Lebensdaten
1819 – 1893
Geburtsort
Chur (Kanton Graubünden)
Sterbeort
New York City
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11913764X | OGND | VIAF: 61584042
Namensvarianten
  • Schaf, Philipp (bis um 1848)
  • Schaff, Philip
  • Schaf, Philipp (bis um 1848)
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Zitierweise

Schaff, Philip, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11913764X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp Schaf (1789–1820), Zimmermann in Ch.;
    M Anna Schindler (1789–1876), aus Bauernfam. in Zizers b. Ch.;
    1845 Mary Elizabeth Schley, aus Frederick City (Maryland, USA), Nachfahrin hugenott. Auswanderer;
    5 S (3 früh †) u. a.|David S. (1852-1941), Hg. e. Biogr. v. S. (s. L), 3 T (1 früh †);
    E Mary Louise (1897–1972), übergab 1967-69 zahlr. Briefe u. Mss. v. S. dem Lancaster Theological Seminary, das d. Nachlaß d. Mercersburg Seminary verwaltet.

  • Biographie

    Der hochbegabte S. wurde von seinen Großeltern in Chur erzogen und u. a. gefördert durch eine Freundin der Mutter, die Dichterin Meta Heusser (1797–1876), zu deren Familie S. zeitlebens ein enges Verhältnis pflegte. Unterstützt durch Paul Kind (1783–1875), einen der führenden Theologen Churs, besuchte er das Gymnasium in Chur und die Internatsschule in Kornthal, wo er unter den Einfluß des luth.-württ. Pietismus geriet. Seit 1837 Theologiestudent in Tübingen, entwickelte er zur „Tübinger Schule“ ein ambivalentes Verhältnis: Den radikalen Rationalismus des David Friedrich Strauß lehnte er ab und wandte sich der Dialektik Hegels und Ferdinand Ch. Baurs zu. Dialektische Methode und das Prinzip historischer Entwicklung wurden zu Grundlagen weiterer Arbeit S.s. Während eines Studienjahrs in Halle 1839/40 bildete er unter dem Einfluß August Tholucks (1799–1877) sein Verständnis von der organischen Entwicklung der Kirche aus, das zum Ansatz seiner ökumenischen Theologie wurde. Seine letzte Studienphase verbrachte er 1840/41 in Berlin, wo der pietistische Vermittlungstheologe August Neander (1789–1850) sein Lehrer war. 1841 wurde S. in Berlin mit „Die Sünde wider den Hl. Geist“ zum Dr. theol. promoviert. Nach der Habilitation 1842 lehrte er als Privatdozent in Berlin, bevor er 1844 als Professor für Kirchengeschichte und Biblische Literatur an das Seminar der dt.-ref. Kirche nach Mercersburg (Pennsylvania) berufen wurde. Hier prägte er zusammen mit John W. Nevin die „Mercersburg Theology“, die sich bereits in S.s Inaugural-Ansprache „The Principle of Protestantism“ (1845) abzeichnete. Zudem führte S. seine Idee von der „ev. Katholizität“ aus und präsentierte dem damals überwiegend katholikenfeindlichen Amerika erstmals die Vermittlungstheologie. Die anfänglich hart von der First German Reformed Church angegriffene Mercersburg Theology stand für eine Vision, nach der die verschiedenen Konfessionen in Amerika ihre besondere Prägung zugunsten eines ev.-kath. Christentums aufgäben. Seine Berufung zum Vorsitzenden des New York Sabbath Committees (Mitgl. 1863–93) 1863 war für den als „Pionier“ der ökumenischen Bewegung in Nordamerika bezeichneten S. das Sprungbrett zur langjährigen Lehrtätigkeit am Union Theological Seminary in New York (1864–93). Neben der Professur für Hebräisch, Biblische Literatur und später für christl. Symbolik und Kirchengeschichte dozierte S. Kirchengeschichte im neu gegründeten Drew Theological Seminary in Madison (New Jersey) und im Hartford Seminary (Connecticut). Daneben war er an zahlreichen Projekten tätig, um verschiedene Konfessionen durch gemeinsame Arbeit ihrer Vertreter zu einer sichtbaren Gemeinschaft zusammenzuführen. Berühmt wurde S.s Herausgabe der nizänischen und nach-nizänischen Glaubensbekenntnisse (A Select Library of the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church, 14 Bde., 1886–92), eines ökumenisch verfaßten Bibelkommentars (The Internat. Illustrated Commentary on the New Testament, 4 Bde., 1879–82, rev. Fassung u. d. T. A Popular Commentary on the New Testament, By English and American scholars of various evangelical denominations, 6 Bde., 1882–84) und seine ebenfalls ökumenische Kirchengeschichte (Hist. of the Christian Church, final edition, 7 Bde., 1882–92). S.s größte exegetische Leistung bestand in der erstmaligen Revision der engl. Bibel nach der King James Version von 1611 (Anglo-American Bible Revision, 1872–84). 1873 organisierte S. die sechste Vollversammlung der Ev. Allianz in New York, der er von Anfang an mit Hauptreferaten zur Verfügung stand. Er war maßgeblich an der Gründungskonferenz der Ref. Allianz in Edinburgh 1877 beteiligt. 1888 gründete S. die bis heute aktive American Society of Church History. S.s letztes Werk war sein Vortrag „The Reunion of Christendom“ vor dem Parlament der Religionen 1893 in Chicago, wo man eine Öffnung zu anderen Religionen vermuten kann.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Graubündner Synode (1859);
    Beobachter d. 1. Vatikan. Konzils (1873);
    Dr. div. (St. Andrews, Schottland 1888);
    Dr. h. c. (Berlin 1893);
    P. S. Library am Lancaster Theological Seminary seit 1871, seit 1967 nach S. benannt.

  • Werke

    Weitere W What is Church Hist.?, 1846;
    America, engl. 1854, dt. 1858 Amerika, Die pol., soc. u. kirchl.-rel. Zustände d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika, mit bes. Rücks. auf d. Deutschen;
    Germany, 1857;
    Der Bürgerkrieg u. d. christl. Leben in Nord-Amerika, 1866;
    The Theology for Our Age and Our Country, 1872;
    The Harmony of the Reformed Confessions, 1877;
    Rel. in the United States of America, 1879;
    Christianity in the USA, 1879;
    Discord and Concord of Christendom, 1884;
    Church and State in the US, 1888;
    The Renaissance and the Ref., 1891;
    Theological Propedeutic, 1892;
    The Reunion of Christendom, 1893;
    American Ed. of A Commentary on the Holy Scriptures by John Peter Lange, 25 Bde., 1864-80;
    The Internat. Illustrated Commentary on the New Testament, 4 Bde., 1879-82;
    Historian and Ambassador of the Universal Church, Selected Writings, hg. v. K. Penzel, 1991 (W, L, P, Biogr.). – Mithg.: A Religious Enr., 3 Bde., 1882–84, überarb. Aufl. in 4 Bdn., 1891;
    The American Church Hist. Series, 13 Bde., 1893-97. |

  • Nachlass

    Nachlaß: P. S. Library at Lancaster Theological Seminary, Lancaster/PA; Burke Library at Union Theological Seminary New York, NY City.

  • Literatur

    David S. Schaff, The Life of P. S., 1897 (P);
    J. H. Nichols (Hg.), The Mercersburg Theology, 1966;
    J. B. Payne, in: Historical Intelligencer II/1, 1982, S. 17-24;
    G. K. Pranger, P. S. (1819-1893), Portrait of an Immigrant, 1987;
    G. Shriver, P. S., Christian Scholar and Ecumenical Prophet, 1987 (P);
    H. W. Bowden (Hg.), A Century of Church Hist., The Legacy of P. S., 1988 (P);
    J. C. Meyer, in: Journal of Ecumenical Studies 27, 1990, S. 697-707;
    ders., P. S., A Centennial Appraisal, in: Church Hist. 59, 1990, S. 207-21;
    ders., The Private Life of P. S., in: The Burke Library Occasional Publication 3, 1995 (P);
    S. R. Graham, „Cosmos in the Chaos“, P. S.s Interpretation of Nineteenth-Century American Rel., 1995 (P);
    G. v. Kloeden, Ev. Katholizität, P. S.s Btr. z. Ökumene, 1998 (W, L);
    Schweizer Lex.;
    Enc. Britannica;
    BBKL (W, L).

  • Autor/in

    Gesine von Kloeden-Freudenberg
  • Zitierweise

    Kloeden-Freudenberg, Gesine von, "Schaff, Philip" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 534-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11913764X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA