Lebensdaten
1897 – 1979
Geburtsort
Oberhausen (Rheinland)
Sterbeort
Würzburg
Beruf/Funktion
Neurologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129594997 | OGND | VIAF: 109695584
Namensvarianten
  • Schaltenbrand, Georges
  • Schaltenbrand, Georg
  • Schaltenbrand, Georges
  • mehr

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schaltenbrand, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129594997.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eugen (1866–1927), Vorstandsmitgl. d. Gutehoffnungshütte in O., Vors. d. Stahlwerk-Verbandes in Düsseldorf;
    M Adele Pastor (1875–1959);
    1928 Luise (Lu) Kleinwort (1898–1999);
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    Nach der Reifeprüfung 1916 an der Oberrealschule in Kattowitz (Oberschlesien) studierte S. Medizin in Breslau, Göttingen, München und Hamburg, wo er 1923 promoviert wurde (Unterss. über Parkinsonismus u. Hyoscinwirkung). Danach ging er zur Weiterbildung in die USA, war 1926/27 in Boston an der Rockefeller Foundation bei Harvey Cushing tätig, kehrte 1928 nach Deutschland zurück, habilitierte sich im selben Jahr in Hamburg mit einer Arbeit über die Struktur der menschlichen Motorik und folgte einem Ruf als Associate Professor für Neurologie an die Rockefeller-Hochschule in Peking. 1930 wieder in Deutschland, arbeitete S. als Oberarzt der Eppendorfer Neurologischen Klinik bei Max Nonne (1861–1959). Nach dessen Emeritierung 1934 leitete S. die Klinik kommissarisch, ehe er als Assistenzarzt nach Würzburg wechselte, wo er 1938 zum Ordinarius für Neurologie ernannt wurde (em. 1966, Klinikleitung bis 1968).

    S., der einer der bedeutendsten klinischen Neurowissenschaftler seiner Zeit war, wurde durch seine Abhandlung „Krankheiten des Nervensystems“ (1950) sowie sein Neurologie-Lehrbuch „Die Nervenkrankheiten“ (1951) international bekannt. Neben der Grundlagenforschung untersuchte er zahlreiche Gebiete der neurologischen Klinik. Besonders hervorzuheben sind seine Veröffentlichungen über die Liquorzirkulation, die Multiple Sklerose (MS) sowie die Polyneuritiden und andere entzündliche Nervenkrankheiten. In seinen letzten Jahren beschäftigte sich S. bevorzugt mit stereo-taktischen Operationen am menschlichen Gehirn. Gemeinsam mit Percival Bailey publizierte S. 1959 einen Gehirnatlas, der international zum Standardwerk wurde (Einf. in d. stereotakt. Operationen, Mit e. Atlas d. menschl. Gehirns, 3 Bde.).

    Wie andere Forscher seiner Zeit hielt S. die Multiple Sklerose für eine Infektionskrankheit. Um diese These, die er nie verwerfen sollte, experimentell zu beweisen, übertrug er Gehirn-Rückenmarkflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) von MS-Kranken auf Affen. Er glaubte, bei den Affen eine Form von MS erzeugt zu haben und injizierte 1940 im Rahmen von ethisch unakzeptablen Menschenversuchen den Liquor der Affen auf Patienten der fränk. Heil- und Pflegeanstalt Werneck. Die von der Dt. Forschungsgemeinschaft geförderten Experimente endeten, als im Okt. 1940 im Zuge der „Euthanasie“-Aktion die Wernecker Patienten in Tötungsanstalten abtransportiert wurden. Diese Menschenversuche, zu denen keine Stellungnahme von S. bekannt ist, hatten nach Kriegsende keine negativen Auswirkungen für ihn und seine weitere Karriere. Erst als Shevell und Evans 1994 darüber berichteten, wurden seine Versuche einem breiteren medizinischen Fachpublikum bekannt.|

  • Auszeichnungen

    Martini-Preis d. Univ. Hamburg (1928);
    Röntgen-Preis d. Univ. Würzburg (1943);
    Rinecker-Medaille d. Med. Fak. Würzburg (1977);
    Mitgl. d. Leopoldina (1941), d. Schweizer. Neurolog. Ges. (1955), d. American Neurological Association (1955) u. d. American Ac. of Neurology (1955);
    Vors. (1953/54) u. Ehrenvors. (1967–79) d. Dt. Ges. f. Neurol.

  • Werke

    mehr als 200 Publl. u. a. Nachweis e. Virus als Ursache d. übertragbaren Markscheidenschwundes, in: Klin. Wschr. 19, 1940, S. 840 f.;
    Die Multiple Sklerose d. Menschen, 1943;
    Krankheiten d. Nervensystems, in: H. Dennig (Hg.), Lehrb. d. Inneren Med., II, 1950, S. 545-875;
    Die Nervenkrankheiten, 1951;
    Allg. Neurol., 1969;
    Atlas for Stereotaxy of the Human Brain, 1977 (mit W. Wahren);
    Mithg.:
    Münchener med. Wschr. (seit 1950).

  • Literatur

    J. R. M. Innes, L. T. Kurland, Is multiple sclerosis caused bv a virus?, in: American Journal of Med. 12, 1952, S. 574-85;
    H. G. Mertens, in: Münchener med. Wschr. 122, 1980, S. 1014 (P);
    ders., in: Der Nervenarzt 51, 1980, S. 577 f. (P);
    J. Pfeiffer, Zur Neurol. im „Dritten Reich“ u. ihren Nachwirkungen, ebd. 69, 1998, S. 728-33;
    M. I. Shevell u. B. K. Evans, The „Schaltenbrand experiment“, Scientific, historical and ethical perspectives, in: Neurology 44, 1994, S. 350-56;
    A. Kreuter, Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, 1996, S. 1243-50;
    Personenlex. Drittes Reich.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Schaltenbrand, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 555-556 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129594997.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA