Lebensdaten
1898 – 1975
Geburtsort
Buenos Aires (Argentinien)
Sterbeort
Dover (Delaware, USA)
Beruf/Funktion
Sozialwissenschaftler ; Nationalökonom ; Unternehmer ; Mäzen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117251062 | OGND | VIAF: 5704047
Namensvarianten
  • Weil, Felix José
  • Weil, Lucio Felix José
  • Weil, Felix
  • mehr

Biografische Lexika/Biogramme

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Weil, Felix, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117251062.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (s. 1);
    M Rosalie Weismann;
    1) Frankfurt/M. 1920 1929 Katharina (Käthe) Bachert (Katrina de Hirsch) (1902–96, 2] 1930–47 Donald Frhr. v. Hirsch, 1901–91, aus München, Dr. rer. pol., Dr. phil., Legationsrat 1. Kl., 3] 1948 Alfred Romney, 1896–1977), aus Stuttgart, Sprechlehrerin, 2) Margot Jacoby, 3) 1939 Lucille Jacobowitz (* 1911), aus Stuttgart, 4) 1942 Helen Knopping (* um 1894), 5) 1950 Anne Dacharry;
    S aus 1) Frank E. G. (1924–2001).

  • Biographie

    W. lebte zunächst in Buenos Aires (Argentinien), seit 1907 bei der verwitweten Großmutter mütterlicherseits in Frankfurt/M., wo er das Goethe-Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur 1916 studierte er Nationalökonomie an der 1914 eröffneten Univ. Frankfurt/M. und trat in die Burschenschaft Cimbria ein. Seit 1917 diente er freiwillig und ehrenamtlich als Büro-Offizier beim Heeresamt. Spätestens mit der Novemberrevolution 1918 wandte er sich dem Sozialismus zu und engagierte sich im Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat. 1919 wechselte W. an die Univ. Tübingen, die politische Anziehung auf sozialistische Studierende hatte. Hier lernte er u. a. Clara Zetkin (1857–1933) kennen. Wegen revolutionärer Agitation wurde W. im selben Jahr aus Württemberg ausgewiesen. In Frankfurt/M. wurde er 1920 von Adolf Weber (1876–1963) zum Dr. rer. pol. promoviert.

    1923 finanzierte und veranstaltete W. in Geraberg bei Ilmenau (Thüringen) die „Erste Marxistische Arbeitswoche“ (EMA), an der u. a. Karl Korsch (1886–1961), Georg Lukács (1885–1971) und Friedrich Pollock (1895–1944) teilnahmen; zu einer weiteren „Arbeitswoche“ kam es nicht. Mit Pollock übernahm W. die Geschäftsführung der 1924 gegründeten „Marx-Engels-Archiv-Gesellschaft mbH“ zur Förderung und Herausgabe einer Marx-Engels-Gesamtausgabe. Noch vor der Einweihung des von W. finanzierten und mitgegründeten Instituts für Sozialforschung (IfS) 1924 initiierte er die Berufung des Austromarxisten Carl Grünberg (1861–1940) auf den mit der Institutsleitung verbundenen Lehrstuhl an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. W. widmete sich dem Aufbau einer Bibliothek zur Geschichte der Soziologie, der Arbeiterbewegung und des Sozialismus. 1929 übersiedelte W. nach Berlin, gründete die Soziologische Verlagsanstalt und engagierte sich mäzenatisch etwa für die Piscator-Bühne, den Maler George Grosz (1893–1959) und den Malik-Verlag.

    Besorgt über den Aufstieg der Nationalsozialisten, kehrte W. 1931 nach Argentinien zurück, begann dort eine Lehr- und Beratertätigkeit im Bereich Wirtschafts- und Finanzpolitik und war mitverantwortlich für die Steuergesetzgebung der argentin. Regierung. Seit 1933 unterstützte er Emigranten sowie deren Organisationen. Politisch angefeindet, wanderte W. 1935 in die USA nach New York aus, vermachte den Großteil seines Vermögens dem 1933 aus Frankfurt/M. emigrierten IfS (später Internat. Inst. of Social Research) und wirkte seit 1941 neben Max Horkheimer (1895–1973), Theodor W. Adorno (1903–69), Erich Fromm (1900–80) und Herbert Marcuse (1898–1979) u. a. als ständiges Mitglied des Instituts. Zu dessen Wiedereröffnung 1951 in Frankfurt/M. besuchte W. zum ersten Mal wieder Deutschland.

    Seit 1945 lebte W. in Kalifornien (US-Staatsbürger 1945) und engagierte sich kommunalpolitisch für die Demokraten. 1969–73 übernahm er im Rang eines Majors eine Lehrtätigkeit am Ramstein Education Center der US-Air-Force. Seine um 1970 begonnene Autobiographie konnte W. nicht mehr vollenden.

  • Auszeichnungen

    |Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt/M. u. Ehrenmitgl. d. IfS (1963).

  • Werke

    |Sozialisierung, Versuch e. begriffl. Grundlegung nebst e. Kritik d. Sozialisierungspläne, 1921;
    Gildensozialist. Rechnungslegung, in: Archiv f. Soz.wirtsch. u. Soz.pol. 52, 1924, S. 196–217;
    Die Arb.bewegung in Argentinien, 1923, neu aufgelegt in: Archiv f. d. Gesch. d. Sozialismus u. d. Arb.bewegung XI, 1925;
    Rosa Luxemburg über d. russ. Rev., Einige unveröff. Mss., ebd. 8, 1928, S. 285–98;
    Concepto y Alcance del Impusto a los Réditos, 1933;
    Neuere Lit. z. „New Deal“, in: Zs. f. Soz.forsch., 1936, H. 3, S. 404–10;
    Neuere Lit. z. dt. Wehrwirtsch., ebd. 7, 1938, H. 1 / 2, S. 200–18;
    Buchbesprechungen ebd. 8, 1939, S. 306–16, ebd., S. 492 ff., ebd. 9, 1941, S. 326–36;
    The Argentine Riddle, 1944;
    What goes on in Argentina?, in: The Antioch Review 5, 1945, Nr. 4, S. 532–44;
    How to Conduct your Case before a California Assessment Appeals Board, 1967;
    Erinnerungen, Teilabdr. in: Komm. z. Erforsch. d. Gesch. d. Frankfurter Juden (Hg.), Frankfurter Jüd. Erinnerungen, Ein Lesebuch z. Soz.gesch. 1864–1951, 1997, S. 144–54.

  • Literatur

    L U. Migdal, Die Frühgesch. d. Frankfurter Inst. f. Soz.forsch., 1981;
    H. R. Eisenbach, Millionär, Agitator u. Doktorand, Die Tübinger Studienzeit d. F. W. (1919), in: V. Schäfer (Hg.), Bausteine z. Tübinger Univ.gesch., Folge 3, 1988, S. 179–216;
    W. van Reijen u. G. Schmid Noerr (Hg.), Grand Hotel Abgrund, Eine Photobiogr. d. Frankfurter Schule, ²1990, S. 132–35 (P);
    K. Wittebur, Die dt. Soziol. im Exil 1933–1945, 1991;
    R. Hecker, Erfolgreiche Kooperation, Das Frankfurter Inst. f. Soz.forsch. u. d. Moskauer Marx-Engels-Inst. (1924–1928), Korr. v. F. W., C. Grünberg u. a. mit D. B. Rjazanov, E. Czóbel u. a. aus d. Russ. Staatl. Archiv f. Soz.- u. Pol.gesch. Moskau, 2000;
    H.-O. Schembs, Jüd. Mäzene u. Stifter in Frankfurt/M., 2007;
    R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, Gesch., Theoret. Entwicklung, Pol. Bedeutung, ⁷2008;
    M. Rapoport, Bolchevique De Salón, Vida de F. J. W., el fundador argentino de la Escuela de Frankfurt, 2014;
    J. Erazo Heufelder, Der argentin. Krösus, Kl. Wirtsch.gesch. d. Frankfurter Schule, 2017 (P);
    BHdE II;
    Frankfurter Biogr. (P).

  • Quellen

    |Berliner Ver. z. Förderung d. MEGA-Edition e. V., Korr.; Staatsbibl. zu Berlin, Hss.abt., Verlagsarchiv J. C. B. Mohr, Korr. W.s mit P. Siebeck; Dt. Nat.bibl., Dt. Exilarchiv, Nachlässe P. Leser u. H. M. Görgen, Korr. mit W.; Archiv d. H. Weil Memorial Foundation, Nachlaß J. u. A. Maier, Korr. mit W.; Inst. f. Stadtgesch. Frankfurt/M., Erinnerungen, Ms.; Univ.archiv Tübingen; Univ.bibl. Johann Christian Senckenberg, Frankfurt/M., Nachlaß A. Paquet, Korr. mit W.

  • Porträts

    |G. Grosz, „Porträt e. jungen Mannes“ (Portrait Dr. F. W.), 1926 (Los Angeles County Mus. of Art), Abb. in: J. Erazo Heufelder, Der argentin. Krösus (s. L), 2017 (Titelbild);
    Porträtrelief, Bronze, v. D. Fahrner, 1951 (Foyer d. IfS).

  • Autor/in

    Heike Drummer
  • Zitierweise

    Drummer, Heike, "Weil, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 611-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117251062.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA