Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Frankfurter und Kölner Bankiersfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 120591863 | OGND | VIAF: 54982579
Namensvarianten
  • Oppenheim
  • Oppenheim, von
  • Oppenheim

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Zitierweise

Oppenheim, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120591863.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Mitglieder der Familie treten zum ersten Mal urkundlich im 16. Jh. als Seidenhändler in Frankfurt/Main in Erscheinung. Um 1740 siedelte Salomon Hertz (1694–1757 od. 1758) nach Bonn über, wo die Familie zunächst nicht über den Kreis der Kleinhändler hinauskam. Ihre eigentliche Bedeutung begann mit Salomon jr. (1772–1828, s. 1), der 1789 in Bonn mit der Gründung eines Warenhandels- und Geldgeschäfts den Grundstein zu der bis heute existierenden Privatbank Sal. Oppenheim jr. & Cie. legte. Der bereits von ihm vollzogene Einstieg ins industrielle Gründergeschäft wurde von seinen Söhnen Simon (1803–80, österr. Adel u. Frhr. 1867, preuß. Frhr. 1868) und Abraham (1804–1878, preuß. Frhr. 1868, s. 2) weitergeführt, wodurch das Bankhaus Oppenheim zu einem der frühen und bedeutendsten Repräsentanten des modernen Handels- und Industriekapitalismus in Deutschland wurde. Simon und Abraham machten sich darüber hinaus einen Namen als Vorkämpfer für die Emanzipation der Juden sowie als Stifter für kulturelle und karitative Zwecke. Gesellschaftlich gehörten sie zu den wenigen Juden, die in den erblichen Adel aufstiegen. Ihr Bruder Dagobert (1809–89) wurde zunächst auf politisch-publizistischem Gebiet bekannt, insbes. als Mitgründer und Mitherausgeber der „Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“ (1841-43). Nach deren Verbot betätigte er sich vorwiegend als Unternehmer und wurde Präsident der „Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft“ und der „Rheindampfschiffahrt, Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft“. Ihre Nachfolger Eduard (1831–1909) und Albert (1834–1912) behaupteten angesichts der seit Gründung der Großbanken drastisch verschlechterten Rahmenbedingungen für Privatbankiers dennoch die Unabhängigkeit der Firma. Eduard wurde daneben bekannt als Mitgründer des Zoos und des Botanischen Gartens „Flora“ in Köln, vor allem aber als Gründer von Gestüt und Rennstall Schlenderhan, die sich seitdem (1869) in Familienbesitz befinden. Albert entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Kunstsammler Deutschlands, der neben Gemälden vor allem niederländ. und fläm. Meister auch rhein. Steinzeug und Elfenbeinarbeiten in erstklassigen Sammlungen zusammenführte. Beide beendeten durch Konversion zum Christentum anläßlich ihrer Eheschließungen die jüd. Tradition der Familie. Alberts Sohn Max (1860–1946, s. 3) wurde durch seine Ausgrabungen am Tell Halaf in Mesopotamien berühmt.

    Simon Alfred (1864–1932), Bankerbe in der vierten Generation, fand in der Kooperation mit anderen führenden Privatbankhäusern Deutschlands ein Mittel, die Krisen seiner Zeit vergleichsweise besser zu überstehen als die Großbanken. Mit dem Bankhaus A. Levy, dessen Chef Louis Hagen (1855–1932) zu den bedeutendsten Wirtschaftsführern seiner Zeit gehörte, schloß er 1922 eine Interessengemeinschaft. Simon Alfreds Erben Waldemar (1894–1952) und Friedrich Carl (1900–1978) wurden von den Nationalsozialisten als sog. „Mischlinge 2. Grades“ diskriminiert und verfolgt, ebenso wie ihr als „jüdisch“ eingestuftes Bankhaus. Dessen 1938 drohende „Arisierung“ verhinderte Dr. Robert Pferdmenges (1880–1962), seit 1931 Teilhaber des Bankhauses, der die Bank unter seinem Namen weiterführte, ohne jedoch die interne Kapitalverteilung und Entscheidungsstrukturen anzutasten. Dieser Schritt rettete die Existenz des Bankhauses. Nach der Zwangsenteignung des Gutes Schlenderhan 1942 durch die SS konnte die Familie mit der Reichskanzlei eine schriftliche

    Zusicherung aushandeln, daß sie keine Verfolgung aus rassischen Gründen gewärtigen müsse. Waldemar hatte bereits 1941 eine Sicherung für seine Familie durch Tätigkeit für das Amt Ausland/Abwehr gesucht. Nach dem 20.7.1944 wurden beide Brüder verhaftet. Friedrich Carl erhielt wegen der zahlreichen Juden erwiesenen Hilfe 1997 postum vom Staat Israel den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Beim Wiederaufbau der Bank nach dem Krieg konzentrierten sich die Bankiers vor allem auf gewinnversprechende Branchen wie Automobilindustrie (Auto Union), Bauindustrie (Strabag; Basalt AG) sowie das Versicherungswesen (Colonia-Versicherungskonzern). Die Nachfolger Alfred (* 1934) und Manfred (1924–1996) machten vor allem 1989 von sich reden, als ihr Bankhaus seine Aktienmehrheit am Colonia-Versicherungskonzern verkaufte. Einen Teil des Erlöses investierten sie in das Eigenkapital der Bank, die damit zum größten Privatbankhaus Europas wurde.

    Die Familie O. gehört zu den erfolgreichsten Bankierdynastien nicht nur Deutschlands, sondern Europas. In einer hierzulande seltenen Kontinuität führt sie ihre Bank als echte Familiengesellschaft in der nunmehr siebten Generation.

  • Literatur

    A. Krüger, Das Kölner Bankiersgewerbe v. Ende d. 18. Jh. bis 1875, 1925;
    R. E. Cameron, Die Gründung d. Darmstädter Bank, in: ZUG 2, 1957, S. 104-31;
    W. Treue, Dagobert O., Ztg.hg., Bankier u. Unternehmer in d. Zeit d. Liberalismus u. Neumerkantilismus, ebd. 9, 1964, S. 145-75;
    ders., Der Privatbankier an d. Wende v. 19. z. 20. Jh., ebd., 15, 1970, S. 225-38;
    ders., Das Schicksal d. Bankhauses Oppenheim im Dritten Reich, 1983;
    ders., Die Kölner Bankiers O.: Simon O. (1803-1880), Abraham O. (1804-1878), Dagobert O. (1809-1889), in: Kölner Unternehmer im 19. u. 20. Jh., 1986, S. 171-202;
    H. Schnee, 175 J. Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie., Bonn/Köln, in: Bonner Gesch.bll. 18, 1964, S. 66-79;
    R. Tilly, Financial Institutions and Industrialization in the Rhineland, 1966;
    J. Bohnke-Kollwitz u. a. (Hg.), Köln u. d. rhein. Judentum, FS Germania Judaica 1959-1984, 1984;
    K. van Eyll,… gen. Colonia, 150 J. Köln. Feuer-Versicherungs-Ges. AG 1839-1989, 1989;
    M. Stürmer, G. Teichmann u. W. Treue, Wägen u. Wagen, Sal. Oppenheim jr. & Cie, Gesch. e. Bank u. e. Fam., ³1994 (P);
    K. Ulrich, Die wirtschaftl. Bedeutung d. Privatbankiers in d. Zwischenkriegszeit, Diss. Bochum 1995. |

  • Quellen

    Qu Collection Baron Albert O., Cöln. Versteigerungskat. v. R. Lepke, Berlin, u. H. Helbing, München, 1. Abtg.: Gem., 2. Abtg.: Kunstgewerbe, 1914; Ungedr. Qu. im Archiv d. Bankhauses O., Köln.

  • Autor/in

    Gabriele Teichmann
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Teichmann, Gabriele, "Oppenheim, von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 559-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120591863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA