Lebensdaten
1856 – 1919
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Architekt ; Innenarchitekt
Konfession
-
Normdaten
GND: 119135450 | OGND | VIAF: 35259780
Namensvarianten
  • Seidl, Emanuel von (seit 1906)
  • Seidl, Emanuel
  • Seidl, Emanuel Ritter von (seit 1906)
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Zitierweise

Seidl, Emanuel Ritter von (seit 1906), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119135450.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Gabriel (s. 1);
    Murnau 1916 Maria Agnes (1871–1935), T d. Jacob Luberich, Kaufm. in Aachen, u. d. Maria Cornelia Heiligers; kinderlos.

  • Biographie

    S. studierte Architektur an der TH in München und absolvierte – nach dem Freiwilligen-Jahr beim Militär – ein Praktikum in der Hochbauabteilung der Generaldirektion der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen. Seine eigentliche Berufslaufbahn begann Ende der 1870er Jahre mit seinem Eintritt in die Inneneinrichtungsfirma „Seitz & Seidl“, die sein älterer Bruder Gabriel zusammen mit dem Maler und Dekorateur Rudolf Seitz 1878 gegründet hatte. Spätestens dort kam er in Berührung mit dem von seinem Bruder propagierten historistischen Stil, besonders dem der dt. Renaissance. Der künstlerische Einfluß des Bruders sowie dessen weitreichende Beziehungen zu Bürgertum und Adelskreisen wurden für S. entscheidend, zugleich besaß er jedoch auch die innovative Kraft zur Entwicklung eines eigenständigen und ebenbürtigen Werkes. Schon mit seinem ersten Architekturentwurf, der mit den Bauten für die Deutsch-Nationale Kunstgewerbeausstellung 1888 verwirklicht wurde, wandte er sich mit großem Erfolg dem ital. Barock zu. Ausstellungsarchitekturen und Festdekorationen, wie das Hauptrestaurant im Ausstellungspark „München 1908“ auf der Theresienhöhe und das „Deutsche Haus“ auf der Weltausstellung in Brüssel 1910, blieben ein wichtiger Teil seines umfangreichen Schaffens. Über seine Entwurfstätigkeit hinaus war er nachweislich spätestens seit den 90er Jahren Teilhaber des florierenden Baugeschäfts „Seidl & Steinbeis“. Seine Stadtwohnung 1897/98 in seinem in den Formen der dt. Spätrenaissance erbauten Mietwohnhaus am Bavariaring 10 in München hatte Vorbildfunktion für seine großzügigen und prunkvollen Raumausstattungen in delikaten Farben, bei denen ein Stilgemisch aus Formen der Antike und der ital. und franz. Spätrenaissance vorherrschte. Als sein Hauptarbeitsgebiet gilt jedoch der Bau von herrschaftlichen Villen und Landhäusern,|mitunter auch Schlössern, für eine reiche, großbürgerliche und adelige Klientel weit über Bayern hinaus. Er soll etwa 60 Villen gebaut haben. Gewöhnlich entwarf er dabei die Architektur und die Innenarchitektur zusammen mit dem Garten oder Park weniger als stilistische, denn als stimmungsvolle Einheit.

    Nach einem Londonaufenthalt 1891 machte sich in seinen Bauten vermehrt der Einfluß engl. Landhausarchitektur geltend. S. legte die Grundrisse der Häuser nach den Erfordernissen der Bequemlichkeit, der Aussicht und der Lichtgebung an und verband das Äußere durch Türme, Erker und Loggien zu einem malerischen Ensemble, das stilistische Elemente des Klassizismus und des Barocks ebenso aufnahm wie „moderne“ Formen des Jugendstils. Als Idealmodell für ein Landhaus mit Nebengebäuden und Park diente sein 1901–16 geplantes und gebautes Haus in Murnau, dessen malerischer Umriß unter einem hohen Mansardwalmdach zusammengefaßt wurde (1972 mit allen Nebengebäuden abgebrochen). Der Park mit Terrassen, Weiher, Skulpturenschmuck, einem Freundschaftshügel und Pavillon, aber auch Gemüse- und Blumengarten, war das Kernstück S.scher Planung und wurde in die Wohnfunktion des Hauses miteinbezogen. In Murnau selbst sorgte er, wie sein Bruder Gabriel in Tölz, seit 1906 für die Ortsverschönerung, indem er die Bemalung der Häuser mit volkstümlichen Fresken veranlaßte. Seine landschaftsplanerischen Fähigkeiten stellte er erneut bei der Anlage des Tierparks Hellabrunn in München 1911–15 mit Löwenhaus, Elefantenhaus und Hauptrestaurant unter Beweis. Weitere wichtige Werke sind u. a. die beiden Galeriebauten Heinemann 1903/04 und Kunsthaus Brakl 1912 sowie große Mietwohnhausbauten an der Steinsdorfstraße 22, der Zweibrückenstraße 19 und der Prinzregentenstraße 26. Sein Gesamtwerk umfaßt etwa 180 Objekte.

  • Auszeichnungen

    bayer. Prof. (1896);
    Rr.kreuz d. Verdienstordens d. bayer. Krone (1906);
    Ehrenmitgl. d. Ak. d. bildenden Künste (1906);
    Dr. h. c. (TH München 1910);
    zahlr. Orden.

  • Werke

    Weitere W u. a. Villa Maffei, Feldafing, Seestr., 1901/02;
    Haus Kloepfer, München, Kaulbachstr., 1902–03;
    Villa Lautenbacher, München, Nikolaiplatz, 1904/06;
    Villa Strauss, Garmisch-Partenkirchen, Zoeppritzstr., 1906/08;
    Haus Hasenclever, Gut Merberich, Langerwehe b. Düren, Merbericher Weg, 1911/12;
    Villa Knorr, Garmisch-Partenkirchen, Thomas-Knorr-Str., 1912–13;
    Restaurant Augustinerbräu, München, Neuhauser Str., 1896/97;
    Schloß Sigmaringen, Umbau, Sigmaringen 1899/06;
    Geschäftshaus f. d. München-Aachener Versicherungsges., Lenbachplatz, 1904/05;
    Kurhaus mit Palasthotel, Bad Kreuznach, Kurhausstr., 1912/13;
    Schrr.:
    Die Zukunft d. Ausst.platzes, in: Chronik d. Dt.-Nat. Kunstgewerbe-Ausst. in München 1888, 1888, S. 262–65;
    Vorträge im Münchener Architekten- u. Ing.-Ver. am 2. 1. 1902, in: Süddt. Bauztg. 12, 1902, S. 14 f., u. am 10. 4. 1913, ebd. 23, 1913, S. 125 ff.;
    Selbstbiogr., in: W. Zils, Geistiges u. künstler. München in Selbstbiogrr., 1913, S. 330–32 (W-Verz.);
    Mein Stadt- u. Land-Haus, 1919;
    Nachlaß im Krieg zerstört;
    Archivalien: Entwürfe im Archiv d. „Vereinigten Werkstätten“ München (Sign. 9266–9276;
    9840–45, 9812–18);
    Testament: Bayer. HStA München (Nachlaßakt, AG Mü NR, 1919/3321).

  • Literatur

    M. L. G., E. S.s Wohnhaus, in: Kunst u Handwerk 50, 1899/1900, S. 7–18;
    S. Langenberger, in: Der Baumeister 3, 1905, S. 13–24 (P);
    M. O. Baron v. Lasser, Das Hauptrestaurant d. Ausst. München 1908, in: Innen-Dekoration 1908, S. 299–306;
    G. Steinlein, Tierpark Hellabrunn München, in: Süddt. Bauztg. 22, 1912, S. 397–99 u. 405–08;
    W. Burger, Brackls Kunsthaus in München, in: Moderne Bauformen 12, 1913, S. 461–64;
    G. J. Wolf, E. v. S.s Murnauer Bauten, in: Die Kunst 38, 1918, S. 164–76;
    H. Roth, Zum Gedächtnis E. v. S.s, in: Dt. Kunst u. Dekoration 45, 1919/20, S. 336–44 (P);
    A. Hofmann, in: Dt. Bauztg. 54, 1920, S. 3–7, 46–50 u. 52;
    Zbl. d. Bauverw. 40, 1920, S. 42 f. (P);
    H. Wichmann, Bibliogr. d. Kunst in Bayern, Bd. 3, 1967, S. 390;
    J. W. Kunstmann, E. v. S. 1856–1919, Die Villen u. Landhäuser, 1993 (Bibliogr., W-Verz.);
    J. Liebermann u. a., E. v. S., Parklandschaft in Murnau, 1993;
    B. Salmen, Gelobtes Land, E. v. S., Parklandschaft Murnau, einst u. jetzt, Fotos, Dokumente, Relikte, Ausst.kat. d. Schloßmus. Murnau 1993;
    ThB (ältere L); – zur Fam.:
    GHdA Bayern X, 1970, S. 324 f.

  • Porträts

    Photogr. v. Th. Hilsdorf, o. J. (Staatl. Graph. Slg. München), Abb. in: Münchner Kreise, Der Fotograf Theodor Hilsdorf 1868–1944, hg. v. H.-M. Koetzle u. U. Pohlmann, Ausst.kat. München 2007, S. 222.

  • Autor/in

    Gabriele Schickel
  • Zitierweise

    Schickel, Gabriele, "Seidl, Emanuel Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 181-182 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119135450.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA