Lebensdaten
1873 – 1946
Geburtsort
Mährisch Schönberg (Šumperk, Mähren)
Sterbeort
Rottach-Egern
Beruf/Funktion
Sänger ; Tenor ; Schauspieler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118614959 | OGND | VIAF: 29749526
Namensvarianten
  • Slezak, Leo

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Zitierweise

Slezak, Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614959.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leo Rudolf (1849–1902), Erbe e. Mühle in M. Sch., nach deren Verlust ab 1876 Magazineur (Lagerverw.) in d. Tuchfabrik J. H. Offermann in Brünn;
    M Anna Kretschmer (1849–98);
    Breslau 1900 Elisabeth (Elsa) (1874–1944), aus Wien, Absolventin e. Schauspielschule d. KdM in Wien, Debüt 1891 Potsdam, dann Stadttheater Karlsbad, 1893 Neues Theater, Berlin, 1894 Krefeld, 1895 Stadttheater Brünn, 1896–98 Raimundtheater, Wien, ab 1898 in Breslau als jugendl. Sentimentale, Febr. 1900 Bühnenabschied als Johanna in „Die Jungfrau von Orleans“ v. F. Schiller> (s. ÖBL), T d. Wilhelm Wertheim (* 1818?), Bankier in Wien, u.|d. Antonie Straßmeier (1852–1945);
    1 S Walter (1902–83 Freitod), Operettensänger (Baßbariton), Debüt 1925 Zentraltheater, Berlin, danach gastweise am Metropoltheater, Berlin, u. a. 1932 UA „Eine Frau, die weiß, was sie will“ v. Oscar Strauss, wanderte 1930 in d. USA aus, Auftritte am Broadway in New York, 1959 an d. Metropolitan Opera als Kálmán Zsupán in „Der Zigeunerbaron“ v. J. Strauß, 1964/65 auch am Theater a. d. Wien, auch als Filmschausp. in Hollywood (s. W, L), 1 T Margarete (Ps. Margarete Winter, Margarete Normann) (1901–53, 1] N. N. Kopf, 2] Peter Normann Winter, Ps. Peter Normann, * um 1890, Schausp., Opernsänger), Gesangsausbildung b. Vera Schwarz in Wien, zunächst Operettensängerin 1926 am Theater a. d. Wien, 1928/29 Gärtnerplatztheater, München, nach weiterem Studium b. Astolfo Bescia u. Hedwig Francillo-Kaufmann Opernsängerin im lyrisch-dramat. Fach, Debüt in Brünn als Eudoxia, zusammen mit S. als Eleazar in „Die Jüdin“ v. F. Halévy, u. a. 1930–33 Staatsoper Berlin, 1935–43 Dt. Opernhaus Berlin, 1943 Wiener Staatsoper, ab 1932 Mitwirkung in verschiedenen Filmen, Kammersängerin (s. ÖML).

  • Biographie

    Von der Realschule seiner Heimatstadt verwiesen, zwangen die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie S. dazu, eine Lehre zu beginnen. Seit 1888 lernte er Maschinenschlosser und besuchte nach der Gesellenprüfung die Werkmeisterschule. Daneben wurde er Statist und Choreleve des Brünner Stadttheaters, wo er um 1894 dem Bariton Adolf Robinson (1838–1920) auffiel und in der Folge unentgeltlich von diesem unterrichtet wurde. Seine materielle Not mit wechselnden Beschäftigungen (freiwilliger Soldat, Schreiber, Handelsvertreter) überbrückend, erhielt S. nach einem Vorsingen am Stadttheater einen Vertrag zum Sept. 1895 (Debüt März 1896 Titelrolle Lohengrin v. R. Wagner). 1898 band er sich für fünf Jahre an das Kgl. Opernhaus Berlin, wo man ihn fast ausschließlich in kleinen Rollen einsetzte, bald aber auf Wunsch für zwei Jahre beurlaubte, um ihm am Stadttheater Breslau (1899–1901) eine bessere Steuerung seiner stimmlichen Entwicklung zu ermöglichen. Anfang 1901 löste Gustav Mahler S. aus dem noch bestehenden Berliner Vertrag und holte ihn an die Wiener Hofoper (erster Auftritt als Gast auf Anstellung mit Arnold, in Wilhelm Tell v. G. Rossini). S. gehörte der Wiener Oper bis 1912 und von 1917 bis zum Ende seiner Sängerlaufbahn 1934 an (letzter Auftritt Titelrolle in Otello v. Giuseppe Verdi). Um sich auch international im italien. und französ. Repertoire etablieren zu können, nahm S. 1907 Unterricht bei Jean de Reszke in Paris und gastierte in der Folge zunächst in London (Covent Garden Mai 1908; ebd. bereits 1900 in den Titelrollen v. Lohengrin, Tannhäuser und Siegfried v. R. Wagner); im Nov. 1908 debütierte er als Otello an der New Yorker Metropolitan Opera, der er sich parallel zu seinem Wiener Engagement auf drei Jahre verpflichten konnte. S., der zu den bestbezahlten Tenören seiner Zeit gehörte, gastierte an allen wichtigen und großen Bühnen, u. a. in Prag (1901), Zürich (1902), Mailand (1905), Lemberg (1907), Frankfurt (1912, 1917), Dresden (1916), Budapest (1918), Kopenhagen (1920), Stockholm (1920/21), auch in Amsterdam, Berlin, Moskau, München, Paris, St. Petersburg, Warschau, und im Rahmen der Tourneen der Metropolitan Opera. Gelegentlich unternahm er auch Ausflüge in die Operette und die Revue (Das hat die Welt noch nicht geseh'n, Komische Oper, Berlin 1924). Lange bevor sich seine stimmlichen Mittel erschöpften, trat S. als Verfasser humorvoller autobiographischer Schilderungen hervor. Seit 1932 verlagerte S. seinen Wirkungsbereich auf den Film, wo er in zahlreichen Rollen seinen Sinn für Komik ausleben konnte, angesichts seines Eintretens für jüd. Freunde aber auch immer wieder um das nächste Engagement bangen mußte.

    Von imposanter Statur, verfügte S. über „die wahrscheinlich prachtvollste jugendliche Heldentenorstimme unseres Jahrhunderts“ (Fischer), die sich dazu durch Beweglichkeit und Leichtigkeit auszeichnete. Die außerordentlich sichere, wohlklingende Höhe und der strahlende Glanz seiner hell eingefärbten Stimme bei unvergleichlicher Fülle des Tons machten ihn, dessen Mezzavoce Raffinesse besaß, zu einem idealen Interpreten lyrisch-dramatischer Partien über nationale Gesangsstilgrenzen hinaus. Zu seinen wichtigsten Rollen gehörten u. a. Stolzing (Die Meistersinger v. Nürnberg v. R. Wagner), Eléazar (La Juive v. F. Halévy), Jean de Leyde und Raoul (Le Prophète, Les Huguenots v. G. Meyerbeer), die Titelrolle in Faust (Ch. Gounod), Assad (Die Königin v. Saba v. Karl Goldmark), der Herzog, Manrico und Radames (Rigoletto, Il trovatore, Aida v. G. Verdi) und Canio (I Pagliacci v. R. Leoncavallo). S. war auch ein Liedsänger von hohen Graden.

  • Auszeichnungen

    österr. Kammersänger (1905);
    rumän. Kammersänger (1906);
    bayer. Kammersänger (1918);
    Ehrenmitgl. d. Staatsoper Wien (1926), d. Regia Acc. Filarmonica di Bologna (1928);
    Offz.kreuz d. Ordens d. ital. Krone;
    bayer. goldene Ludwigsmedaille;
    goldene Medaille f. Kunst u. Wiss. d. USA;
    Komturkreuz d. Krone v. Rumänien u. d. jugoslaw. Sava-Ordens;
    Goldene Rr.-Insignien Albrechts d. Bären;
    Ehrenbürger v. Brünn.

  • Werke

    u. a. Schrr.: Meine sämtl. Werke, 1922;
    Der Wortbruch, 1927;
    Rückfall, 1940;
    Mein Lebensmärchen, 1948 (postum);
    Walter Slezak (Hg.), Mein lieber Bub, Briefe e. besorgten Vaters, 1966 (P, Rollenbilder);
    Diskogr.:
    ca. 400 Platten auf fast allen Marken d. Zeit, 1901–29;
    Neuveröff. b. Preiser (vgl. Kesting, s. L);
    ca. 50 Filme in Dtld. u. Österr. 1932–43, u. a. Der Frauendipl., 1932 (Regie E. W. Emo, Debüt);
    G'schichten aus d. Wienerwald, 1934 (Regie G. Jacoby);
    La Paloma, 1934 (Regie K. H. Martin);
    Die lustigen Weiber, 1936 (Regie C. Hoffmann);
    Der letzte Wiener Fiaker, 1937 (Regie H. Marischka);
    Gasparone, 1937 (Regie G. Jacoby);
    Heimat, 1938;
    Es war e. rauschende Ballnacht, 1939 (beide Regie C. Froelich);
    Operette, 1940 (Regie W. Forst);
    Münchhausen, 1943 (Regie J. v. Báky);
    Schrr. zu Walter:
    What Time's the Next Swan?, 1962, dt. u. d. T. Wann geht der nächste Schwan?, 1964, ²1987 (Autobiogr.);
    Schrr. zu Margarete:
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, 1953.

  • Literatur

    L. Klinenberger, L. S., Ein Btr. z. Gesch. d. dramat. Gesangskunst, 1910;
    Walter Slezak, What Time's the Next Swan?, 1962, dt. 1964, ²1987;
    J. Dennis, in: The Record Collector 15, Nr. 9/10, 1964, S. 197–235 (Diskogr. v. Th. G. Kaufman, S. 208–26);
    A. Natan, in: Opernwelt, 1969, H. 10, S. 45–47 (P);
    E. Krause, Der Tenor-Recke, ebd., 1973, H. 8, S. 8;
    C. H. Hiller, Schöne Stimmen v. damals, L. S., ebd., 1979, H. 8, S. 48–51;
    H. v. Feilitzsch, L. S., Der Meister d. hohen C's, 1996 (P, Film-Verz.);
    Enc. dello Spettacolo IX, 1962;
    Filmlex. degli autori e delle opere VI, 1964;
    H. Holba u. a., Reclams dt. Filmlex., 1984;
    I. Ackerl u. F. Weissensteiner, Österr. Personenlex., 1992;
    Das Breslau-Lex., 1993;
    J. Kesting, in: Die gr. Sänger d. 20. Jh., 1993 (P);
    J. M. Fischer, Gr. Stimmen, 1995;
    A. Pâris, Klass. Musik im 20. Jh., ²1997;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Th. Lippert, in: Lex. z. dt. Musikkultur, Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien, 2, 2000;
    A. Heinzlmeier u. B. Schulz, Lex. d. dt. Film- u. TV-Stars, 2000;
    K. J. Kutsch u. L. Riemens, Gr. Sängerlex., ⁴2003;
    CineGraph;
    Eisenberg;
    Hist. Lex. Wien;
    MGG²;
    Munzinger;
    ÖBL;
    Personenlex. Österr. (P);
    ÖML;
    zu Walter:
    Feilitzsch, 1996 (s. o.);
    Wi. 1935;
    Enc. dello Spettacolo IX, 1962;
    Filmlex., 1964 (s. o.);
    R. Ulrich, Österreicher in Hollywood, ²2004;
    Österr. Musiklex.;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kutsch-Riemens;
    ÖML;
    zu Margarete:
    Feilitzsch, 1996 (s. o.);
    Das Jb. d. Wiener Ges., hg. v. F. Planer, 1929;
    Lex. d. Frau, 1954;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kutsch-Riemens;
    ÖML.

  • Porträts

    Büste v. O. Proew (Rottach-Egern, Alter Friedhof);
    S. mit L. Thoma u. L. Ganghofer, Bronzedenkmal v. Qu. Roth, 1995/96 (Rottach-Egern, Kurpark).

  • Autor/in

    Ralph Patocka
  • Zitierweise

    Patocka, Ralph-Günther, "Slezak, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 502-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614959.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA