Lebensdaten
1894 – 1961
Geburtsort
Steinhorst bei Hannover
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Weniger, Erich Friedrich Adolf
  • Weniger, Erich
  • Weniger, Erich Friedrich Adolf
  • mehr

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Zitierweise

Weniger, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140468.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1862–1924), ev. Pfarrer in St. (s. E. W., in: Jb. d. Ges. f. niedersächs. KGesch. 57, 1959, S. 147–54), S d. Konrad Eberhard Adolf (1809–1903), aus Polle/Weser, ev. Pfarrer 1845 in Celle-Blumlage, 1855–92 in Münster (s. Ph. Meyer, Die Pastoren d. Landeskirchen Hannovers u. Schaumburg-Lippes seit d. Ref., 1. Bd. 1941), u. d. Jacobe Classine (Classis) Barnstedt;
    M Clara (1872–1904), aus Varel (Oldenburg), Cousine d. Hermann Weniger, T d. Erich Friedrich Barnstedt (1822-v. 1893), Oberamtsrichter, u. d. Clara Johanne Friederike Mutzenbecher (* 1830);
    Stief-M (seit 1908) Marie Gevers, verw. Wagemann ( 1945);
    Ur-Gvm Friedrich Mutzenbecher (1781–1855), aus Amsterdam, Jur., Dipl., oldenburg. HR, 1836 Reg.präs., Geh. Staatsrat (s. ADB 23; Biogr. Hdb. Oldenburg);
    3 B Karl (1899–1942 ⚔), Kpt. z. See, Adolf (1901–39 ⚔), Oberforstmeister in Kassel, Heinz (1903–54), Buchhändler u. Journ. in Kiel u. Köln, 2 Schw Jacobe (* 1896), Fürsorgerin in H., Marieluise (1898–1981), Soz.päd. u. Soz.arb. in Hamburg;
    1923 Elisabeth (1894–1962), T d. N. N. Schmidt, Sup. in Königs Wusterhausen;
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch von Bürgerschule und humanistischem Ks.-Wilhelm-Gymnasium in Hannover (Abitur 1913) begann W. ein Studium der Geschichte und Philosophie in Tübingen. 1914–18 kämpfte er als Freiwilliger im 1. Weltkrieg, 1919 war er mehrere Monate in einem Freikorps in Berlin gegen Spartakisten im Einsatz; danach setzte er sein Studium in Göttingen fort, wo der Historiker Karl Brandi (1868–1946), der Philosoph Georg Misch (1878–1965) und v. a. der Pädagoge Herman Nohl (1879–1960) zu seinen Lehrern zählten (Mitgl. d. Akad. Freischar). 1921–25 war er Leiter der Jugendvolkshochschule Göttingen. 1921 legte W. die Prüfung für das Höhere Lehramt ab und wurde bei Brandi mit der nur in Auszügen gedruckten Dissertation „Rehberg und Stein“ zum Dr. phil. promoviert. 1923 wurde er Nohls Assistent im Pädagogischen Seminar. Neben Sozialpädagogik und Volksbildung interessierte sich W. v. a. für didaktische Problemstellungen. 1926 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Die Grundlagen des Geschichtsunterrichts, Untersuchungen zur geisteswissenschaftlichen Didaktik“. Die allgemeindidaktischen Grundlagen stellte er 1930 in seinem Beitrag „Die Theorie des Bildungsinhalts“ zum Nohl-Pallat’schen „Handbuch der Pädagogik“ dar (Separatdr. 1952 u. d. T. „Theorie d. Bildungsinhalte u. d. Lehrplans“). Als zweiter Teil dieser „Didaktik als Bildungslehre“ erschien 1960 „Didaktische Voraussetzungen der Methode in der Schule“. Diese Abhandlungen begründeten die bildungstheoretische Didaktik der „geisteswissenschaftlichen Pädagogik“ (im Anschluß an Dilthey) und gelten bis heute als Standardwerke, nicht zuletzt der Lehrplantheorie.

    Seit 1929 war W. Professor für Philosophie und Pädagogik an den Pädagogischen Akademien in Kiel, Altona (seit 1930) und Frankfurt/M. (seit 1932). Aufgrund seines öffentlichen Einsatzes für die Weimarer Verfassung wurde er wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ im Mai 1933 zwangsweise beurlaubt und ohne Bezüge entlassen. W. legte Widerspruch ein und erreichte die Wiedereinstellung als beamteter Studienrat an einem Frankfurter Gymnasium. Seit Beginn des 2. Weltkriegs war W. als Betreuungsoffizier u. a. in Paris im Stab Carl-Heinrich v. Stülpnagels (1886–1944) tätig. Seit Mitte der 1930er Jahre legte er militärpädagogische Publikationen vor, so v. a. das in historisch-systematischer Perspektive entwickelte und grundlegende Gedanken zum Theorie-Praxis-Problem, aber keine Zeitkritik enthaltende Lehrbuch „Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung“ (1938) und die besonders NS-affine Schrift „Die Erziehung des dt. Soldaten“ (1944) (Mitgl. d. Dt. Ges. f. Wehrpol. u. Wehrwissenschaften, 1937). Bis heute ist seine Rolle in der NS-Zeit in der Forschung umstritten (Mitgl. d. NS-Lehrerbunds 1938). Ein Entnazifizierungsverfahren 1947 endete im Sept. 1948 mit der Einstufung als „Entlasteter“.

    Seit 1946 war W. Direktor der neugegründeten PH Göttingen. 1949 wechselte er als Nachfolger Nohls auf den Lehrstuhl für Pädagogik der Univ. Göttingen (em. 1961) und widmete sich Arbeiten zur Lehrerbildung. Einem von ihm herausgegebenen Sammelband mit wegweisenden Texten zum Geschichtsunterricht und zur politischen Bildung in der|Demokratie gab er 1952 den programmatischen Titel „Die Eigenständigkeit der Erziehung in Theorie und Praxis, Probleme der akademischen Lehrerbildung“ (³1964). Intensiv rezipiert wurde auch W.s Entwurf für „Neue Wege im Geschichtsunterricht“ (1949, ⁴1969), der sich durch eine kritische Perspektive und das Bemühen um eine Entmystifizierung des dt. Geschichtsbilds auszeichnet.

    Auch nach 1945 blieb die Militärpädagogik für W. ein wichtiges Beschäftigungsgebiet. So schuf er gemeinsam mit Wolf Gf. v. Baudissin (1907–93) die Grundlegung eines Konzepts der „Inneren Führung“ (Mitgl. d. Personalgutachterausschusses f. d. Streitkräfte 1955–58, seit 1958 d. Beirats f. Innere Führung d. Bundeswehr). Ein weiteres Wirkungsfeld war seine Mitarbeit im 1953 gegründeten „Deutschen Ausschuß für das Erziehungs- und Bildungswesen“, dessen vieldiskutierter „Rahmenplan zur Umgestaltung und Vereinheitlichung des allgemeinbildenden öffentlichen Schulwesens“ (1959) W.s Handschrift trägt.

    W. war Mitgründer und Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pädagogik“ (1960) und der „Neuen Sammlung“ (1955). Seine Versuche einer gesellschaftstheoretischen Modernisierung der geisteswissenschaftlichen Pädagogik wurden von vielen seiner Schüler, v. a. von Klaus Mollenhauer (1928–98), Herwig Blankertz (1927–83) und Wolfgang Klafki (1927–2016), weitergeführt.

  • Auszeichnungen

    |Hohenrodter Bund e. V. (z. Professionalisierung d. Erwachsenenbildung, 1926–30);
    Vors. d. Vorstands d. Dt. Sektion d. Weltbundes f. Erneuerung d. Erziehung (WEE, 1931–33).

  • Werke

    Weitere W Goethe u. d. Generale, 1942, erw. Neuausg. u. d. T. Goethe u. d. Generale d. Freiheitskriege, Geist, Bildung, Soldatentum, 1959;
    Pol. Bildung u. staatsbürgerl. Erziehung, Zwei Denkschrr., 1954;
    H. Nohl u. d. soz.päd. Bewegung, H. Nohl z. 80. Geb.tag, in: Zs f. Päd., 1959, 1. Beih., S. 5–20;
    Ausgew. Schrr. z. geisteswiss. Päd., ausgew. u. mit e. editor. Notiz versehen v. B. Schonig, 1975, ²1990;
    Erziehung, Pol., Gesch., Pol., Ges., Erziehung in d. geisteswiss. Päd., ausgew. u. komm. v. H. Gaßen, 1990 (P);
    Lehrerbildung, Soz.päd., Mil.päd. Pol., Ges., Erziehung in d. geisteswiss. Päd., 1990 (P);
    – Göttinger Stud. z. Päd. (Hg. 1956–61);
    Bibliogr.: B. u. H. Schwenk, in: Geisteswiss. Päd., 1968, s. L, S. 299–324;
    Nachlaß: Staats- u. Univ.bibl. Göttingen, Hss.abt.;
    BA-Mil.archiv Freiburg (Br.).

  • Literatur

    |I. Dahmer u. W. Klafki (Hg.), Geisteswiss. Päd. am Ausgang ihrer Epoche, E. W., 1968 (P; Biogr. v. B. Schwenk, S. 1–33);
    H. Gaßen, Geisteswiss. Päd. auf d. Wege zu krit. Theorie, Stud. z. Päd. E. W.s, 1978;
    ders., E. W.s Leben, Werk u. Wirkung, in: E. W., Erziehung, Pol., Gesch., 1990 (s. W), S. 413–69;
    K. Neumann, E. W., Erziehungswirklichkeit u. päd. Autonomie, in: Päd. an d. Georg-August-Univ. Göttingen, Eine Vorlesungsreihe, hg. v. D. Hoffmann, 1987, S. 139–61 (P);
    Göttinger Btrr. z. universitären Erwachsenenbildung, E. W., Leben u. Werk, hg. v. K. Neumann, H. 11, 1987;
    K. Beutler, Geisteswiss. Päd. zw. Politisierung u. Militarisierung, E. W., 1995;
    E. W. oder d. Legitimität d. Geisteswiss. Päd., in: Zs. f. Päd. 41, 1995, S. 359–426;
    W. Klafki, Zur Mil.päd. E. W.s, ebd. 44, 1998, S. 149–60;
    ders. u. J.-L. Brockmann, Geisteswiss. Päd. u. NS, H. Nohl u. seine „Göttinger Schule“ 1932–1937, 2002, v. a. S. 261–72;
    E. Matthes, E. W., Ein päd. u. pol. Reaktionär?, in: Päd. Rdsch. 52, 1998, S. 613–28;
    dies., Geisteswiss. Päd. n. d. NS-Zeit, 1998, v. a. S. 118–64;
    dies., Geisteswiss. Päd., Ein Lehrbuch, 2011;
    B. Ortmeyer, E. W. u. d. NS-Zeit, Forsch.ber., 2008;
    H. Kuss, Neue Wege, Alte Ziele? Geisteswiss. Didaktik auf d. Weg zu pol. Bildung, E. W., in: W. Hasberg u. M. Seidenfuß (Hg.), Modernisierung im Umbruch, Gesch.didaktik u. Gesch.unterr. n. 1945, 2008, S. 291–316;
    A. Lischewski, Meilensteine d. Päd., 2014, S. 417–22;
    W. Hehlmann, Päd. Wb., 1931 (nicht in d. Aufl. 1941, erneut in d. Aufl. 1953 u. d. T.Wb. d. Päd.“ u. Folgeaufll.);
    Biogr. Hdwb. Erwachsenenbildung;
    RGG⁴;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Eva Matthes
  • Zitierweise

    Matthes, Eva, "Weniger, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 783-784 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140468.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA