Lebensdaten
1897 – 1971
Geburtsort
Karolinenthal bei Prag
Sterbeort
Muralto (Tessin)
Beruf/Funktion
Drehbuchautor ; Schriftsteller
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 119434539 | OGND | VIAF: 19996694
Namensvarianten
  • Spencer, Franz (Pseudonym)
  • Spencer, Francis George (Pseudonym)
  • Schulz, Franz Georg
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Zitierweise

Schulz, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119434539.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gottlieb (Bohumil) (1860–1927), aus Cerniký b. Böhm.-Brod (Ceský Brod), Dr. iur., RA in P., S d. Markus, Handwerksmeister, u. d. Theresa Silberstein ( 1907?);
    M Valeska Baruch (1872–1936), aus Dresden oder Bautzen, Musikerin;
    Schw Lucie (1894–1989, 1921 László Moholy-Nagy, 1895–1946, Maler, Photograph, Designer), Photographin, Publizistin (beide s. NDB 17), Gisela (* 1895-n. 1941);
    (⚮) Marion Karstadt-Ploschitzky.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Grabengymnasium in Prag 1915 begann S. ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität. 1916 zur k. u. k. Armee eingezogen, konnte er noch vor Kriegsende Anfang 1918 die Arbeit als Journalist für das „Prager Tageblatt“ aufnehmen; im Herbst desselben Jahres wechselte er nach Berlin als Schriftleiter der Tageszeitung „Die Republik“. Nach Einstellung der Zeitung 1919 verdiente er seinen Lebensunterhalt mit freien journalistischen Arbeiten, seit 1920 unterhielt er Kontakte zur Filmindustrie und debütierte als Drehbuchautor mit dem Film „Die rote Redoute“|(1920), dessen Skript er zusammen mit Hans Janowitz verfaßt hatte. In der Folge schrieb S. Drehbücher für verschiedene Berliner Produktionsgesellschaften; daneben publizierte er Artikel zu Autorenrechtsfragen, Filmzensur und -kritik, in denen er sich als ebenso sachkundiger wie scharfer Polemiker erwies. 1924 entstand sein erstes Bühnenschauspiel, „Esther Labarre“, das wohl 1925 in Stuttgart uraufgeführt wurde.

    Mit dem Drehbuch zu dem Film „Die Hose“ (1927, Regie: Hans Behrendt) nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Carl Sternheim erzielte S. seinen künstlerischen Durchbruch, der es ihm dann auch erlaubte, zeitweilig Billie Wilder als Ghostwriter zu beschäftigen. S. reüssierte v. a. als Spezialist für Komödien, der seinen eigenen Stil nicht nur in feiner Ironie bei den Zwischentiteln manifestierte, sondern auch in der szenischen Auflösung durch scharfe Kontrastierung von Typen und Milieus wesentlichen Einfluß auf die Inszenierung der Filme nahm. Sein besonderes Talent, den gemächlichen Plauderton der Konversation durch unvermittelte Pointen zu akzentuieren, konnte S. dann mit Beginn des Tonfilms 1930 ausspielen. Mit dem Drehbuch zu „Zwei Herzen im 3/4 Takt“ (mit Walter Reisch, Regie: Géza v. Bolváry, Musik: Robert Stolz, 1930) und weiteren Filmen prägte er wesentlich auch das Genre der Tonfilmoperette der frühen 30er Jahre mit. Der amerik. screwball comedy ähnlich, setzte S. in seinen Dialogen auf Schnelligkeit und Wortwitz und verfaßte so – teilweise mit Co-Autoren wie Walter Reisch, Paul Franck oder Wilder – die Drehbücher zu Filmen etwa von Wilhelm Thiele (Die Drei von der Tankstelle, 1930; Die Privatsekretärin, 1930), Hanns Schwarz (Bomben auf Monte Carlo, 1931) und Géza v. Bolváry (Was Frauen träumen, 1933).

    Im Aug. 1933 emigrierte S. zunächst nach Prag, dann über London 1934 in die USA (Los Angeles). Zunächst konnte er hier an seine dt. Erfolge als Drehbuchautor anknüpfen, arbeitete mit dem ebenfalls emigrierten Regisseur Wilhelm (William) Thiele zusammen bei dem Film „Lottery Lover“ und auch wiederholt mit Wilder, mit diesem ein letztes Mal für die Mitchell-Leisen-Komödie „Midnight“ (1938/39). 1940 nahm S. die amerik. Staatsbürgerschaft und einen neuen Namen an. Zwar war er von Zeit zu Zeit noch als Co-Autor oder Ideengeber an Drehbüchern beteiligt, etwa für die Studios MGM und Paramount, aber wirklich gefragt war er nicht mehr. In dem Buch „Battles of a Bystander“ (1941) erzählte er fiktionalisiert von sich selbst und seinem skeptischen Blick auf die Welt. 1952 verlegte er seinen Wohnsitz von Los Angeles nach New York und bestritt seinen Lebensunterhalt mit gelegentlichen Arbeiten für Theater und Fernsehen. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Josef v. Baky bei dem Film „Fuhrmann Henschel“ nach Gerhart Hauptmann 1956 war zwar erfolgreich, führte aber nicht zu weiteren Aufträgen und dem – erhofften – Comeback im Nachkriegsfilm der Bundesrepublik. S. zog sich auf die Insel Ibiza und in das Schweizer Tessin zurück, schrieb Theaterstücke und den autobiographischen Roman „Candide 19., oder das miese Jahrhundert“ (1966, Tb.ausg. 1994).

  • Werke

    Weitere W Drehbücher: Der Sprung ins Leben, 1923 (Regie: Johannes Guter);
    Die Rothausgasse, 1927/28 (Regie: Richard Oswald);
    Adieu Mascotte, 1929 (Regie: Wilhelm Thiele);
    Der Sträfling aus Stambul, 1929 (Regie: Gustav Ucicky);
    Two Worlds/Zwei Welten/Les deux mondes, 1930 (Regie: E. A. Dupont);
    Gloria, 1931 (Regie: Hans Behrendt);
    Paris in Spring, 1935 (Regie: Lewis Milestone;
    Drehbuch mit Samuel Hoffenstein);
    Invasion U.S.A., 1952 (Regie: Alfred E. Green, Story-Mitarbeit): – Filmogr. in: G. G. v. Bülow, F. S. (s. L), S. 265-89;
    Schrr.verr.:
    ebd., S. 263 f.

  • Literatur

    G. G. v. Bülow, F. S., Ein Autor zw. Prag u. Hollywood, 1997 (W, P);
    FilmExil, H. 21, Mai 2005, F. S. (Spencer), hg. v. Filmmus. Berlin, Dt. Kinemathek;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    CineGraph (P).

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Schulz, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 713-714 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119434539.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA