Zimmermann, Johann Baptist
- Lebensdaten
- 1680 – 1758
- Geburtsort
- Gaispoint
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Maler ; Stukkator ; Freskomaler ; Künstler ; Stuckateur
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 118636960 | OGND | VIAF: 50018873
- Namensvarianten
-
- Zimmermann, Johannes
- Zimmermann, Johann Baptista
- Zimmermann, Johann Baptist
- Zimmermann, Johannes
- Zimmermann, Johann Baptista
- Zimerman, Johann Baptist
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- Zimmermann
- Zimmermann, Dominikus
- Zimmermann, Elias
- Zimmermann, Elisabeth / verheiratete
- Zimmermann, Franz Michael
- Zimmermann, Johann Joseph
- Zimmermann, Justina / verheiratete
- Zimmermann, Maria Christiana Rosina
- Zimmermann, Maria Franziska Elisabeth
Personen im NDB Artikel
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- NDB 26 (2016), S. 520 in Artikel Üblher (Üblher (auch Üblhör, Ueblher, Übelher[r], Ybelher[r] unter anderem, und andere), Johann Georg)
- NDB 28 (2024), S. 702* (Zimmermann, Dominikus)
- NDB 28 (2024), S. 703 in Artikel Zimmermann (Zimmermann, Dominikus)
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Zimmermann, Johann Baptist
| Stukkator, Maler, ~ 3.1.1680 Gaispoint bei Wessobrunn, ⚰ 2.3.1758 München, Sankt Peter. (katholisch)
-
Genealogie
Aus Wessobrunner →Stukkatorenfam.;
V →Elias (1656–96), Maurer, Stukkator in G., S d. Jakob, Bäcker;
M →Justina Rohrmoser († 1717, ⚭ 2] 1696 →Christoph Schäffler [Scheffler], 1670–1723, Stukkator in G., s. Lex. d. Wessobrunner);
2 B (1 früh †) →Dominikus (s. 2), 3 Schw;
– 1) ⚭ Beyharting 1705 →Elisabeth († 1756), aus Riedenburg/Altmühl, Zofe d. Gfn. Maxlrain, T d. Johann Ostermayr, 2) München 1756 →Christina Mansrieder (um 1708–96, ⚭ 2] 1758 →Franz Xaver Feichtmayr II, 1735–1803, Stukkator, s. NDB V; AKL), aus Hall (Tirol), 2 S aus 1) →Johann Joseph (1707–1743), Maler, Stukkator in M. (s. ThB; AKL), →Franz Michael (1709–1784), Maler, Stukkator in M. (s. ThB; AKL), 3 T aus 1) (1 früh †) →Maria Franziska Elisabeth (* 1711), →Maria Christiana Rosina (1715–1739). -
Biographie
Handwerkliche Grundkenntnisse erhielt Z. bei seinem Vater; wo die weitere Ausbildung zum Stukkator erfolgte, ist unklar. Eine Wanderschaft ist ebenso denkbar wie eine Ausbildung in Augsburg, auch eine zeitweise Mitarbeit in einem ital. Stukkatorentrupp wird diskutiert. Hier könnte Z. die bei den Wessobrunnern eher unübliche figurale Stuckplastik erlernt haben. Ab 1705 war er in Miesbach ansässig und stand in Diensten bei →Johann Joseph Max Veit Gf. v. Maxlrain (1677–1734). Laut Traueintrag übte er zu dieser Zeit die „ars pictoriae et crustatoriae“, die Kunst der Malerei und Inkrustation (Stuckkunst?), aus. Z. war ausgebildeter Stukkator, das Handwerk der Malerei eignete er sich autodidaktisch an.
Die ersten größeren Aufträge erhielt Z. von Kirchen und Klöstern in Oberbayern und Schwaben (Markt Rettenbach, Wallfahrtskirche Maria Schnee, Stuck u. Fresken, 1707; nicht erhalten die Stuckarbb. in den Refektorien d. Klöster von Tegernsee, Weyarn u. Beyharting, alle vor 1710). Zwischen 1709 und 1713 arbeitete er in der Kartause Buxheim erstmals mit seinem jüngeren Bruder, dem Baumeister und Stukkator →Dominikus, zusammen (von Johann Baptist in Buxheim: Fresken in d. Marienkapelle, Stuck u. Fresken in Bibl., Klosterkirche, Sakristei u. Kapitelsaal). Bei den weiteren gemeinsamen Aufträgen war Dominikus in der Regel für Architektur und Stuck und Z. für die Fresken zuständig. Im Gegensatz zu dem berühmten Künstlergespann →Cosmas Damian (1686–1739) und →Egid Quirin Asam (1692–1750) beschränkte sich die Zusammenarbeit der Brüder Z. jedoch auf einzelne Projekte. 1715 zog Z. nach Freising. Zu dieser Zeit (1714-ca. 1722) war er hauptsächlich für das Benediktinerkloster Ottobeuren tätig (u. a. Stuck im Bibl.saal 1715–17: Umarbeitung d. illusionist. Dekorationssystems n. →Paul Decker, 1677–1713 zu flächengliederndem System f. e. flache Decke). In Ottobeuren lernte er den Maler →Jacopo Amigoni (1682–1752) kennen, der ihn nachhaltig beeindruckte und ihn möglicherweise an den Münchener kurfürstlichen Hof vermittelte: 1720 schloß Z. mit dem Hofbaumeister →Joseph Effner (1687–1745) einen Vertrag über die Stuckausstattung des Treppenhauses im Neuen Schloß Schleißheim. In den 1720er Jahren war Z. als Stukkator auf den zahlreichen kurfürstlichen Schloßbaustellen tätig (Schleißheim, Neues Schloß, Treppenhaus 1720–21, Weißer Saal 1722, nördl. u. südl. Antecamera Erdgeschoß 1723–24, Stuckkabinett u. Blaues Kabinett 1725/26, Kammerkapelle 1725/26; Nymphenburg, Stuck in mehreren Räumen d. Badenburg 1720/21; München, Residenz, Stuck in d. Reichen Zimmern 1726–30, teilw. zerstört). Dazu beschäftigte er eine große Anzahl von Gehilfen. 1724 wurde Z. Hofschutz, d. h. die Befreiung von Zunftzwang und Steuern, gewährt; er zog nach München, wo er für 3 000 fl. ein Haus am Färbergraben erwarb.
Nach dem Tod des Hofstukkators →Johann Georg Bader (1675–1726) und der Entlassung des Stukkators →Charles Claude Dubut (um 1687–1742) wurde Z. erster Hofstukkator – ein Titel, den er bis zu seinem Tod behielt, der allerdings nicht mit einer festen Besoldung verbunden war.
Durch zahlreiche Arbeiten für den Kurfürsten und Adelige, in den 1730er Jahren v. a. zusammen mit dem Hofbaumeister →François Cuvilliés (1695–1768) (München, Residenz, Reiche Zimmer, 1731–33, teilw. zerstört; Nymphenburg, Amalienburg, Fassaden- u. Innenraumstuck, 1734–37), aber auch für Kirchen und Klöster in ganz Bayern gelangte Z. zu weiterem Wohlstand: 1734 erwarb er ein Haus am Münchener Rindermarkt für 7.800 fl (Gulden). Der Österr. Erbfolgekrieg 1740–45 bedeutete für ihn wie für viele Künstler einen Einschnitt, inbesondere was die höfischen Aufträge betraf. 1746 mußte Z. sein Haus am Rindermarkt verkaufen. In seinem letzten Lebensjahrzehnt betreute Z. zahlreiche Großprojekte gleichzeitig, wobei er sich weitgehend auf die Leitung seiner umfangreichen Werkstatt, das Zeichnen von Entwürfen und die Überwachung der Arbeiten konzentrierte.
Die Mitarbeiter seiner Werkstatt sind nur sporadisch überliefert, häufig genannt werden seine Söhne →Johann Joseph und →Franz Michael sowie der Maler →Martin Heigl († 1774).
Z. war als Dekorationskünstler hoch flexibel und konnte seine Dekorationen der jeweiligen Mode, der Handschrift eines Architekten oder einer vorgegebenen Raumform anpassen. Bei den höfischen Innenraumdekorationen im Neuen Schloß Schleißheim, den Reichen Zimmern in der Münchener Residenz oder in der Amalienburg im Nymphenburger Park ist dem jeweiligen Hofbaumeister (→Joseph Effner, später François Cuvilliés) ein großer gestalterischer Anteil beizumessen. Z.s Flexibilität und stilistische Progressivität bis ins hohe Alter wurden auch von seinen geistlichen Auftraggebern geschätzt. Von kaum einem anderen bayer. Künstler des 18. Jh. sind so viele Werke überliefert wie von ihm und seiner Werkstatt.
Im Bereich des Stuck entwickelte Z. ein spezifisches Dekorationssystem. Aus der Wesso|brunner Tradition übernahm er die Verwendung floraler und naturalistischer Elemente, allerdings weniger schwerplastisch und architekturbezogen. Stattdessen integrierte er zunehmend Figürliches. In den 1720er Jahren lernte er die durch Joseph Effner aus Frankreich nach Bayern importierte Régence-Ornamentik kennen. Fortan setzten sich seine Stuckdekorationen aus Bandwerk in Kombination mit abstrakten Formen (Gitterwerk) zusammen, durchsetzt von tierischen und naturalistischen Motiven aus dem Bereich der Groteske, die wie ein flaches Relief die Decke überziehen. Ein Schlüsselwerk hierfür ist der Bibliothekssaal des Klosters Benediktbeuern (1724), in dem der Deckenspiegel zum Bildgrund wird, auf dem durch Stuckornament Räume geschaffen werden. Die Freskenfelder werden in das System eingebunden, das Ornament wird durch Bandwerk, C-Bögen und Grotesken-Versatzstücke wie Balustraden, Brunnen oder Masken gebildet. Noch prägender als die Régence-Ornamentik wurde für das Dekorationssystem Z.s die Ornamentform der Rocaille, die er durch die Zusammenarbeit mit François Cuvilliés seit den 1730er Jahren kennenlernte. In Räumen wie dem Spiegelsaal in der Amalienburg im Nymphenburger Park (1734–1737) trieb er seine Dekorationskunst auf die Spitze: Das vergoldete oder versilberte Ornament verselbständigt sich und wird zum Bildgegenstand, selbst Architekturelemente wie Gesimse oder Pilaster werden durch Ornament ersetzt. Die Grenzen zwischen Architektur, Ornament und Bild verschwimmen.
Z.s Tätigkeit als Maler fiel in die Zeit des Umbruchs von der Bevorzugung des ital. Spätbarock mit großem Pathos, Illusionismus und starker Farbigkeit hin zum franz. inspirierten Geschmack mit aufgehellten, idyllischen Landschaftsdarstellungen. Diese Entwicklung an der Wende zum Rokoko vollzog auch Z., stets beeinflußt von seiner Ausbildung als Dekorationskünstler. Bei ihm öffnet sich ein Kirchenraum nicht zu einem imaginären Himmel, sondern die Fresken bleiben in sich geschlossen. Bildgegenstand ist meist eine Landschaft, in der sich die jeweils darzustellende Handlung abspielt (etwa im Kuppelfresko d. Wallfahrtskirche Steinhausen, 1731, mit Maria in d. Glorie u. umlaufendem Landschaftsstreifen), jedoch ohne Pathos oder große kompositionelle Bewegung. Die Figuren treten vielmehr auf einer seichten Handlungsbühne auf, kombiniert mit Landschaftsausblicken und Versatzstücken wie Brunnen, Staffagebauten, Spalieren und Laubengängen. Die helle, pastellige Farbigkeit unterstreicht die Stille.
Ihre volle Wirkung entfaltete Z.s Dekorationskunst jedoch in der Kombination von Stuck und Fresken. Die Synthese von Architektur, Ornament und Malerei, etwa in dem gemeinsam mit seinem Bruder geschaffenen Gesamtkunstwerk der Wieskirche, begründet seine Bedeutung als einer der wichtigsten Künstler des süddt. Rokoko.
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Werke
Weitere W u. a. München, Preysing-Palais, Stuck an Fassaden, im Treppenhaus u. einigen Innenräumen (z. T. zerstört/rekonstruiert), 1724/27;
Weyarn, Augustiner-Chorherrenstift, Klosterkirche, Stuck u. Fresken, 1729;
Beyharting, Augustiner-Chorherrenstift, Klosterkirche, Stuck u. Fresken, 1730;
Landshut-Seligenthal, Zisterzienserinnenkloster, Kirche, Stuck u. Fresken, 1733/34;
Prien, Pfarrkirche, Stuck u. Fresken, 1738–40;
Dietramszell, Augustiner-Chorherrenstift, Stiftskirche, Stuck u. Fresken, 1741;
München, Berg am Laim, St. Michael, Stuck u. Fresken, 1743/44;
Landshut, Dominikanerkirche, Stuck u. Fresken, 1749;
Andechs, Benediktinerabtei, Kloster- u. Wallfahrtskirche, Stuck u. Fresken, 1751/54;
Margarethenberg, Wallfahrtskirche, Stuck u. Fresken, 1752/54;
Wemding, Wallfahrtskirche, Stuck u. Fresken (nicht eigenhändig), 1752/54;
München, St. Peter, Stuck u. Fresken, 1753/54 (nicht erhalten);
Wies, Wallfahrtskirche Zum Gegeißelten Heiland, Fresken, 1753/54;
Schäftlarn, Prämonstratenserkloster, Kirche, Stuck u. Fresken, 1754/56;
Schloß Nymphenburg, Steinerner Saal, Stuck u. Fresken, 1755/57. -
Literatur
|J. B. Schmid, J. B. Z., Maler u. kfl. bayer. Hofstuccateur, in: Altbayer. Mschr., Jg. 2, 1900, H. 1, S. 9–24, H. 2/3, S. 65–80 u. H. 4/5, S. 97–123;
H.-R. Hitchcock, German Rococo, The Z. Brothers, 1968;
Ch. Thon, J. B. Z. als Stukkator, 1977 (Stammtafel S. 378 f., W-Verz. S. 286–345);
H. u. A. Bauer, J. B. u. Dominikus Z., Entstehung u. Vollendung d. bayer. Rokoko, 1985 (W-Verz. S. 306–28);
H. Schnell u. U. Schedler, Lex. d. Wessobrunner, 1988, S. 342–57 (W-Verz.);
ThB;
BBKL 14. -
Porträts
|kein zu Lebzeiten entstandenes Porträt bekannt.
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Autor/in
, Hanna Dornieden -
Zitierweise
Dornieden, Hanna, "Zimmermann, Johann Baptist" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 700-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636960.html#ndbcontent