Lebensdaten
1848 – 1914
Geburtsort
(Bad) Karlshafen/Weser
Sterbeort
Halle/Saale
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118619837 | OGND | VIAF: 2580237
Namensvarianten
  • Suchier, Heinrich Ludwig Hermann
  • Suchier, Hermann
  • Suchier, Heinrich Ludwig Hermann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Suchier, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619837.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Hugenottenfam.;
    V Henry Soisjuste (1792–1860), Kaufm. in K., kurhess. LT-Abg., S d. Guillaume (Wilhelm) (1764–1846, franz.-ref. u. dt.-ref. Pfarrer in K., u. d. Amalie Chrétienne Praetorius (1774–99);
    M Juliane Wilhelmine Martzilger (1809–63), aus K.;
    Ur-Gvv Chrétien-Henry Paul (1730–94), 1758–94 franz. Pfarrer in K.;
    Ov Wilhelm, kurhess. Amtsphysicus in Veckerhagen/Weser, dann in K.;
    Paris 1874 Gertrude (1851–1917, Sängerin, Interpretin d. Lieder v. Robert Franz, T d. Heinrich Günther (1823–93, Musiklehrer in Marburg, u. d. Elisabeth Katharine Johanette Grampp (1831–91);
    2 S Walther (1878–1963), Romanist, ao. u. apl. Prof. in Göttingen 1914–46|(s. Kürschner, Gel.-Kal. 1961; Kosch, Lit.-Lex.³; W , L), Wolfram (s. 2; L), 1 T Hildegund (* 1881);
    Vt Reinhard (1823–1907, Dr. phil., Altertumswiss., Landeshist., Gymn.lehrer, dann Privatgel. in Hanau, Vors. d. Gesch.ver. Hanau (s. BJ X, Tl.; Hanau. Gesch.bll. 1919, S. 192).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Rinteln/Weser studierte S. Germanistik und Romanistik 1866–68 in Marburg und – unterbrochen durch die Teilnahme am dt.-franz. Krieg – 1868–71 in Leipzig, wo ihn Friedrich Zarncke (1825–91) und Adolf Ebert (1820–90) prägten und er 1870 mit der editionsphilologischen Dissertation „Über das niederrhein. Bruchstück der Schlacht von Aleschans“ (gedr. 1871) promoviert wurde. Auf das Staatsexamen in Latein und den neueren Sprachen 1872 folgte 1873 die Habilitation für engl. und roman. Philologie in Marburg (Über d. Quelle Ulrichs v. d. Türlîn u. d. älteste Gestalt d. Prise d’Orange, 1873). 1874 wurde S. zum ao. Professor der roman. und engl. Philologie in Zürich ernannt, 1875 zum o. Professor an der Akademie Münster. Als Nachfolger Hugo Schuchardts (1842–1927) übernahm er 1876 das Ordinariat für roman. Philologie an der Univ. Halle (Rektor 1901/02, em. 1913). Rufe nach Straßburg (1880) und Leipzig (1890) lehnte er ab.

    S.s umfangreiches Œuvre umfaßt alle drei Teildisziplinen der Romanistik (Philol., Lit.u. Sprachwiss.). Als Philologe trat S. durch eine Fülle meisterhafter Editionen vorwiegend altfranz. Werke hervor, die auf genauer Kenntnis der jeweiligen gesamten Überlieferung beruhten. Die der „kritischen“ Methode verpflichtete Textherstellung ist durch die stets mitgeteilten Lesarten der Handschriften kontrollierbar. Als Literarhistoriker verfaßte S. neben zahlreichen Einzelstudien zu den altfranz. Epen zusammen mit Adolf Birch-Hirschfeld (1849–1917) die „Geschichte der franz. Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart“ (2 Bde., 1900, ²1913), zu der er den ersten Band (Von d. Urzeit bis z. 16. Jh.) beisteuerte. S.s bedeutendste Leistung als Sprachwissenschaftler ist sein von Gaston Paris als mustergültig begrüßter Beitrag „Die franz. und provenzal. Sprache und ihre Mundarten“ zum ersten Band von Gustav Gröbers „Grundriss der roman. Philologie“ (1888, franz. 1901, ²1904), der die diachrone Analyse der galloroman. Sprachen mit einer synchronen verknüpft und – eine sprachgeograph. Pioniertat – die Darstellung der Sprachräume der franz., provenzal. und „mittelrhônischen“ (d. h. frankoprovenz.) Mundarten erstmals kartographisch aufbereitet. Unter S.s Leitung entstanden in Halle ca. 200 Dissertationen. Dank seiner Herkunft unterhielt er auch nach dem Krieg 1870/71 exzellente Beziehungen zu Frankreich, besonders zu Gaston Paris, und zog über die dt. Grenzen hinaus Studierende an, u. a. Maurice Wilmotte, Joseph Bédier und Alexandru Philippide. S. promovierte auch Charles Bonnier (Über d. franz. Eigennamen in alter u. neuer Zeit, 1888), dessen originelle Forschungen zur franz. Urkundensprache von der École des Chartes abgelehnt worden waren. Zu S.s herausragenden Schülern zählen der Editionsphilologe Karl Warnke (1854–1948) sowie die Literarhistoriker Eduard Wechssler (1869–1949), Carl Voretzsch (1867–1947) und Werner Mulertt (1892–1944).

  • Auszeichnungen

    A Roter Adlerorden 4. Kl. (1894);
    Kronenorden 3. Kl. (1902);
    Kriegsdenkmünze f. 1870/71;
    Geh. Reg.rat (1906);
    Palmes d`officier d`académie;
    Mitgl. d. Gelehrten Estn. Ges. Dorpat (1876), d. S×ci dou Felibrige (1882), u. d. Asociación artístico-arqueológica Barcelonesa (1900);
    korr. Mitgl. d. Real Ac. de la Historia Madrid (1904) u. d. Associé der Ac. Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (1905);
    Ehrenmitgl. d. Modern Language Association of America (1893) u. d. Ges. f. d. Studium d. neueren Sprachen, Berlin (1908).

  • Werke

    Weitere W Über d. Matthaeus Paris zugeschriebene Vie de seint Auban, 1876;
    Mariengebete, Franz., Portugies., Provenzal., 1877;
    Aucassin et Nicolette, neu nach d. Hs. mit Paradigmen u. Glossar hg., 1878, 101932 bearb. v. Walther Suchier;
    Bibliothecanormannica, 8 Bde., 1879–1911 (Hg.);
    Denkmäler provenzal. Lit. u. Sprache, 1883;
    Œuvres poétiques de Philippe de Rémi, sire de Beaumanoir, 2 Bde. 1884/85;
    Altfranz. Grammatik, Lfg. 1,1: Die Schriftsprache, Die betonten Vocale, 1893, franz. 1906;
    Les Narbonnais, Chanson de geste publ. pour la première fois, 2 Bde. 1898;
    La chançun de Guillelme, Franz. Volksepos d. XI. Jh., krit. hg., 1911;
    Nachlaß:
    Staatsbibl. Berlin;
    W-Verz:
    Walther Suchier, in: Zs. f. franz. Sprache u. Lit. 62, 1938/39, S. 247–94.

  • Literatur

    J. Bédier u. a., Forsch. z. roman. Philol., Festgabe H. S., 1900, Nachdr. 1978;
    K. Voretzsch, in: Chronik d. Univ. Halle 1913/14, S. 11–18;
    ders., in: Mitteldt. Lb. 5, 1930, S. 538–54 (P);
    M. Friedwagner, in: Frankfurter Ztg. u. Handelsbl., Abendbl. 58/ 185 v. 6. 7. 1914, S. 1;
    Trauerfeier f. H. S. in d. Domkirche zu Halle a. S. am 7. Juli 1914, 1914 (P);
    P. Meyer, in: Romania 43, 1914, S. 621–23;
    P. Barnils u. a., Estudis romanics (Llengua i literatura) a la memoria del prof. Dr. H. S., 1916 (P);
    W. Mulertt, in: Zs. f. roman. Philol. 44, 1925, S. 1–4 (P);
    Walther Suchier, in: Lb. Kurhessen 1, 1939, S. 258–60;
    Wolfram Suchier, Stammtafel d. Fam. S. in Dtld. 1651–1941, masch. 1942;
    E. Wechssler, in: GRM 8, 1920, S. 239–48;
    Mitteldt. Gedenktage 1964, S. 69 u. 1973, S. 126;
    Wi. 1909;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Franz Lebsanft
  • Zitierweise

    Lebsanft, Franz, "Suchier, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 665-666 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619837.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA