Lebensdaten
1817 – 1905
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Würzburg
Beruf/Funktion
Anatom ; Physiologe ; Herausgeber der "Zeitschrift für Wissenschaftliche Zoologie"
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118988999 | OGND | VIAF: 84815647
Namensvarianten
  • Kölliker, Rudolf Albert von
  • Koelliker, Albert (bis 1869)
  • Koelliker, Albert Ritter von
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Zitierweise

Koelliker, Albert Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118988999.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes K. (1790-1836), Bankbeamter, S d. Schulmeisters Rudolf in Thalwil u. d. Elisabetha Staub;
    M Anna Maria Kath. (1796–1860), T d. David Füßli, Buchbinder u. Staatskanzlist, u. d. Anna Kath. Müller;
    1848 Maria (1823–1901), T d. Johs. Schwarz in Mellingen/Aargau u. d. Maria v. Müller;
    2 S, 1 T, u. a. Theodor (1852–1937), Prof. d. orthopäd. Chirurgie in Leipzig (s. L.), Frieda ( Erich Danz, 1850–1914, Prof. d. Rechte in Jena, s. DBJ I, Tl.).

  • Biographie

    K. begann 1836 in Zürich mit dem Studium der Medizin. 1839 studierte er für ein Semester in Bonn und anschließend bis 1841 drei Semester in Berlin. Hier wurde er entscheidend von dem Physiologen Johannes Müller und von Jakob Henle beeinflußt; letzterer führte ihn in die mikroskopische Anatomie ein (Staatsexamen und Dr. philosophiae1841, doctor medicinae Heidelberg 1842). Er wurde Hilfsassistent des Anatomen Henle, der inzwischen nach Zürich berufen worden war. 1842 erfolgte seine Ernennung zum Prosektor. 1843 habilitierte er sich in Zürich mit einem Vortrag über die Entwicklung wirbelloser Tiere. Als Henle 1844 Zürich wieder verließ, wurde dessen Ordinariat aufgeteilt und K. zum Extraordinarius für Physiologie und vergleichende Anatomie ernannt. 1847 nahm K. einen Ruf auf das Ordinariat für Physiologie und vergleichende Anatomie in Würzburg unter der Bedingung an, daß er den Lehrstuhl für Anatomie, sobald dieser frei werde, dazu erhalte. Diese Möglichkeit ergab sich 1849. 1856 trat K. die vergleichende und topographische Anatomie an Heinrich Müller ab. Nach dessen Tod (1864) trennte er sich vom Lehrstuhl für Physiologie und behielt nur noch die Lehre für die Gebiete Anatomie, Histologie und Entwicklungsgeschichte. 1897 ließ er sich emeritieren, die Leitung der Abteilung für vergleichende Anatomie, Histologie und Embryologie behielt er jedoch bis 1902 bei.

    K.s Wirken läßt sich an seiner Hinterlassenschaft von 305 Publikationen aus verschiedenen Gebieten ablesen. Bedeutung erlangten seine Arbeiten aus den Gebieten der Anatomie, Histologie, Physiologie und Entwicklungsgeschichte. K. gilt als der Begründer der systematischen Histologie. Er erkannte als erster die Kontraktilität als eine dem Plasma eigene Eigenschaft. Von ihm stammt auch die erste moderne Definition der Begriffe Gewebe und Organ. Außerdem legte er die Grundlage zur Entwicklung der Neuronenlehre, indem er nachwies, daß die hinteren Wurzelfasern des Rückenmarks mit den Spinalganglienzellen zusammenhängen und somit Zellfortsätze und nicht selbständige Gebilde sind. Von ihm wurden auch die Musculi arrectores pilorum der Haut entdeckt. Daneben hat er den Bau der Ovarien, der Nieren, des Darmepithels und anderer Epithelien beschrieben. – K. sah sich selbst als Begründer der Zellularphysiologie für das Tierreich, da er als erster die grundlegende Bedeutung der Zelle für die Physiologie erkannte. Daneben stammen von ihm Untersuchungen zur Bewegung der Spermatozoen und der Wirkung einiger Gifte, wie Strychnin, Kurare und so weiter, auf den Organismus. – K. wird oft als der Begründer der modernen Entwicklungsgeschichte bezeichnet, da er wichtige Beiträge über die Organogenese geliefert hat, so für die Sinnesorgane und deren Nerven, die Zähne, Schilddrüse, Lunge, Leber, Ovarien, Blutkörperchen, das Pankreas und so weiter. Auch einige heute noch lesenswerte Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte hat er geschrieben. Zusammen mit C. Th. von Siebold begründete er 1849 die „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“ und mit einigen Kollegen die Würzburger physikalisch-medizinische Gesellschaft.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Würzburg (1892);
    Dr. phil. h. c. (Bologna u. Utrecht);
    Dr. iur. h. c. (Edinburgh u. Glasgow);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1896).

  • Werke

    Weitere W u. a. Btrr. z. Kenntnis d. Geschlechtsverhältnisse u. d. Samenflüssigkeit wirbelloser Thiere nebst e. Versuche üb. d. Wesen u. d. Bedeutung d. sog. Samenthiere, phil. Diss. Zürich 1841;
    Observationes de prima insectorum genesi, adjecta articuatorum evolutiones cum vertebratorum comparatione, med. Diss. Zürich 1842;
    Entwicklungsgesch. d. Cephalopoden, 1844;
    Mikroskop. Anatomie od. Gewebelehre d. Menschen II, 1850-54 (1. Bd. nicht ersch.);
    Hdb. d. Gewebelehre d. Menschen f. Ärzte u. Studierende, 1852, ⁶1889-96;
    Entwicklungsgesch. d. Menschen u. d. höheren Tiere, 1861, ²1863-65;
    Die Aufgaben d. anatom. Institute, 1883;
    Zur feineren Anatomie d. zentralen Nervensystems, 1890;
    Erinnerungen aus meinem Leben, 1899 (W-Verz.).

  • Literatur

    K. v. Bardeleben, in: Dt. med. Wschr. 4, 1906, S. 150 (P);
    Ph. Stöhr, Gedächtnisrede auf A. v. K., in: Verhh. d. physikal.-med. Ges. Würzburg NF 38, 1906, S. 277-98 (P);
    O. Taschenberg, in: Leopoldina 42, 1906, S. 103-15;
    W. Waldeyer, in: Anatom. Anz. 28, 1906, S. 539-52 (W: 1899-1905, P);
    Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 56, 1906, S. 296-304;
    E. Ehlers, in: Zs. f. wiss. Zool. 84, 1906 (W);
    P. Vonwiller, in: Ll. aus Franken I, 1918, S. 247-65;
    Ch. Roeder in Scudieri, Personalbibliogr. d. Lehrer d. Heilkde. an d. Med. Fak. d. Univ. Würzburg … 1850-1900, T. I, Theoret. Fächer, Diss. Erlangen 1973, S. 19-23;
    H. Zuppinger, A. K. (1817-1905) u. d. mikroskop. Anatomie, 1974;
    G. Feser, Das Anatom. Inst. in Würzburg 1847-1903, Diss. Würzburg 1977;
    BJ X;
    Pagel (P);
    BLÄ (P). - Zu S Theodor: Archiv f. orthopäd. u. Unfallchirurgie 31, 2, 1932, S. I-V;
    F. Schede, in: Zs. f. Orthopädie 67, 1937 (W).

  • Porträts

    in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens II, 1978.

  • Autor/in

    Erhart Kahle
  • Zitierweise

    Kahle, Erhart, "Koelliker, Albert Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 322-323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118988999.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA