Zinn, Georg-August

Lebensdaten
1901 – 1976
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
sozialdemokratischer Politiker ; hessischer Ministerpräsident ; Politiker ; Regierungschef
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119311151 | OGND | VIAF: 45108774
Namensvarianten

  • Zinn, Georg August
  • Zinn, Georg-August Fritz
  • Zinn, Georg-August
  • Zinn, Georg August
  • Zinn, Georg-August Fritz
  • Zinn, Georg A.

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Zitierweise

Zinn, Georg-August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119311151.html [05.12.2025].

CC0

  • Zinn, Georg-August Fritz

    | Politiker, hessischer Ministerpräsident, * 27.5.1901 Frankfurt/Main, † 27.3.1976 Frankfurt/Main, ⚰ Wiesbaden, Nordfriedhof. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Konrad (1870–1920), Obering. in F., Bielefeld, Hamburg u. Kassel, S d. Johann George (1838–1903), aus Seigertshausen (Hessen), Restaurateur, Portier in Kassel, u. d. Katharina Michel (1841–1918);
    M Maria Dorothea (1870–1936), aus (Hann.) Münden b. Hildesheim, T d. Heinrich Friedrich Wilhelm August Hinterthür (1843–1918), aus Lödingsen b. Göttingen, Lokomotivführer, u. d. Marie Johanne Dorothea Rössing (1846–1918);
    2 B Fritz (1903–45), Dr. rer. nat., Biol., Leiter e. Inst. f. Pflanzenforsch., Karl (1906–43), Prokurist, 1934 wegen soz.demokrat. Aktivitäten v. Volksger.hof zu 7 J. Gefängnis verurteilt, 1 Schw Margret Alschner (1899 – n. 1987);
    1) Kassel 1931 v. 1963 Meta Sturm (1905 – n. 1987), Verlagskauffrau, 2) Freiburg (Br.) 1963 Christa Wöhler (1927–2002), Dr. iur., Jur., RA, Oberreg.rätin;
    2 S aus 1) Karl Georg (* 1939), Prof. f. Volkswirtsch. an d. RWTH Aachen (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2013), Richard Friedrich (1947 – v. 1976), 1 T aus 2) Agnes-Maria Wahl-Z. (1932–80), Dipl.-Volkswirtin, Journ., 2 S aus 2) Georg-Christian (* 1964), Arzt, Philipp-Andrè (* 1966), Jur.

  • Biographie

    Z. besuchte Schulen in Frankfurt/M., Bielefeld, Hamburg und Kassel, wo er nach kurzzeitigem Kriegsdienst (1918) 1920 das Abitur ablegte und SPD-Mitglied wurde. 1920–23 absolvierte er die Ausbildung für den gehobenen Kommunalverwaltungsdienst und war 1923–31 Stadtobersekretär in Kassel. Unbezahlt beurlaubt, studierte er 1923–26 Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin (1927 1. Jur. Staatsexamen, 1927–31 Rechtsreferendar, 1931 Gr. Jur. Staatsprüfung), 1931–40 war er Rechtsanwalt in Kassel und 1929–33 Stadtverordneter. Von Juli bis Sept. 1933 wurde er wegen sozialdemokratischer Aktivitäten im Polizeigefängnis Kassel inhaftiert, gehörte 1933/34 der sozialdemokratischen Widerstandsgruppe „Roter Stoßtrupp“ an und verteidigte bis 1936 verfolgte Sozialdemokraten. 1940 zur vormilitärischen Ausbildung in einer SA-Wachmannschaft einberufen, war er 1941–45 Soldat (zuletzt Feldwebel) und bis Juni 1945 in US-amerik. Kriegsgefangenschaft.

    Z. wurde von der US-amerik. Militärregierung zum Landgerichtsdirektor in Kassel, am 15.10.1945 zum hess. Justizminister ernannt. Er übte dieses Amt bis 1949 in den Kabinetten der Ministerpräsidenten Karl Geiler (1945/46, parteilos) und Christian Stock (1946–1950, SPD) sowie 1951–63 in Personalunion mit dem Amt des hess. Ministerpräsidenten aus. Als Vorsitzender der Verfassungskommission des Landes Hessen 1946 entwarf er mit Adolf Arndt (1904–1974) und Erwin Stein (1903–1992) die im Dez. 1946 angenommene Landesverfassung. 1947 wurde er Landesvorsitzender der hess. SPD (bis 1969). Von Sept. 1948 bis Mai 1949 war er Mitglied des Parlamentarischen Rats, Mitglied des Hauptausschusses und Vorsitzender des Ausschusses für Verfassungsgerichtshof und Rechtspflege. 1949 im Wahlkreis Kassel direkt in den Bundestag gewählt, war er Abgeordneter bis zu seiner Wahl zum hess. Ministerpräsidenten am 14.12.1950; dieses Amt übte er bis zu seinem gesundheitsbedingten Rücktritt im Okt. 1969 aus. 1954–70 gehörte Z. dem Landtag an.

    Die „Ära Zinn“ war durch die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des Landes Hessen geprägt. Z. initiierte in den 1950er Jahren den „Hessenplan“, der v. a. die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume und des Zonenrandgebiets sowie die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen förderte. Im Bundesrat und gegenüber der christdemokratisch geführten Bundesregierung übernahm er die informelle Rolle des Sprechers der sozialdemokratischen Landesregierungen, profilierte sich als Exponent eines modernen kooperativen Föderalismus und klagte beim Bundesverfassungsgericht erfolgreich gegen einen bundeseigenen Fernsehsender. Er berief 1956 den hess. Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903–1968), mit dem ihn ein besonderes Vertrauensverhältnis verband, und der ihn als einzigen Deutschen über die Spur zu Adolf Eichmann informierte. 1965 wurde Hessen unter seiner Ägide mit dem zum „Großen Hessenplan“ weiterentwickelten Hessenplan Pionier einer langfristigen Regionalplanung, die alle sektoralen Teilplanungen der Landesressorts (Verkehr, Bildung, Gesundheit, Kultur, Sport) integrierte.

  • Auszeichnungen

    A Dr. phil. h. c. (Frankfurt/M. 1953);
    Gr.kreuz d. BVK (1953);
    Dr. agr. h. c. (Gießen 1957);
    Wilhelm-Leuschner-Medaille d. Landes Hessen (1971);
    Ehrenbürger d. Städte Kassel (1957), Frankfurt/M. (1966) u. Wiesbaden (1966);
    G.-A.-Z.-Preis d. hess. SPD (seit 2002).

  • Werke

    W Die Vfg. d. Landes Hessen, Kommentar, 1954;
    – kein Nachlaß in e. öff. Archiv, Verbleib e. privaten Nachlasses unbek.

  • Literatur

    L B. Schneider, Die Integrationspol. d. Hess. Landesregierungen unter Min.präs. G. A. Z., Diss. Gießen 1995;
    A. Hedwig, „Unsere Aufgabe heißt Hessen“, G. A. Z., Min.präs. 1950–1969, 2001;
    G. Beier, Progressiver Föderalismus u. kämpfer. Integration, Leben u. Werk d. hess. Min.präs. G. A. Z., 2 Bde., unveröff. Ms. (1991) (in Privatbes.), u. d. T.: Hessen vorn, Die Biogr. d. hess. Min.präs. G. A. Z., hg. v. Ch. Kopper, 2021 (P);
    Frankfurter Biogr.;
    Nassau. Biogr.;
    Hess. Biogr. (P).

  • Porträts

    P Porträtrelief v. K. Knudsen, 1978 (Gedenktafel an d. Paulskirche, Frankfurt/M.).

  • Autor/in

    Christopher Kopper
  • Zitierweise

    Kopper, Christopher, "Zinn, Georg-August Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 728-729 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119311151.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA