Lebensdaten
erwähnt 1231 oder 1267 , gestorben 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118782010 | OGND | VIAF: 9105430
Namensvarianten
  • Der Marner
  • Marner, Der
  • Konrad der Marner
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Marner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782010.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    M. – die Vornamen Konrad bzw. Ludwig sind jüngere Erfindung – war, wie aus einer polemischen Strophe des Zeitgenossen Rumelant (von Sachsen) hervorgeht, Oberdeutscher, „Swabe“. Urkundlich ist er nicht bezeugt, die datierbaren Werke liefern als Eckdaten für sein Schaffen die Jahre 1231 und 1267. Rumelant berichtet, M. sei als alter, blinder Mann ermordet worden. Das muß vor 1287, dem Todesjahr Konrads von Würzburg, geschehen sein, da dieser in einem Spruch Hermann Damens neben dem verstorbenen M. als Lebender genannt wird. Wie die meisten Verfasser von Sangsprüchen war M. als fahrender, d. h. nicht dauernd seßhafter Berufsdichter auf die Gaben adliger Gönner angewiesen. Davon zeugen, außer wiederholten Klagen über den Geiz der Herren, Lobgedichte auf den Propst von Maria Saal, Heinrich von Zwettl (1231), und den Olmützer Bischof Bruno von Holstein-Schauenburg sowie auf Graf Hermann von Henneberg; Lob und Mahnung werden auch dem Staufer Konradin vor seinem Italienzug zuteil (1267). Von jüngeren Berufskollegen, Rumelant und dem Meißner, wurde M. mehrfach angegriffen, er seinerseits polemisierte u. a. scharf gegen Reinmar von Zweter. Sein Nachruhm war beträchtlich, schon früh erscheint sein Name in Dichterkatalogen, und von den Meistersingern wurde er zu den Zwölf alten Meistern gezählt.

    M. hat nicht nur deutsch, sondern auch lat. gedichtet. Erhalten sind 4 mehrstrophige Lieder (Ton X und S. 191-196 der Ausgabe), darunter die erwähnten Lobgedichte auf geistliche Herren, und eine Spruchstrophe über die Sieben Künste und die Wissenschaften (XV, 19). Eine Winterklage nach dem formalen Muster eines Walther-Liedes, eine Polemik gegen die Bettelorden und eines der Lobgedichte sind Nachträge zu den Carmina Burana. Die deutschen Dichtungen M.s überliefert die Manessische Liederhandschrift (C, Bl. 349r-354v), vereinzelt finden sich echte Strophen auch noch in jüngeren Handschriften. Das Zentrum von M.s Œuvre bildet die Sangspruchdichtung. Erhalten sind 54 Strophen in 7 Tönen (I, VI, XI-XV; XII und XIII nicht von ihm selbst geschaffen). Häufiger als in den übrigen dichtete M. in den Tönen XIV und XV, die als Hof- bzw. Kurzer Ton und als Langer Ton auch von den Meistersingern gern benutzt wurden. Diese, denen zudem Ton I als Goldener Ton geläufig war, schrieben dem M. auch jüngere Töne zu. Inhaltlich sind die gängigen Themen und Motive der Gattung vertreten. Die religiösen Strophen enthalten vor allem Lob und Anrufung Marias und Gottes sowie geistliche Ermahnungen, aber auch Katechetisches, gelehrte Tierallegorese und Kirchenkritik. Bei den weltlichen Strophen herrschen moralische Belehrung, Mahnung und Kritik vor, teils einzelne Laster, besonders den Geiz der Reichen, teils allgemeine Zeiterscheinungen oder die politischen Zustände (Interregnum) betreffend. Zur Verdeutlichung werden Vergleiche, Fabeln und vereinzelt biblische und antike Stoffe eingesetzt. Wichtiges Thema ist|auch die Situation des Dichters selbst und seiner Kunst. Er klagt über Armut und erheischt Hilfe, mokiert sich über das auf Heldendichtung statt auf Sangsprüche erpichte Publikum und über einzelne Kollegen. Auf Verklärung der Vergangenheit gegründete Zweifel am Wert gegenwärtiger Kunst weist er zurück. Zu seinem Repertoire gehörten neben den Sangsprüchen und lat. Liedern auch Minnelieder (II-V, VII-X): Tagelieder, Minneklagen mit didaktischem Einschlag, Minnelehre und -theorie, ohne daß er sich damit auf eigenständige Weise profiliert hätte. Bezeichnend ist seine Selbsteinschätzung als Epigone Walthers und seiner Zeitgenossen, verbunden jedoch mit der Feststellung: „sanges meister lebent noch“ [XIV, 18).

  • Werke

    Ausg.: Ph. Strauch (Hrsg.), Der M., 1876, Nachdr. mit e. Nachwort, e. Reg. u. e. Lit.verz. v. H. Brackert, 1965.

  • Literatur

    B. Wachinger, Anm. z. M., in: Zs. f. dt. Altertum 114, 1985, S. 70-87;
    ders., in: Verf.-Lex. d. MA²;
    Rep. d. Sangsprüche u. Meisterlieder (RSM) V, bearb. v. F. Schanze u. B. Wachinger, 1988, S. 263-324.

  • Porträts

    Miniatur in d. Maness. Liederhs., Abb. in: Codex Manesse, Die Miniaturen d. Großen Heidelberger Liederhs., hrsg. v. I. F. Walther, 1988, Tafel 116.

  • Autor/in

    Frieder Schanze
  • Zitierweise

    Schanze, Frieder, "Marner" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 232-233 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782010.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Marner: (Konrad?) M., ein Dichter aus Schwaben, dessen Thätigkeit von 1230—1267 nachweisbar ist. Er hatte sich gelehrte Bildung angeeignet und Verstand es auch lateinische Verse zu setzen. Wie sein Meister Walther von der Vogelweide hat er, obwol nicht ritterlicher Herkunft, Lieder und Sprüche gedichtet und hohes Ansehen erworben. Von gleichzeitigen Kunstgenossen wird er beneidet und bekämpft, von jüngeren gepriesen, die Meistersänger zählten ihn unter die zwölf Meister ihrer Kunst und bedienten sich seiner Weisen. Die Art seiner Dichtung entspricht dem Geschmack der Zeit; er behandelt sehr mannigfaltige Stoffe, geistliche und weltliche, ohne Wahl; Gelehrsamkeit wird mehr gesucht als Anmuth. Auch das persönliche Auftreten des gerühmten Sängers zeigt wie um die Mitte des Jahrhunderts mit der Kunst die Künstler sanken. Zu wiederholten Malen tritt er mildeheischend hervor, zudringlicher als Reinmar, geschweige Walther. So in einem Preisgedicht auf einen Grafen von Henneberg, vermuthlich Hermann, der 1247 als Throncandidat auftrat. Mit großen Lobsprüchen überhäuft er ferner den jungen Konradin, als dieser 1267 sich nach Italien aufmachte. Am Rhein erfuhr er, wie der Bruder Wernher, schlechte Behandlung; er ärgert sich über Geiz, Geziertheit und Uebermuth des Volkes. In hohem Alter und erblindet wurde er erschlagen; der Rumzlant beklagte seinen Tod.

    • Literatur

      MSH. 4, 524—536. Strauch, Der Marner, Straßburg 1876. Bartsch, Liederdichter,2 Nr. XLII.

  • Autor/in

    W. Wilmanns.
  • Zitierweise

    Wilmanns, Wilhelm, "Marner" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 396 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782010.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA