Lebensdaten
1902 – 1983
Geburtsort
Wiener Neustadt
Sterbeort
Princeton (New Jersey, USA)
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118781065 | OGND | VIAF: 101860744
Namensvarianten
  • Machlup-Wolf, Fritz (bis 1940)
  • Machlup, Fritz
  • Machlup-Wolf, Fritz (bis 1940)
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Zitierweise

Machlup, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781065.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Berthold ( 1922), aus Sopron (Ungarn), Industrieller;
    M Cecilie Haymann ( 1938), aus Wien;
    1925 Mitzi Herzog (* 1901) aus Wien;
    1 S, 1 T, u. a. Stefan (* 1927), Prof. d. Physik in Cleveland (Ohio, USA).

  • Biographie

    M. studierte seit 1920 an der Wiener Universität bei F. v. Wieser und L. v. Mises und erwarb 1923 den Doktorgrad mit der Arbeit „Die Goldkernwährung“ (1925). Sein Doktorvater Mises machte ihn mit der Österr. Schule der Nationalökonomie vertraut, vor allem in seinem Privatseminar, an dem auch F. A. v. Hayek, G. v. Haberler und O. Morgenstern teilnahmen. Als Schüler von Mises fand M. an der Wiener Universität, wo Othmar Spann den größeren Einfluß hatte, keinen Zugang zur Universitätslaufbahn. Ersatz waren für ihn Vorlesungen an der Volkshochschule und eine enge Zusammenarbeit mit dem von Mises gegründeten „Österr. Institut für Konjunkturforschung“, wo er 1931 das Buch „Börsenkredit, Industriekredit und Kapitalbildung“ (engl. und Japan. Übers.) und 1934 den „Führer durch die Krisenpolitik“ (franz. Übers.) veröffentlichte. Den Lebensunterhalt verdiente er als Unternehmer; er war aktiver Teilhaber eines Familienunternehmens und 1929-31 Vorstandsmitglied des Kartells der österr. Pappe-Industrie.

    Anfang 1933 emigrierte M. in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1940 erwarb. Ein Rockefeller-Stipendium ermöglichte ihm Studienaufenthalte an bedeutenden Universitäten. Außer der Columbia University in New York handelte es sich um Harvard und Chicago, wo führende Nationalökonomen lehrten (J. Schumpeter, F. W. Taussig, F. H. Knight und J. Viner). 1935 erhielt M. einen Lehrstuhl an der Univ. Buffalo (New York), nach Kriegsbeginn Aufgaben im amerikan. Staatsdienst (1943–46). Er folgte einem Ruf an die Johns Hopkins University in Baltimore (1947) und lehrte dort, bis er 1960 die Nachfolge von Jacob Viner in Princeton antrat. Von der Emeritierung (1972) bis zu seinem Tode lehrte er an der New York University, die sich seither zu einem Zentrum der Österr. Schule entwickelt hat.

    M.s wissenschaftliches Werk ist vielfältig und umfangreich. Eine vollständige Bibliographie, die 1976 erschien, enthält 24 Bücher, 62 größere Abhandlungen und 108 Aufsätze in führenden Zeitschriften, außerdem 11 Bücher, deren Mitverfasser er war. Hinzugekommen sind danach vier Bücher und weitere Abhandlungen. Zahlreiche Schriften von ihm sind übersetzt worden – ins Französische, Italienische, Japanische, Niederländische, Spanische, Serbokroatische, Schwedische und Russische. Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Werkes und der wirtschaftspolitischen Interessen stehen internationale Währungsprobleme. Die Studie „International Trade and the National Income Multiplier“ (1943, ³1961; serbokroat. Übers.) begründete M.s Ruf in der internationalen Wirtschaftswissenschaft. In der Diskussion um die Neuordnung des Weltwährungssystems haben seine Bücher „Die Pläne zur Reform des internationalen Geldwesens“ (1962, engl., ital., Japan. u. russ. Übers.) und „Remaking the International Monetary System: The Rio Agreement and Beyond“ (1968, ²1971; schwed. Übers.) nachhaltigen Einfluß ausgeübt. Auf seine Initiative hin entstand 1963 aus Wissenschaftlern und Währungspraktikern ein Expertengremium (Bellagio Group), in dem die anstehenden Reformen (Schaffung der Sonderziehungsrechte, Übergang zu größerer Wechselkursflexibilität) intellektuell vorbereitet wurden.

    Fruchtbar hat M. weiterhin das Feld des Wettbewerbs und der Marktformentheorie bearbeitet, angeregt auch durch seine Kartellerfahrungen. Seine Bücher „The Basing-Point System“ (1949), „The Economics of Seilers' Competition“ (1952, ⁵1969; japan. u. dt. Übers.) und „The Political Economy of Monopoly“ (1952, ⁴1967; ital. Übers.) wurden Standardwerke. Schließlich gebührt M. das Verdienst, die ökonomische Theorie des Wissens als neues Forschungsgebiet etabliert zu haben. Aufbauend auf früheren Beiträgen zur Frage des Patentschutzes und zur Bildungsökonomik schrieb er eine vielbeachtete Studie über die Entstehung, Ausbreitung und Nutzung des Wissens: „The Production and Distribution of Knowledge in the United States“ (1962, ⁴1971; russ. u. japan. Übers.). Er plante – statt einer Neuauflage – in den 70er Jahren ein achtbändiges Werk unter dem Titel „Knowledge: Its Creation, Distribution and Economic Significance“, dessen 1. Band|„Knowledge and Knowledge Production“ 1980 erschien und dessen 2. Band „The Branches of Knowledge“ noch zu seinen Lebzeiten (1982) veröffentlicht wurde.

    Kennzeichnend für alle seine Schriften ist der methodologische Individualismus der Österr. Schule, der sich bei ihm mit terminologischer Klarheit vereint. Berühmt geworden sind seine semantischen Aufsätze, in denen er Scheinprobleme aufdeckte, indem er sie auf den leichtfertigen Umgang mit mehrdeutigen Begriffen zurückführte. Sein Interesse an Methodenfragen wurzelt in der Wiener Zeit, in der er mit den Philosophen Felix Kaufmann und Alfred Schütz befreundet war und sich mit der Wiener Schule der Positivisten auseinandersetzte.

    Wirtschaftspolitisch war M. der Tradition des klassischen Liberalismus verpflichtet. Zusammen mit Hayek und Mises, mit W. Rappard und J. Rueff, mit W. Eucken und W. Röpke gehörte er zu den Gründern der Mont Pèlerin Society. In der akademischen Welt bekleidete er zahlreiche ehrenvolle Ämter. Er war Präsident der American Association of University Professors (1962–64), der American Economic Association (1966) und der International Economic Association (1971–74)|

  • Auszeichnungen

    Dr. sc. pol. h. c. (Kiel 1965), L. H. D. (hon.) Case Institute of Technology (1967), Ehrensenator d. Univ. Wien (1971), Dr. oec. h. c. (St. Gallen 1972);
    Bernhard-Harms-Preis d. Inst. f. Weltwirtsch., Kiel (1974).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die neuen Währungen in Europa, 1927;
    An Economic Review of the Patent System, 1958 (dt. u. Japan. Übers.);
    Essays on Economic Semantics, 1963, Neuaufl. 1975 (span. u. franz. Übers.);
    Internat. Payments, Debts and Gold, 1964, ²1976 (Japan. Übers.);
    Involuntary Foreign Lending, 1965;
    Education and Economic Growth, 1970, ²1975 (niederländ. Übers.);
    A Hist. of Thought on Economic Integration, 1977;
    Methodology of Economics and Other Social Sciences, 1978.

  • Literatur

    George Bitros (Hrsg.), Selected Economic Writings of F. M., 1976 (W-Verz. S. 535-88);
    J. S. Dreyer (Hrsg.), Breadth and Depth in Economics, F. M., The Man and his Ideas, 1978, S. 313-16 (W-Verz.);
    G. Haberler, in: The Cato Journal 3, 1983, H. 1, S. 11-13;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Herbert Giersch
  • Zitierweise

    Giersch, Herbert, "Machlup, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 613-614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781065.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA