Lebensdaten
1882 – 1950
Geburtsort
Brünn (Mähren)
Sterbeort
Einigen/Thuner See (Schweiz)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dramaturg
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 119054329 | OGND | VIAF: 109414193
Namensvarianten
  • Müller, Hans (eigentlich)
  • Müller-Einigen, Hans
  • Müller, Hans (eigentlich)
  • mehr

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Zitierweise

Müller-Einigen, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119054329.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Müller ( 1933, isr.), Dr. iur., Rechtsanwalt;
    M Johanna Wohlmuth ( 1918);
    Gr-Om Eduard Hanslick (1825–1904), Musikkritiker u. -schriftst. (s. NDB VII);
    Om Alois Wohlmuth (1852–1930), Hofschausp. in München (s. Kosch. Theater-Lex.);
    B Robert (1877–1942), Rechtsanwalt in B., Ernst Lothar (1890–1970), Theaterregisseur u. Schriftst. (s. NDB 15*); ledig.

  • Biographie

    M. legte 1900 in Brünn die Reifeprüfung ab und studierte anschließend in Wien Jura sowie in Grenoble und Leipzig Philosophie und Jura. In Wien hörte er Vorlesungen u. a. bei dem Philosophen Laurenz Müllner (1848–1911), freundete sich mit Stefan Zweig an und wurde dort schließlich 1907 zum Doktor der Rechte und der Philosophie promoviert. Schon um 1900 stellten sich literarische Erfolge mit Gedichten und dramatischen Werken ein, begünstigt durch das fruchtbare künstlerische Milieu Wiens, durch das M. nachhaltig geprägt wurde. Bahr, Schnitzler, Hofmannsthal und Freud tauchten am Rande seines Bekanntenkreises auf. Er veröffentlichte Gedichte in der „Zukunft“, im „Simplicissimus“ und in der „Gegenwart“; Theodor Herzl vermittelte ihn der „Neuen Freien Presse“, Felix Saiten der „Zeit“. M. war zeitweise Mitarbeiter bei der von Julius Korngold herausgegebenen „Sonntagszeitung“. 1900 erschien das Lustspiel „Das Hemdenknöpfchen“, ein Jahr später der erste Lyrik-Band „Dämmer“. 1907 erhielt M. bei der Aufführung der Komödie „Die Puppenschule“ am Burgtheater mit Adolf v. Sonnenthal in der Hauptrolle starken Beifall. Das Lustspiel „Hargudl am Bach“ fiel dagegen 1909 mit einem „noch nie dagewesenen Skandal“ (Nagl-Zeidler-Castle) durch. Doch konnte er rasch wieder reüssieren.

    Ohne je selbst Soldat gewesen zu sein, avancierte M. im 1. Weltkrieg mit patriotischen Schlachtschilderungen zum Frontberichterstatter. Seine Kriegsdichtungen wie „Serbischer Frühling“ und „Isonzobel“ trafen auf starke Resonanz. 1916 erlebte das Historiendrama „Könige“ (nach Uhlands Drama „Ludwig der Baier“, 1819) am Burgtheater, mit Else Wohlgemuth, Harry Walden und Hans Marr, im Zuge der patriotischen Begeisterung einen derart triumphalen Erfolg, daß es bald darauf in Berlin und dann an allen deutschsprachigen Theatern gespielt wurde. Nach einer Aufführung in München zeigte sich M. in Uniform auf der Bühne. Nicht allein deswegen wurde er zur Zielscheibe insbesondere der Kritik von Karl Kraus, der M.s schwülstigen, mit preziösen Anachronismen ge spickten Stil in vielen Glossen und Satiren in der „Fackel“ aufs Korn nahm. Kraus ließ ihn auch mit authentischen Äußerungen in seinem Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ (1918/19) auftreten. M. strengte eine Ehrenbeleidigungsklage an, mußte sie aber wieder zurückziehen und zugeben, sich nie an der Front aufgehalten zu haben.

    Am 23.9.1920 geriet die Uraufführung von „Flamme“ im Berliner Lessing-Theater mit Käthe Dorsch in der weiblichen Hauptrolle zu einem großen Erfolg. 1923 wurde das Schauspiel von Ernst Lubitsch mit Pola Negri in der Hauptrolle verfilmt. Die UORG engagierte M. als Chefdramaturgen. Zu den Filmen, für die er das Drehbuch, häufig in Koproduktion mit anderen Autoren, verfaßte, gehören „Yorck“ (Regie: Gustav Vcicky, mit Werner Krauß u. Rudolf Forster, 1931) und „Bomben auf Monte Carlo“ (zusammen mit Franz Schulz, Regie: Hanns Schwarz, mit Hans Albers, 1931). In den USA wurde er bei Metro-Goldwyn-Mayer als Chefdramaturg tätig und schließlich 1928, noch zur Stummfilmzeit, nach Hollywood berufen. Dort lernte er u. a. Upton Sinclair näher kennen. Reisen führten M. auch nach Frankreich, Spanien und Nordafrika. Als die UORG am 29.3.1933 beschloß, sämtliche Verträge mit jüdischen Mitarbeitern zu lösen, gehörte auch M. zu den Entlassenen. Im Vorspann seines letzten UFA-Films, „Walzerkrieg“, wird sein Name samt dem seines Co-Autors, Robert Liebmann, nicht mehr erwähnt. Möglicherweise 1930 übersiedelte er in die Schweiz, wo er seit dem 4.4.1933 in Einigen am Thuner See lebte. Auch in seinen letzten Jahren entstanden neben erzählerischer Prosa noch dramatische Werke, in die religiöse und humanistische Gehalte eingingen. Sie wurden vornehmlich am Berner Theater aufgeführt. 1949 wurde M. in der Schweiz eingebürgert.

    Der Film verdankt ihm effektvolle Drehbücher. Als Librettist vermochte er so unterschiedliche Komponisten wie Korngold oder Benatzky adäquat zu bedienen. Die Kritik nahm dagegen ziemlich einmütig eine ablehnende Haltung ein. Schon zeitgenössische Rezensenten und Historiographen bezeichnen ihn als „Effekttheatraliker“. Sie konstatieren zwar M.s unbestreitbares Talent und seine Bühnengewandtheit, bemängeln aber die berechnende, auf vordergründige Wirkung hin angelegte Dramaturgie. Nicht selten findet sich das Urteil „Kitsch“. Dem heutigen Leser fällt M.s nicht nur stilistische chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit auf. Auch sie weist ihn als typischen Epigonen aus. Ein schwülstiges, spät-ästhetizistisches Schauspiel („Das Wunder des Beatus“, 1910), dessen Handlung bei Wagners „Lohengrin“|und „Parsifal“ plagiatverdächtige Anleihen macht und libertäre erotische Enthemmung propagiert, weicht nur wenige Jahre später, im 1. Weltkrieg, dem sententiösen Pseudo-Klassizismus des patriotischen Historiendramas „Könige“. Der Okkultismus-Mode trägt „Der Vampir“ (1923) dramatische Rechnung. Die Kolportage „Flamme“, eines seiner erfolgreichsten Stücke, wird schon von den Zeitgenossen als „Dirnenstück“ bezeichnet. Seine Werke blieben ohne Nachwirkung.

  • Werke

    Weitere W u. a. Das andere Leben, 1900 (Einakterzyklus);
    Die lockende Geige, 1904 (Gedichte);
    Buch d. Abenteuer, Novellen, 1905 (danach d. Libretto f. d. Operette „Ein Walzertraum“ v. Oscar Straus, 1907);
    Violanta, 1916 (z. Oper v. E. W. Korngold);
    Das Wunder d. Heliane, 1927 (z. Oper v. E. W. Korngold);
    Im Weißen Rößl, 1930 (z. Singspiel v. R. Benatzky);
    Geliebte Erde, Miniaturen v. unterwegs, 1938;
    Kleiner Walzer in a-Moll, 1939 (Komödie);
    Das Glück, da zu sein. Ein Tagebuch, 1940;
    Schnupf, 1944 (Erz.);
    Der Helfer Gottes, 1947 (Drama);
    Jugend in Wien, 1945, verändert 1948 (autobiogr. Roman). – W-Verz.: Wilpert-Gühring.

  • Literatur

    K. Kraus, Die Fackel, Nr. 437, S. 42, Nr. 445, S. 53, Nr. 521, S. 30, 42;
    C. Kohn, K. Kraus, Eine Monogr., 1966;
    R. Arnheim, Betrübl. Filme, in: Die Weltbühne v. 12.1.1932, S. 59-63;
    ders., Kritiken u. Aufsätze z. Film, hrsg. v. H. H. Diederichs, 1977, S. 321;
    A. Kerr, H. M., Die Flamme, in: ders., Die Welt im Drama, hrsg. v. G. F. Hering, ²1964, S. 478;
    H. Jhering, Von Reinhard bis Brecht, 1958, I, S. 167 f., 454 ff., II, S. 560 ff., III, S. 102 f., 356 ff.;
    O. Kl(eiber), H. M.-E., in: National-Ztg. Basel, Nr. 115, 1950;
    S. Trebitsch, Erinnerungen an H. M.-E., ebd., Nr. 119, 1950;
    K. Kreimeier. Die UFA-Story, Gesch. e. Filmkonzerns, 1992, S. 248 ff.;
    Nagl-Zeidler-Castle IV (P);
    Kosch, Theater-Lex.;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Uwe C. Steiner
  • Zitierweise

    Steiner, Uwe C., "Müller-Einigen, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 492-494 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119054329.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA