Lebensdaten
1872 – 1939
Geburtsort
Hottingen bei Zürich
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
reformierter Theologe ; Kirchenhistoriker ; Professor in Basel
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118806750 | OGND | VIAF: 42157564
Namensvarianten
  • Wernle, Paul Ernst Emanuel
  • Wernle, Paul
  • Wernle, Paul Ernst Emanuel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wernle, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118806750.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Fürchtegott (1831–85), Chemiker, Apotheker u. Drogist, seit 1859 in Aarau, 1865–75 Inh. e. Apotheke u. e. chem. Drogerie in H., S d. Carl Christian (1805–40), Kaufm. in Kirchheim/Teck (Württ.), u. d. Charlotte Roth aus Esslingen;
    M Susanna Sophia Louise (1838–1918), aus Zofingen, T d. Karl Ludwig Ringier (1808–75), 1831–33 Amtsschreiber in Zofingen, 1834–37 aargau. Reg.sekr. u. Sekr. d. Mil.komm., 1838–74 Staatsschreiber d. Kt. Aargau, 1837–52 aargau. Großrat, 1840 u. 1844 Tagsatzungsgesandter (s. HLS; Biogr. Lex. Aargau), u. d. L(o)uise Müller (1813–83);
    Ur-Gvm Emanuel Siegmund Gottlieb Ringier (1779–1843), ref. Pfarrer in Habkern u. Kirchdorf (Kt. Bern);
    1 B Karl (* 1864), 2 Schw Hanna (* 1863), Maria (* 1865);
    1) Basel 1901 Maria Elisabeth (1873–1922), T d. Karl Eduard Liechtenhahn (Lichtenhahn) (1840–1907), Kaufm. in B., u. d. Rahel Burckhardt (1852–1932), 2) Basel 1924 Anna Maria (1868–1948), T d. Gustav Nussberger (1832–83) u. d. Anna Maria Müller (1828–1907);
    1 S aus 1) Hans (1902–89), Dr. phil., Lehrer am Humanist. Gymn. Basel;
    Schwager Rudolf Liechtenhan (Lichtenhahn) d. Ä. (1875–1947), 1900–10 Pfarrer in Buch am Irchel (Kt. Zürich), 1901 Lic. theol., 1910–36 Pfarrer an St. Matthäus in B., 1935 ao. Prof. f. NT an d. Univ. Basel, Mitgründer d. rel.-sozialist. Zs. „Neue Wege“ 1906 u. d. „Vereinigung d. antimilitarist. Pfarrer“, 1925, Dr. theol. h. c. (Univ. Zürich 1929) (s. HLS).

  • Biographie

    W. wuchs in einem von württ. Pietismus und schweizer. Erweckung geprägten Elternhaus auf. 1885–91 besuchte er das Gymnasium in Zürich. Danach studierte er bis 1895 Ev. Theologie in Basel, Berlin und Göttingen (Mitgl. d. Burschenschaft „Germania“ 1894), wo ihn Albrecht Ritschl (1822–89) und die Religionsgeschichtliche Schule (Wilhelm Bousset, 1865–1920, Johannes Weiß, 1863–1914) prägten. Nach Ordination 1896, Lizentiat und Habilitation (Der Christ u. d. Sünde b. Paulus, 1897) in Basel wurde W. hier 1897 Privatdozent für NT. Als Nachfolger von Rudolf Stähelin (1841–1900) erhielt er gegen den Widerstand der Theol. Fakultät 1900 eine ao. Professur. 1905 erfolgte W.s Beförderung zum o. Professor für Neuere Kirchengeschichte, Dogmengeschichte, Geschichte des prot. Lehrbegriffs und Geschichte der prot. Theologie (Rektor 1916 / 17, krankheitsbedingte Pensionierung 1927). Seit 1901 leitete er als „Lektor“ das Frey-Grynaeische-Institut in Basel.

    W., der sich publizistisch rege an öffentlichen Debatten beteiligte, zählt zu Vertretern eines gemäßigten theol. Liberalismus des frühen 20. Jh. Er hatte in Berlin bei Heinrich v. Treitschke (1834–96) und Adolf v. Harnack (1851–1930) studiert und wandelte sich kontinuierlich vom Theologen zum Kirchenhistoriker. W. hinterließ ein breites Œuvre an neutestamentlichen, v. a. an kirchengeschichtlichen Arbeiten. Weite Verbreitung fand u. a. sein Werk „Jesus“ (1916), das 1917 als Feldausgabe für dt. Soldaten erschien. Einflußreich für die theol. Ausbildung war auch seine „Einführung in das theologische Studium“ (1908, ³1921). Neben wichtigen Studien zur Reformationsgeschichte (Der ev. Glaube n. d. Hauptschrr. d. Reformatoren, 3 Bde., 1918 / 19) gelten die kirchengeschichtlichen Untersuchungen „Der schweizerische Protestantismus im XVIII. Jahrhundert“ (3 Bde., 1923–25) und „Der schweizerische Protestantismus in der Zeit der Helvetik, 1798–1803“ (2 Bde., 1938 / 42) bis heute als Standardwerke. Seine historische Arbeit war maßgeblich von Ernst Troeltsch (1865–1923) beeinflußt, als dessen Schüler sich W. verstand. Wissenschaftsgeschichtlich innovativ wirkte W., indem er Kirchengeschichte als Geschichte der Frömmigkeit zu schreiben versuchte.

    Neben seiner akademischen Leistung ist W.s breiter kirchenpolitischer Einfluß zu würdigen. Bei der Gründung der religiös-sozialen Zeitschrift „Neue Wege, Blätter für die religiöse Arbeit“ 1906 spielte W. mit seinem|Freund Leonhard Ragaz (1868–1945) eine zentrale Rolle. Durch seine dezidiert germanophile Haltung während des 1. Weltkriegs rückten dieser und einige von W.s Schülern von ihm ab, darunter Eduard Thurneysen (1888–1974), der mit Karl Barth (1886–1968) zu den Begründern der Dialektischen Theologie gehörte.

  • Auszeichnungen

    |Dr. h. c. (Marburg 1903);
    Dr. phil. h. c. (Basel 1925);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1923);
    Mitgl. d. Schweizer. gemeinnützigen Ges. (1910).

  • Werke

    |Die synopt. Frage, 1899;
    Die Reichsgotteshoffnung in d. ältesten christl. Dok. u. b. Jesus, 1903;
    Die Anfänge unserer Rel., 1901, ²1904;
    Lessing u. d. Christentum, 1912;
    Ev. Christentum in d. Gegenwart, 1914;
    Gedanken e. Dt.-Schweizers, 1915;
    Antimilitarismus u. Evangelium, 1915;
    Pestalozzi u. d. Rel., 1927;
    Autobiogr., in: E. Stange (Hg.), Die Rel.wiss. d. Gegenwart in Selbstdarst., Bd. 5, 1929, S. 207–51;
    P. W. u. Eduard Thurneysen, Briefwechsel v. 1909 bis 1934, hg. v. Th. K. Kuhn, 2016 (Biogr. S. 32–86;
    P);
    Qu F. W. Graf (Hg.), Ernst Troeltschs Briefe u. Karten an P. W., in: Zs. f. Neuere Theol.gesch. 2, 1995, S. 85–147;
    Hans Wernle, Autobiogr., Ms., Univ.bibl. Basel;
    Bibliogr.: Ph. Schmidt, Verz. d. Veröff. v. Prof. Dr. theol. et phil. P. W., in: Aus fünf Jhh. schweizer. KGesch., hg. v. d. Theol. Fak. d. Univ. Basel, 1932, S. 447–58 (Festgabe z. 60. Geb.tag v. P. W.);
    Nachlaß: Univ.bibl. Basel.

  • Literatur

    |R. Schwarz, in: Basler Jb. 1940, S. 68–77;
    Th. K. Kuhn, Theol.-hist. Leidenschaften, P. W., in: Im Spannungsfeld v. Gott u. Welt, hg. v. A. U. Sommer, 1997, S. 135–58;
    ders., in: HLS;
    LThK²;
    RGG2+4;
    BBKL 13 (W, L).

  • Porträts

    |Photogrr. (Univ.bibl. Basel, Porträtslg.), Abb. in: Briefwechsel, 2016 (s. W).

  • Autor/in

    Thomas , Kuhn Konrad
  • Zitierweise

    Kuhn, Thomas K., "Wernle, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 852-853 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118806750.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA