Lebensdaten
1904 – 1977
Geburtsort
Bad Kissingen
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Volkswirt ; Diplomat
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124095534 | OGND | VIAF: 22397907
Namensvarianten
  • Veesenmeyer, Edmund Johann Joseph
  • Veesenmeyer, Edmund
  • Veesenmeyer, Edmund Johann Joseph
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Zitierweise

Veesenmeyer, Edmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124095534.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Xaver (1870–1940), aus Lauben (Allgäu), Zeichenlehrer, 1903 als Oberstudienrat an d. Realschule in B. Kissingen, 1910 in Kempten;
    M Genoveva Hartmannsberger (1876–1943), aus Kleinemnat b. Kaufbauren (Allgäu);
    B Reinhold, Dipl.Ing., Rudolf, Dipl.-Ing., Schw Rosa;
    München 1934 1953 Mary (1908–96), aus Zarizyn/Wolga (Rußland), Arzthelferin, leitete später e. Pension in München, T d. Albert Rexer (* 1883), Brauereibes., seit 1919 Kohlenhändler in München; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1923 an einer Oberrealschule in München studierte V. unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen an der Univ. München bei Adolf Weber (1876–1963) Volkswirtschaft. 1928 bei Weber zum Dr. oec. publ. promoviert, wurde er anschließend Assistent an der TH München. 1932 trat er der NSDAP und 1934 der SS bei (Brigadeführer 1944). 1932 lernte er Wilhelm Keppler (1882–1960) kennen, dessen Referent er 1934 wurde und der wichtigen Einfluß auf V.s weitere berufliche Entwicklung nahm.

    1938/39 war V. als engster Mitarbeiter Kepplers, des Reichsbeauftragten für Österreich, aktiv in den „Anschluß“ Österreichs, in die gewaltsame Auflösung des tschechoslowak. Staats und die Gründung einer vom Dt. Reich abhängigen Slowak. Republik eingebunden. Im Aug. 1939 beauftragte ihn Joachim v. Ribbentrop, von Danzig aus den dt.-poln. Konflikt anzuheizen. Seitdem war er als Sonderbeauftragter des Reichsaußenministers dafür zuständig, Irland in den Krieg gegen England zu ziehen, den dt. Angriff auf Jugoslawien vorzubereiten und einen selbständigen kroat. Staat zu etablieren. Als agent provocateur war V. stets dabei, wenn ein unabhängiger Staat zerschlagen, ein neuer in Abhängigkeit aufgebaut, eine Regierung gestürzt und eine neue eingesetzt werden sollte. Dabei handelte er bis 1944 immer als bloßer Mitarbeiter Kepplers, er übte weder im Auswärtigen Amt noch einem anderen Reichsministerium eine offizielle Funktion aus, hatte aber dennoch erheblichen Einfluß auf die NS-Außenpolitik.

    V. begnügte sich jedoch nicht mit der Rolle des politischen Drahtziehers. Schon bei der Besetzung Serbiens 1941 zeigte er große Eigeninitiative bei der Verfolgung und Ermordung der Juden. Als die Deportation der slowak. Juden ins Stocken gekommen war, wurde V. zu geheimen Verhandlungen nach Bratislava entsandt. Mit Staatspräsident Jozef Tiso handelte er Ende 1943 konkrete Zusagen über die Wiederaufnahme der Deportationen aus. Diese Tätigkeiten prädestinierten V. für seine nächsten Aufgaben, die Überwachung des Besatzungssystems in Ungarn nach dem Einmarsch dt. Truppen und der Einsetzung einer neuen Regierung sowie die Forcierung der Verfolgungsmaßnahmen gegen die ungar. Juden. V. wurde für diesen Zweck am 20. 3. 1944 zum Gesandten und Bevollmächtigten des Großdt. Reichs in Ungarn ernannt. In dieser diplomatischen Funktion war er für die Deportation von weit über 400 000 Juden nach Auschwitz mitverantwortlich.

    Nach dem Krieg war V. in amerik. Haft, zeitweise befand er sich zu Vernehmungen auch in Budapest. Im sog. Wilhelmstraßenprozeß vor einem amerik. Militärtribunal in Nürnberg war V. einer von acht Angeklagten des Auswärtigen Amts. Er wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch im Dez. 1951 begnadigt. Danach arbeitete er als Handelsvertreter, u. a. 1953–55 bei „Alfred C. Toepfer“.

  • Werke

    W Die Neugestaltung d. Effektentermingeschäfts seit Wiederaufnahme im Okt. 1925 mit bes. Berücksichtigung v. Liquidationskassen u. Medioliquidation, in: Münchener volkswirtschaftl. Stud. N. F., H. 6, 1928, S. 187–264 (Diss.).

  • Literatur

    L E. Karsai, E. V.’s reports to Hitler on Hungary in 1943, in: The new Hungarian quarterly 15, 1964, S. 146–53;
    Akten z. dt. ausw. Pol., Erg.bd., 1995 (P);
    Alfred Toepfer., Stifter u. Kaufm., hg. v. G. Kreis u. a., 2000 , S. 11;
    I.-Ph. Matič, E. V., Agent u. Dipl. d. nat.soz. Expansionspol., 2002;
    E. Conze u. a., Das Amt u. d. Vergangenheit, 2010;
    Biogr. Lex. Drittes Reich; – Qu Akten z. dt. ausw. Pol., Serie D u. E, 1950–79.

  • Porträts

    P Photogrr. (BA, Bilddatenbank)

  • Autor/in

    Martin Kröger
  • Zitierweise

    Kröger, Martin, "Veesenmeyer, Edmund" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 726 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124095534.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA