Zintl, Eduard

Lebensdaten
1898 – 1941
Geburtsort
Weiden (Oberpfalz)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139909257 | OGND | VIAF: 102741531
Namensvarianten

  • Zintl, Eduard
  • Zintl, E.

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Zitierweise

Zintl, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139909257.html [28.12.2025].

CC0

  • Zintl, Eduard

    | Chemiker, * 21.1.1898 Weiden (Oberpfalz), † 17.1.1941 Darmstadt, ⚰ Darmstadt. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Friedrich (1856–1915), Eisenbahn-Expeditor;
    M Antonie Weiß (1867 – um 1930), 1 B August Friedrich (Hans) (1900–56), Maler, Graphiker (s. Vollmer; AKL);
    München 1923 Margarete (1895–1949), Dr. phil., Chemikerin, am chem. Labor d. Bayer. Ak. d. Wiss. tätig (s. NDB 25*; W), T d. Rudolf Steinheil (1865–1930), Industr., Physiker (s. NDB 25*), u. d. Emilie Voit (1864–1903);
    1 S Gerhart (* 1929), Chemiker, 1 T Eva Bode (* 1927), Chemikerin.

  • Biographie

    Z. besuchte Schulen in Weiden und Bayreuth, seit dem Umzug der Familie 1915 die Oberrealschule in München. Nach Notabitur 1917 und Kriegsdienst 1916–18 studierte er Chemie an der Univ. München und wurde dank seiner außerordentlichen Leistungen Assistent bei Otto Hönigschmid (1878–1945), Professor für Anorganische Chemie. Während seiner Studienzeit leistete er auch Assistentendienste im Unterrichtslaboratorium.

    Mit der experimentell äußerst schwierigen Revision des Atomgewichts des Broms wurde Z. im Juni 1923 bei Hönigschmid zum Dr. phil. promoviert. 1925 mit einer Schrift über „Potentiometrische Titrationsmethoden zur Bestimmung von Schwermetallen und ihre Verwendung in der Legierungsanalyse“ für Chemie habilitiert, wurde er 1928 als etatmäßiger ao. Professor und Leiter der Anorganischen Abteilung des Chemischen Instituts an die Univ. Freiburg (Br.) berufen, wo er sich frei von Verwaltungsaufgaben auf seine Forschungen konzentrieren konnte. 1933 erhielt Z. einen Ruf auf die o. Professur für Anorganische Chemie an der TH Darmstadt, den er unter der Bedingung eines Institutsneubaus annahm. Z. ließ sofort eine Physikalisch-Chemische Abteilung einrichten, berief Carl Wagner (1901–1977) zu deren Leiter und erwirkte für das gesamte Institut die Bezeichnung „Institut für Anorganische und Physikalische Chemie“. Vor allem organisatorisch tätig, entwickelte Z. in diesen Jahren eine moderne Konzeption für das neue Institut, bei der die enge Zusammenwirkung Anorganischer und Physikalischer Chemie in Forschung und Lehre besonders berücksichtigt wurde. Wenige Wochen vor der Institutseinweihung verstarb er.

    Z., der wissenschaftlich vielseitig tätig war, gelang die enge Verknüpfung Anorganischer und Physikalischer Chemie. Seine hervorragende Experimentalkunst bildete eine Voraussetzung für bahnbrechende Ergebnisse und die Erschließung eines neuen Forschungsgebiets: die intermetallischen salzartigen Verbindungen. Überraschend neu war die Entdeckung der sog. metallischen Polyanionen, zunächst von Blei (Pb ⁹4) und Zinn (Sn ⁹4), dank der Benutzung von flüssigem Ammoniak als Lösungsmittel. Die von Z. entdeckte große Gruppe von intermetallischen Verbindungen, deren Bindungszustände Übergangsformen zwischen Metall- und Ionenbindung darstellen, wird seit 1941 nach dem Vorschlag von Fritz Laves (1906–1978) als „Z.-Phasen“ bezeichnet. Laves führte auch, aufgrund von Z.s Ergebnissen, den Begriff „Z.-Grenze“ (zwischen den Elementen der 3. und 4. Hauptgruppe des Periodensystems) ein, um zu betonen, daß links von dieser Grenze Kristallstrukturen mit salzartigen Charakter vorhanden sind, rechts dagegen Legierungsstrukturen mit intermetallischem Charakter. Die von Z. entwickelten Vorstellungen und Modelle, z. B. zur Gitterstruktur und zum Bindungsverhalten der intermetallischen Verbindungen, besitzen für die ganze Festkörperchemie weitreichende Bedeutung. Zu Z.s Schülern und Mitarbeitern zählen Georg Brauer (1908–2001), Josef Goubeau (1901–1990), Hans Kohlschütter (1902–1986) und Günther Rienacker (1904–1989).

  • Auszeichnungen

    |Liebig-Denkmünze d. Ver. Dt. Chemiker (1938).

  • Werke

    Weitere W 104 Publl.;
    Anltg. z. quantitativen chem. Gewichtsanalyse, 1921 (mit O. Hönigschmid);
    Revision d. Atomgewichts d. Broms durch vollst. Synthese d. Bromsilbers, in: Liebigs Ann. d. Chemie 433, 1923, S. 201–30 (mit dems.) (Diss.);
    Anltg. f. d. Chem. Praktikum d. Mediziner, 1927, ⁵1943;
    Salzartige Verbindungen d. Natriums u. ihr Übergang z. intermetall. Phasen, in: Naturwiss. 17, 1929, S. 782 f.;
    Salzartige Verbindungen u. intermetall. Phasen d. Natriums in flüssigem Ammoniak, in: Zs. f. physikal. Chemie 154, 1931, S. 1–46 (mit|J. Goubeau u. W. Dullenkopf);
    Polyplumbide, Polystannide u. ihr Übergang in Metallphasen, ebd., S. 47–91 (mit A. Harder);
    Über d. Fähigkeit d. Elemente z. Bildung negativer Ionen, in: Zs. f. anorgan. u. allg. Chemie 211, 1933, S. 113–31;
    Otto Hönigschmid z. 60. Geb.tag, ebd. 236, 1938, S. 6–11;
    Orthosalze v. Sauerstoffsäuren, ebd., S. 372–430 (mit W. Morawietz);
    Gleichgewichtsmessungen an Natriumsilikaten, ebd. 243, 1939, S. 1–13 (mit H. Leverkus);
    Siliciummonoxyd, ebd. 245, 1940, S. 1–7 (mit Mitarbb.);
    Konstitution d. Lithiumnitrids, in: Zs. f. Elektrochemie 41, 1935, S. 102–07 (mit G. Brauer);
    Das Inst. f. anorgan. u. physikal. Chemie, in: Die TH Darmstadt, 1836–1936, 1936, S. 169–73;
    Intermetall. Verbindungen, in: Angew. Chemie 52, 1939, S. 1–6;
    zu Margarete Steinheil: Über d. Atomgewicht d. Quecksilbers, Diss. masch. München 1922.

  • Literatur

    |K. Clusius, in: FF 17, 1941, S. 143 f.;
    A. Schneider, in: Zs. f. Elektrochemie 47, 1941, S. 291–95 (W-Verz., P);
    H. W. Kohlschütter, in: Naturwiss. 29, 1941, S. 241–44;
    F. Laves, E. Z.s Arbb. über d. Chemie u. Struktur v. Legierungen, ebd., S. 244–55;
    W. Klemm, in: Zs. f. anorgan. u. allg. Chemie 247, 1941, S. 2–21;
    C. Wagner, Zur Entwicklung d. Chemie intermetall. Verbindungen, E. Z. z. Gedächtnis, in: Angew. Chemie 54, 1941, S. 525–27 (P);
    E. Z., Gedächtnisfeier am 17. Jan. 1942, in: Berr. d. Dt. Chem. Ges. 75A, 1942, S. 39–74 (W-Verz., P);
    R. E. Oesper, The Human Side of Scientists, 1975, S. 210;
    Stadtlex. Darmstadt;
    Bad. Biogrr. NF VI;
    Pogg. VI, VII a;
    Lex. bed. Chemiker;
    Qu StadtA Weiden, Freiburg (Br.) u. Darmstadt;
    Archive d. Universitäten München, Freiburg (Br.) u. Darmstadt;
    Archiv d. Bayer. Ak. d. Wiss., München.

  • Porträts

    |Photogrr. (Archive d. Universitäten München u. Darmstadt), Abb. in: B. Kuntzsch (Hg.), Techn. Bildung in Darmstadt, Bd. 3, 1995, S. 86, u. Zs. f. anorgan. u. allg. Chemie 246, 1941, S. 1.

  • Autor/in

    Alexander Kipnis
  • Zitierweise

    Kipnis, Alexander, "Zintl, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 729-730 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139909257.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA