Lebensdaten
1889 – 1944
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Konzentrationslager Auschwitz
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Wasserzug, Otto Maximilian ( bis 1911)
  • Wallburg, Otto
  • Wasserzug, Otto Maximilian ( bis 1911)
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Zitierweise

Wallburg, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138679.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jacob Reinhard Wasserzug (1844–1922, 1] Rosa Leyser, 1856–77, aus Bromberg), aus Schulitz (Solec Kujawski, Pommern), Kaufm., Bankier in B., S d. Salomon (* um 1796), Getreidehändler, Kaufm., u. d. Rebecca Leyser (Leiser) (* um 1812);
    M Pauline Borchert (1851–1905);
    Ur-Gvv Moritz Leyser ( v. 1901), Kaufm., Abraham Leyser, Kaufm., Getreidehändler;
    Ov Jacob Elias Wasserzug (v. 1836, Jette Salomon), Ernst Leyser (* um 1857), prakt. Arzt;
    Tante-v Emilie Wasserzug (1839–1913, Isidor Henius 1820–1901, aus Thorn, Westpr., wanderte 1837 n. Dänemark aus, Sirup- u. Spirituosenfabr. in Aalborg, s. Dansk Leks.), Friederike Helene Leyser (* 1874, Emil Nicolai Davidson, * 1861, aus Kopenhagen, Großhändler);
    2 B Franz (1881–1945 Theresienstadt, 1] 1919 Eva Elisabeth Leyser, 1897–1926, 2] Annamarie Leyser, * 1899, beide T d. Salomon August Johannes Leyser, * 1861, aus Bromberg, Dr. iur., Bankier in B.), Ernst Emil (* 1884), 1912 in Großbritannien eingebürgert, 2 Schw (1 früh †), Martha (1880–1938, Robert Richard Landsberger, 1873–1941 Freitod), Dr. iur., in B.;
    1) 1911 1918 Lisa Brosso (eigtl. Brosow) (* 1889, ev.), aus Brakupönen (Kubanowka, Ostpr.), Schausp. in Bern, 2) Frankfurt / Main 1918 1928 Anna Luise (Anny) (* 1897, ev.), 1924 v. Hanns Pellar porträtiert, beantragte 1953 Einbürgerung in New York City (s. G. J. Wolf, Hanns Pellar, 1924, Abb. 49 u. 52; B. Olényi v. Husen, Hanns Pellar, Diss. Bonn 2011, S. 337, Nr. 205 f.), T d. Karl Theis, Druckereibes. in Frankfurt/M., u. d. Anna Guthmann, 3) 1929 vermutl. v. 1933 Charlotte Ahnert (* 1891?), evtl. aus B., Tänzerin, Schausp., evtl. T d. Ernst Bruno Ahnert (ev.), Xylograph in B., u. d. Margarethe Dorothea Gertrude Schultze;
    1 S aus 1) Reinhard (später François) Wasserzug (1912–95), in Frankr. eingebürgert, Photogr., 2 T aus 2) Ellen (* 1920), Lore (* 1922), 1 S aus 3) Klaus Peter (* 1931);
    Schwägerin Betty Landsberger (1858–1917, Hermann Aron, 1845–1913, Prof. f. Elektrophysik in B., Industr., s. NDB I u. 19*);
    Vt Max Henius (1859–1935), aus Aalborg, Dr. phil., Biochemiker, wanderte 1881 n. Chicago (Illinois, USA) aus, gründete mit Robert Wahl d. Inst. f. chem. u. mechan. Analysen Wahl & Henius u. 1891 d. American Brewing Ac. (Wahl-Henius-Inst. of Fermentology) (s. Dansk Leks.).

  • Biographie

    W. besuchte bis zum „Einjährigen“ das Berliner Falk-Realgymnasium und begann danach eine kaufmännische Lehre, die er abbrach. Ab 1905 absolvierte er eine Schauspielausbildung bei Max Reinhardt (1873–1943) und debütierte 1909 als Student in Goethes „Faust I“ am Deutschen Theater. Es folgten Engagements am Berner Stadttheater, ab 1911 in Halberstadt, wo er sich erstmals Otto Wallburg nannte, und ab 1913, von Arthur Hellmer (1880–1961) verpflichtet, am Neuen Theater in Frankfurt/M. Im Aug. 1914 eingezogen, kam W. an die Westfront, 1916 nach Rußland, wurde verwundet und anschließend aus der Armee entlassen. Ab April 1916 war er wieder Ensemblemitglied im Neuen Theater; er fiel auf in Hellmers Inszenierungen der Georg-Kaiser-Stücke „Die Bürger von Calais“ (Premiere: 29. 1. 1917, Engl. Offizier), „Die Koralle“ (Premiere: 27. 10. 1917, Sohn) und „Gas“ (Premiere: 28. 11. 1918, Offizier), doch die angestrebte Karriere als jugendlicher Liebhaber und Held endete wegen seiner wachsenden Leibesfülle. Sein Wunsch, ins Regiefach zu wechseln, wurde von Hellmer konterkariert, der W.s komödiantisches|Talent entdeckte. Fortan reüssierte er im komischen Fach und entwickelte, trotz seines Leibesumfangs von verblüffender Leichtfüßigkeit, eine nur ihm eigene mimische und sprachliche Beweglichkeit, die ihn schnell zu einem Publikumsliebling werden ließ. Sein beredtes, zwischen Begriffsstutzigkeit und List changierendes Mienenspiel, besonders aber seine hektische Sprechweise, rücksichtslos jede Interpunktion mißachtend und Silben verschluckend, verschafften ihm nicht nur Bühnenpräsenz, sondern waren auch eine einzigartige Voraussetzung, um als Tonfilmschauspieler zu brillieren.

    Mit dem humoristischen Schriftsteller und Drehbuchautor Hans Reimann (1889–1969) gab W. zeitweise die satirische Zeitschrift „Das Stachelschwein“ heraus und sammelte auf Reimanns Berliner Kleinkunstbühne „Astoria“ erste Erfahrungen als Kabarettist. 1925 folgte er Hellmer ans Berliner Lessing-Theater; schnell wurde er zu einem Star der Berliner Bühnen, spielte z. B. unter Reinhardt, Berthold Viertel (1885–1953), Karl Heinz Martin (1886–1948) am Deutschen Theater, an den Kammerspielen und am Theater am Schiffbauerdamm und hatte Erfolge nicht nur im komischen Fach, sondern überzeugte auch in Charakterrollen. Seine Partie als amerik. Botschafter in George Bernard Shaws „Der Kaiser von Amerika“ (Regie: M. Reinhardt, Dt. Theater, Premiere: 19. 10. 1929) trieb er durch forciertes Pathos ins Urkomische. Immer wieder trat er zudem in Revuen und regelmäßig in Kabaretts auf. Seinen größten Bühnenerfolg hatte W. als nölender Fabrikant Wilhelm Giesecke in Erik Charells (1894–1974) Inszenierung von Ralph Benatzkys (1884–1957) Singspiel „Im weißen Rößl“ (UA: 8. 11. 1930, Gr. Schauspielhaus Berlin).

    Seit 1926 überdies beim Film, vervollkommnete W. – selten mit Hauptrollen bedacht – auch in kleinsten Rollen seine komische Wirkung: Seine Ulkigkeit war doppelbödig, er kitzelte aus den Unterwürfigen für einen Augenblick ihren Machttrieb, ließ die Mächtigen ins Bodenlose ihrer Dummheit fallen. Reinhold Schünzel (1888–1954) vertraute ihm in „Kolonne X“ (1929), „Der kleine Seitensprung“ und „Ronny“ (beide 1931) markante Chargenrollen an; E. W. Emo (eigtl. Emerich Josef Wojtek, 1898–1975) besetzte ihn als Warenhausdirektor Clamotte in der Komödie „Der Hampelmann“ (1930), in Joe Mays (eigtl. Julius Otto Mandl, 1880–1954) Liebeslustspiel „Ihre Majestät die Liebe“ (1930) spielte er den komischen Widerpart des eleganten Liebhabers (Franz Lederer). In einer Hauptrolle sah man W. in Alfred Zeislers (1892–1985) Lustspiel „Der Hochtourist“ (1931), in dem er schwungvoll den Giesecke des „Weißen Rößl“ weiter entwickelte. 1931 stand er in Charells „Der Kongreß tanzt“ als Adjutant Bibikoff dem russ. Zaren (Willy Fritsch) zur Seite. In Gustav Ucickys (1899–1961) und Gerhard Lamprechts (1897–1974) „Preußenfilmen“ „Yorck“ (1931) und „Der schwarze Husar“ (1932) verkörperte er als russ. Feldmarschall und franz. Gouverneur Figuren, die er der Lächerlichkeit preisgab und zugleich mit einem politischen Subtext versah.

    Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete W.s Karriere in Deutschland. Sein Versuch, in die Reichskulturkammer aufgenommen zu werden, scheiterte; unter bewußter Herausstellung seines jüd. Geburtsnamens wurde W. denunziert. Er wich nach Frankfurt/M. aus und emigrierte 1934 nach Wien, wo er in Joe Pasternaks (eigtl. Joseph Herman Pasternak, 1901–91) Universal-Filmen spielte, etwa in der Verwechslungskomödie „Peter“ (1934) von Hermann Kosterlitz (1905–88). Noch bis 1936 konnte er im Film unterkommen, variierte seine Rollenmuster, doch fehlte seinen Interpretationen die ursprüngliche Verve. 1943 emigrierte W. über die Schweiz und Frankreich in die Niederlande, übernahm Engagements in Kabarett-Programmen am Theater der Prominenten in Amsterdam. Seine letzte Filmrolle – als dt. Arzt – spielte er 1938 in „Carrefour“ des ebenfalls emigrierten Kurt Bernhardt (1899–1981). Das Angebot Kosterlitz’ (Henry Koster), in die USA zu kommen, lehnte W. wegen seiner geplanten Heirat mit der noch verheirateten Schauspielerin Ilse Rein ab. 1938 trat er noch zweimal am Zürcher Corso-Theater auf, dann verblieben ihm nur noch Gastrollen im niederländ. Exil, ab 1940 nurmehr an der Joodsche Schouwberg in Amsterdam. Bis 1943 lebte er mit Ilse Rein und deren Mann versteckt, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. 1944 denunziert und verhaftet, wurde W. zunächst in das Lazarett des KZ Westerbork Hooghalen verschleppt; am 31. Juli wurde er nach Theresienstadt, am 28. Okt. in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort wahrscheinlich am 30. desselben Monats in der Gaskammer ermordet.

  • Auszeichnungen

    |E. K. II (1914).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die keusche Susanne, 1926 (Regie: R. Eichberg);
    K 13 513, Die Abenteuer e. Zehnmarkscheines, 1926 (R: B. Viertel);
    Liebe im Kuhstall, 1928 (R: C. Froelich);
    Der rote Kreis, 1928 (R: F. Zelnik);
    Männer ohne Beruf, 1929 (R: H. Piel);
    Die Nacht gehört uns, 1929 (R: C. Froelich);
    Hokuspokus, 1930 (R: G. Ucicky);
    Hilfe! Überfall!, 1931 (R: J. Meyer);
    Salto Mortale, 1931 (R: E. A. Dupont);
    Bomben auf Monte Carlo, 1931 (R: H. Schwarz);
    Das Lied einer Nacht, 1931 (R: A. Litvak);
    Madame wünscht keine Kinder, 1932 (R: H. Steinhoff);
    Was Frauen träumen, 1933 (R: G. v. Bolvary);
    Ball im Savoy/ Bal a Savoyban, 1934 (R: S./ I. Szekely);
    Konjunkturritter, 1934 (R: F. Kampers);
    Kleine Mutti/ Kismana, 1935 (R: H. Kosterlitz);
    Mircha/ Bubi, 1936 (R: Béla Gaál).

  • Literatur

    |Doch d. Zeugnis lebt fort, d. jüd. Btr. zu unserem Leben, hg. v. H. Walter, 1965, S. 366 f.;
    U. Liebe, Verehrt, verfolgt, vergessen, Schauspieler als Naziopfer, 1992, S. 179–217 (P), ²2005 (P);
    K. Weniger, „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“, 2011, S. 524 ff.;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Metzler, Kabarett-Lex.;
    Munzinger;
    CineGraph;
    Hdb. d. dt. sprachigen Exiltheaters 1933–1945, Bd. 1, 1999.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Wallburg, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 333-335 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138679.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA