Lebensdaten
gestorben 907
Sterbeort
Bratislava
Beruf/Funktion
Erzbischof von Salzburg ; Erzkapellan
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119455382 | OGND | VIAF: 62358683
Namensvarianten
  • Theotmar von Salzburg
  • Theotmarus
  • Thietmarus
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Zitierweise

Theotmar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119455382.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    T. wurde am 26. 8. 873 in Straßburg von Kg. Ludwig d. Dt. ( 876) zum Salzburger Erzbischof bestimmt, wobei umstritten ist, inwieweit dabei auf bayer. Große Rücksicht genommen werden mußte. Sollte dies der Fall gewesen sein, dann wäre eine quellenmäßig nicht belegte Abstammung T.s aus diesen Kreisen wahrscheinlich. Ob T., der sich in Straßburg am Hof des Königs aufhielt, zu dieser Zeit Hofkaplan war, läßt sich ebenfalls nicht sicher sagen. Die Weihe zum Metropoliten fand am 13. 9. 873 in Regensburg statt. 874 begab sich T. nach Pannonien, um in Pettau eine von dem dortigen Fürsten Kozel erbaute Kirche zu weihen und wahrscheinlich auch um die Verhältnisse in diesem Salzburger Einflußgebiet nach dem Weggang Ebf. Methods neu zu regeln. 877 wurde T. als höchster geistlicher Würdenträger des Teilreichs von Kg. Karlmann ( 880) zum Erzkaplan ernannt, ohne daß dies zu einem besonderen Engagement in der Reichspolitik geführt hätte. Anfänglich bestand zwischen dem König und T. möglicherweise ein gewisses Naheverhältnis, denn Karlmann setzte sich bei Papst Johannes VIII. für die Übersendung des Palliums ein. Der Papst, der T. damals wohl gerne zu seinem Verbindungsmann beim König gemacht hätte, kam dem nach und übertrug ihm außerdem die Verwaltung der päpstlichen Güter in Bayern. Der Aufforderung, die jährlichen Einkünfte nach Rom zu übersenden, leistete T. indes nicht Folge. Im Sommer 879 wurde er von Johannes VIII. als Gesandter des schwerkranken Karlmann in wichtigen Angelegenheiten in Rom erwartet, begab sich aber erst 880 nach einer Mahnung dorthin. Von dieser Reise wird lediglich über die Gewinnung der Reliquien des hl. Vinzenz berichtet, doch sind auch Gespräche mit dem in der Stadt weilenden Papst vielleicht über Abgrenzungen der Einflußzonen im pannon. Raum anzunehmen.

    Mit dem Tod Karlmanns 880 verlor T. vorübergehend sein Amt als Erzkaplan. Daß er, wie behauptet, bereits zuvor an die Seite Ludwigs d. J. ( 882) gewechselt wäre, läßt sich nicht beweisen. 887 wurde T. vom neuen Kg. Arnolf ( 899) wieder als Erzkaplan eingesetzt, spielte aber in der Reichspolitik weiterhin keine Rolle. Immerhin konnte T. einige bedeutendere kgl. Schenkungen an die Salzburger Kirche, darunter die Übertragung des Stifts Herrenchiemsee, erwirken. 888 nahm er an einer Reichsversammlung in Worms oder an einer Synode in Mainz teil, war in den folgenden Jahren aber außerhalb der Kirchenprovinz nicht mehr anzutreffen. 899 geriet T. in einen Konflikt mit Ks. Arnolf, weil dieser Wiching ( 912), seinen Kanzler und Bischof von Neutra, zum Bischof von Passau bestimmt hatte. T. und seine Suffragane setzten Wiching wieder ab – und sich damit gegen den todkranken Kaiser durch, wobei kirchenrechtliche Argumente vorgebracht wurden, wahrscheinlich aber Befürchtungen vor einer eigenständigen Politik Wichings gegenüber den Mährern die wichtigere Rolle spielten. Auch in einem 900 an den Papst adressierten Brief der bayer. Bischöfe mit T. an der Spitze ging es um die kirchliche Zugehörigkeit des Mährerreichs, v. a. um eine Verhinderung der Pläne Roms, hier eine eigene Kirchenprovinz einzurichten. In den Jahren zwischen 902 und 907 legte T. gemeinsam mit bayer. Großen bei einer Zusammenkunft in Raffelstetten die Maut- und Zolltarife zwischen Linz und Mautern fest. Als Mgf. Liutpold der zunehmenden Bedrohung durch die Ungarn mit einem Offensivstoß entgegentreten wollte, fand sich T. mit einem Aufgebot im Heer ein. Bei der Schlacht bei Preßburg am 4. 7. 907 erlitt der bayer. Heerbann eine vernichtende Niederlage; T. fand dabei den|Tod – ebenso wie die Bischöfe Ut(t)o v. Freising und Zacharias v. Brixen, Mgf. Liutpold und zahlreiche bayer. Adelige. Ob T.s Leichnam, wie vermutet, tatsächlich nach Salzburg überführt und dort am 21. Juli beigesetzt wurde, muß offen bleiben.

  • Quellen

    Qu Annales ex annalibus Iuvavensibus antiquis excerpti, ed. H. Bresslau, in: MGH SS 30, 1934, S. 727–44; Annales Fuldenses, ed. F. Kurze, MGH SS rer. Germ. [7], 1891; Auctarium Garstense, ed. W. Wattenbach, in: MGH SS 9, 1851, S. 561–69; V. Unger (Bearb.), Papstregg. 872–882, J. F. Böhmer, Regesta Imperii, Die Regg. d. Ks.reiches unter d. Karolingern 751–918 (987) 4/3, 2013; Registrum Iohannis VIII. papae, ed. E. Caspar, in: MGH Epp. VII, 1928, S. 1–272.

  • Literatur

    L J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige, Bd. 1, 1959;
    H. Dopsch, Die Zeit d. Karolinger u. Ottonen, in: Gesch. Salzburgs, Stadt u. Land, Bd. 1, 1981, S. 157–228;
    H. Wolfram, Grenzen u. Räume, Gesch. Österreichs vor seiner Entstehung, Österr. Gesch. 378–907, 1995;
    F. Lošek, Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum u. d. Brief Ebf. T. v. Salzburg, 1997;
    R. Deutinger, Kg.herrschaft im Ostfränk. Reich, Eine pragmat. Vfg.gesch. d. späten Karolingerzeit, 2006; R. Zehetmayer (Hg.), Schicksalsj. 907, Die Schlacht b. Pressburg u. d. frühma. Niederösterr., Ausst.kat. St. Pölten 2007.

  • Autor/in

    Roman Zehetmayer
  • Zitierweise

    Zehetmayer, Roman, "Theotmar" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 101-102 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119455382.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA