliogr.);
    P. Nestler, P. M. Bode, Dt. Kunst seit 1960, Architektur, 1976, S. 244, Abb. 84, 119, 163, 213;
    A. Rossmann, Die zweite Moderne, Der Architekt P. S.-E. wird achtzig Jahre alt, in: FAZ v. 23.8.1995;
    ders., ebd. v. 24.5.2005;
    H. Frank, Zwei dt. Architekturen 1949-1989, 2004;
    C. Knapp, Pionier d. Nachkriegs-Moderne, Zum Tod d. Architekten P. S.-E., in: SZ v. 25./26.5.2005;
    Vollmer;
    N. Pevsner, J. Flemming u. H. Honour, Lex. d. Weltarchitektur, 1971, S. 510;
    Klimesch (P);
    Munzinger;
    Nordrhein-Westfalen.

  • Porträts

    Porträtaufnahmen u. a. v. Liselotte Strelow u. Charles Wilp, 1950er u. 1960er Jahre.

  • Autor/in

    Burkhard Körner
  • Zitierweise

    Körner, Burkhard, "Schneider-Esleben, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 310-311 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118841130.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA