Lebensdaten
um 1554 – 1632
Geburtsort
Kiel
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Goldschmied
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118771116 | OGND | VIAF: 74649107
Namensvarianten
  • Walbaum, Matthäus
  • Wallbaum, Matthias
  • Wallbaum, Mathäus
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Zitierweise

Wallbaum, Mathäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118771116.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    1) Augsburg 1590 Felicitas, T d. Daniel I. Zimmermann ( 1573), Goldschmied in A., Meister vor 1556, 2) Augsburg 1614 Susanne Stern, Wwe d. Matthias Schreiber ( vor 1614), Goldschmied in A., Meister um 1571;
    1 T aus 1);
    Verwandter (?) Joachim Walboem (erw. v. 1604), Goldschmied in K.

  • Biographie

    W.s Geburtsdatum und Herkunft sind nicht bekannt, den Geburtsort Kiel nennt er selbst mehrfach. 1569 begann er eine wohl sechsjährige Lehrzeit bei dem Lübecker Goldschmied Hans I. v. Tegelen (Meister 1546, erw. bis 1593). Seit 1579 ist er in Augsburg nachgewiesen, zuerst als Geselle des Goldschmieds Hans Zyperlin (Meister vor 1578); seit etwa 1581 war er für wohl fünf Jahre Geselle bei Christoph Beham (Meister 1572, 1610), arbeitete viereinhalb Jahre zugleich für Georg Sickmann (Meister 1553, 1601) und unter dem Namen dieser Meister für den Juwelier Georg Bernhart (1543–1612), was einen Verstoß aller Beteiligten gegen die Goldschmiedeordnung darstellte. Um 1586 wurde W. Mitglied der Werkstatt von Isaac Sal(er) (Meister um 1589, 1612); erst nach weiteren vier Gesellenjahren konnte er 1590 Meister werden und heiraten. Seither ist W. in den Steuerbüchern genannt. Er wohnte zuerst nahe den Fugger-Häusern, ab 1594 beim Stephingertor, seit 1600 beim Jakobertor. Mit seiner sehr produktiven Werkstatt und als Silberhändler war er erfolgreich wie wenige andere in Augsburg (Meistermarke: Baum im Schild).

    W. arbeitete überwiegend für kath. kirchliche und adelige Auftraggeber, u. a. für den Münchner Hof, Ehzg. Matthias v. Österreich, Kard. Scipione Borghese, das dän. Königshaus, den Brandenburger und den sächs. Hof sowie für Stifte wie St. Ulrich und Afra in Augsburg, Nonnberg in Salzburg und Lambach (Oberösterreich). Produziert wurde auch auf Vorrat und für private Besteller.

    Unter den ca. 80 erhaltenen Arbeiten überwiegen die sakralen mit Hausaltären, Reliquiaren und Kußtafeln. Sie sind Kistlerarbeiten aus Ebenholz, mit jeweils einer großen und mehreren kleinen getriebenen Relieftafeln beschlagen sowie mit Miniaturreliefs und gegossenen und ausgeschnittenen Schweifwerkornamenten aus (teils vergoldetem) Silber außerordentlich reich verziert; dank freistehender Ornamente und miniaturhafter Statuetten haben sie zudem höchst bewegte Konturen. Die 23 bekannten Altäre zeigen meist mehrgeschossige architektonische Aufbauten oder monstranzähnliche Gestalt mit hohem Fuß.

    Bei W.s profanen Werken handelt es sich neben vier weitgehend gleichen, oft nachgeahmten Trinkspielen im Typus der ‚Diana auf dem Hirsch‘ um zahlreiche Schreib- und Toilettekästchen sowie Kunstschränke, die fast alle ebenfalls silberbeschlagene Ebenholzkassetten sind. Die Kunstschränke gehören zu den am reichsten ornamentierten Exemplaren ihrer Zeit. W. arbeitete auch mit am aufwendigsten und berühmtesten, dem (1945 verbrannten) Pommerschen Kunstschrank für Hzg. Philipp II. v. Pommern-Stettin (1573–1618), an dem 1611–17 unter Leitung des Agenten Philipp Hainhofer (1578–1647) 31 Augsburger Kunsthandwerker beteiligt waren. Hierfür lieferte er die bekrönende Silberplastik des Parnaß mit dem Pegasus, die Figuren der Greifen und Musen und wahrscheinlich alle dekorativen Silberbeschläge.

    Erhalten oder erwähnt sind als eigenständige Arbeiten ferner eine Automatenuhr, ein Nautiluspokal, Montierungen für Gläser und Gefäße, Rahmen für Spiegel und kleine Gemälde sowie einzelne Silberreliefs aus unbekanntem Zusammenhang, ferner Silbergeschirre und Schmuckgegenstände.

    Für die figürlichen und szenischen Reliefs stützte sich W. auf ältere und zeitgenössische graphische Vorlagen sowie eigens angefertigte Zeichnungen anderer Künstler, für die größeren plastischen Teile auf Bildhauermodelle. Zahlreiche seriell hergestellte Ornamentappliken, Statuetten und kleine Reliefs verwendete er, wie üblich, über lange Zeit immer wieder; zudem gebrauchte er allgemeines Werkstattgut, das anderen Meistern ebenso zur Verfügung stand. Damit ist die ohnehin nur ungefähr rekonstruierbare Chronologie der Werke zusätzlich verunklart. Da Serien das gesamte Werk prägen und W. viele andere Handwerker für seine Werkstatt arbeiten ließ, war er mehr Unternehmer als alleinschöpferischer Goldschmied.

    Charakteristisch für seine Werkstatt sind die auch technisch anspruchsvollen, mit äußerst variantenreichem Silberdekor beschlagenen|Ebenholzobjekte. Für die Gattung der Hausaltäre war er der prägende Meister, an luxuriösen Kleinmöbeln lieferte er zentrale Beispiele. Daher repräsentieren die Werke unter W.s Namen in exemplarischer Weise die Augsburger und süddt. Goldschmiedekunst des späten Manierismus und beginnenden Barock.

  • Werke

    W-Verz.: R. Löwe, Die Augsburger Goldschmiedewerkstatt d. M. W., 1975, S. 22–96.

  • Literatur

    |ADB 40;
    J. Lessing u. A. Brüning, Der Pommersche Kunstschrank, 1905, S. 24 f., 30, 37, 39, 44 u. 49 f.;
    M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen, Bd. 1, ³1922, S. 64–67, Nr. 428;
    I. Weber, Dt., niederl. u. franz. Renaissanceplaketten (…), 1975, Bd. 2, S. 211 f. u. 219 f.;
    K. Maurice, D. dt. Räderuhr (…), 1976, Bd. 1, S. 140, Bd. 2, S. 58 u. 82 f.;
    Welt im Umbruch, Augsburg zw. Renaissance u. Barock, Bd. 2, Ausst.kat. Augsburg 1980, S. 393–98, 471 f.;
    H. Seling, Die Kunst d. Augsburger Goldschmiede 1529–1868, Meister, Marken, Werke, 1980, Bd. 1 (Reg.);
    J. M. Fritz, Ein Meßkelch v. M. W. aus d. J. 1611, in: Stud. z. europ. Kunsthandwerk, FS Yvonne Hackenbroch, 1983, S. 155–63;
    M. Jauslin, Das W.-Kästchen, 1985;
    D. Alfter, Die Gesch. d. Augsburger Kab.schranks, 1986, S. 33–35, 41–46, 50 u. 80;
    H. Tait, Cat. of the Waddesdon Bequest in the British Mus., 1988, Bd. 2, S. 190–201;
    Kunsthist. Mus. Wien. Weltl. u. geistl. Schatzkammer, ²1991, S. 260–63;
    Silber u. Gold, Augsburger Goldschmiedekunst f. d. Höfe Europas, 2 Bde., Ausst.kat. München 1994 (Reg. Bd. 1, S. LXVIII;
    P);
    J. Kronbichler, Der Silberaltar im Diözesanmus. St. Pölten, in: Barockberr. 36 / 37, 2004, S. 468–72;
    H. Seling, Die Augsburger Gold- u. Silberschmiede 1529–1868, Meister, Marken, Werke, 2007, S. 159–62, Nr. 1060;
    B. Mundt, Der Pommersche Kunstschrank (…), 2009 (Reg. S. 443);
    Die gr. Kunstkammer, Bürgerl. Sammler u. Slgg. in Basel, 2011, S. 276 f.;
    Das „Walbaum-Kabinett“ im Berliner Kunstgewerbemus., Ein Augsburger Kunstschrank d. frühen 17. Jh., Ausst.kat. Berlin 2013;
    Wunderwelt, Der Pommersche Kunstschrank, Ausst.kat. Augsburg 2014, S. 27, 29, 271–73, 334 f. u. 416–19;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Augsburger Stadtlex.

  • Porträts

    |A. Mozart, Übergabe d. Pommerschen Kunstschrankes, 1615 / 16, Abb. in: Silber u. Gold, Ausst.kat. München 1994, Bd. 2, S. 221.

  • Autor/in

    Christoph Bellot
  • Zitierweise

    Bellot, Christoph, "Wallbaum, Mathäus" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 332-333 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118771116.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Wallbaum: Mathäus W., ungemein fruchtbarer Augsburger Goldschmied des beginnenden 17. Jahrhunderts. Er stammt aus Holstein und ist seit 1582 in Augsburg als „Störer“ thätig, d. h. er arbeitet für Meister und Besteller gegen Stücklohn ohne als Geselle eingeschrieben zu sein, oder das Meisterrecht erworben zu haben. Erst nach 1588 scheint er in die Zunft aufgenommen worden zu sein. Ein (Wallnuß-?) Baum ist sein Stempel, den man zuerst auf dem berühmten Pommerschen Kunstschrein im Kunstgewerbemuseum zu Berlin bemerkt hat. Außerdem sind etwa 40 Arbeiten von ihm bekannt, fast ausnahmslos in Ebenholz und Silber. Darunter Zimmeraltäre, Kußtafeln, Kassetten. Fast jede größere Sammlung in Deutschland besitzt etwas von ihm.

    • Literatur

      Goldschmiedeacten im Augsburger Stadtarchiv. — Kugler, Beschreibung der Kunstkammer zu Berlin. — Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen Nr. 140.

  • Autor/in

    Rosenberg.
  • Zitierweise

    Rosenberg, Marc, "Wallbaum, Mathäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 731 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118771116.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA