Lebensdaten
1913 – 1998
Geburtsort
Kirchseeon (Oberbayern)
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Filmproduzent
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Waldleitner, Ludwig
  • Waldleitner, Luggi
  • Waldleitner, Ludwig

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Zitierweise

Waldleitner, Luggi, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137265.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1883–1946), aus M., Bahngehilfe, Gastwirt in K., S d. Norbert (um 1852–1907), aus Egmating, Bahngehilfe, Imprägnierarb., zuletzt in K., u. d. Anna Bockstaller;
    M Anna (1885–1972), Gastwirtin in K., T d. Josef Hundseder ( v. 1910), Bauer in K., u. d. Anna Schächner ( n. 1910);
    Ov Otto (1885–1944), Sänger in K.;
    – l 1941 Ilse Kubaschewski, geb. Kramp (1907–2001, Hans Kubaschewski, 1907–61, Filmuntern., Dir. d. Bavaria. Filmges.), Filmproduzentin u. -verleiherin, errichtete 1994 e. Stiftung f. humane Pflege im Alter (s. L), T e. Postbeamten u. e. Musikerin;
    München 1960 Angela (* 1930), Hotelfachfrau, Geschäftsführerin d. Waldleitner Media GmbH, T d. Angelus Scheiber (1891–1988), Bauer, Hotelier, übernahm 1928 d. elterl. Hotel „Edelweiss“ in Obergurgl (Tirol), ließ 1948 erste Lifte ebd. errichten, gründete d. Ötztaler Verkehrsges., Obmann d. Tiroler Bauernbundes, Kommerzialrat, Ehrenbürger d. Gde. Sölden, Goldenes Ehrenzeichen d. Landes Tirol, Julius-Raab-Medaille, päpstl. Silvester-Orden, u. d. Anna Falkner (* 1900);
    Stief-S Michael (* 1955), 1 T Prisca Wunderlich (* 1960).

  • Biographie

    W. wuchs in Kirchseeon auf, wo er als Kind von seiner Mutter zu Filmvorführungen in örtlichen Gastwirtschaften mitgenommen wurde. Nach einem von W. 1938 selbst verfaßten Lebenslauf besuchte er 1919–28 die Volks- und Fortbildungsschule Kirchseeon und arbeitete zunächst als Skilehrer, bevor er 1930 eine Fleischerlehre in Grafing begann; im selben Jahr trat er in die Hitlerjugend ein. Nach Ablegung der Gesellenprüfung war er zwei Jahre als Metzger in Rosenheim, anschließend in Oberaudorf tätig, bevor er nach Berlin übersiedelte und dort in der Fleischwarenfabrik Josef Winter in Weißensee arbeitete. Seit 1931 war er Mitglied der SA, seit 1932 der NSDAP.

    Aufgrund eines Unfalls bei den Dt. Skimeisterschaften 1937 mußte er das Fleischerhandwerk aufgeben. In der Folge war er als Hilfsbote bei der Preuß. Landesrentenbank in Berlin, dann als Kartenverkäufer und in der Sportabzeichenstelle beim Reichssportamt, seit April 1938 für sechs Monate als Hilfsamtsgehilfe im Berliner Reichsinnenministerium tätig.

    W.s Bekanntschaft mit dem Skirennläufer Gustav Lantschner (1910–2011), der als Kameramann an Leni Riefenstahls „Olympia“ (1938) mitwirkte, führte zu seinem Engagement als dessen Assistent. 1939 assistierte er Lantschner und Harald Reinl (1908–86) bei den Dreharbeiten zu dem von Riefenstahls „Olympia-Film GmbH“ produzierten Kurzfilm „Wildwasser“. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, wurde W. im selben Jahr schwer verletzt und verlor ein Auge. Als „UK“ eingestuft, kehrte er nach Bayern zurück.

    1941 lernte W. die als Assistentin bei der Verleihfirma „Siegel-Monopolfilm“ tätige Ilse Kubaschewski kennen, mit der er in Berlin zusammenlebte. Seit Juni 1940 Mitglied der Reichsfilmkammer, wirkte W. in elf NS-Spielfilmproduktionen als Aufnahmeleiter mit, bevor er 1944 für drei Filme der „Berlin-Film GmbH“ die Produktionsleitung übernahm.

    Seit 1945 leiteten W. und Kubaschewski das Kino im bayer. Oberstdorf. 1949 zogen sie nach München, wo W. sich am Aufbau der von Kubaschewski gegründeten Verleihfirma „Gloria-Film“ beteiligte. Parallel dazu war er seit 1949 als Herstellungsleiter tätig. 1952 machte W. sich mit der Produktionsfirma „Roxy Film GmbH Co KG“ in München selbständig. Sein erfolgreiches Debüt als Produzent lieferte er mit dem Heimatfilm „Tausend rote Rosen blüh’n“ (Regie: Alfred Braun, 1952)|mit Winnie Markus (1921–2002) und O. W. Fischer (1915–2004) in den Hauptrollen. Neben Unterhaltungsfilmen mit Leinwandstars wie Maria Schell (1926–2005) (Bis wir uns wiederseh’n, Regie: Gustav Ucicky, 1952) und Dieter Borsche (1909–82) (Die Barrings, Regie: Rolf Thiele, 1955) entstanden auch zahlreiche Literaturverfilmungen. W.s erste internationale Koproduktion und zugleich der erste dt. Cinemascope-Film war „Oase“ (Oasis, Regie: Yves Allégret, 1955) mit Michèle Morgan (1920–2016) und Carl Raddatz (1912–2004).

    Der nationale und internationale Durchbruch gelang W. mit der Gesellschaftssatire „Das Mädchen Rosemarie“ (Regie: Rolf Thiele, 1958), in der Nadja Tiller (* 1929) die Rolle der Frankfurter Prostituierten Rosemarie Nitribitt (1933–57) übernahm. Der Film, der die gesellschaftspolitischen Verhältnisse im Deutschland der Adenauer-Ära kritisiert, löste einen Skandal aus; zahlreiche Versuche, ein Aufführungsverbot in dt. Kinos zu erwirken, blieben erfolglos. Im Ausland wurde der Film vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Premio Pasinetti bei den Filmfestspielen von Venedig und in Los Angeles mit dem Golden Globe Award, jeweils als bester ausländischer Film.

    Neben Gerd Oswalds ambitionierter Verfilmung von Stefan Zweigs „Schachnovelle“ (1960) mit Curd Jürgens (1915–82) in der Hauptrolle produzierte die „Roxy Film GmbH“ in den folgenden Jahrzehnten eine Vielzahl überwiegend kommerziell ausgerichteter Genrefilme: Komödien, Italo-Western sowie Sex- bzw. Aufklärungsfilme. Vor dem Hintergrund der in den 1960er Jahren rapide sinkenden Besucherzahlen (Kinokrise) setzte W. sich als Mitglied im Verwaltungsrat der 1968 gegründeten Filmförderungsanstalt für die staatliche Filmförderung ein.

    Zu den mehr als 120 Filmen, für die W. als Produzent verantwortlich zeichnete, zählen die bei einem Millionenpublikum beliebten Leinwandadaptionen von acht Romanen des Bestsellerautors Johannes Mario Simmel, darunter „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (1971) und „Gott schützt die Liebenden“ (1973) (Regie jeweils Alfred Vohrer). Anders als viele Produzenten seiner Generation arbeitete der mit Franz Josef Strauß (1915–88) befreundete W. in den 1970er und 1980er Jahren auch mit Vertretern des dt. Autorenfilms zusammen, denen er große künstlerische Freiheit ließ: Neben Wolfgang Petersens Erstlingsfilm „Einer von uns beiden“ (1974), Hans W. Geißendörfers Spielfilmen „Sternsteinhof“ (1976), „Die gläserne Zelle“ (1978, f. e. „Oscar“ nominiert) und „Ediths Tagebuch“ (1983) produzierte er auch Rainer Werner Fassbinders „Lili Marleen“ (1981). Ebenfalls für einen „Oscar“ als bester ausländischer Film nominiert wurde Caroline Links „Jenseits der Stille“ (1996), einer der letzten von W. produzierten Filme.

  • Auszeichnungen

    |Vorstandsmitgl. d. Verbandes d. Spielfilmproduzenten (1960–98);
    Mitgl. d. CSU-Medienkomm. (1973);
    BVK am Bande (1973), 1. Kl. (1979), Gr. BVK (1987);
    Bayer. Verdienstorden (1974);
    „München leuchtet“ in Silber (1978), in Gold (1988);
    Spezial-Bambi (1979);
    bayer. Staatsmedaille (1982);
    Dt. Filmpreis u. Dt. Filmband in Gold (1983);
    Ehrenmedaille d. Spitzenorganisation d. Filmwirtsch. e.V. (SPIO) (1987);
    Bayer. Filmpreis, Ehrenpreis (1987), Produzentenpreis (1997);
    Commendatore d. Ordens Al Merito della Repubblica Italiana (1995);
    Ehrensenator d. Hochschule f. Fernsehen u. Film, München (1996);
    DIVA-Award (1996);
    – Gedenktafel am Geb.haus in Kirchseeon (2014).

  • Werke

    Weitere W Regina Amstetten (Regie: K. Neumann), 1954;
    El Hakim (Regie: R. Thiele), 1957;
    Bumerang (Regie: A. Weidenmann), 1960;
    Frau Cheneys Ende (Regie: F. J. Wild), 1961;
    Straße d. Verheißung (Regie: I. Moszkowicz), 1962;
    Wochentags immer (Regie: M. Burk), 1963;
    Io la conoscevo bene/ Ich habe sie gut gekannt (Regie: A. Pietrangeli), 1966;
    Le Jardinier d’Argenteuil/ Blüten, Gauner u. d. Nacht v. Nizza (Regie: J.-P. Le Chanois), 1966;
    Hemmungslose Manon (Regie: J. Aurel), 1968;
    Vingt-quatre heures de la vie d’une femme/ 24 Stunden aus d. Leben e. Frau (Regie: D. Delouche), 1968;
    Al di là della legge/ Die letzte Rechnung zahlst du selbst (Regie: G. Stegani), 1968;
    Cannabis, Engel d. Gewalt (Regie: P. Koralnik), 1970;
    Perrak (Regie: A. Vohrer), 1970;
    Liebe ist nur e. Wort (Regie: A. Vohrer), 1971;
    Der Stoff, aus d. d. Träume sind (Regie: A. Vohrer), 1972;
    Drei Männer im Schnee (Regie: A. Vohrer), 1974;
    Bis z. bitteren Neige (Regie: G. Oswald), 1975;
    Die zwei Gesichter e. Frau (Koproduktion, Regie: D. Risi), 1981;
    Dies rigorose Leben (Regie: V. Glowna), 1983;
    Ballhaus Barmbek, Let’s Kiss and Say Goodbye (Regie: Ch. Buschmann), 1988;
    Himmel unter Steinen (Regie: P. Patzak), 1990;
    Fiorile (Regie: P. u. V. Taviani), 1993;
    Mario u. der Zauberer (Regie: K. M. Brandauer), 1994;
    Angel Express (Regie: R. P. Kahl), 1998;
    Mitwirkender: Ich will nicht nur, daß ihr mich liebt, Der Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (Regie: H. G. Pflaum), 1992;
    Nachlaß: Dt. Filminst./ Dt. Filmmus. Frankfurt/M., Slg. L. W.

  • Literatur

    |H. W. Geissendörfer u. a., L. W., Fast e. Leben f. d. Film, 1983 (W-Verz., P);
    Nachrufe: Filmdienst 51, H. 3, 3. 2. 1998, S. 15;
    Film & TV Kameramann 47, Febr. 1998, S. 159;
    – U. Kähler, Der Filmproduzent L. W., Leben u. Werk im Kontext bundesrepublikan. Zeit-, Film- u. Produktionsgesch., 2007 (W-Verz., P) (mit abweichenden Angaben z. Schul- u. Berufsausbildung);
    Internet: filmportal.de (W-Verz.);
    zu Ilse Kubaschewski: E. Moser u. K. Kubaschewski, Die Traumfabrikantin I. K. (1907–2001), Unternehmerin d. dt. Nachkriegsfilms, 2007;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Karin Herbst-Meßlinger
  • Zitierweise

    Herbst-Meßlinger, Karin, "Waldleitner, Luggi" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 307-308 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137265.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA