Lebensdaten
1891 – 1945
Geburtsort
Jaworzno (Galizien)
Sterbeort
Freiburg (Fribourg, Schweiz)
Beruf/Funktion
Historiker ; Byzantinist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 12899620X | OGND | VIAF: 77381017
Namensvarianten
  • Stein, Ernst Ernest Edward Aurel
  • Hellseher, Gottlieb (Pseudonym)
  • Sernet, E. (Tarnname)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stein, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12899620X.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Fam.;
    V N. N., Dir. e. Bergwerks u. e. Domäne d. Steinkohlengewerkschaft in J., wohl S d. Nathan (um 1810–89), Kaufm. in Tüköry b. Pest (Ungarn), u. d. Anna Hirschler (1817?–1887);
    M N. N.;
    Ov Sir Aurel (1862–1943), aus Pest (Ungarn), besuchte Schulen in Budapest u. d. Kreuzschule in Dresden, studierte Sanskrit u. vgl. Sprachwiss. in Wien, Leipzig u. Tübingen, Archäol., Asienforscher, seit 1884 in Oxford u. am Brit. Mus. in London tätig, führte 1900, 1907 u. 1915 drei Expeditionen nach Innerasien z. Erforschung d. Kulturen an d. Seidenstr. durch, entdeckte d. Diamant-Sutra in d. Mogao-Grotten b. Dunhuang (s. Oxford DNB; ÖBL; Enc. Iranica; J. Mirsky, Sir A. S., Archaeological Explorer, 1998);
    1923 Jeanne N. N.

  • Biographie

    S. besuchte nach einer dt.-franz. Grundschulausbildung 1902–10 ein Gymnasium in Wien. Danach inskribierte er Klassische Philologie und Alte Geschichte an der Univ. Wien, wo er u. a. bei Ludo Moritz Hartmann (1865–1924), Wilhelm Kubitschek (1856–1936), Adolf Wilhelm (1864–1950) und Eugen Bormann (1842–1917) hörte. Er wurde 1914 bei Hartmann mit der Arbeit „Beiträge zur Geschichte von Ravenna in spätrömischer und byzantinischer Zeit“ (Klio 16, 1919, S. 40–71) promoviert. 1915–17 nahm er am 1. Weltkrieg teil, wurde aber wegen Parteinahme für die alliierten Mächte kurze Zeit inhaftiert; 1919 habilitierte er sich an|der Univ. Wien. Seine „Untersuchungen zur spätbyzantin. Verfassungs- und Wirtschaftgeschichte“ (1925) waren als Vorstudien zu einer „Geschichte des byzantin. Staates“ im „Handbuch der klass. Altertumswissenschaften“ gedacht, welche letztlich Georg Ostrogorsky verfaßte ( ³1963). Friedrich Drexel (1885–1930) stellte S. 1927 als Mitarbeiter des Dt. Archäologischen Instituts zu Klassifizierung rhein. Ziegelstempel der röm. Kaiserzeit ein. Danach wirkte S. als Lehrbeauftragter und Dozent für Alte Geschichte an der Univ. Berlin, 1931–32 als ao. Prof. für alte und byzantin. Geschichte. Seine Besorgnis über den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und einen drohenden Krieg formulierte S. in einem unter Pseudonym verfaßten franz. Pamphlet, das er auch an den franz. Minister Georges Champetier de Ribes schickte. Er verließ Deutschland und wirkte dank Unterstützung des belg. Byzantinisten Henri Gregoire 1932–34 als Gastprof. an der Univ. Brüssel; seit der „Machtergreifung“ Hitlers im Frühling 1933 publizierte S. nur noch in franz. Sprache.

    1934–35 förderte S. als visiting professor an der Catholic University of America (Washington, D. C.) die Entwicklung byzantinist. Studien in Nordamerika. Auf seine Anregung hin entstand die Dissertation von Martin J. Higgins „The Persian War of the Emperor Maurikios (582–602)“ (gedr. 1939). Danach lehrte S. wieder in Belgien, das zu seiner Wahlheimat geworden war. 1937 wurde für ihn ein Lehrstuhl für byzantin. Geschichte an der Univ. Löwen eingerichtet. Im Mai 1940 verließ er nach dem dt. Angriff Belgien in Richtung des nicht okkupierten Frankreich; er war kurz in einem Anhaltelager, kam aber aufgrund seiner poln. Geburtsurkunde rasch wieder frei. Trotz einer Odyssee durch Frankreich arbeitete S. zielstrebig am zweiten Band seiner „Histoire de l’empire byzantin“. Eine ihm angebotene Stelle als Bibliothekar an der Université Saint-Joseph in Beirut trat er nicht an und flüchtete im Dez. 1942 mit seiner Frau über die Schweizer Grenze; er hielt sich in Bern, Genf (Privatdozent) und zuletzt in Freiburg (Üechtland) auf. Bereits schwer erkrankt, konnte S. eine Einladung, an die Univ. Löwen zurückzukehren, nicht mehr annehmen.

    S.s Forschungen, insbesondere zur byzantin. Wirtschaftgeschichte, zur Gesellschaftsgeschichte der Spätantike und zum Übergang von Spätantike zur frühbyzantin. Zeit, wirken besonders in der franz. Wissenschaft nach.

  • Auszeichnungen

    A Chevalier de l`Ordre de Léopold (1937).W Studien z. Gesch. d. byzantin. Reiches, 1919;
    Unterss. über d. officium d. Prätorianerpräfektur seit Diokletian, 1922, Nachdr. 1962;
    Gesch. d. spätröm. Reiches, 1. Bd.: Vom röm. z. byzantin. Staate (284–476 n. Chr), 1928, franz. Übers.: De l`etat romain à l`etat byzantin, 1959, 2. Bd.: De la disparition de l`empire d`occident à la mort de Justinien (476–565), 1949, Nachdr. 1968;
    Die ksl. Beamten u. Truppenkörper im röm. Dtld. unter d. Prinzipat, 1932;
    Signacula publice laterculis impressa, 1933;
    Un projecteur sur l`allemagne, in: Le Flambeau, 15/2, 1932, S. 129–46 (Ps. Gottlieb Hellseher);
    Opera minora selecta, 1968;
    W-Verz. (55 Nrr.): Études byzantines 3, 1945, S. 276–78.

  • Literatur

    L Nachrufe: O. A. Gigon, in: NZZ v. 10. 3. 1945;
    F. Stähelin, in: Basler Nachrr. v. 1. 3. 1945;
    O. Tschumi, in: La Suisse primitive 9, 1945, S. 79 f.;
    P. Goubert, in: Études byzantines 3, 1945, S. 274–78 (W-Verz.);
    J.-R. Palanque, La vie et l`oeuvre d` E. S., in: Histoire du Bas-Empire, II, 1949, S. VII–XXXII;
    – M. Grünbart, Byzantinist. Forsch. in Österr., in: Historicum, Zs. f. Gesch., Winter 2001/02, S. 35–41;
    BHdE II;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Österr. Gesch.wiss. 20. Jh.;
    ÖBL;
    Qu
    Univ.archiv Wien.

  • Autor/in

    Michael Grünbart
  • Zitierweise

    Grünbart, Michael, "Stein, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 143-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12899620X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA