Lebensdaten
1907 – 1978
Geburtsort
Esseg (Osijek, Kroatien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12847114X | OGND | VIAF: 52741869
Namensvarianten
  • Mikoletzky, Hanns Leo
  • Mikoletzky, Hans Leo
  • Mikoletzky, Leo

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mikoletzky, Hanns Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12847114X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf (1879–1941), k. u. k. Offz., zuletzt als Major d. Generalstabs beim Armeeoberkommando, 1919/20 Oberstlt. d. österr. Bundesheeres, S d. Franz (1833–1908), k. u. k. Ministerialrat, u. d. Maria Spitzar (1837–1908);
    M Stephanie (1882–1954), 1943/44 nach Theresienstadt deportiert, T d. Kaufm. Leopold Schwarz (* 1843) u. d. Anna Biller (* 1859);
    Prag 1936 Karoline (1906–82), T d. Maximilian Haase v. Wranau (1873–1940), Verleger, Druckereibes. u. Papierfabr., u. d. Hermine Kubik (1875–1933);
    Ur-Gvv d. Ehefrau Andreas Haase v. Wranau (1804–64), Verleger, Druckereibes. u. Papierfabr. (s. NDB VII);
    2 S Nikolaus (* 1937), Dr. phil., Völkerkundler u. Historiker, Lorenz (* 1945), Dr. phil., Archivar u. Historiker, Dir. d. Allg. Verw.archivs in W.

  • Biographie

    1911 übersiedelte die Familie aus der Garnisonsstadt Esseg nach Wien, wo M. das Piaristengymnasium besuchte und seit 1927 Rechtswissenschaften, später Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte studierte. 1933 wurde er mit einer Dissertation über den Staatentod bei Wilhelm Bauer promoviert. 1935-37 absolvierte er den 40. Lehrgang des Instituts für österr. Geschichtsforschung, wo vor allem Hans Hirsch von bestimmendem Einfluß auf ihn sein sollte. Seit 1934 war M. an der Bibliothek der TH Wien tätig. Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Österreich zwang ihn sowohl aufgrund seiner Gesinnung wie der Herkunft seiner Mutter zum Ausscheiden aus dem Bibliotheksdienst. Bis März 1945 mußte er in einem Rüstungsbetrieb arbeiten. Zunächst wieder im Bibliotheksdienst, wechselte er 1946 in den neu zu bildenden Beamtenkörper des Österr. Staatsarchivs über. 1950 wurde er Leiter des Finanz- und Hofkammerarchivs, 1968 Generaldirektor des Österr. Staatsarchivs; 1972 trat er in den Ruhestand. 1947 hatte sich M. in Wien für mittelalterliche Geschichte und Quellenkunde habilitiert. Seine akademische Lehrtätigkeit, die ihn 1954-56 als Gastprofessor nach Frankfurt/Main führte, wurde 1963 durch den Titel eines ao. Universitätsprofessors gewürdigt.

    M.s Veröffentlichungen reichen von der Beschäftigung mit Methodenfragen bis hin zu Übersichtswerken, wobei eher Kultur und Wirtschaft als Politik im Mittelpunkt seines Interesses stehen; zu erkennen ist auch eine Vorliebe für das Biographische bei Betonung des psychologischen Moments. In der Methodenreflexion von Bedeutung ist seine in Fortführung von Überlegungen E. Bernheims entwickelte Unterscheidung zwischen willkürlicher und unwillkürlicher Überlieferung, die allgemein Zustimmung gefunden hat (A. v. Brandt). Gedankengängen Burckhardts und Spenglers ist seine für ein breiteres Publikum bestimmte Kulturgeschichte der Menschheit („Der Weg aus dem Gestern“, 1962, span. 1966) an manchen Stellen verpflichtet. Als Mediävist hat M. vor allem mit Arbeiten zur Religiosität und zur Kirchenpolitik des frühen und hohen Mittelalters verschiedentlich Neuland beschritten. Besonders hervorzuheben sind jedoch seine Veröffentlichungen zur Geschichte des 18. und 19. Jh. So hat M. erstmals auf die spezifischen wirtschaftlichen Leistungen Kaiser Franz' I. Stephan aufmerksam gemacht und damit die Grundlagen für eine ausgewogene Beurteilung dieser vielfach unterschätzten Persönlichkeit geschaffen (A. Schmid). Seine Ausführungen über Franz Stephans Enkel Franz II. kommen „einer Gesamtdarstellung|von Person und Zeit wohl am nächsten“ (W. Ziegler).

    M.s Verdienste liegen nicht zuletzt auf dem Gebiet der Wissenschaftsorganisation. An der Einrichtung der österr. Archiv- und Historikertage wie an der Gründung des Verbandes österr. Geschichtsvereine und jenes der österr. Archivare war er führend beteiligt. Durch seine vielfältigen Kontakte hat er die Integration Österreichs in das internationale Archivwesen wesentlich gefördert. Als österr. Delegierter hat er seit 1956 sein Heimatland bei den internationalen Tagungen zur Revision der Geschichtsbücher vertreten. 1965 war er als Generalsekretär für die Organisierung des 12. Internationalen Historikerkongresses in Wien verantwortlich. Daneben war M. mit besonderem Engagement auf dem Gebiet der Volksbildung tätig. Seit seiner Jugend pflegte er Kontakte zu Schriftstellern, bildenden Künstlern und Schauspielern und trat selbst literarisch hervor.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Cluj 1972).

  • Werke

    Weitere W u. a. Kaiser Heinrich II. u. d. Kirche, 1946;
    Die Regesten d. Kaiserreiches unter Otto II., 1950;
    Gesch. lebt, 1957;
    Europa u. d. Gesch., 1960;
    Kaiser Franz I. Stephan u. d. Ursprung d. habsburg.-lothring. Fam.vermögens, 1961;
    Österr. Zeitgesch., 1962 (seit d. 3. erg. Ausg. 1969 u. d. T. Österreich im 20. Jh.);
    Österreich, Das gr. 18. Jh., 1967;
    Österreich, Das entscheidende 19. Jh., 1972;
    Der goldene David, 1975 (Gedichte).

  • Literatur

    L. Auer, H. L. M., Archivar – Gelehrter – Lehrer, in: MÖStA 25 (= FS z. 65. Geb.tag M.s), 1972, S. 1-11 (W-Verz., P);
    ders., in: Der Archivar 32, 1979, Sp. 140 f.;
    K. Zöllner, in: MIÖG 86, 1978, S. 289 f.;
    R. Neck, in: MÖStA 32, 1979, S. 492-96 (W);
    A. v. Brandt, Werkzeug d. Historikers, ⁹1980, S. 52, 175;
    A. Schmid, Franz I. u. Maria Theresia, in: Die Kaiser d. Neuzeit 1519-1918, hrsg. v. A. Schindling u. W. Ziegler, 1990, S. 490;
    W. Ziegler, Franz II./I., ebd., S. 493;
    W. Leesch, Dt. Archivare 1500-1945, II, 1991, S. 406 f.;
    Teichl;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    KLG VI.

  • Autor/in

    Leopold Auer
  • Zitierweise

    Auer, Leopold, "Mikoletzky, Hanns Leo" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 494-495 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12847114X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA