Lebensdaten
erwähnt 1404, gestorben 1427
Sterbeort
Altzella bei Nossen (Sachsen)
Beruf/Funktion
Zisterzienser ; theologischer Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100953344 | OGND | VIAF: 365743
Namensvarianten
  • Matthäus
  • Matthäus de Steynhuz
  • Matthäus von Königsaal
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Zitierweise

Matthäus von Königsaal, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100953344.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    M. de Steynhuz – dieser Namenszusatz ist als einziger Beleg für seine Herkunft oder seinen Familiennamen in einer Seitenstettener Handschrift überliefert – legte Ende des 14. Jh. seine Profeß in der Zisterzienserabtei Königsaal b. Prag ab. Zum Studium ging er vermutlich nach Paris, dann aber sicher nach Prag an das Bernhardskollegium, das Ordensstudium der Zisterzienser. 1404 Magister artium, las er 1405-07 die Sentenzen; 1410 und 1411 wird er als Examinator der Bakkalaureanden in der Theologischen Fakultät der Univ. Prag erwähnt. Am 18.3.1411 ist er in den Universitätsakten letztmals- und zwar als dispensator librorum – belegt. In Prag kreuzte sich M.s Weg zum ersten Mal mit dem des Reformators Johannes Hus, der gleichzeitig mit ihm die Sentenzen las. Aus einem rein wissenschaftlichen Disput entwickelte sich zwischen ihnen in der Auseinandersetzung um Wyclifs Lehren eine grundsätzliche theologische und kirchenpolitische Gegnerschaft. Im Gefolge des Auszugs der deutschen Universitätsnationen aus Prag 1409 (Kuttenberger Dekret) verließ auch M. aufgrund der sich verschärfenden hussitischen Bewegung die Universität; danach löste sich das gesamte Bernhardskolleg auf.

    M. wandte sich, da in Leipzig noch kein zisterziensisches Ordensstudium eingerichtet war, nach Altzella, wo ihn der gelehrte Abt Vincenz (1411–42) als theologischen Lehrer aufnahm. Altzella wurde für M. zur zweiten Heimat und – vor allem in seinen letzten Lebensjahren – zum Ort seiner bedeutendsten und umfangreichsten wissenschaftlichen Produktion, von der der Altzeller Bibliothekskatalog (1514) Zeugnis ablegt: Sein theologisches Hauptwerk, die „Quaestiones super I.-IV. librum Sententiarum“, das besonders der historisch-kritischen Augustinerschule verpflichtet ist, die „Lectura super Evangelium Matthaei“, eine Prager Vorlesung, die M. später in Altzella überarbeitet hat, die „Commentaria in hympnos de tempore et de sanctis Ord. Cist.“ des alten Zisterzienser-Breviers, die er auf Veranlassung seines Abtes 1423 für den Vortrag vor seinen Schülern in Altzella verfaßt hat, und, ebenfalls auf Bestellung des Abtes geschrieben, die „Lectura super I.-III. quinquagenam Psalterii“. Unterbrochen wurde M.s Aufenthalt in Altzella nur durch die Berufung zum Konstanzer Konzil, auf dem er am Prozeß gegen Hus beteiligt war. Neben seiner am 4.7.1417 gehaltenen Konzilspredigt „Estote misericordes“ sind noch vier Universitätspredigten aus der Prager Zeit von M. überliefert. Aus seinen letzten Jahren stammt die „Historia Catharinae“, eine hagiographische Sammlung zum Leben der hl. Katharina, der Patronin der Wissenschaften, von der in Altzella eine Reliquie verehrt wurde. M.s Werk ist entscheidend von den Eindrücken geprägt, die er während seiner Prager Zeit in Auseinandersetzung mit den hussitischen Lehren, vor allem aber mit der neuen Frömmigkeitsbewegung der „Devotio moderna“ gesammelt hat. Besonders sein Hymnenkommentar spiegelt M.s äußere und innere Verarbeitung dieser neuen geistigen und politischen Strömungen wider.

    Nach den „Annales Veterocellenses“ ist M. 1427 gestorben und im Kreuzgang des Klosters vor der Bibliothek begraben worden. Wenn er auch nicht – wie aus dieser Nachricht vielfach geschlossen worden ist – das Amt eines Bibliothekars in Altzella innegehabt hat, so bedeutet dieser Eintrag aber mindestens eine Würdigung der wissenschaftlichen und Lehrtätigkeit M.s. in Altzella und darüber hinaus in Sachsen. Nicht zufällig wird erst nach seinem Tod das zisterziensische Bernhardskollegium an der Univ. Leipzig endgültig eingerichtet, nachdem man es in Altzella, solange M. dort wirkte, trotz mehrfacher Ermahnungen des Generalkapitels seit 1411 immer wieder verzögert hatte.

  • Literatur

    E. Beyer, Das Cistercienser-Stift u. Kloster Alt-Zelle in d. Bistum Meißen, 1855, S. 89-121 u. 665 mit Nr. 607;
    F. Winter, Die Cisterzienser d. nordöstl. Dtld., 3. T. 1871, S. 48-50;
    L. Schmidt, Altzella, 1897, S. 2, 20, 22;
    A. Arnold, Fr. Mathäus Steynhus, d. Cistercienserprediger auf d. Konstanzer Konzil, in: Cistercienser-Chronik 48, 1936, S. 226-30;
    K. Lauterer, ebd. 71, 1964, S. 93-109;
    ders., Der Hymnenkommentar M.s v. K., ebd. 73, 1966, S. 33-43, 71-75;
    ders., M. v. K. als Theologe, ebd. 74, 1967, S. 129-41, 170-80;
    M. Bernards, Zu d. Predigten Odos v. Morimond, in: Cîteaux in de Nederlanden, 1953, S. 102;
    E. Winter, Frühhumanismus, 1964, S. 165-77;
    LThK VII;
    Vf.-Lex. d. MA.

  • Autor/in

    Birgit Studt
  • Zitierweise

    Studt, Birgit, "Matthäus von Königsaal" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100953344.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA