Lebensdaten
1914 – 1999
Geburtsort
Berlin-Schöneberg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Staatsratsvorsitzender der DDR ; SED-Politiker ; General
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118975714 | OGND | VIAF: 109556746
Namensvarianten
  • Stoph, Willi
  • Roter Preuße
  • Stoph, Willy
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Zitierweise

Stoph, Willi, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118975714.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1890–1915), Arbeiter;
    M Meta N. N. (* 1891), Arbeiterin;
    B Kurt (1912–80, 1953–79 Leiter d. Staatl. Verw. d. Staatsreserve in d. DDR, Halb-Schw Herta (* 1923);
    1) 1938 1947 Marianne Wiegank, 2) Alice (* 1926), Sekr., T d. Edgar Lütgens, Gen.dir. d. Handelsges. Textil d. DDR, stellv. Min. f. Handel u. Versorgung;
    1 S aus 2), 3 T aus 2).

  • Biographie

    |Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte S. eine dreijährige Maurerlehre, war jedoch wegen der Weltwirtschaftskrise zunächst arbeitslos. Als Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD) war er 1928–31 Zellenleiter sowie Agitprop-Leiter im Unterbezirk Süd-West Berlin, 1930 Leiter der revolutionären Jugendvertrauensleute in Berlin. 1931 trat er in die KPD ein, in der er für den parteieigenen Nachrichtendienst tätig war. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Gelegenheitsarbeiten als Maurer. 1935–37 leistete er Militärdienst als Kraftfahrer bei dem Artillerieregiment 59 in Brandenburg, 1939/40 arbeitete er als Bautechniker in einem Berliner Architekturbüro. 1940 zum Artillerieregiment 293 eingezogen, leistete er Kriegsdienst als Kraftfahrer 1940/41 in Frankreich und bis 1943 in der Sowjetunion, 1943–45 gehörte er zur Artillerie-Ersatzabteilung Frankfurt/Oder, wo er 1945 zum Unteroffizier ernannt wurde. Während der NS-Herrschaft betätigte er sich illegal politisch und hatte im Sommer 1944 indirekte Kontakte zur Widerstandsgruppe um Anton Saefkow (1903–44). April bis Juli 1945 war er in sowjet. Gefangenschaft im Lager Wriezen b. Küstrin.

    Nach Kriegsende wurde S. Abteilungsleiter in der Dt. Zentralverwaltung der Industrie, 1948–50 leitete er die Abteilung Wirtschaftspolitik beim SED-Parteivorstand. In der SED stieg er rasch auf und wurde 1950 Mitglied sowie Sekretär des Zentralkomitees (ZK). 1953 folgte die Aufnahme ins SED-Politbüro, dem er bis 1989 angehörte. Für die SED saß er seit 1950 in der Volkskammer, deren Wirtschaftsausschuß er 1950–52 leitete. Er war am Aufbau des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sowie dem Ausbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) beteiligt. 1952–55 war S. Minister des Innern, 1954–64 stellv. Vorsitzender bzw. 1. stellv. Vorsitzender des Ministerrates. In der DDR-Regierung war er seit 1955 verantwortlich für die KVP, das MfS, das Amt für Technik, das Amt für Kernforschung und Kerntechnik sowie für den Wissenschaftlichen Rat für die friedliche Anwendung der Atomenergie. 1956–60 war er Minister für Nationale Verteidigung und in dieser Funktion einer der Stellvertreter des Oberkommandierenden der Vereinten Streitkräfte der Teilnehmerstaaten des Warschauer Paktes. Darüber hinaus war er 1963–89 Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates. 1956 wurde er zum Generaloberst und 1959 zum Armeegeneral ernannt.

    Nach dem Tode Otto Grotewohls (1894–1964) übernahm er 1964 das Amt des Vorsitzenden des Ministerrates, das er bis auf eine Unterbrechung 1973–76 bis 1989 innehatte. 1973 wurde er nach dem Tod Walter Ulbrichts (1893–1973) Vorsitzender des Staatsrates und gab diese Funktion 1976 an Erich Honecker (1912–94) ab, der damit nach sowjet. Vorbild alle Spitzenpositionen in Staat und Partei in seiner Person vereinigte. Während seiner politischen Laufbahn stand S. stets im Schatten von Ulbricht bzw. Honecker, denen er sich bereitwillig unterordnete. Nur vereinzelt gelang es ihm, eigene Akzente zu setzen. So versuchte er 1967, allerdings nach Rücksprache mit dem Politbüro, in einer letztlich erfolglosen Initiative die dt.-dt. Gespräche mit einem Brief an Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (1904–88) in Gang zu bringen. Nach dem Treffen mit Bundeskanzler Willy Brandt (1913–92) in Erfurt 1970 und den spontanen Ovationen von DDR-Bürgern für den Bonner Regierungschef verlangte S. bei der zweiten Begegnung in Kassel, ebenfalls nach Absprache mit der SED-Führung, kompromißlos die völkerrechtliche Anerkennung der DDR. 1986 ließ S. mit Rückendeckung Erich Mielkes (1907–2000) dem Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michail S. Gorbatschow, ein vertrauliches Dossier über den Zustand der DDR zukommen und schlug die Ablösung Honeckers vor. Am 7. 11. 1989 trat S. mit der von ihm geführten Regierung zurück, am 17. 11. wurde er als Mitglied des Staatsrates abberufen und schied aus der Volkskammer aus, am 3. 12. erfolgte der Parteiausschluß durch das ZK der SED und am 8. 12. leitete der DDR-Generalstaatsanwalt ein Ermittlungsverfahren unter dem Verdacht des Amtsmißbrauchs, der Korruption und der persönlichen Bereicherung gegen S. ein. Er wurde verhaftet und im Febr. 1990 aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen. Im Rahmen der Ermittlungen gegen die Mauerschützen wurde S. im Mai 1991 erneut verhaftet und im Aug. 1992 aus der Untersuchungshaft entlassen. Das Landgericht Berlin stellte das Verfahren gegen ihn im Juni 1993 endgültig ein.

  • Auszeichnungen

    A E. K. I;
    Medaille f. Kämpfer gegen d. Faschismus (1958);
    Held d. Arbeit (1964, 1979);
    Ehrenspange z. VVO (1965);
    Karl-Marx-Orden (1969, 1974, 1984, 1989);
    Lenin-Orden (1974, 1984).

  • Werke

    u. a. Zur weiteren Entwicklung d. sozialist. Ges. in d. DDR, Reden u. Aufss., 1974;
    Für d. Erstarken unseres sozialist. Staates, Ausgew. Reden u. Aufss., 1979;
    DDR, Staat d. Sozialismus u. d. Friedens, Ausgew. Reden u. Aufss., 1984;
    Sozialismus u. Frieden z. Wohle d. Volkes, Ausgew. Reden u. Aufss., 1989.

  • Literatur

    Wer war wer DDR;
    Munzinger;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Generale NVA;
    Eigene Archivstudien:
    SAPMO, Kaderakte S.

  • Autor/in

    Dierk Hoffmann
  • Zitierweise

    Hoffmann, Dierk, "Stoph, Willi" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 441-442 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118975714.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA