Hagen, Louis
- Lebensdaten
- 1855 – 1932
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Bankier
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 116379588 | OGND | VIAF: 3220526
- Namensvarianten
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- Levy, Louis (bis 1893)
- Hagen, Louis
- Levy, Louis (bis 1893)
- levy, louis
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Genealogie
V →Hermann Löb (dann Levy) (1825–73), Bankier in K., S d. Kleinbankiers Abraham Löb in K. u. d. Eva Hirtz;
M Johanna (* 1832), T d. Alexander Coppel, Stahlwaren- u. Waffenfabr. in Solingen, u. d. Else Schubach;
Schw Franziska Levy (⚭ →Maxim. Kempner, 1854–1927, GJR, Notar in Berlin, Mitgl. d. Reichstags u. d. Reichswirtsch.rats);
-⚭ Köln 1886 Anna, T d. →Gottfr. Jos. Hagen (1829–1900), Inh. e. Metallhandlung u. e. Bleiwalzwerks in K., u. d. Emma Kyll; Schwager →Franz Ulrich Hubert Hagen (1857–1927), KR, Gründer d. Kölner Akku-Werke;
2 T. -
Biographie
H. verließ früh die jüdische Tradition seiner Vorfahren, blieb aber dem Bankierberuf von Vater und Großvater treu. Noch während seiner Ausbildung an der Handelshochschule Antwerpen übernahm er 1873 das ererbte, 1858 gegründete Bankgeschäft A. Levy (1936 in politischen Zusammenhängen von Salomon Oppenheim jr. & Cie, Köln, übernommen; 1956 erloschen); 1922 wurde er nach langer Zusammenarbeit Mitinhaber von Salomon Oppenheim jr. & Cie, wo sein Großvater als Kassenbote begonnen hatte. Nach unternehmerischen Anfängen in der Sprengstoffindustrie seit 1890 und starkem Anteil an der Schaffung des Generalkartells der Pulver- und Sprengstoffindustrie, bei der er erstmals sein Verständnis für die Konzentration großer Industriezweige und seine Neigung dazu bewies, betätigte er sich wiederholt als „industrieller Ehestifter“ und „Meister der unternehmerischen Kombinatorik“ mit starken spekulativen Interessen in den Bereichen von Stahl, Steinkohle, Land- und Seekabel, Elektrizität, Bankwesen, Maschinenbau, wobei er die Möglichkeit ausnutzen konnte, sich als Großaktionär und als kreditvermittelnder Bankier die besten Informationen über Geschäftslage und personelle Zusammenhänge exklusiv zu beschaffen (Wittener Bergwerke und Hütten mit der Firma Gebrüder van der Zypen; Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbau mit dem Eschweiler Bergwerksverein; Land- und Seekabelwerke AG mit Felten & Guilleaume; Carlswerk AG mit der A. E. G.; A. Schaaffhausenscher Bankverein mit der Dresdner Bank; Kölner Maschinenbau-Anstalt mit der Berlin-Anhalter-Maschinenfabrik [Bamag]; Hörder Bergwerks- und Hüttenverein mit der Phönix-AG für Bergbau und Hüttenbetrieb und Angliederung der Zechen „Nordstern“ und „Zollverein“ und andere mehr). Auf der Höhe seiner Tätigkeit war H. Mitglied in Aufsichtsräten von 64 Aktiengesellschaften (7mal Vorsitzender und 12mal stellvertretender Vorsitzender). Er saß außerdem im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat, im Vorstand und Hauptausschuß des Deutschen Industrie- und Handels-Tages, war stellvertretender Vorsitzender des Landesausschusses der Preußischen Industrie- und Handelskammern,|Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages und des Preußischen Staatsrates. Er war maßgeblich beteiligt an der Errichtung der Kölner Messe. Sein Vortrag „Deutschlands Finanzwirtschaft“ auf dem VII. Allgemeinen Deutschen Bankiertag 1926 gewann finanzwirtschaftliche Bedeutung.
H. war seit 1906 Mitglied, 1912-15 stellvertretender, danach bis zum Tode Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer. Während des Krieges war er als solcher „Festungsdelegierter“, der die Interessen der Wirtschaft gegenüber dem Militär vertrat. Anfangs nationalliberal, zog er 1909, nach seinem Übertritt zum Katholizismus, als Liberaler in das Kölner Stadtparlament ein; 1919 trat er zur Zentrumsfraktion über. – Ende 1918 arrangierte H. gemeinsame Verhandlungen der Kölner Behörden mit der Industrie- und Handelskammer; 1919 gründete er die Vereinigung der Industrie- und Handelskammern des besetzten Gebietes, 1920 den „Wirtschaftsausschuß für das Besetzte Gebiet“, um dessen wirtschaftlichen Interessen in enger Verbindung mit Reichs- und Staatsbehörden bei Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen und Internationalen Konferenzen zu vertreten. Als Vertreter der Wirtschaft des besetzten Gebietes nahm er an den Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen sowie an den Vorbereitungen für die anschließenden Konferenzen teil. Von solcher Machtposition aus trat er für die mindestens währungspolitische Autonomie des Rheinlandes, für eine der französischen Währung verbundene „Rheinmark“ ein, suchte mit Wissen und Unterstützung der Reichsregierung in realpolitischer Haltung bis Ende 1923 bei der Rheinlandkommission entscheidende Unterstützung für die Errichtung einer rheinisch-westfälischen Notenbank, scheiterte aber an der überlegenen Politik des Notenbankpräsidenten Schacht: Der politisch und wirtschaftlich an Frankreich und Belgien angelehnte Sonderstaat ohne Reparationsverpflichtungen und mit stärkster Bergbau- und Industriepotenz wurde nicht gegründet; das Reich verlor dieses Gebiet nicht.
H. galt nach dem 1. Weltkrieg bis zu seinem Tode als der entschiedenste und gewandteste Interessenwahrer von Industrie und Finanz, als ein Unternehmer, der intime Wirtschaftsführung und öffentliches Wirken ungewöhnlich geschickt miteinander zu verbinden wußte. Politisch sehr aktiv und von nationalen Außen- sowie von mittelständischen und sozialistischen Innenpolitikern zeitweise heftig angegriffen, war er eine der markantesten Unternehmergestalten Westdeutschlands in der Weimarer Republik.|
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Auszeichnungen
Dr. rer. pol. h. c. u. Ehrenbürger (Univ. Köln), Dr. phil. h. c. (Bonn), Dr.-Ing. E. h. (TH Aachen).
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Literatur
F. Pinner, Dt. Wirtsch.führer, 1924, S. 252 f.;
Zum Andenken an L. H. (Privatdr. d. IHK), 1932;
K. Pritzkoleit, Wem gehört Deutschland?, 1957;
Enzyklopäd. Lex. f. d. Geld-, Bank- u. Börsenwesen, 1957;
Rhdb. (P). -
Autor/in
Wilhelm Treue -
Zitierweise
Treue, Wilhelm, "Hagen, Louis" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 479-480 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116379588.html#ndbcontent