Lebensdaten
1821 – 1861
Geburtsort
Grange (County Sligo, Irland)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Tänzerin ; Schauspielerin ; Abenteurerin ; Kurtisane ; Salonière ; Geliebte des Königs Ludwigs I. von Bayern ; Publizistin ; Philanthropin
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118583719 | OGND | VIAF: 67257793
Namensvarianten
  • Gilbert, Eliza
  • Gilbert, Eliza Rosana (eigentlich)
  • Landsfeld, Maria Gräfin (ab 1847)
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Zitierweise

Montez, Lola, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583719.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edward Gilbert ( 1823 Dinapore/Indien), brit. Lt., aus angesehener irischer Fam.;
    M N. N., T d. irischen Adeligen Oliver u. e. Bauern-T, d. sich Oliverres de Montalva aus Schloß Oliver b. Madrid nannte u. als Nachfahrin d. Toreadors Francisco Montez aus Sevilla bezeichnete;
    Stief-V (seit 1823/24?) Captain John Craigie;
    1) Meath (Irland) 1836 (1837?) (getrennt 1842) Thomas James ( 1871), Captain d. 21st Rgt. of Bengal Native Foot, 2) 1849 ( 1851) George Trafford Heald (1828–53), Cornett aus angesehener engl. Fam., 3) San Francisco 1853 Patrick Purdy Hall ( 1853), Journalist.

  • Biographie

    M. kam 1822 mit ihren Eltern nach Ostindien, wo ihr Vater im folgenden Jahr der Cholera erlag. Sie wurde von Verwandten ihres Stiefvaters in Montrose (Schottland) erzogen, später in Paris und Bath, wo sich ihre Mutter niedergelassen hatte. Um einer Konvenienzehe mit dem wesentlich älteren Richter Sir Abraham Lumley zu entgehen, ließ sie sich um 1836 von einem engl. Offizier nach Irland entführen, heiratete ihn dort und begleitete ihn nach Indien. Anfang 1842 kehrte sie nach England zurück und trennte sich von ihrem Mann. In London nahm M. Schauspiel- und Tanzunterricht, letzteren bei einem span. Lehrer; ein Spanienaufenthalt schloß die Ausbildung ab. Ihr Debut in London am 3.6.1843 als „span. Tänzerin Lola Montez“ – eine geschickte Anknüpfung an das europaweite Spanienfaible seit dem Erscheinen von Prosper Merimées Roman „Carmen“ – fand jedoch weniger Beachtung als die Zeitungsberichte über ihre seit dieser Zeit behauptete span. Herkunft. Die in Dresden und Berlin gefeierte Tänzerin wurde wegen ihrer bei ihren Warschauer Auftritten für die nationalpoln. Partei bekundeten Sympathien des Landes (Rußland) verwiesen; ähnlich erging es ihr in Berlin und Baden-Baden. Die Auftritte der blendend schönen, weniger durch ihre tänzerische Begabung als durch ihre außergewöhnliche Ausstrahlung auffallenden und jede Konvention mißachtenden jungen Frau machten auf der Bühne wie in der Gesellschaft gleichermaßen Furore. Von hohen Gönnern protegiert, unternahm sie Tourneen bis St. Petersburg und Konstantinopel. 1843 lernte sie in Dresden Franz Liszt kennen, 1844 begleitete sie ihn nach Paris, wo sich beider Wege trennten. Im März 1845 verließ sie Paris nach einer Affäre wegen eines Duells, bei dem ihr Geliebter Dujarier, der Herausgeber von „La Presse“, den Tod fand.

    Im Oktober 1846 trat M. in München auf, wo sich Kg. Ludwig I. heftig in sie verliebte. Die öffentliche Meinung nahm Anstoß an dem herausfordernd machtbewußten und die bürgerlichen Maßstäbe von Sittlichkeit sprengenden Auftreten M.s („Je suis la maitresse du Roi“). Ludwigs Autokratismus steigerte sich angesichts der einmütig von allen Seiten geäußerten Verurteilung seiner Verbindung zu der „bayer. Pompadour“. Die schon seit längerer Zeit schwelende Regierungskrise kam zum Ausbruch, als der König zur Vorbereitung der Erhebung M.s zur Gräfin Landsfeld ihre Einbürgerung (Indigenat) forderte und das Gesamtministerium Abel im Februar 1847 demissionierte. Dem liberalen „Ministerium der Morgenröte“ Maurer/Zu Rhein folgte bereits im Herbst das sog. „Lola-Ministerium“ Oettingen-Wallerstein/Berks, das trotz rigorosen Eingreifens seitens des Königs die Opposition nicht mehr dämpfen konnte. Nach Straßenschlägereien zwischen rivalisierenden studentischen Verbindungen – den M. ergebenen Alemannen („Lolamannen“) und Lola-Gegnern –, der Schließung der Universität, Insultationen des Königs auf offener Straße und immer heftigeren Tumulten mußte sich Ludwig I. bereitfinden, die Universität wieder zu öffnen und am 12.2.1848 die Abreise M.s zu verfügen. Diese „tiefgreifende Erschütterung des monarchischen Prinzips“ (H. H. Hofmann) führte unmittelbar|in die Märzrevolution und zur Abdankung des Königs.

    M. floh in die Schweiz, wo sie vergeblich auf ihre Rückberufung hoffte. Ihre Münchner Episode avancierte bald zum Theater- und Revuestoff: Kurz nach ihrem Eintreffen in London Anfang 1849 kündigte der Covent Garden ihren Auftritt in dem später zurückgezogenen Drama „Lola Montez ou la Comtesse pour une heure“ an. Während ihrer Reisen durch Nordamerika, Australien und Frankreich (1851–55) spielte, tanzte und sang M. ihr eigenes Schicksal in der erfolgreichen Revue „Lola in Bavaria“. Um dem Urteil eines 1849 nach ihrer zweiten Eheschließung von der Verwandtschaft ihres Mannes angestrengten Bigamieprozesses zu entgehen, floh M. zunächst auf den Kontinent, zwei Jahre später verließ sie nach dem Scheitern dieser Ehe, aus der zwei Kinder hervorgegangen sein sollen, Europa. 1853 heiratete sie einen amerikan. Journalisten, der noch im selben Jahr starb. 1856 unternahm sie ihre letzte, wenig beachtete Europatournee. In den folgenden Jahren trat M. als Schriftstellerin und Vortragsrednerin für die Emanzipation der Frau auf und war schließlich, nun die bekehrte Methodistin Eliza Gilbert, als aktive Sozialarbeiterin für gefallene Mädchen in New York tätig. Dort starb sie, nach schwerer Krankheit halbseitig gelähmt.

    Der Flut von Zeitzeugnissen, Memoiren, Briefen und Presseberichten ungeachtet, entziehen sich das abenteuerliche Leben und die schillernde Persönlichkeit M.s der objektiven Betrachtung. Unstrittig erscheinen ihre bezaubernde Schönheit und ihre Anziehungskraft auf die Männerwelt. Als Tänzerin und Abenteurerin, leichtsinnige Glücksspielerin und Kurtisane, geistreiche, sprachgewandte „Dame mit der Peitsche“ und Vorkämpferin der Selbstbestimmung der Frau gehört M. zu den wenigen Frauen des Biedermeier, die bis heute im populären Bewußtsein geblieben sind.

  • Werke

    Abenteuer d. berühmten Tänzerin, Von ihr selbst erzählt, 1847 (aus d. Franz., nicht authentisch);
    Memoiren, hrsg. v. A. Papon, 1849;
    Memoiren d. L. M., 1851;
    Countess of Landsfeld, The Arts of Beauty, or, Secrets of a Lady's Toilet, With Hints to Gentlemen on the Art of Fascinating, 1858;
    Lectures of L. M. (Countess of Landsfeld), Including her Autobiography, 1858;
    Anecdotes of Love: Being a true Account of the Most Remarkable Events Connected with the History of Love, in All Ages and Among all Nations, 1858 (franz. 1862 u. ö., dt. Übers. d. Vorträge: Blaues Blut, Hdb. d. Noblesse, v. E. M. Vacano, 1864);
    Memoiren d. L. M. (Gfh. v. Landsfeld), hrsg. u. mit e. Nachwort versehen v. K. Wilhelms, ²1986;
    Ludwig I. – L. M., d. Briefwechsel, hrsg. v. R. Rauh u. B. Seymour, 1995 (P).

  • Literatur

    E. B. d'Auvergne, L. M., An Adventuress of the Forties, 1909, ⁴1925;
    F. Bac, Louis I de Bavière et L. M., 1928;
    H. Wyndham, The Magnificent M., From Courtesan to Convert, 1936;
    A. Augustin-Thierry, L. Montès, Favorite royale, 1936;
    C. C. Burr, Autobiography and Lectures of L. M.;
    K. A. v. Müller, Am Rande d. Gesch., 1957, ²1958, S. 89-116;
    I. Ross, The Uncrowned Queen, Life of L. M., 1972;
    W. L. Kristl, Unsterbl. Lola? Bücher von u. üb. L. M., in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel, Frankfurt, Nr. 25 (30.3.1973), A 97-A 106;
    ders., Lola, Ludwig u. d. Gen., 1979;
    G. Hojer, Die Schönheitsgal. Kg. Ludwigs I., 1979, ²1983 (P);
    R. B. Greenblatt, L. M., Auf d. Suche nach Unabhängigkeit, Erfolg u. Liebe, in: Sexualmed., 1981, H. 9, S. 362 ff.;
    W. Pulz, L.-M.-Darstellungen als Indikator f. Sexualstrukturen im bayer. Alltagsleben d. Mitte d. 19. Jh., in: Oberbayer. Archiv 107, 1982, S. 303-30;
    H. Gollwitzer, Ludwig I. v. Bayern, 1986, S. 668-705;
    K.-J. Hummel, München in d. Rev. v. 1848/49, 1987;
    G. Barche, Jenseits d. biedermeierl. Moral, Abenteuer Emanzipation: L. M. u. Lady Digby, in: Biedermeiers Glück u. Ende, Ausst.kat. München 1988, S. 181-85;
    R. Rauh, L. M., in: Münchner Stadtanz. v. 21.11.1991 ff.;
    Romane:
    E. Pottendorf, L. M., Die span. Tänzerin, 1955;
    N. Holland, L. M., Der König u. d. Tänzerin, 1988;
    T. E. Harré, The Heavenly Sinner, The Life and Loves of L. M., o. J.

  • Porträts

    Ölgem. v. W. v. Kaulbach, 1847/48 (München, Stadtmus.), u. Joseph Karl Stieler, 1847 (München, Schloß Nymphenburg, Schönheitsgal.);
    Gipsbüste d. Maria Gfn. Landsfeld v. J. Leeb, 1847 (München, Bayer. Staatsgem.slgg., Wittelsbacher Ausgleichsfonds);
    Phot. in: C. Recht, Die dt. Phot., 1931.

  • Autor/in

    Ina Ulrike Paul
  • Zitierweise

    Paul, Ina Ulrike, "Montez, Lola" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 50-51 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118583719.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA