Lebensdaten
1881 – 1920
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
-
Normdaten
GND: 118603590 | OGND | VIAF: 74645710
Namensvarianten
  • Grombeck, Ernst Ludwig (Pseudonym)
  • Rubiner, Ludwig
  • Grombeck, Ernst Ludwig (Pseudonym)
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Zitierweise

Rubiner, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603590.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Fam. in Galizien;
    V Wilhelm (* 1851, Ps. Gerhard Stein, Gerhard Walter), Journ., Romanautor;
    M N. N.;
    um 1910 Frida Ichak (s. 2); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch eines ev. Gymnasiums in Berlin studierte R. dort 1902-06 Musik, Kunst, Germanistik und Philologie, war Vorsitzender der Berliner Freien Studentenschaft und knüpfte Kontakte zur literarischen Avantgarde, in deren Blättern er seit 1904 publizierte. Bis 1914 lebte er als Kritiker in der expressionistischen Berliner Boheme des „Aktion“-Kreises um Franz Pfemfert (1879–1954), zeitweise 1912/13 in Paris. Bei Kriegbeginn 1914 emigrierte er mit seiner Ehefrau in die Schweiz, wo er Kontakte zu franz. und russ. Kriegsgegnern (Romain Rolland, Henri Guilbeaux u. Anatolij Lunatscharski) aufnahm und sich zur russ. Revolution von 1917 bekannte. 1917 gab er in Zürich einen Jahrgang des pazifistischen „Zeit-Echo“ heraus. Ende 1918 kehrte R. nach Deutschland zurück und wurde Lektor des Kiepenheuer-Verlags in Potsdam, dessen Programm er für seinen politisierten, aktivistischen Expressionismus öffnete, u. a. durch seine eigenen Anthologien und die Herausgabe der expressionistischen Reihe „Der dramatische Wille“. 1919 beteiligte er sich an den Aktivitäten des linksrevolutionären „Bundes für proletarische Kultur“ in Berlin und wurde wohl auch Mitglied der KPD. 1920 starb er infolge einer Lungenentzündung.

    Nach seinem Kriminalroman „Die indischen Opale“ (1910, erneut 1913) und den grotesken „Kriminalsonetten“ (1913, zus. mit Friedrich Eisenlohr [1889–1954] u. Livingstone Hahn) entwickelte sich R. zu einem Exponenten des expressionistischen „Literaten“, der diesen negativ besetzten Begriff gezielt als Bezeichnung für politisch engagierte Schriftsteller seiner Generation einsetzte. Mit den Manifesten „Der Dichter greift in die Politik“ (1912 in d. „Aktion“), „Maler bauen Barrikaden“ (1914 ebd.) und weiteren rhetorisch durchgearbeiteten Aufrufen, die 1917 gesammelt erschienen (Der Mensch in der Mitte), propagierte er, beeinflußt von Heinrich Manns (1871–1950) Geist-Macht-Antinomie und später von Kurt Hillers (1885–1972) „Aktivismus und Logokratie“, die gesellschaftliche Verantwortung des „Geistes“, der Literaten und Dichter. Sein einziges, postum 1920 uraufgeführtes Wandlungsdrama „Die Gewaltlosen“ (1919) steht im Kontext eines messianischen Bewußtseins.

    Durch die Opposition gegen den Krieg und das Vorbild der russ. Revolution wich die idealistische Selbststilisierung einer deutlichen Hinwendung zur zuvor kritisierten Arbeiterbewegung und zu sozialistischer Programmatik. Das Ziel sah er nun in der Schaffung einer „Gemeinschaft“, so der Titel einer seiner Kiepenheuer-Anthologien mit „Dokumenten der geistigen Weltwende“ (1919), Aufgabe des Künstlers sei die Befreiung des Menschen von kapitalistischer „Gefühlvergangenheit“. Dem sollte auch die revolutionär-politisch ausgewählte Lyrik-Anthologie „Kameraden der Menschheit“ mit „Dichtungen zur Weltrevolution“ (1919) dienen. Zudem gab R. gemeinsam mit seiner Ehefrau Werke von Gogol und Kusmin (1910) sowie Tolstoi und Voltaire (1918 und 1919) heraus bzw. übersetzte sie.

  • Werke

    Weitere W Das himml. Licht, 1916;
    Der Dichter greift in d. Pol., Ausgew. Werke 1908-1919, hg. u. mit e. Nachwort v. K. Schuhmann, 1976;
    K. Petersen. L. R., Eine Einf. mit Textausw. u. Bibliogr., 1980;
    Künstler bauen Barrikaden, Texte u. Manifeste 1908-1919, hg. v. W. Haug, 1988 (P);
    Lit. Btrr. u. a. in: Kampf, Der Demokrat, Die Aktion, Pan, Das Ziel (alle Berlin), Die Weißen Bll. (Leipzig), Zeit-Echo (Zürich).

  • Literatur

    W. Dürrson, „Es ist nicht mehr Zeit, zu betrachten“, Zum Werk d. Expressionisten L. R., in: Kürbiskern 1983, H. 3, S. 96-103;
    K.-H. Hucke, Utopie u. Ideologie in d. expressionist. Lyrik, 1980;
    B. Choluj, Vom abstrakten z. konkreten Enthusiasmus, Dargestellt an L. R., Erich Mühsam u. Leonhard Frank, in: Melancholie u. Enthusiasmus, Stud. z. Lit.- u. Geistesgesch. d. Jh.wende, hg. v. K. Sauerland, 1988, S. 181-94;
    W. Haug, „Pol. ist d. öff. Verwirklichung unserer sittl. Absichten“, in: Künstler bauen Barrikaden, Texte u. Manifeste 1908-1919, hg. v. dems., 1988, S. 7-35;
    ders., Bibliogr., ebd. S. 225-40;
    V. Belentschikow, Rußlands ‚Neuer Mensch' in d. Deutung d. dt. Expressionisten, Der Kreis um Pfemfert u. R., in: Die Welt d. Slaven 38, 1993, H. 2, S. 201-13;
    DBJ II, Tl.;
    Enc. Jud. 1971;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Lex. sozialist. Lit.;
    Killy;
    Metzler Lex. dt.-jüd. Lit.

  • Porträts

    Zeichnungen u. Fotos in: Künstler bauen Barrikaden, hg. v. W. Haug. 1988.

  • Autor/in

    Walter Fähnders
  • Zitierweise

    Fähnders, Walter, "Rubiner, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 156-157 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603590.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA