Lebensdaten
1889 – 1953
Geburtsort
Nagyvárad (Großwardein, Ungarn, heute Oradea, Rumänien)
Sterbeort
Farmington (Connecticut, USA)
Beruf/Funktion
Sänger ; Bariton
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116922982 | OGND | VIAF: 54333747
Namensvarianten
  • Schorr, Friedrich

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Zitierweise

Schorr, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116922982.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Mayer (1856–1913), 1877 Oberkantor in Neusandez (Nowy Sącz), 1880 in N., 1891 an d. Synagoge d. Ver. „Beth-Israel“ in Wien, Vizepräs. d. Oesterr.-ungar. Cantoren-Ver. (s. Lb. berühmter Kantoren, hg. v. A. Friedmann, 3, 1927; ÖBL; Hist. Lex. Wien VI), S d. Abraham Chasan (Kantor) in Fălticuni (Moldau. Rumänien);
    M Bertha N. N.;
    4 B;
    1) Anna Schuffler (um 1890–1951), Sängerin (s. Kutsch-Riemens, Gr. Sängerlex.), 2) 1952 Virginia Ericson, Sängerin.

  • Biographie

    Ebenso wie seine vier Brüder erbte S. das stimmliche Talent von seinem Vater, der 1891 zum Hauptkantor der Großen Wiener Synagoge berufen wurde. Dennoch begann er auf Wunsch der Eltern zunächst ein Jura-Studium in Wien und setzte es später in Graz fort. Zugleich ließ er bei dem Gesangspädagogen Adolf Robinson, dem Lehrer auch von Leo Slezak, seine Stimme ausbilden. Robinson überzeugte ihn schließlich, ganz die Sängerlaufbahn einzuschlagen. Erste Bühnenerfahrung sammelte S. bei Auftritten in kleineren Rollen an der Chicago Opera im Frühjahr 1912; sein eigentliches Debüt gab er am 20.6.1912 in Graz gleich in der überaus anspruchsvollen Partie des Wotan („Die Walküre“). 1916 wechselte S. von Graz nach Prag, 1918 von dort nach Köln, wo er bis 1923 engagiert blieb. In diesem Jahr wurde er Mitglied der Berliner Staatsoper, wo er als Prometheus in Walter Braunfels' Oper „Die Vögel“ debütierte. Ebenfalls 1923 bereiste er mit der von Leo Blech geleiteten „German Opera Company“ Nordamerika. Vom damaligen Generalmanager der New Yorker Metropolitan Opera entdeckt, wurde er 1924 an dieses Opernhaus verpflichtet. S. präsentierte sich dort erstmals als Wolfram im „Tannhäuser“ und gehörte bis 1943 zum Ensemble der Met. Neben den in seinem Repertoire dominierenden Heldenbaritonrollen Wagners war S. hier auch in mehreren Erstaufführungen zu hören, so in „Jonny spielt auf“ von Ernst Křenek (1929), „Schwanda der Dudelsackspieler“ von Jaromir Weinberger (1931) und „Elektra“ von Richard Strauss (1932). Parallel zu seinem Met-Engagement gastierte er 1923-33 alljährlich an der Berliner Staatsoper, wo er u. a. in den Uraufführungen von Křeneks „Die Zwingburg“ (1924) und Franz Schrekers „Der singende Teufel“ (1928) auftrat. Weitere wichtige Wirkungsstätten S.s waren die Wiener Staatsoper, der Londoner Covent Garden, die Oper von San Francisco sowie v. a. die Bayreuther Festspiele. Während der Festspielzeiten 1925, 1927, 1928, 1930 und 1931 stand er dort als Wotan und Wanderer im „Ring“-Zyklus auf der Bühne. Seit 1933 konnte er als Jude in Deutschland, seit 1938 auch in Österreich nicht mehr auftreten.

    Am 2.3.1943 verabschiedete sich S. als Wanderer im „Siegfried“ von der Metropolitan Opera. Nach dem Ende seiner Bühnenlaufbahn erschien er weiterhin im Konzertsaal und inszenierte an der New York City Center Opera Wagner-Opern. 1943 wurde er Direktor der Manhattan School of Music in New York und leitete zugleich ein Studio für Operngesang an der Hartt School of Music in Hartford. Zu seinen bedeutendsten Schülern zählen Cornell MacNeil, Ezio Flagello, Grace Hoffman und Carlos Alexander.

    Obwohl S.s Repertoire durchaus vielfältig war und auch Partien des ital. Fachs umfaßte wie Scarpia („Tosca“) und Amonasro („Aida“), dazu Rollen von Strauss (Jochanaan, Orest, Faninal, Barak, Altair), Beethoven (Pizarro in „Fidelio“), Pfitzner (Borromeo in „Palestrina“), die Titelrollen von Borodins „Fürst Igor“, Busonis „Doktor Faust“ und Marschners „Hans Heiling“, standen im Zentrum seines Könnens und Wirkens zweifellos die Heldenbaritonpartien Wagners, die er sämtlich (Holländer, Wolfram, Telramund, Kurwenal, Hans Sachs, Wotan, Wanderer, Günther, Amfortas) an seinem Stammhaus, der New Yorker Met, gesungen hat. Dank der seit 1931 im Rundfunk übertragenen Samstags-Matinéen der Met sind diese Wagner-Porträts S.s fast alle in Live-Mitschnitten dokumentiert. Für den hohen vokalen Anspruch dieser Rollen war S.s viril und dunkel timbrierter Bariton mit seiner kraftvollen Mittellage und der metallischen, durchschlagskräftigen Höhe vorzüglich geeignet. Die gesanglichen Forderungen Wagners nach einer ausgewogenen Balance von Wortlaut und Wohllaut, einem sog.dt. Belcanto“, erfüllte er mit vorbildlicher Artikulation und einer dem Ideal nahekommenden Verschmelzung von Deklamation und Gesang. Zumal in der Gestaltung von Rollen wie dem Hans Sachs und dem Wotan in der „Walküre“ hat S. Maßstäbe gesetzt, die seitdem nie mehr erreicht wurden. Er zählt zu den bedeutendsten Wagner-Interpreten, die auf Schallplatte dokumentiert sind.

  • Literatur

    A. Frankenstein, E. Amon u. B. Semeonoff, F. S., in: The Record Collector, Vol. 19/1+12, 1971, S. 245-84 (Discogr., P);
    L. di Cave, Mille voci, una Stella, 1985;
    J. B. Steane, Singers of the Century, Vol. 2, 1998, S. 28-32;
    Riemann mit Erg.bd.;
    Kutsch-Riemens, Gr. Sängerlex.

  • Autor/in

    Kurt Malisch
  • Zitierweise

    Malisch, Kurt, "Schorr, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 484-485 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116922982.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA