Lebensdaten
1915 – 2006
Geburtsort
Jarotschin (Posen)
Sterbeort
Schruns (Vorarlberg)
Beruf/Funktion
Sängerin ; Sopranistin
Konfession
-
Normdaten
GND: 118612085 | OGND | VIAF: 98196019
Namensvarianten
  • Schwarzkopf, Olga Maria Elisabeth Friederike
  • Dame Elisabeth Schwarzkopf
  • Legge, Elisabeth (verheiratete)
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Zitierweise

Schwarzkopf, Elisabeth, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612085.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1885–1970), Dr., Gymn.lehrer in J., Magdeburg, Cottbus u. Berlin;
    M Elisabeth Fröhlich (1889–1972);
    1953 Walter (1906–79, 1] 1941 Nancy Evans, * 1915, Opernsängerin, Altistin), aus Keith Grove, Ravenscourt Park b. London, Schallplattenproduzent in London, gründete 1945 d. Philharmonia Orchestra, Dir. d. Columbia-Schallplattenges. u. d. EMI (s. New Grove; Oxford DNB; W), S d. Harry Legge (* 1871), Schneider, u. d. Florence N. N. (* 1871); kinderlos.

  • Biographie

    Infolge der häufigen Versetzungen des Vaters verbrachte S. ihre Kindheit und Jugend in verschiedenen Städten, kam 1928 nach Magdeburg und 1931 nach Cottbus. Seit 1933 in Berlin ansässig, begann sie nach dem Abitur 1934 im selben Jahr ein Gesangsstudium an der Staatl. Hochschule für Musik, u. a. bei Lula Mysz-Gmeiner, die sie anfangs zur Altistin ausbilden wollte. Nach dem Studium wurde S. zunächst in die Opernschule der Staatsoper unter den Linden aufgenommen; 1938 wurde sie Mitglied des Deutschen Opernhauses Berlin in Charlottenburg. Bis 1942 sang sie eine Vielzahl von Partien des lyrischen und des Koloraturfachs, so Ännchen in „Der Freischütz“, Musetta in „La Bohème“ bis zur Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“. 1940 wurde sie Privatschülerin von Maria Ivogün (1891–1987), die S. zeitlebens als ihre eigentliche Lehrerin betrachtete. 1941 gab sie ihren ersten Liederabend mit Ivogüns Ehemann, Michael Raucheisen (1889–1984); sie war zudem mit einigen Beiträgen – angeblich ohne ihr Wissen – in dessen für den Rundfunk aufgezeichneter dt. Liedanthologie vertreten (1940–45). Eine Randerscheinung dieser Zeit blieben ihre – wohl von Goebbels protegierten – Ausflüge zum Film. Nach zwei Gastspielen Ende 1942 folgte die Verpflichtung durch Karl Böhm an die Wiener Staatsoper.

    Nach Kriegsende wurde S. zunächst mit Auftrittsverbot belegt. Sie war 1938 der NSDAP beigetreten und hatte sich auch in der Truppenbetreuung engagiert. Zwar war sie von der „Gottbegnadeten-Liste“ gestrichen worden, genoß jedoch weiterhin die Protektion des Propagandaministeriums. Im Entnazifizierungsverfahren machte sie widersprüchliche Angaben; auf diese Weise konnte sie das Auftrittsverbot (bis 1947) immer wieder umgehen. Danach gehörte sie dem berühmten, von Josef Krips (1902–74) geleiteten Wiener Mozart-Ensemble an; neben Donna Elvira (Don Giovanni), Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) und Pamina (Die Zauberflöte) gehörten auch Verdi-Partien wie Gilda (Rigoletto) und Violetta (La Traviata) zu ihrem Repertoire.

    1947 erfolgte ihr Début bei den Salzburger Festspielen als Susanna in „Le Nozze di Figaro“; im folgenden Jahr stieg sie zur Contessa auf. Bis 1964 war sie fast jährlich in Salzburg zu erleben, 1960 und in den folgenden Jahren als Marschallin im „Rosenkavalier“ unter Karajan in einer – zudem verfilmten – Inszenierung. Ebenfalls 1947 trat S. erstmals bei den Luzerner Festwochen mit dem „Deutschen Requiem“ von Brahms unter Leitung von Wilhelm Furtwängler auf. Im Anschluß an ein Gastspiel der Wiener Staatsoper in London (für das sie die österr. Staatsbürgerschaft annahm; durch ihre Heirat mit Walter Legge erwarb sie 1953 zusätzlich die brit.), wurde sie eingeladen, dem Ensemble von Covent Garden beizutreten, dem|sie bis 1951 angehörte. Ihre Stimme hatte sich zum lyrischen Sopran entwickelt, der ihr auch einige Ausflüge ins jugendlich-dramatische Fach erlaubte. In London sang sie neben dem dt. Repertoire, darunter neu die Eva in „Die Meistersinger von Nürnberg“, auch Rollen des ital. und franz. Repertoires, sämtlich jedoch in engl. Sprache.

    S. eroberte nun alle musikalischen Zentren: 1950 folgte die Mailänder Scala (Elisabeth im „Tannhäuser“ unter Karajan), 1951 die Bayreuther Festspiele (Eva in den „Meistersingern“ von Nürnberg, ebenfalls unter Karajan, außerdem Woglinde in „Rheingold“ u. „Götterdämmerung“). In Amerika debutierte sie, auch wegen Vorbehalten seitens der amerik. Öffentlichkeit gegen ihre Einstellung während der NS-Zeit, relativ spät, mit einem Liederabend in New York 1953. Ihr Operndebut gab sie 1955 an der San Francisco Opera als Marschallin, 1956 sang sie dort erstmals die Alice Ford im „Falstaff“. In den nächsten Jahren folgten häufig Liederabende (Debut in der Carnegie Hall 1956). Ihr erstes Auftreten an der New Yorker Metropolitan Opera, ebenfalls als Marschallin, verzögerte sich bis 1964. Auf den Rat ihres Ehemanns schränkte S. ihr Repertoire schließlich auf drei Mozart- (Contessa, Fiordiligi u. Donna Elvira) und zwei Strauss-Partien ein (Marschallin u. Gfn. Madelaine in „Capriccio“). Ende 1971 zog sie sich nach Aufführungen des ersten Rosenkavalier-Aktes in Brüssel von der Opernbühne zurück. Vereinzelt trat sie noch bis 1977 als Liedersängerin auf und wirkte danach als geachtete und strenge Pädagogin. Seit Anfang der 80er Jahre wurde infolge der Forschungen O. Rathkolbs und später der Biographie A. Jeffersons S.s Rolle während der NS-Zeit verstärkt thematisiert und ihr Verhalten z. T. sehr kritisch bewertet.

    Neben dem Opernrepertoire pflegte S. ein umfangreiches Konzertrepertoire. Besonders eindrucksvoll war sie im „Deutschen Requiem“ von Brahms sowie dem Requiem von Verdi. Der Liedgesang nahm für sie eine zentrale, schließlich dominierende Rolle ein. Am Klavier begleitete sie dabei meist Gerald Moore, später Geoffrey Parsons, aber auch Solisten wie Edwin Fischer und Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler (für ein Wolf-Recital in Salzburg 1953). Für Schallplattenaufnahmen musizierte sie auch mit Walter Gieseking (Mozart-Lieder) und Glenn Gould (Richard Strauss' „Ophelia-Lieder“).

    S. verfügte über eine Stimme von außergewöhnlicher Schönheit und reiner Intonation, die sie technisch meisterhaft beherrschte. Perfekte Artikulation und makelloser LegatoGesang erlaubten ihr besondere vokale Abschattierungen. Sie gestaltete dabei sehr bewußt, was ihr zuweilen den Vorwurf des Manierierten und Künstlichen einbrachte. Neben ihrem Einsatz für das Liedschaffen Franz Schuberts war sie insbesondere eine Anwältin des Œuvres von Hugo Wolf. Der modernen Musik stand sie kritisch gegenüber; einer der wenigen Ausflüge in dieses Fach war die Partie der Anne Truelove in der Uraufführung von Strawinskys „The Rakes Progress“ am 11.9.1951 in Venedig unter Leitung des Komponisten. Aus S.s umfangreichem diskographischen Vermächtnis ragen die Gesamtaufnahmen von Opern Mozarts und Strauss' hervor: „Le Nozze di Figaro“ (unter Karajan), „Don Giovanni“ (unter Giulini), „Così fan tutte“ (unter Böhm) haben ebenso Referenzstatus erreicht wie die Aufnahmen des „Rosenkavalier“ unter Karajan und „Capriccio“ unter Sawallisch. Von ihren unschätzbaren Diensten für die Rehabilitierung der Operette, v. a. von Johann Strauß und Franz Lehár, zeugen einige maßstäbliche Aufnahmen unter Otto Ackermann. Neben den oben erwähnten Liedaufnahmen sind v. a. das „Italienische Liederbuch“ von Hugo Wolf (mit Dietrich Fischer-Dieskau u. Gerald Moore), ferner die unter George Szell eingespielten „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss sowie die beiden Aufnahmen des Verdi-Requiems unter de Sabata und Giulini hervorzuheben.

  • Auszeichnungen

    Lilli-Lehmann-Medaille (Salzburg 1950);
    Orfeo d'Oro (Mantua 1959);
    Orphée d'or d. Ac. du disque lyrique (Paris 1969);
    Edison-Preis (Amsterdam 1961);
    Kammersängerin (Dtld. 1961, Österr. 1983);
    Ehrenmitgl. d. Schwed. Ak. f. Musik (1964) u. d. Wiener Staatsoper (1983);
    Hugo-Wolf-Medaille (1971);
    Gr. BVK (1974);
    Dr. h. c. (Cambridge 1977);
    Mozart-Medaille (Frankfurt/M. 1982);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1983);
    Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres (1986);
    Mozart-Medaille d. UNESCO (1991);
    Ehrenmedaille der Stadt Wien (2002).

  • Werke

    Weitere W u. a. Filmrollen: fünf Filme, zw. 1939 u. 1944, davon erhalten: Drei Unteroffiziere;
    – Gesangsrollen: Trionfi di Afrodite v. Carl Orff, UA Mailand 1953 (Dir. Karajan), Child of our time v. M. Tippett, Turin 1953 (Dir. Karajan);
    Diskographie:
    erste solist. Schallplattenaufnahmen 1939 (Operettenausschnitte), 1946 v. W. Legge f. Columbia Records (EMI) unter Vertrag genommen, danach erste Aufnahmen unter Karajan;
    Operettenaufnahmen:
    Die Fledermaus, Der Zigeunerbaron, Eine Nacht in Venedig, Wiener Blut, Die lustige Witwe, Das Land d. Lächelns;
    Schrr.:
    On and Off the Record, A Memoir of Walter Legge, 1982, dt. u. d. T. Gehörtes, Ungehörtes, Memoiren, 1982.

  • Literatur

    R. Hauert u. B. Gavoty, E. S., 1957;
    O. Rathkolb, Führertreu u. gottbegnadet, Künstlereliten im Dritten Reich, 1991;
    A. Sanders, E. S., A Career on Record, 1995;
    A. Jefferson, E. S., 1996, dt. u. d. T. Die Biogr., 1996 (Diskogr., P);
    J. Hunt (Hg.), Teachers and pupils, S., Ivogün, Cebotari, Seinemeyer, Welitsch, Streich, Berger (dedicated to Dame E. S. on her 80th birthday), 1996;
    M. H. Kater, Die mißbrauchte Muse, Musiker im Dritten Reich, 2000;
    K. Liese, E. S., Vom Blumenmädchen zur Marschallin, 2007 (Rollenporträts, Diskogr., P);
    MGG²;
    Kutsch-Riemens, Gr. Sängerlex.;
    Kosch, Theater-Lex.;
    New Grove (P);
    New Grove²(P);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Schwarzkopf, Elisabeth" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 28-30 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612085.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA