Lebensdaten
1839 – 1914
Geburtsort
Sigmaringen
Sterbeort
Sinaia bei Kronstadt
Beruf/Funktion
König von Rumänien ; Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119278219 | OGND | VIAF: 34630268
Namensvarianten
  • Carol I. (seit 1881 als König von Rumänien)
  • Karl von Hohenzollern-Sigmaringen
  • Hohenzollern-Sigmaringen, Karl von
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Zitierweise

Karl I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119278219.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fürst Karl Anton v. H.-S. ( 1885), preuß. Min.präs. (s. NDB IX);
    M Josephine ( 1900), T d. Ghzg. Karl v. Baden ( 1818, s. ADB 15) u. d. Stefanie Beauharnais ( 1860, Stief-T Napoleons I.);
    B Prinz Leopold v. H.-S. (1835–1905), Kandidat f. d. span. Thron 1870;
    - Neuwied 1869 Elisabeth Prn. zu Wied ( 1916), Schriftstellerin (als Carmen Sylva, s. NDB III);
    1 T (früh †);
    N Kg. Ferdinand v. R. ( 1927, s. NDB V).

  • Biographie

    K., der als Premierleutnant im preußischen 2. Garde-Dragonerregiment am Krieg gegen Dänemark 1864 teilgenommen hatte, wurde am 20.4.1866 als Nachfolger des durch eine Offiziersverschwörung gestürzten Alexandru Cuza in einer Volksabstimmung zum Fürsten von Rumänien gewählt. Seine Kandidatur war sowohl von Napoleon III. als auch von Bismarck unterstützt worden, während die Türkei, deren Souveränität Rumänien noch unterstand, zunächst Einspruch erhob. In seiner 48jährigen Regierungszeit gelang es K., durch vorbildliche Lebensführung und durch geschicktes Taktieren gegenüber den politischen Kräften, den Liberalen (Familie Bratianu), den Konservativen (L. Cartargiu, Gh. Cantacuzino) und den Jungkonservativen (P. Carp), seine Stellung im Lande als konstitutioneller Monarch zu festigen. Durch Ordnung der Staatsfinanzen, die Reorganisation der Armee nach preußischem Vorbild, Verbesserung des Schulwesens und Förderung des Eisenbahnbaus als Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Aufschwung hob er Rumänien aus dem Kreis der Balkanstaaten heraus und leitete eine Hinwendung nach Mitteleuropa ein. Außenpolitische Entscheidungen beschleunigten diese Entwicklung. Die Unterstützung Rußlands im Krieg gegen die Türkei 1877/78, wobei K. als Oberbefehlshaber der Belagerungsarmee am 10.12.1877 die Kapitulation von Plewna erzwang, ermöglichte die Gewinnung der vollen Souveränität für Rumänien, brachte jedoch mit dem vertraglich damit verbundenen Verlust Südbessarabiens an Rußland (gegen die Zuweisung der Norddobrudscha) zugleich eine – lang fortwirkende – anti-russische Wendung in die außenpolitische Orientierung. Trotz Spannungen auch zu Österreich-Ungarn wegen Siebenbürgen entschied sich K., nachdem durch Parlamentsbeschluß vom 26.3.1881 das Fürstentum zum Königreich Rumänien erhoben und er selbst am 25.5.1881 zum König gekrönt worden war, zum Beitritt an die vom Deutschen Reich geführte Mächtegruppe in Gestalt eines geheimen österreichisch-ungarisch-rumänischen Defensiwertrages vom 30.10.1883, dem das Deutsche Reich durch eine Adhäsionserklärung beitrat. Dieser von K. als Basis seiner Außenpolitik angesehene, immer wieder erneuerte Vertrag stand seit den 90er Jahren im Gegensatz zu einem Großteil der öffentlichen Meinung, die den Blick zunehmend auf Siebenbürgen statt auf Bessarabien richtete. Im 2. Balkankrieg konnte K. mit der Gewinnung der Süddobrudscha von Bulgarien im Frieden von Bukarest am 10.8.1913 noch einmal einen davon ablenkenden Erfolg erzielen. Daß die durch die Anerkennung der rumänischen orthodoxen Kirche als eigenständige Nationalkirche seitens des Patriarchen von Konstantinopel 1885 auch kirchenrechtlich zum Ausdruck gebrachte Konsolidierung des Landes nicht bis in den sozialen Bereich hinein gelungen war, zeigte der blutige Bauernaufstand in der Moldau 1907. Auch die in Artikel 44 des Berliner Vertrages von 1878 international geforderte Gleichberechtigung für die Juden zog mit den daraus resultierenden verstärkten antisemitischen Tendenzen soziale Spannungen nach sich. K. stand diesen Problemen ebenso fern, wie ihm die nationalistische, antimadjarische Wendung in der rumänischen öffentlichen Meinung mit ihren Konsequenzen für das Verhältnis Rumäniens zu den Mittelmächten unverständlich blieb. Als er am 3.8.1914 im Kronrat auf Schloß Peles bei Sinaia einen Kriegseintritt an der Seite der verbündeten Mittelmächte als „Ehrensache“ bezeichnete, blieb er, nur von P. Carp unterstützt, gegenüber den 17 übrigen Teilnehmern allein. Lediglich die Proklamierung strikter Neutralität konnte er den Befürwortern einer Anlehnung an die Entente-Mächte abtrotzen. Als K. wenig Wochen darauf 75jährig starb und sein dieser Richtung verbundener Neffe Ferdinand die (seit 1880 festliegende) Thronfolge antrat, wurde vollends deutlich, wie politisch isoliert der König zuletzt gewesen war. Im ganzen jedoch blieb auch mit wachsender zeitlicher Distanz der großen integrierenden Aufbauleistung K., in dessen Regierungszeit Rumänien zu einer von den Großmächten umworbenen mittleren Macht aufstieg, die ihr schon von den Zeitgenossen zugesprochene Würdigung erhalten.

  • Literatur

    Aus d. Leben Kg. K.s v. Rumänien, Aufzeichnungen e. Augenzeugen (d. i. Joh. de Witte, Arzt u. Privatsekretär), 4 Bde. (bis 1881 reichend), 1894-1900, franz. 1905;
    M. Kremnitz, Kg. K. v. Rumänien, Ein Lb., 1903, ³1906;
    N. Jorga, Politica externa a Regelui Carol I., ²1923;
    ders., Istoria Românilor IX: Unificatorii, 1938;
    P. Lindenberg, Kg. K. v. Rumänien, Ein Lb. unter Mitarb. d. Kg., 2 Bde., 1923 (P);
    C. Petrescu, Cei trei regi, 1935;
    E. Ebel, Rumänien u. d. Mittelmächte v. d. russ.-türk. Krise 1877/78 b. z. Bukarester Frieden v. 10.8.1913, Diss. Göttingen 1939;
    K. Griem, Rumänien Bündnispol. 1911–16, Diss. Kiel, 1948;
    G. Tutui u. M. Popa, Hohenzollernii in Romînia, 1962;
    M. Constantinescu, C. Daicoviciu, St. Pascu u. a., Istoria României, Compendiu, 1969, S. 342-412;
    Istoria Oporului Român, ed. A. Otetia, 1970, S. 260-313;
    Istoria României, Ghid bibliogr., hrsg. M. Tomescu, 1968, S. 282-312;
    DBJ I.

  • Autor/in

    Andreas Hillgruber
  • Zitierweise

    Hillgruber, Andreas, "Karl I." in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 260-261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119278219.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA