Lebensdaten
1676 – 1730
Geburtsort
Warschau
Sterbeort
Venedig
Beruf/Funktion
Kurfürstin von Bayern
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119164051 | OGND | VIAF: 22945156
Namensvarianten
  • Therese Kunigunde von Polen (geborene)
  • Therese Kunigunde Sobieska (geborene)
  • Therese Kunigunde Karoline Sobieska
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Zitierweise

Therese Kunigunde, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119164051.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jan III. Sobieski, Kg. v. Polen, Großfürst v. Litauen (1629–96), S d. Jakub Sobieski (1590–1646), 1646 Kastellan v. Krakau, u. d. Teofila Zofia Daniłowicz (1607–61, alle s. Polski Słownik Biograficzny);
    M Marie Casimire (Maria Kazimiera) (1641–1716, 1] Jan Sobiepan Zamoyski, 1627–65, Wojewode v. Sandomierz u. Kiew, s. Wurzbach), T d. Henri Albert, Marquis de la Grange d’Arquien (1613–1707), u. d. Françoise de La Châtre;
    3 B Jakob (1667–1737), Alexander (1677–1714), Konstanty (1680–1726);
    Warschau 1694/Wesel 1695 Maximilian II. Emanuel, Kf. v. Bayern (1662–1726, s. NDB 16), S d. Ferdinand Maria, Kf. v. Bayern (1636–79, s. NDB V), u. d. Adelheid (Henriette Maria Adelaide), Prn. v. Savoyen (1636–76, s. NDB I);
    9 S (4 früh †) u. a. Karl VII., Ks. (als Kf. v. Bayern Karl Albrecht, 1697–1745, s. NDB XI), Ferdinand, Hzg. v. B. (1699–1738), ksl. GFM, Clemens August, Kf. u. Ebf. v. Köln (1700–61), Hoch- u. Dt.meister, Fürstbf. v. Hildesheim, Regensburg, Münster, Paderborn u. Osnabrück (s. NDB III; Gatz II), Johann Theodor, Bf. v. Regensburg, Freising u. Lüttich, Kard. (1703–63, s. Gatz II), 1 T Maria Anna Karolina (Ordensname Emanuela Theresa) (1696–1750), Klarissin im Angerkloster in M.

  • Biographie

    T. wuchs am poln. Hof in Wilanów nahe Warschau auf. Als einziger Tochter des poln. Königspaares, die das Erwachsenenalter erreichte, kam ihrer Verheiratung eine besondere Bedeutung zu; der poln. Hof stellte eine sehr hohe Mitgift in Aussicht. Die Ehe mit Kf. Maximilian II. Emanuel von Bayern, der Ende 1692 Witwer geworden war, kam innerhalb kürzester Zeit zustande, nicht zuletzt weil sich auch Ludwig XIV. von Frankreich für eine bayer.-poln. Verbindung stark machte. Maximilian Emanuel stellte wiederum eine sehr gute Partie für die poln. Königsfamilie dar, da die Wittelsbacher zu den ältesten Adelsgeschlechtern Europas zählten. Der Heiratsvertrag wurde 1694 in Z ˙ ółkiew unterzeichnet. T. lernte ihren Ehemann erst zu Beginn des Jahres 1695 persönlich kennen, da Maximilian Emanuel aus Statusgründen nicht bereit war, sich nach Warschau zu begeben. So trat T. am poln. Hof lediglich mit den bayer. Gesandten in Kontakt, bevor sie in Wesel/Rhein auf ihren Ehemann traf und ihn nach Brüssel begleitete, wo er seit 1691 als Generalstatthalter der Span. Niederlande residierte.

    Hier gelang es der jungen Kurfürstin nicht, sich gegen die etablierten Mätressen Maximilian Emanuels durchzusetzen; sie zog sich immer stärker zurück. Erst nach der gemeinsamen Rückkehr in die Haupt- und Residenzstadt München trat T. stärker in Erscheinung. Sie nahm an Truppenbesichtigungen teil, spendete 2000 fl. für den Bau eines Militärkrankenhauses und kümmerte sich um Bittschriften der Bevölkerung, die infolge des Span. Erbfolgekriegs zunehmend durch Überfälle ksl. Truppen belastet wurde. Nach der Niederlage der bayer.-franz. Truppen bei Höchstädt (13. 8. 1704) floh Maximilian Emanuel nach Brüssel und übertrug T. „die absolute Gewalt und Autorität“. In dieser Krisensituation übernahm sie damit faktisch die Verantwortung für alle politischen und militärischen Entscheidungen in München. Es gelang ihr immerhin, das Rentamt München unter eigener Verwaltung zu halten. In Briefen berichtete sie ihrem Mann vom schlechten Zustand des Heeres und bemängelte die fehlende Unterstützung der Landstände. Sie nahm Nobilitierungen vor (z. B. den Sekretär Franz Xaver Weller sowie Mitglieder der Familien de Gonzatis und de Baroncelli). Im Febr. 1705 reiste T. nach Venedig, um sich mit ihrer verwitweten Mutter in politischen Fragen zu beraten. Allerdings wurde ihr an der habsburg. Grenze die Rückkehr nach Bayern verweigert. Sie mußte inkognito nach Venedig umkehren, wo sie bis 1715 im Exil verblieb und sich in einem Palazzo der Familie Corner oder der Familie Soranzo am Canal Grande einmietete. Trotz zahlreicher Briefe – u. a. an die Erzbischöfe des Alten Reichs, an den Senat der Republik Venedig, an den Kirchenstaat, an Prinz Eugen von Savoyen sowie die Königin von England – fand sie keine Unterstützung. Getrennt von ihrem Mann und in ihrer Bewegungsfreiheit durch die politische Lage und akute Geldnot erheblich eingeschränkt, stellten allein die unregelmäßig eintreffenden franz. Subsidien die Zahlungsfähigkeit sicher. Trotz der prekären Finanzsituation besuchte T. Musikaufführungen und mietete wechselnde Logen an. Sie widmete sich nun ganz ihren musikalischen Neigungen und förderte Musikerinnen und Musiker, so daß T. selbst als Vorlage für Opernfiguren diente: als „Conegonda“ spielt sie in den Opern „Il vincitor generoso“ (Antonio Lotti, 1709), „La principessa fedele“ (Francesco Gasparini, 1709) sowie im Oratorium „La pace di Kamberga“ (Johann David Heinichen, 1716/17) jeweils eine tragende Rolle.

    Mit dem Rastatter Frieden (1714) erhielt das Kurfürstenpaar seinen Besitz zurück. Erst im April 1715 traf T. in Schloß Lichtenberg am Lech wieder mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern zusammen. Gemeinsam mit Maximilian Emanuel plante sie den Wiederaufbau der Münchner Hofkapelle. Die Rückkehr des Kurfürstenpaares nach dem Ende der ksl. Besetzung wurde als ein Erfolg inszeniert: Neue Stellen wurden geschaffen, Architektur, Kunst und Musik sollten wieder belebt werden. Über ihre venezian. Kontakte versuchte T., Musiker für die Hofkapelle zu gewinnen. Ihre Idee, Antonio Vivaldi als Hofkapellmeister nach München zu holen, ließ sich allerdings gegen den Widerstand ihres Mannes nicht durchsetzen.

    Sie widmete sich daher neuen Betätigungsfeldern: T. investierte gewinnbringend in Wirtschaftsprojekte wie z. B. Bergwerksunternehmen in Benediktbeuern und Unterriedt (1716–25) und richtete soziale sowie kirchliche Stiftungen ein. Noch 1715 veranlaßte sie die Übersiedlung von Servitinnen aus Venedig nach München und ließ das Kloster St. Elisabeth in der Herzogspitalkirche (erbaut 1555) mit Schwestern des Ordens gründen. Den Entschluß ihrer einzigen Tochter Maria Anna Karoline, unter dem Ordensnamen Therese Emanuele de corde Jesu 1720 in das Münchner Klarissenkloster am Anger einzutreten, unterstützte sie jedoch nur zögerlich.

    Nach dem Tod Maximilian Emanuels kehrte T. 1727 als vermögende Witwe nach Venedig zurück. Als Kurfürstinwitwe richtete sie sich mit einem wesentlich größeren Hofstaat in zwei Palazzi mit 61 Bediensteten ein. Einem Vermögen von Bargeld und Wechseln in Höhe von 202 438 fl. sowie Juwelen standen bis zu ihrem Tod 1730 Schulden in einer Gesamthöhe von 1 448 797 fl. gegenüber.

    T. konnte während ihrer kurzen Regentschaft in der damaligen Krisensituation keine eigenen politischen Impulse setzen. Sie verstand es jedoch, selbst im Exil, loyale Amtsträgerinnen und Amtsträger ihres Hofstaates dauerhaft an sich sowie an die Dynastie der Wittelsbacher zu binden. Ihr Einsatz für das Kurfürstentum in Krisenzeiten, in denen Maximilian Emanuel erwog, seine Stammlande gegen eine Königskrone einzutauschen, führte nach 1715 dazu, daß T. in Bayern unabhängig von ihrem Ehemann wahrgenommen und respektiert wurde.

  • Werke

    W K. Th. Heigel, Die Corr. d. Kf. Max Emanuel v. Bayern mit seiner zweiten Gemahlin T. K. u. ihren Eltern, in: Forschungen z. dt. Gesch. 31, 1881, S. 597–606 (L).

  • Literatur

    L K. Gf. Czarkowski-Golejewski, Die Kfn. T. K., in: ZBLG 37, 1974, S. 843–70;
    M. Komaszyński, Teresa Kunegunda Sobieska, 1982;
    ders., Die pol. Rolle d. bayer. Kfn. T. K., in: ZBLG 45, 1982, S. 555–73;
    B. Over, La Costanza Trionfante, Eine Vivaldi-Oper in München?, in: Relazioni musicali tra Italia e Germania nell’età barocca, Atti del VI Convegno internazionale sulla musica italiana nei secoli XVII– XVIII, Bd. 10, hg. v. A. Colzani u. a. (Hrsg.), 1997, S. 351–64;
    R. de Schryver, Princess Teresa Kunegunda Sobieska, 1676–1730, Thirty-five Years of Solitude, in: For East is East, hg. v. T. Soldatjenkova, 2003, S. 165–80;
    B. Over, „… sotto l’Ombra della Regina di Pennati“, Antonio Vivaldi, Kfn. T. K. v. Bayern u. a. Wittelsbacher, in: Italian Opera in Central Europe, 1614–1780, Bd. 3, hg. v. N. Dubowy u. a., 2007, S. 251–97;
    ders., Kfn. T. K. v. Bayern in Venedig (1705–1715), in: Das Musikleben am Hof v. Kf. Max Emanuel, hg. v. St. Hörner u. S. Werr, 2012, S. 85–117;
    B. Kägler, Weibl. Regentschaft in Krisenzeiten, Zur Interimsregierung d. bayer. Kfn. T. (1704/05), in: zeitenblicke 8, Nr. 2, v. 30. 6. 2009 (Internet);
    dies., Frauen am Münchener Hof (1651–1756), 2011;
    dies., Weibl. Gestaltungswille, Bayer. Kurfürstinnen zw. Frömmigkeitspraxis, Bauplänen u. Selbstinszenierung, in: Wittelsbacher-Studien, hg. v. A. Schmid u. H. Rumschöttel, 2013, S. 441–57; H. Zech, The princely mother as collector between maternal love and dynastic representation, in: Women patrons and collectors, hg. v. S. Bracken u. a., 2012, S. 121–37.

  • Porträts

    P Kgn. Maria Kasimira v. Polen u. ihre Tochter T. K., Öl/Lwd. v. J. Tricius, vor 1695 (Schloß Wilanów); Prn. T. K. S. als Braut, Öl/Lwd. v. F. de Troy, vor 1695 (Lviv, Ukraine, Lvivs’ka nacional’na galereja misteztv); Öl/Lwd. v. unbek. poln. Maler (München, Schloß Nymphenburg); Ganzfigurenbildnis T. K. Kfn. v. Bayern, Öl/Lwd. v. J. Vivien, um 1711 (München, Bayer. Staatsgem.slgg.), Abb. in: Kf. Max Emanuel, Bayern u. Europa um 1700, hg. v.|H. Glaser, Bd. 2, 1976, S. 207; T. K. Kfn. v. Bayern, Öl/Lwd. v. dems. (s. Kat. z. 538. Auktion d. Kunstauktionen Ruef am 23. 9. 2013, Nr. 29, S. 21); Allegorie auf d. Wiedervereinigung d. Kfn. T. K. mit ihrer Fam. im April 1715 in Lichtenberg Landsberg, Öl/Lwd. v. dems., Abb. in: E. M. Haller u.a,, Palais Holnstein, 1988, S. 33

  • Autor/in

    Britta Kägler
  • Zitierweise

    Kägler, Britta, "Therese Kunigunde" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 102-104 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119164051.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA