Lebensdaten
vor 1350 – 1410
Geburtsort
Krakau
Beruf/Funktion
Bischof von Worms
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118731823 | OGND | VIAF: 120694719
Namensvarianten
  • Matthäus
  • Matthaeus de Cracovia
  • Matthäus von Krakau
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Matthäus von Krakau, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731823.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Ratsschreiber v. K.

  • Biographie

    M. erwarb 1365 an der Prager Universität als etwa 15jähriger das Bakkalaureat, 1367 das Magisterium, war anschließend mehrfach Dekan der Artistenfakultät und promovierte um 1381 zum Dr. theol. Bald über Prag hinaus berühmt als Lehrer, Stadtprediger und Redner auf Provinzialsynoden, unternahm er im Auftrag der Universität mehrere Gesandtschaften an die röm. Kurie, wo er 1382 vor Papst Urban VI. eine programmatische Reformrede hielt. Um 1390 verließ M. – wie viele Kollegen – Prag und wurde im Frühjahr 1395 in das Professorenkollegium der jungen Univ. Heidelberg und von Pfalzgf. Ruprecht II. in den Kreis der Hofgeistlichen im Ratsrang aufgenommen. Ende 1396 bereits Rektor, wurde M. theologisch wie kirchenpolitisch in der Frage des Papstschismas zum führenden Kopf des stark von der Universität geprägten pfalzgräfl. Hofes, eines politischen Zentrums der röm. Obödienz. Ausgestattet mit einem Kanonikat zu Speyer, führte er als hochrangiger Angehöriger der Kanzlei und als Beichtvater Kg. Ruprechts von der Pfalz gemeinsam mit dem Kanzler, dem Speyerer Bischof Raban, die langwierigen Approbationsverhandlungen mit der Kurie, die er am 1.10.1403 erfolgreich abschloß.

    Aufgrund der Promotion des Königs ernannte Papst Innozenz VII. M. am 19.6.1405 in Rom zum Bischof von Worms. Auch als solcher blieb er dem König, der Universität und Stadt Heidelberg eng verbunden (die Universität erbte 1410 seinen Bücherschatz) und hielt sich in dem zwischen 1404 und 1407 ohnehin gebannten Worms nur selten auf, zumal die politischen Spannungen mit der Stadt durch den Ausgleich des Jahres 1407 nicht beendet wurden. Die für einen Deutschen seltene Ernennung zum Kardinalpresbyter tituli S. Cyriaci in Termis am 10.10.1408 durch Papst Gregor XII. scheint M. abgelehnt zu haben. Auf dem Konzil von Pisa (1409) vertrat er als Gesandter Kg. Ruprechts in aussichtsloser Lage die röm. Einheit der Kirche, konnte jedoch die Dreispaltung nicht verhindern. Ad fidei unitatem propagandam wurde er im selben Jahr von Papst Gregor XII. zum Nuntius für fünf deutsche Kirchenprovinzen mit umfassender Handlungsvollmacht ernannt.

    M.s reiches schriftstellerisches Werk besteht vornehmlich aus exegetischen Schriften, Sermones, Predigten, Reden und Erbauungsschriften. Durch den wohl kurz nach seinem langen Romaufenthalt 1403 unter Mitwirkung kurialer Gewährsleute verfaßten und später unter dem Titel „De squaloribus curiae Romanae“ bekannten Reformtraktat avancierte M. zu einem der bedeutendsten theologischen und kirchenpolitischen Publizisten seiner Zeit. Der Traktat enthält die Summe seiner theologischen Lehre und seines Lebens. Das simonistische Treiben an der Kurie religiös-moralisch scharf kritisierend, setzt M. sich für die Reform von Klerus, Kirche und Papsttum im Sinne einer Rückkehr zu den guten Ordnungen der patres sancti ein. Statt im Konflikt um den Primat von Papst oder Konzil einseitig zu entscheiden, ordnete M. beide Elemente der Kirche als deren notwendige Bestandteile einander zu. Sein Ziel war nicht eine Kirchenreform durch eine Verfassungsänderung, sondern eine Stärkung der Kirche durch ein mit Hilfe von Konzilien auf seine ursprüngliche Reinheit zurückgeführtes einiges röm. Papsttum. Wie keine andere zuvor gab seine fast mönchische Kritik an den Auswüchsen der päpstlich-kurialen Praktiken der konziliaren Reformbewegung Antriebe und wirkte direkt ein auf die großen Konzilien des 15. Jh. bis hin zur Reformation.

  • Literatur

    A. Potthast, Bibl. historica medii aevi I, 1896 (Neudr. 1957), S. 777 f.;
    H. Coing, Rep. u. Bibliogr. f. d. dt. Universitäten bis 1500, in: Ius Romanum medii aevi pars II, 1966, S. 3. – J. F. Schannat, Hist. episcopatus Wormatiensis I, 1734, S. 407 f.;
    Th. Sommerlad, M. v. K., Diss. Halle 1891;
    F. Franke, M. v. K., Sein Leben, Charakter u. s. Schrr. z. Kirchenreform, Diss. Greifswald 1910;
    G. Ritter, Die Heidelberger Univ. im MA (1386–1508), 1936;
    P. Moraw, Beamtentum u. Rat Kg. Ruprechts, in: ZGORh 116, 1968, S. 59-126, hier: S. 112-14;
    H. Heimpel, Der verketzerte M. v. K. in: Festschr. f. Walter Schlesinger II, 1974;
    ders., Zu zwei Kirchenreform-Traktaten d. beginnenden 15. Jh., 1974;
    Semper apertus, 600 J. Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg 1386-1986, Festschrift, hrsg. v. W. Doerr u. a., 1985, Bd. 1;
    LThK².

  • Autor/in

    Paul-Joachim Heinig
  • Zitierweise

    Heinig, Paul-Joachim, "Matthäus von Krakau" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 397-398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731823.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA