Zimmermann, Dominikus

Dates of Life
1685 – 1766
Place of birth
Gaispoint/Wessobrunn
Place of death
Wies bei Steingaden
Occupation
Baumeister ; Stukkator ; Stuckateur ; Architekt ; Maler ; Bürgermeister
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118636928 | OGND | VIAF: 54941611
Alternate Names

  • Zimmermann, Dominicus
  • Zimmermann, Dominikus
  • Zimmermann, Dominicus
  • Zimerman, Dominikus

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Citation

Zimmermann, Dominikus, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636928.html [14.12.2025].

CC0

  • Zimmermann, Dominikus

    | Baumeister, Stukkator, ~ 1.7.1685 Gaispoint bei Wessobrunn, † 16.11.1766 Wies bei Steingaden, ⚰ Wies bei Steingaden, Friedhof der Stiftskirche Sankt Johannes der Täufer. (katholisch)

  • Genealogy

    B Johann Baptist (1680–1758), Stukkator, Maler (s. 1);
    Wessobrunn 1708 Theresia (1685–1752), wohl T d. Simon Zöpf;
    11 K (6 früh †), u. a. S Johann Georg (1710–1753), Prämonstratenser in Schussenried, Franz (Xaver) Dominikus (1714–1786, 1750 Maria Lory, Wiesbäuerin), Stukkator, Maurer, T Maria Franziska (1716–1776), Äbtissin d. freien Reichsstifts Gutenzell.

  • Biography

    Erste handwerkliche Kenntnisse als Stukkator erhielt Z. von seinem Stiefvater Christoph Schäffler. Die weitere Ausbildung ist, wie bei vielen Künstlern der Zeit, unklar. Denkbar ist eine Lehre bei Matthias Lotter (* um 1655/60), der ihn an Johann Jakob Herkomer (1652–1717) vermittelt haben könnte. Zwischen|1708 und 1716 war Z. in Füssen ansässig. Die Mitarbeit in der Herkomer-Werkstatt in Füssen kann als gesichert gelten, da seine ersten Altäre große Ähnlichkeit mit denen Herkomers hatten. Bei diesem erlernte Z. auch die Kunst des Scagliola, der Intarsien (Einlegearbeiten) aus dünnem, farbigem Stuckmarmor. So finden sich Stuckmarmor-Altäre mit Scagliola-Antependien von Z. in Fischingen (Schweiz, Kt. Thurgau, 1708/09), Bad Waldsee (vor 1718) und Füssen (um 1716).

    Ähnlich seinem Bruder Johann Baptist, der sich selbst zum Maler fortbildete, erlernte auch Z. ein zweites Handwerk: Zwischen 1707 und 1712 wurde er als Baumeister freigesprochen. Bereits seine Altarentwürfe mit ornamental eingesetzten und verformten Architekturelementen lassen erahnen, daß seine Handschrift als Baumeister von der Ausbildung als Dekorationskünstler beeinflußt war. Die Kenntnisse als Baumeister ermöglichten es ihm, gemeinsam mit seinem Bruder Gesamtkunstwerke aus Architektur, Stuck und Fresken in Eigenregie zu schaffen, wobei Z. bei den gemeinsamen Werken meist für die architektonische Hülle und den Stuck und Johann Baptist für die Fresken zuständig war. 1716 erwarb Z. das Bürgerrecht in Landsberg/Lech, wo er für 830 fl (Gulden) ein Haus am Hauptplatz 13 erwarb. Zwei Jahre später wurde Z. mit der Stuckierung des Landsberger Rathauses beauftragt; die Fassade erhielt reichen Dekor mit Bandwerk-Ornament und geknickten (Stuck-)Pilastern. In den folgenden Jahrzehnten gelangte Z. in Landsberg zu einigem Ansehen: 1734–48 war er Mitglied des Inneren Rates der Stadt, ab 1749 war er einer von vier Bürgermeistern. Etwa zehn Jahre vor seinem Tod, um 1755–57, zog er in sein neu erbautes Haus bei der Wieskirche, wo sein Sohn Franz Dominikus 1750 die Wiesbäuerin Maria Lory geheiratet hatte.

    Der Stuck Z.s ist eher ornamental und weniger plastisch und figürlich als bei seinem Bruder Johann Baptist, worin er der Wessobrunner Tradition enger verhaftet blieb. In den 1710er Jahren griff auch Z. das von der franz. Régence-Kunst begründete Bandwerk-Ornament auf, etwa in der von ihm erbauten und stuckierten Dominikanerinnen-Klosterkirche Maria Medingen (1716–1721). Die Form der Rocaille, die ab den 1730er Jahren in Bayern alle Kirchenräume erfaßte, fand auch in Z.s Formenschatz Eingang und wurde für ihn bald zum entscheidenden Ornament – das auch auf die Architektur übergriff.

    Z. war im wesentlichen Kirchenbaumeister.

    Hier beschäftigte er sich, wie viele seiner Zeitgenossen, mit dem Thema der Kombination von Längs- und Zentralraum. Seine Kirchenbauten sind meist einfache Saalräume, die zunächst rechteckig oder mit gerundeten Kanten und später oval gestaltet sind. In der Wallfahrtskirche Steinhausen (1727–1733) werden mehrere, sich eigentlich widersprechende Raumformen vereinigt: Der Raum erscheint als längsovale Rotunde mit querovalem Chor. Ein Kranz von zehn Pfeilerarkaden im Kirchenschiff läßt an eine Freipfeilerhalle denken. Die Pfeiler mit kräftig profilierten Gebälkblöcken und der Umgang, der vielmehr eine Reihe von Abseiten darstellt, erinnern an einen Wandpfeilersaal.

    Das Thema der Ovalrotunde mit Arkadenkranz und Umgang wurde in Z.s zweitem Hauptwerk, der Wieskirche (1744–57), fortgesetzt.

    Jedoch wird hier das Oval durch das Einschieben eines geraden, querhausartigen Mittelteils gelängt. Die Arkaden wurden auf acht reduziert, die massiven Pfeiler sind zu grazilen, abgeflachten Doppelstützen verschlankt.

    Den Höhepunkt des Raumes bildet der Chor, vom Typus her ein eingezogener Wallfahrtschor mit doppelstöckigem Altar und Umgang, wie er bereits in der Pfarrkirche Günzburg (1736) zu finden war. Im Chor der Wieskirche überzieht das Ornament nicht nur sämtliche Oberflächen, sondern greift auch auf die Architektur über. Entgegen aller Tektonik und Sehgewohnheiten öffnen sich die Arkadenbögen des oberen Umgangs nach unten und werden zu Kartuschen oder Okuli.

    Einzig in diesem Chorraum wird die Rocaille – ursprünglich ein rein dekoratives Stilelement – auch auf die Architektur selbst angewendet. Das Werk Z.s ist, auch im Vergleich mit seinem Bruder, überschaubar. Mit seinen wenigen kleinen Kirchen jedoch wurde er so berühmt, daß er als der Inbegriff eines „Rokoko-Architekten“ gilt. Die Wallfahrtskirche in Steinhausen wurde von Georg Dehio (1850–1932) als die „schönste Dorfkirche der Welt“ bezeichnet. Die Wieskirche, die 1983 in das Weltkultruerbe aufgenommen wurde, machte ihn weit über die Grenzen Bayerns und Schwabens berühmt.

  • Works

    Weitere W Buxheim, Kartause, Stuck u. Altäre in mehreren Räumen, 1709–13, Architektur u. Stuck d. Pfarrkirche 1726/28, Architektur u. Stuck d. Annakapelle 1738/39;
    Neresheim, Benediktinerabtei, Stuck im Festsaal, 1719;
    Landsberg, Stadtpfarrkirche, Rosenkranz-Altar mit Scagliola-Antependium, 1721;
    Bad Wörishofen, Dominikanerinnenkloster, Stuck in Klosterkirche u. Klosterräumen, 1722/23;
    Schwäb. Gmünd, Dominikanerkloster, Klostergebäude, Architektur u. Stuck, 1724/25;
    Sießen, Dominikanerinnenkloster, Stuck im Refektorium 1720/22, Architektur u. Stuck d. Klosterkirche,|1725–29;
    Ottobeuren, Entwürfe f. Neubau d. Klosterkirche als Pfeileroval, 1732 (nicht ausgeführt);
    Pöring, Schloßkirche, Architektur u. Fresken, ab 1739;
    Landsberg/Lech, Friedhofskirche St. Johannes, Architektur, Hochaltar u. Fresko über d. Hochaltar, ab 1741;
    Schussenried, Prämonstratenserkloster, Entwürfe u. Holzmodell f. e. Klosterneubau, 1748 (verändert ausgeführt, Modell im Mus. Kloster Schussenried erhalten).

  • Literature

    |ADB 45;
    H.-R. Hitchcock, German Rococo, The Z. Brothers, 1968;
    D. Z. (1685–1766), Ausst.kat. Altes Rathaus Landsberg a. Lech z. 300. Wiederkehr seines Geb.jahres, 1985;
    H. u. A. Bauer, Johann Baptist u. D. Z., Entstehung u. Vollendung d. bayer. Rokoko, 1985 (W-Verz. S. 297–305);
    H. Schnell u. U. Schedler, Lex. d. Wessobrunner, 1988, S. 342–57 (W-Verz. S. 328–38);
    ThB;
    BBKL 14.

  • Portraits

    |kein zu Lebzeiten entstandenes Porträt bekannt.

  • Author

    Hanna Dornieden
  • Citation

    Dornieden, Hanna, "Zimmermann, Dominikus" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 702-704 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636928.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Zimmermann, Dominikus

  • Biography

    Zimmermann: Dominikus Z., geboren am 28. Juni 1685 zu Gaispoint, Pfarrei Wessobrunn in Baiern, am 16. November 1766 in Wies, Pfarrei Steingaden, Stuccator und Baumeister, machte in der „Wessobrunner Stuccatorenschule“ alle Stufen des Kunsthandwerks durch, verzog im J. 1716 nach dem für seine Kunstausübung gelegeneren Landsberg a. L., woselbst er von 1749—1753 Bürgermeister war. Seine früheste selbständige nachweisbare Arbeit von Bedeutung ist der Hochaltar mit einem Madonnenbild in Gipsmosaik am Antependium in der Pfarrkirche von Birkland aus dem Jahre 1715. In seiner zweiten Heimath Landsberg hat er in den Jahren 1718—1720 die Stuccaturen im 2. Stockwerk und an der sehr ansprechend und wirkungsvoll verzierten Façade des Rathhauses geschaffen, sowie im Chor der Pfarrkirche einen Credenzaltar aus Gipsmarmor. Diese Stuccaturen im oberen Rathhaussaal gehören zu den allerbesten derartigen Arbeiten aus jener Zeit; augenscheinlich wollte der Künstler in ihnen ein hervorragendes Meisterstück liefern, um seinen Landsleuten eine Probe seiner hohen Kunstfertigkeit zu geben. Voll und ganz lernt man indeß die Eigenart dieses nicht gewöhnlichen Künstlers kennen in dessen Kirchenbauten. Fast gleichzeitig baute er zwei Kirchen im jetzigen württembergischen Oberschwaben, in den Jahren 1726—1733 die des Dominicanerinnenklosters Siessen b. Saulgau, einen einschiffigen flachgewölbten mit seltsam geformten Oberfenstern und sehr geschmackvollen Stuccaturen ausgestatteten Bau mit querschiff-flügelartig vortretenden Capellen und einem eingezogenen, halbrund geschlossenen Chor im ausgeprägten Frührococo (Pilaster mit sehr reichen Capitellen), und in den Jahren 1728—1731 die zum Prämonstratenserreichsstift Schussenried gehörige Pfarr- und Wallfahrtskirche von Steinhausen am Federbach, eine große ovale außen rechteckig ummantelte Ellipse oder Rotunde, welcher sich östlich ein innen hufeisenförmiger, außen rechteckiger Chor, westlich eine dem Chor an Ausdehnung entsprechende rechteckige Vorhalle mit übergebautem Thurm vorlegt. In den ovalen Hauptraum dieses originellen, ganz aparten Baues sind in gleichen Abständen 10 quadratische Pfeiler eingestellt, welche auf jeder Seite Pilastervorlagen zeigen, unter sich und mit der Umfassungswand (mit dieser in tieferer Kämpferhöhe) durch Bögen verbunden sind|und eine flache aus Backstein gemauerte Kuppel tragen, wodurch ein Umgang um den Hauptraum hergestellt wird. Im östlichsten Theile dieses Umganges hebt eine am ganzen Chor sich hinziehende Galerie an. Nicht minder ist das Innere mit außerordentlich reichen, eleganten Stuccaturen aus Band-, Blatt- und Blumenwerk ausgeschmückt. Diese Kirche, in welcher der Meister seinem exquisiten decorativen Talente und seiner Phantasie so recht freien Lauf lassen konnte, übertrifft noch die von Siessen; insbesondere ist in Steinhausen die zu Siessen in der unteren Hälfte der Fensterhöhe liegende Ausbauchung der lebendig umrissenen dreitheiligen Oberfenster in die obere Hälfte verlegt; auch haben die Capitäle der gekuppelten, den Außenbau gliedernden Pilaster noch reichere, üppigere Formen wie in Siessen. Der ganze, auf einem freien Platze sich erhebende Tempel mit seinem frei und luftig in den Aether aufsteigenden, weithin über den Wäldern sichtbaren Thurm macht von außen und innen einen imponirenden, vornehmlich im Innern einen heiteren, festlichen, ja geradezu bestrickenden Eindruck, und glaubt man sich beim Eintritt im ersten Moment fast unwillkürlich in ein Opernhaus versetzt. Später hat Z. dann auch ein Modell zum beabsichtigten Klosterneubau in Schussenried, in welchem ein Sohn von ihm, der im J. 1753 gestorbene P. Judas Thaddäus Z., seit 1734 als Conventuale sich befand, gefertigt und sich um die Bauoberaufsicht beworben, welchem Gesuche indeß nicht entsprochen wurde. Ebensowenig wurden seine um das Jahr 1732 entworfenen Risse für den Neubau der Klosterkirche in Ottobeuren ausgeführt. Mit dem Steinhauser Kirchengebäu wetteifert in Anlage und Ausbau die von ihm in den Jahren 1746—53 im Auftrage des Prämonstratenserklosters Steingaden ausgeführte herrliche Wallfahrtskirche von Wies (s. über diese Hager, Die Bau- und Kunstdenkmale des Klosters Steingaden, im Oberbair. Archiv, 47. Bd., S. 173 ff.); namentlich übertrifft letztere den Steinhauser Bau durch die reiche Chorgestaltung und leichteren luftigen Aufbau, während die Stuckdecoration des letzteren trotz allem in Wies nicht erreicht wird. Außerdem soll Z. das Dominicanerinnenkloster zu Ober-Medlingen, auch Maria-M. genannt, das Jesuitenkloster in Landsberg, und an einer Kirche in Günzburg gebaut haben. Auch will ihm aus stilistischen Gründen noch der Bau der Johanniskirche in Landsberg zugewiesen werden. Z. ist der größte Baumeister, der aus der „Wessobrunner Schule“ hervorgegangen und und zählt zu den genialsten und virtuosesten Rococoarchitekten Süddeutschlands. „So wie er hat keiner es verstanden, die schweren Massen in leichte, luftige Gebilde aufzulösen; nichts ist ihm zu kühn, er durchbricht Gewölbeansätze und Uebermauerungen von Bögen, um den Beschauer durch ungeahnte Durchblicke zu überraschen: er ist Stucco-Architekt und übertrügt so zu sagen die flüssige Behandlungsweise des alle beliebigen Formen leicht annehmenden Stucks auf das massive Baumaterial ... Seine Kirchen-Innenräume sind von einer reich gestaltenden Phantasie durchglüht, welche die durch das Baumaterial und das Gesetz der Schwere gezogenen Schranken gewissermaßen zu sprengen sucht.“ Im Bilde ist der Meister mit seinem Sohne Franz auf einem in der Capelle von Wies befindlichen Votivgemälde verewigt. Z. hatte noch einen älteren, ihm als Künstler ebenbürtigen, als Maler und Stuccator bedeutenden (am 3. Januar 1680 zu Gaispoint geborenen, am 26. Februar 1758 als kurfürstlicher Hofmaler und Stuccateur in München gestorbenen) Bruder Johannes Z., welcher namentlich in dem Klosterneubau zu Ottobeuren, in den kurfürstlichen Residenzschlössern zu Schleißheim, Nymphenburg und München, sowie in zahlreichen Kirchen Kurbaierns (so zu Weyern, Andechs, Scheftlarn, Tegernsee u. s. w.) eine ungemein reiche Thätigkeit entfaltete und auch den malerischen Theil bei den durch seinen Bruder ausgeführten Kirchenbauten von Siessen, Steinhausen und Wies besorgte.

  • Literature

    Dr. Gg. Hager, Die Bauthätigkeit und Kunstpflege im Kloster Wessobrunn etc. im Oberbair. Arch. f. vaterländ. Gesch., 48. Bd. (1894), S. 397 bis 418. —
    Beck, Die Wallfahrtskirche zu Steinhausen, im Diöcesanarch. v. Schwaben, XI. Jahrg. (1893), Nr. 2 S. 7/8 und Nr. 6 S. 23 und XIII. Jahrg. (1895), S. 100.

  • Author

    P. Beck.
  • Citation

    Beck, Paul, "Zimmermann, Dominikus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 254-256 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636928.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA