Lebensdaten
1813 – 1891
Geburtsort
Pichelberg bei Luttenberg (Untersteiermark)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Slawist ; Linguist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119065932 | OGND | VIAF: 78772873
Namensvarianten
  • Miklosich, Franz Ritter von
  • Miklosich, Franz
  • Miclošič, Franciscus
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Zitierweise

Miklosich, Franz Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119065932.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg, Weinbauer in L.;
    M N. N.;
    Ov Thomas (1767–1833), Theologe u. Schriftst. (s. Wurzbach 18 unter Mikloušić);
    Wien 1852 Cäcilia (1831–67), T d. Joseph Rössler Rr. v. Eichenfeld (* 1782), Dr. med., Kustos d. Hofbibl. in W., u. d. Cäcilia Graf (* 1809) aus Graz;
    2 S.

  • Biographie

    Durch die Unterstützung seines Onkels, eines Geistlichen, konnte M. 1824-30 die Gymnasien in Warasdin und Marburg/Drau besuchen, danach die Universität in Graz. Dort promovierte er 1838 zum Dr. phil.; zuvor hatte er im Studienjahr 1837/38 die Lehrkanzel für Philosophie vertreten. Er setzte seine Studien in Wien fort, wo er 1840 zum Dr. iur. promoviert wurde. Es folgten vier Jahre Praxis in Wiener Anwaltskanzleien, bis er von seinem Landsmann Bartholomäus Kopitar, der auf seine Sprachkenntnisse aufmerksam geworden war, in die Hofbibliothek in Wien auf eine Amanuensis-Stelle gerufen wurde. Nach Kopitars Tod (1844) war M. Zensor für slaw., neugriech. und rumän. Schriften an der Hofbibliothek. In Fachkreisen wurde M. 1844 durch seine Kritik über Bopps „Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Littauischen, Gothischen und Deutschen“ (I-IV, 1833–40) unter dem Titel „Sanskrit und Slawisch“ (Wiener Jbb. d. Lit. 150, 1844, S. 43-70) bekannt; 1845 folgten die „Radices linguae slovenicae veteris dialecti“. Auf Empfehlung des Gf. Stadion, dem er 1849 als Abgeordneter auf dem Reichstag in Kremsier begegnete, wurde er der erste Professor für slawische Philologie und Literatur in Österreich an der Univ. Wien (ao. Prof. 1849, o. Prof. 1850–85, Dekan 1851/52 u. 1856/57, Rektor 1854/55). 1848 wurde M. korr., 1851 wirkl. Mitglied der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften aufgrund seiner Schrift „Die Lautlehre der gesammten slavischen Sprachen als Grundlage und Bestandtheil einer vergleichenden Slavischen Grammatik“, die als erster Teil seiner vierbändigen „Vergleichenden Grammatik der slavischen Sprachen“ (1852-68, Neuaufl. 1875–83, Nachdr. II-IV, 1926) erschienen ist. Seine politische Tätigkeit schlug sich 1848 in einer von M. verfaßten Proklamation zur Vereinigung aller slowen. Länder zu einem eigenen österr. Kronland nieder. Seit 1849 war M. Abgeordneter, seit 1862 Mitglied des Herrenhauses, wo er am gemäßigten Flügel der liberalen Verfassungspartei in Erscheinung trat. M. wirkte an der Reform des österr. Schulwesens mit, 1854-79 war er Vorsitzender der Prüfungskommission für Mittelschullehrer.

    M.s große Sprachbegabung hatte sich bereits in der Gymnasialzeit gezeigt, in der er slowen. und kroat. Verse verfaßte. Zum Begründer der modernen slaw. Sprachwissenschaft wurde er. indem er die Leistungen Dobrovskýs und Vostokovs auf dem Gebiet der Slawistik mit den historischen Forschungen J. Grimms und den sprachwissenschaftlichen Bopps verknüpfte. M. hat durch seine systematischen und klar gegliederten Grundlagenwerke die slaw. Sprachen endgültig für die Indogermanistik zugänglich gemacht. Zugleich war er einer der ersten Gelehrten, die|ihre Aufmerksamkeit auf die neuen Balkansprachen (Rumänisch, Albanisch) und die Zigeunersprache richteten. Sein Werk hat die Entwicklung der Slawistik nachhaltig geprägt; es gibt so gut wie keinen Bereich dieses Faches, zu dem sich M. nicht geäußert hätte.|

  • Auszeichnungen

    Pour le Mérite f. Wiss. u. Künste (1869), Maximilians-Orden f. Wiss. u. Kunst (1885).

  • Werke

    Weitere W Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinum emendatum auctum, 1862-65 (mehrmals nachgedr.);
    Alban. Forschungen I-III, 1870/71;
    Über d. Mundarten u. Wanderungen d. Zigeuner Europas I-XII, 1872-81;
    Etymolog. Wb. d. slav. Sprachen, 1886.

  • Literatur

    Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 41, 1891, S. 219-26;
    M. Murko, M.s Jugend u. Lehrjahre, in: Forschungen z. slaw. Lit.gesch., Festgabe f. R. Heinzel, 1898, S. 493-567;
    St. Hafner, Über M.s Weltbild u. d. Verhältnis z. Deutschtum, in: Ostdt. Wiss. 9, 1962, S. 228-55;
    ders., F. M.s Stellung u. Leistung in d. europ. Wiss., Zu F. M.s 150. Geb.tag, in: Welt d. Slaven 8, 1963, S. 299-319;
    ders., Fran Miklošič v življenju in delu (F. M. in seinem Leben u. Werk, slowen.), in: Miklošičev zbornik, hrsg. v. V. Vrbnjak, 1991 (Vollst. W- u. L-Verz. v. M. Nidorfer);
    F. M., Neue Stud. u. Materialien anläßl. seines 100. Todestages, hrsg. v. W. Lukan, Österr. Osthh. 33, Sonderh., 1991;
    Miklošičev zbornik, hrsg. v. d. Slovenska akademija znanosti in umetnosti u. d. Österr. Ost- u. Südosteuropa-Inst., 1992;
    Slovenski biografski leksikon II, 1952, S. 118-22;
    Wurzbach 18;
    Biographisches Lexikon Südosteuropa;
    ÖBL.

  • Porträts

    Denkmal v. J. Scherpe, 1897 (Wien, Arkadenhof d. Univ.);
    Zeichnung (Wien, Nat.bibl.), Abb. in: Orden Pour le Mérite f. Wiss. u. Künste (Hrsg.), Die Mitgll. d. Ordens I, 1975, S. 297.

  • Autor/in

    Heinz Dieter Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Heinz Dieter, "Miklosich, Franz Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 493-494 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119065932.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA