Schinzel, Karl
- Lebensdaten
- 1886 – 1951
- Geburtsort
- Edersdorf (Edrovice, Nordmähren)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Photochemiker ; Chemiker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 139578617 | OGND | VIAF: 83893433
- Namensvarianten
-
- Schinzel, Karl
- Schinzel, Carl
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Genealogie
V N. N.;
M N. N.;
B Ludwig;
Schw Hermine Kasternigg, in W. -
Biographie
S. wurde als Buchhalter ausgebildet, befaßte sich jedoch autodidaktisch mit den chemischen Grundlagen der Photographie. Er studierte seit 1907 an der TH Wien als Gasthörer Chemie und holte die Reifeprüfung nach. 1909 wurde er promoviert, 1915-18 war er als Militärchemiker tätig, nähere Angaben hierzu sowie über seine sonstige berufliche Entwicklung nach der Promotion fehlen. 1920-22 arbeitete er als Assistent von →Josef Maria Eder (1855–1944) an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien an subtraktiven Farbverfahren.
Bereits 1905 beschrieb S. als Erster vollständig das Prinzip eines mehrschichtigen Farbphoto-Aufnahmematerials (in: Photograph. Wbl. 31, 1905, S. 289 f.). Das von ihm „Katachromie“ benannte Verfahren basierte auf einer Vorstufe des Silberfarbstoff-Bleichverfahrens und wurde 1908 patentiert (Österr. Pat. 42.478). Mit seinen Vorschlägen war S. seiner Zeit weit voraus, da die photographische Industrie technisch noch nicht in der Lage war, entsprechende Filme herzustellen. Daher blieb das Verfahren ohne praktische Bedeutung, und S. meldete erst 1936, als in den USA der „Kodachrome'-Film bereits auf dem Markt war und in Deutschland „Agfacolor-Neu“ erwartet wurde, eilig weitere Patente an. Anschließend an seine Wiener Assistentenzeit verknüpfte er in seinem privaten Labor in Troppau (Opava, Mähren) die Vorschläge von Rudolf Fischer (1881–1957) aus den Jahren 1911/12 für die chromogene Entwicklung von Farbfilmen mittels Farbkupplern und den mehrschichtigen Aufbau von Farbphotomaterialien miteinander. Eine Serie von 14 Aufsätzen zur Farbphotographie in der Zeitschrift „Das Lichtbild“ (Bde. 11-13, 1936/37) entstand in Zusammenarbeit mit seinem Bruder.
Die Firma Eastman Kodak in Rochester (USA) schloß Ende 1936 einen Mitarbeitervertrag mit S., in dem er der Firma seine Patentrechte übertrug. Damit verbesserten sich seine materiell drückenden Lebensverhältnisse, er siedelte nach Rochester über und schloß sein kommerziell erfolgloses Labor in Troppau. Die bei der im Herbst 1938 erfolgten Vereinfachung des Kodachrome-Entwicklungs-Verfahrens angewandte selektive farbige Nachbelichtung der Filmschichten geht zumindest teilweise auf ihn zurück. Auch diffusionsfeste Farbkuppler und Entwicklersubstanzen beruhen auf seinen Erfindungen. Doch vor seinen Patenten angemeldete Schutzrechte von Agfa und Kodak bewirkten, daß S. die finanziellen und ideellen Früchte seiner Arbeiten zum größten Teil entgingen. Wegen persönlicher Unstimmigkeiten sandte Kodak ihn 1939 in die Schweiz, von wo er 1940 nach Baden b. Wien übersiedelte. Dort richtete er aus der Abstandssumme seiner Kodak überlassenen Patentrechte in seinem Haus wieder ein kleines Forschungslabor ein, das er bis 1944 betrieb. Die Ergebnisse seiner Arbeiten erhielt Agfa. Es bestanden auch Kontakte zu den „Fotowerken Dr. C. Schleussner GmbH“ (Adox, Frankfurt/M.), die jedoch anscheinend nicht zu einer engeren geschäftlichen Verbindung führten. Nach Kriegsende zog S. nach Wien. Insgesamt erhielt er ca. 250 Patente auf allen Gebieten der Photographie, der Drucktechnik und des Tonfilms. Ein an seinem Geburtsort geplantes Photomuseum wurde nicht realisiert; die „Gevaert Photoproducten N. V.“ (Antwerpen) benannte einen 1962-68 produzierten Farbdiafilm zu Ehren von S. „Gevacolor-S“.
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Werke
Katachromie, in: The British Journal of Photography 52, 1905, S. 399;
Katachromie, Ein neues Verfahren d. Farbenphotogr., in: Photograph. Wbl. 30, S. 289 f.;
Methoden d. Katachromie, in: Chemiker-Ztg. 56, 1908. -
Literatur
K. Meyer, in: Bild u. Ton 6, 1953, S. 348 f.;
G. Koshofer, Farbfotogr., II, 1981, S. 11 f., 15 ff.;
Teichl;
Biogr. Lex. Böhmen;
Biografický Slovník Sleszska a Severní Moravy, VI, 1996. -
Autor/in
Gert Koshofer -
Zitierweise
Koshofer, Gert, "Schinzel, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 1 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139578617.html#ndbcontent